Die diesjährigen Six Nations sind spannender denn je - und es werden mehr als doppelt so viele Versuche im Schnitt erzielt, wie noch vor fünf Jahren.
Nach drei gespielten Runden und kurz vor dem Schlussspurt beim diesjährigen Sechs-Nationen-Turnier wollen wir einen Blick auf die besten Spieler in den größten Rugby-Arenen des Kontinents werfen. Doch wie ermittelt man überhaupt den Top-Spieler des Turniers? Wir haben einen Blick auf verschiedene Kriterien geblickt, die einem bei der Frage nach dem besten Spieler des Turniers helfen können. Auch wenn die Six-Nations-Turnierleitung am Ende in einem intransparenten Verfahren verkünden wird, wer der Nachfolger von Stuart Hogg als bester Spieler des Turniers wird.
Die wohl objektivste Methode Leistung zu messen, ist ein ausführlicher Blick auf die Statistiken zu werfen. Doch welche Messwerte sind da von Interesse? Natürlich blickt man allerorts darauf, wer die meisten Versuche im Turnier erzielt hat. Momentan führt da Irlands Außen Jacob Stockdale:
1. Jacob Stockdale (Irland) - vier Versuche
2. Teddy Thomas (Frankreich), Huw Jones (Schottland) - jeweils drei Versuche
4. Gareth Davies, Steff Evans, Leigh Halfpenny (Wales), Matteo Minnozi (Italien), Owen Farrell, Anthony Watson, Sam Simmonds, Johnny May (England), Bundee Aki & Robbie Henshaw (Irland) - jeweils zwei Versuche
Doch es liegt in der Natur der Sache, dass diese Statistik Außendreiviertel und Schlussspieler ungemein bevorteilt. Selten kommen Erste- oder Zweite-Reihe-Stürmer in den Genuss Versuche zu erzielen. Ähnlich verhält es sich mit den Spielern, die die meisten Punkte erzielen. Wenig verwunderlich, dass hier die verlässlichen Kicker Halfpenny (36 Punkte), Machenaud (33 Punkte) und Sexton (32 Punkte) vorne liegen.
Nicht alle Statistiken werden von den Six-Nations-Organisatoren und ihrem Dienstleister Opta veröffentlicht. Doch sofern man als Fan an die Daten kommt, sind einige Zahlen durchaus sehr aufschlussreich. Nach Runde eins beispielsweise waren mit Steff Evans (103 Metern), Sam Simmonds (80 Meter) und Stuart Hogg (79 Meter) zwei Dreiviertel-Spieler und ein Stürmer unter den drei Spielern, die am meisten Meter mit dem Ball zurückgelegt hatten. Interessant auch zu sehen, dass mit Hogg ein Spieler, der mit seinen Schotten in Cardiff verloren hatte und dazu über alle Maßen kritisiert wurde, ganz weit vorne landet.
Auch in Runde zwei war Hogg wieder ganz vorne in dieser Statistik zu finden - mit 120 Metern beim knappen Sieg gegen Frankreich landet er immerhin auf Rang zwei. Nur Top-Try-Scorer Jacob Stockdale konnte mit 132 Metern mehr Distanz mit dem Ball unter dem Arm zurücklegen. Allerdings muss man diese Leistung auch im Licht des klaren Siegs über Italien sehen. Mike Brown (116 Meter) und Gareth Anscombe (107 Meter) konnten beim Spiel England-Wales für ihre Teams jeweils die meisten Meter machen. Jedoch bevorteilt auch dieser Wert eine Spielergruppe - als Schluss im modernen Rugby fängt man zahlreiche Kicks und hat meist zumindest erst ein Mal ein paar einfache Meter vor sich.
Der Londoner Telegraph sieht Jonathan Sexton als den insgesamt besten Spieler des Turniers bisher
Eine Statistik, die fast immer von Stürmern angeführt wird, ist die der gemachten Tackles. Ein Stürmer wie Guilhem Guirado, der im Auftaktspiel seiner Franzosen gegen Irland 31 Tackles gemacht hat, kann einen mehr als ordentlichen Arbeitsnachweis vorweisen. Zumal der Hakler nicht die vollen 80 Minuten auf dem Feld stand. Dass ein CJ Stander nicht auf solche Werte kommen kann, obwohl auch er als äußerst starker Tackler bekannt ist, ist jedoch auch klar. Denn der bullige Achter spielt in einer irischen Mannschaft, die bisher zwei Mal an die 70% Ballbesitz gekommen ist, womit Stander gar nicht die Chance hat dermaßen viele Tackles zu setzen.
Dafür führt Irlands Achter Stander des Öfteren eine andere Statistik an: In Runde eins ist er rekordverdächtige 24 Mal mit dem Ball in den Kontakt gegangen. In seinem bisherigen drei Spielen kommt Stander auf beeindruckende 58 Carries. Dass sich im schwierigen Stürmer-Kampf nicht dermaßen viele Meter machen lassen, wie auf Außen ist aber ebenso klar. Ebenso ist ihm dabei nur ein Durchbruch gelungen, während Team-Kollege Stockdale mit weniger Ausflügen mit Ball in der Hand gleich sechs Mal hinter die Defensive gelangt ist.
Eine weitere interessante Statistik ist „Defenders beaten“, die besagt an wie vielen Verteidigern die Spieler vorbeigekommen sind, sei es per Step oder gebrochenem Tackle. Dort befinden sich mit den Außen Anthony Watson (10) und Teddy Thomas (9), Flanker Sebastian Negri (10) und Innen Bundee Aki (12) Spieler auf verschiedenen Positionen vorne.
Die englische Qualitäts-Zeitung Telegraph versucht nun aus all diesen Daten eine objektive Liste zu erstellen, ohne dabei gewisse Positionen zu bevorteilen:
1. Jonathan Sexton (Ireland) 2. Huw Jones (Scotland) 3. Keith Earls (Ireland) 4. Owen Farrell (England) 5. John Barclay (Scotland) 6. Conor Murray (Ireland) 7. Joe Launchbury (England) 8. Finn Russell (Scotland) 9. Stuart Hogg (Scotland) 10. Maro Itoje (England)
Jedoch ist auch hier nicht ein einziger Erste-Reihe-Stürmer zu finden. Sonderlich viel Meter mit dem Ball machen die schweren Jungs nun Mal nicht, sie tacklen nicht dermaßen viel, wie erste Reihe Stürmer und erzielen erst recht keine Kick-Punkte. Denn wie will man objektiv die Stärke eines Props im Gedränge messen?
So bleibt die Diskussion um den besten Spieler des Turniers trotz aller objektiven Messwerte im Endeffekt zu einem gewissen Grad eine subjektive Diskussion.
Wenn ihr auf das diesjährige Sechs-Nationen-Turnier oder andere Rugby-Events wetten wollt, bekommt ihr hier die besten Quoten.
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