DRV-XV-Kapitän Nostadt beim offiziellen Fototermin in der Cluj Arena.
Die Umstände könnten weitaus besser sein für Deutschlands Fünfzehner-Nationalmannschaft, die heute um 15 Uhr deutscher Zeit (bei ran.de im Stream zu sehen) in der Cluj Arena gegen den Titelverteidiger antreten muss. Doch vor Ort im Gespräch mit dem Trainer-Team ist nichts von Resignation zu spüren, im Gegenteil. Coach Pablo Lemoine, Sturm-Coach Campbell Johnstone und Team-Manager Paul Healy sehen das heutige Spiel nicht nur als riesige Herausforderung, sondern auch als den Anfang einer Entwicklung, die mit einem übergeordneten Ziel, der WM 2023, seine Krönung finden soll.
Die kurze Trainingswoche bis hin zum Abflug am Donnerstag Abend wurde in der öffentlichen Wahrnehmung durch die Geschehnisse rund um die nicht-Abstellung der vom ehemaligen Hauptsponsor der DRV XV beschäftigten Spieler überschattet. Doch abseits des öffentlichen Hickhacks habe man durchaus konzentriert gearbeitet, so bestätigt es Team-Manager Healy gegenüber TotalRugby die Arbeit der letzten Tage: „Wir sind im Trainer-Team besonders zufrieden mit der positiven Einstellung der Jungs, sie mussten viel neues aufnehmen, zu aller erst ein neues Spielsystem und sind damit hervorragend umgegangenen“. Im weiteren Gespräch im Team-Hotel in den Vororten der 300.000 Einwohner zählenden Stadt im Nordwesten Rumäniens betont der Australier, der bereits als Chile-Trainer und Stade-Francais-Co-Trainer selbst Trainer-Erfahrung auf allerhöchstem Niveau gesammelt hat, dass viele junge deutsche Spieler die Chance ergreifen wollen ihr Land zu repräsentieren.
Das Auswärtsspiel beim Vorjahressieger stand unabhängig von der Zusammensetzung der deutschen Mannschaft - beim letzten Aufeinadertreffen beider Teams in Rumänien 2016 ging das deutsche Team inklusive aller WRA-Spieler mit 61:7 unter - nie im Verdacht ein einfaches Unterfangen zu werden. Dennoch will man sich im deutschen Team keineswegs seinem Schicksal ergeben - das deutsche Trainer-Team hat es sich nach der kurzen gemeinsamen Vorbereitung zum Ziel gesetzt sich von Woche zu Woche zu steigern. Zumal nach dem nächsten ganz harten Spiel gegen Georgien in Offenbach drei extrem wichtige und auf dem Papier einfachere Partien folgen werden, bei denen eine Reihe deutscher Auslands-Profis zusätzlich zur Verfügung stehen wird.
Beim heutigen Spiel wird Siebener-Spezialist Daniel Koch die deutsche Dreiviertelreihe als Verbinder lenken. Der Germania-List-Spielmacher hat mit dem Löwen Yassin Ayachi und seinem Siebener-Kollegen zwei agile Innen neben sich. Auf den Außen warten mit Paul Pfisterer und Christopher Korn zwei junge Siebener-erfahrene Talente auf brauchbare Bälle, RGH- und Siebener-Veteran Marvin Dieckmann startet als Schluss. Auf der Bank warten mit Clemens von Grumbkow und Mark Sztyndera äußerst erfahrene Kräfte auf ihren Einsatz. In der ersten Sturmreihe wird das Nord-Heidelberger Duo Paul Weiß und Marcus Bender, das bereits gegen Chile im Gedränge gute Arbeit geleistet hat, zusammen mit Hakler Senzo Ngubane vom SC Frankfurt 1880 es mit den Eichen im Gedränge aufnehmen. Frankreich-Profi Eric Marks wird zusammen mit Germania-List-Kapitän Stefan Mau die zweite Reihe bilden. England-Legionär Rafael Dutta wird zusammen mit Luke Dyckhoff und dem Berliner Falk Duwe in der dritten Sturmreihe auflaufen.
Die rumänische Übermacht im Angriff - abgesehen von der spektakulären Niederlage in Offenbach gegen unsere DRV XV gewannen die „Eichen“ alle Partien - will man im deutschen Trainer-Team mit konzentrierter Defensiv-Arbeit kontern. Schnell in der Defensive anlaufen, tief tacklen und den Gastgebern so keine Chance geben den Ball schnell auf die Außen zu bekommen wird das Rezept der DRV XV sein. „Das rumänische Gedränge ist eine Waffe“ ist sich Team-Manager Healy sicher, doch genauso weiß er um die Stärker der deutschen Tight Five: „Wir haben im Sturm eine gute Mischung aus Erfahrung und ambitionierten Nachwuchskräften“. Diese könnten es durchaus mit Rumäniens vermeintlicher Übermacht im Gedränge aufnehmen. Den eigenen Ballbesitz gelte es lange zu halten und generell keine sinnlosen Straftritte herzugeben. Auf die Frage nach der Herangehensweise, die man den Spielern mit auf den Weg in die Cluj Arena gebe, heißt es im Trainerteam: „Die Jungs müssen die Herausforderung akzeptieren, sich an den Spielplan halten und nicht zuletzt auch solche Spiele genießen!“
Im Gespräch mit TotalRugby richtet Team-Manager Healy den Blick jedoch auch weiter in die Zukunft über die heutige Partie hinaus: „Mit dieser Gruppe, den vielen jungen Talenten können wir viel aufbauen, das Potenzial ist definitiv vorhanden. Wir haben im Trainer-Team schon Stunden über Stunden diskutiert über die richtige Herangehensweise - es geht vor allem darum der ersten Mannschaft eine Umgebung zu geben, die es möglich macht Höchstleistungen zu liefern. Darüber hinaus müssen wir den Nachwuchsspielern Möglichkeiten geben sich weiterzuentwickeln und zwar im ganzen Land in drei oder vier Zentren. Natürlich ist das eine Entwicklung, die nicht in zwölf Monaten abgeschlossen sein wird, wir reden hier über drei, vier oder fünf Jahre. Unser realistisches und übergeordnetes Ziel ist die WM 2023. An diesem Ziel orientieren wir unsere Arbeit.
Das heutige Spiel gegen Rumänien soll ein Neuanfang sein, ein erster Schritt auf einem Weg, der die DRV XV ultimativ zur WM im Nachbarland Frankreich im Jahr 2023 führen soll.
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