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Und selbst der König schaut zu
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Samstag, 10. März 2018

Der Triumph über Rumänien hat Spanien den Weg zur WM geebnet.
Der Triumph über Rumänien hat Spanien den Weg zur WM geebnet.

Wenn man sich vor Augen führen will, wie weit der Rugbysport in Spanien gekommen ist und welchen Stellenwert er mittlerweile innehat, reicht der Blick auf zwei Dinge: Erstens wird die bisherige Rugby-Heimat der „Leones“, das Universitätstadion von Madrid, am Sonntag wieder einmal ausverkauft sein, so dass man sich beim Verband bereits nach Alternativen umsieht. Zweitens wird unter den 16.000 Zuschauern ein gewisser Felipe sein, seines Zeichens der König von Spanien. Auch er will hautnah dabei sein, wenn die Rugby-Nationalmannschaft der Iberer den wahrscheinlich vorletzten Schritt auf dem Weg zur WM macht.

Denn nach dem hart erkämpften 20:13 Sieg in Russland und dem 22:10 Heim-Triumph vor drei Wochen gegen den direkten Mitfavoriten Rumänien stehen die Spanier kurz vor ihrer erst zweiten WM-Teilnahme. Zwar liegen sie momentan in der separaten WM-Quali-Tabelle drei Zähler hinter den „Eichen“, doch während Rumänien nur noch ein für die WM-Quali relevantes Spiel vor der Brust hat, tritt Spanien noch gegen Deutschland und Belgien an - die beiden vermeintlich schwächsten Teams in der Rugby Europe Championship. Allein deshalb ist davon auszugehen, dass die Spanier gegen unsere DRV XV zu 110% motiviert sein werden.

Der Sieg gegen Rumänien war erst der dritte im 36. Spiel gegen den achtmaligen WM-Teilnehmer, der nun aller Voraussicht nach den weitaus schwierigeren Weg nach Japan antreten muss. Denn der Zweite der WM-Quali-Wertung muss erst gegen den Trophy-Sieger Portugal antreten, sofern sich dieser gegen Aufsteiger Tschechien durchsetzt. Danach wartet erst das Playoff-Duell gegen Samoa, die im Duell mit den Pazifik-Nationen Tonga und Fidschi den kürzeren gezogen hatten. Im Falle einer Niederlage wartet dann ein Repechage-Turnier um den letzten verbleibenden Platz mit drei weiteren Teams aus der ganzen Welt. Spanien spart sich nun derlei Mühen und kann sich auf Duelle mit Gastgeber Japan, Irland und Schottland einstellen. Die Russen haben kaum mehr als theoretische Chancen auf das Turnier in Japan.

Der entscheidende Schritt: Spanies Sieg über Rumänien vor 16.000 in Madrid

Als 19. im World-Rugby-Ranking stehen die „Leones“ nur einen Rang vor ihrem Allzeit-Hoch im Jahr 2013 und wäre das Heimspiel gegen die knapp vor den Leones platzierten Kanadier im November nicht verloren gegangen, wäre man in der Weltrangliste sogar noch weiter vorn. Doch Spaniens Erfolg hat sich nicht über Nacht eingestellt - zuerst einmal profitiert Spanien natürlich seit Jahren davon, dass man aus einem riesigem Pool von äußerst talentierten Doppel-Staatsbürgern aus der baskischen und katalanischen Community zurückgreifen kann. Mit Perpignan, Biarritz, Bayonne und Pau sind vier der historisch erfolgreichsten Klubs Frankreichs in der absoluten Grenzregion angesiedelt. Kein Wunder, dass zwei Drittel des Leones-Kaders in Frankreichs drei Profi-Ligen unterwegs ist. Gleich zehn von ihnen sind gebürtige Franzosen und das merkt man den technisch versierten Dreiviertelspielern der Leones auch an.

Doch auch in Spanien selbst gewinnt Rugby rasant an Stellenwert - die größten Sport-Zeitungen des Landes Marca, As, Sport und Marca berichten nach dutzenden Seiten über den immer noch alles überragenden Fußball mehr und mehr auch über Rugby. Auch der Aufstieg der beiden spanischen Herren-Nationalmannschaften wird im Detail verfolgt, so dass in all diesen Publikationen auch ausführlich über Spaniens Spiele bei den Oktoberfest 7s zu lesen war. Im spanischen Fernsehen schauen mittlerweile regelmäßig Hunderttausende bei den nationalen und internationalen Rugby-Übertragungen zu.

In den Stadien entwickelt sich der ovale Ballsport auch abseits des Nationalteams mehr und mehr zum Zuschauermagneten. Seit der Professionalisierung des Rugbysports hatten die großen französischen Klubs aus der Grenzregion immer wieder Spiele auf die andere Seite der Grenze verlegt. Biarritz und Bayonne trugen Spiele im Anoeta in San Sebastian aus, „les Catalans“ aus Perpignan gingen mehrmals den Weg nach Barcelona. Der Weltrekord für ein Vereinsspiel entstand beim EM-bedingten Gastspiel der Top 14 im Jahr 2016 in Barcelona, bei dem über 99.000 die Ränge des weltberühmten Camp Nous restlos füllten. Auch bei den Organisatoren des Europapokals hat man das Potenzial in Spanien erkannt: Im Mai dieses Jahre werden gleich beide Endspiele im 50.000 Zuschaeur fassenden San Mames von Bilbao ausgetragen werden.

Doch es müssen nicht immer die ausländischen Stars sein, um die spanischen Fans in die Stadien zu locken - in den beiden letzten Jahren waren jeweils mehr als 20.000 Zuschauer beim Finale des Copa del Rey, dem spanischen Pokal. Austragungsort war jeweils Valladolid, das neben dem spanischen Baskenland als weiterer Rugby-Hotspot gilt und mit VRAC und El Salvador zwei der absoluten spanischen Spitzenklubs hat. Dabei war man selbst bei den Organisatoren vom Erfolg überrascht, da das Pokalfinale bis dahin auch immer im ähnlich kleinen Rahmen, wie hierzulande ausgetragen wurde. Doch die Karten für das Finale 2016 waren schon vorm Spieltag vergriffen und nun gab es in diesem Jahr gar eine öffentliche Auseinandersetzung darum, wer das Finale ausrichten darf. In Valladolid ist man enttäuscht leer ausgegangen zu sein, da der spanische Verband das Finale nach Valencia vergeben hat. In der südspanischen Rugby-Wüste, in der momentan nicht ein Erstligist ansässig ist, wäre es eine noch größere Leistung die 26.000 Plätze des Stadions von Levante zu füllen.

Die Popiularität lässt sich auch bei den Vereinen und deren Nachwuchs messen. Insgesamt spielen in Spanien mittlerweile über 50.000 Erwachsene Vereinsrugby und mit dem Nachwuchs insgesamt um die 80.000, womit die Spanier gar nicht Mal mehr so weit von der Rugby-Großmacht Wales entfernt stehen. Nach dem Aufstieg in die Sevens World Series, durch den hauchdünnen Sieg über unsere Jungs in Hongkong und der absehbaren WM-Qualifikation steht das spanische Rugby so gut da, wie bisher noch nie. Trotz aller „Entwicklungshilfe“ vom großen Rugby-Nachbarn Frankreich und den Importspielern, scheint der Boom nicht auf tönernen Füßen zu stehen. Die seit Jahren steigende Partizipation und das gestiegene öffentliche Interesse dürften den Aufschwung der Iberer nur noch mehr befeuern.

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