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Germania List Coach Lindsay: "Ich werde die Germania-Familie vermissen"
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Montag, 29. Januar 2018

Germania Coach Duiane Lindsay trainiert die Lister mittlerweile in der dritten Saison. Dies wird jedoch seine letzte sein, da er nach Polen als Nationaltrainer wechseln wird. Foto (c) Janus
Germania Coach Duiane Lindsay trainiert die Lister mittlerweile in der dritten Saison. Dies wird jedoch seine letzte sein, da er nach Polen als Nationaltrainer wechseln wird. Foto (c) Janus

Duiane Lindsay wird am kommenden Montag mit der Vorbereitung seiner Germania List in die Rückrunde der Bundesliga-Nord beginnen. Seine mittlerweile dritte Saison in Hannover wird für den gebürtigen Nordiren jedoch seine letzte sein, denn der gebürtige Nordire hat über den Winter beim polnischen Verband als Nationaltrainer angeheuert. Die Auswahl unseres östlichen Nachbarn spielt in der Klasse unterhalb der DRV XV unter anderem gegen Tschechien, die Niederlande und Portugal. Nachdem er bereits Jordaniens Nationalmannschaft trainiert hat, wird dies seine zweite Anstellung als Nationaltrainer werden. In den kommenden Monaten wird Lindsay beide Posten parallel innehaben, bevor er endgültig auf die andere Oderseite nach Warschau wechselt.

TotalRugby: Hallo Duiane, Danke erst Mal für das Interview, mit deiner neuen Doppelbelastung hast du ja einiges um die Ohren. Wo erreichen wir dich gerade?

Duiane Lindsay: Kein Problem. Ich bin gerade in Warschau in Gesprächen mit dem polnischen Verbandsvorstand. Am Montag geht es für mich zurück nach Hannover zur Germania, um die Rückrundenvorbereitung zu beginnen.

TR: Wie ist es dazu gekommen, dass du bei Germania aufhörst? Lief dein Vertrag aus?

DL: Mein Vertrag läuft zum Ende der Saison hin aus. Jedoch wurde ich von Vereinsseite gefragt, ob ich Interesse habe diesen zu verlängern. Das habe ich jedoch dankend abgelehnt. Die Möglichkeit in Polen hat sich über einen Kontakt ergeben. Eigentlich war Tomasz Putra, der bereits eine sehr erfolgreiche Amtszeit auf diesem Posten hatte, der Favorit.

Aber am Ende wurde ich gefragt und bei dieser Chance konnte ich schlecht nein sagen. Unter anderem habe ich wohl mit meinem Entwicklungsplan für das polnische Rugby überzeugt, bei dem Entwurf hat mir übrigens auch Kobus Potgieter geholfen.

TR: In deiner letzten Rückrunde mit Germania geht es ja noch Mal um recht viel. Momentan steht ihr nach der Niederlage im direkten Duell drei Punkte hinter dem Lokalrivalen 78, jedoch mit einem deutlich besseren Punkteverhältnis. Was habt ihr euch bei Germania vorgenommen?

DL: Unser Ziel bleibt unverändert Erster im Norden zu werden und das Heim-Halbfinale in Hannover zu haben. Aber das wird alles andere als einfach. Der RK 03 wird meiner Meinung nach in der Rückrunde deutlich stärker auftreten. Außerdem werden die Grizzlies, bei denen wir auswärts antreten müssen, ein gehöriges Wörtchen mitreden. Wie man die Tage auf einer internationalen Spieler-Rekrutierungsseite lesen konnte, suchen sie gerade Verstärkungen im Sturm - wir werden abwarten müssen, wie stark sie in der Rückrunde sind.

Im Endeffekt wird es aber auf das direkt Duell gegen 78 um Platz eins hinauslaufen. In den letzten beiden Jahren haben sie uns jeweils daheim ganz knapp geschlagen - dafür haben wir bei ihnen deutlich besser ausgesehen. Hoffen wir, dass das in diesem Jahr ähnlich läuft.

 

 

 


TR: Wie sieht es für dich persönlich mit der Doppelbelastung aus? Wird das deine Arbeit bei Germania beeinflussen?

Natürlich wird das nicht ganz einfach. Ich bin jetzt erst einmal eine Woche in Hannover, dann einige Wochen in Poland zur Vorbereitung und für die ersten Europameisterschaftsspiele. Die Woche zum 10. März hin wieder in Hannover, da haben wir ein Vorbereitungsspiel gegen den SC Neuenheim. Sobald die Länderspiele am 24.3. enden bin ich dann aber komplett bis zum Ende der Rückrunde bei Germania.

Doch gerade das letzte Spiel gegen Portugal wurde durch Rugby Europe umterminiert, so dass ich wahrscheinlich beim Rückrundenauftakt beim RK 03 nicht dabei sein kann.

TR: Was sind für die Germania die größten Herausforderungen in der Rückrunde?

DL: Erst einmal haben wir natürlich noch einige Verletzte, allen voran Flanker Tom Behrend, der erst im November operiert wurde und frühestens im Halbfinale einsetzbar wäre. Das ist ein riesiger Verlust für uns. Aber natürlich werden uns die Siebener-Jungs in der Rückrunde häufiger fehlen, erst wegen der Hongkong-Vorbereitung und dann wegen der GP-Serie. Allerdings frage ich mich, warum die Bundesliga nicht einfach an anderen Wochenende spielen kann. Es sind doch nur 14 Spieltage insgesamt.


TR: Glaubst du die Saison aufs Kalenderjahr umzustellen könnte eine Lösung sein?

DL: Da bin ich mir nicht sicher, hier in Polen wurde es im vergangenen Jahr gemacht. Da ist das ganze nicht so ein großes Problem, da man um die Siebener-Termine herumarbeitet. Was ich mich in Deutschland jedoch auch frage: Warum endet die Hinrunde dermaßen früh? Das Wetter ist doch in den Wochen darauf noch völlig ok. Da gäbe es doch mit Sicherheit Möglichkeiten das besser zu organisieren.


Irgendwann wird man darüber hinaus sicherlich auch überlegen müssen den Siebener- und Fünfzehner-Spielbetrieb zu trennen. Wir haben sehr gute Nachwuchsarbeit bei der Germania geleistet und werden gewissermaßen dafür bestraft, da wir Spieler abstellen müssen. Im letzten Frühjahr haben unser Jungs an einem Freitag bei einem Uni-Turnier in Frankreich gespielt - Hendrik Meyer hatte damals nur ein paar Minuten gespielt und musste dennoch danach 72 Stunden pausieren und so konnten wir ihn nicht einsetzen, obwohl er bereit gewesen wäre.

Natürlich entwickeln sich unsere Spieler aber in dem professionellen Umfeld der DRV VII auch deutlich weiter. Das größte Problem bleibt also die Terminierung - im letzten Juni haben wir das Bundesliga-Halbfinale gespielt, wir konnten unseren Augen nicht trauen. Wir haben unsere Spieler wegen der Europameisterschaft abgegeben und auf der Gegenseite sind sie aufgelaufen. Wir haben jetzt in den letzten Jahren zwei Mal gegen den HRK im Halbfinale gespielt, beim ersten Mal haben wir ohne Sturm gespielt und dann das letzte Mal ohne Dreiviertelreihe - vielleicht läuft es beim dritten Mal ja besser (lacht).


TR: Was hast du dir mit Polen vorgenommen, etwa den Aufstieg?

DL: Genau wir steigen im Relegationsspiel gegen die deutsche Mannschaft auf (lacht) - im Ernst, in diesem Jahr sicher noch nicht. Wir wollen uns langsam in der oberen Tabellenhälfte der Rugby Europe Trophy etablieren. In der Trophy gab es bereits Spiele im Herbst (eine knappe Niederlage gegen Tschechien und ein Sieg gegen Moldawien, Anm. d. Red.). Jetzt müssen wir in den Niederlanden und der Schweiz auswärts antreten, sowie gegen Portugal daheim. Die Iberer sind definitiv das Top-Team der Gruppe.

TR: Was für eine Situation hast du denn in Polen vorgefunden, auf was für eine Herausforderung hast du dich da eingelassen?

DL: Es wird kein einfacher Job in Polen, so viel steht fest. Ich habe kein allzu üppiges Budget um meine Spieler oft beisammen zu haben. Und auch hier muss der Verband die Balance zwischen Siebener- und Fünfzehner-Rugby finden. Zudem haben wir insgesamt neun Spieler in der Fédérale 1 in Frankreich, die nicht immer freigegeben werden. Eventuell bekommen wir diese für zwei Spiele. Da fokussieren wir uns auf das Schweiz-Spiel und unser Heimspiel gegen Portugal, das groß aufgezogen wird, mit TV-Übertragung und so weiter.

Zudem ist die Winterpause in Polen noch länger, da die Saison nur vom April bis in den November geht. Deshalb wird das Spiel in Amsterdam für viele meiner Spieler das erste unter Wettkampfbedingungen nach fast einem halben Jahr sein. Um diese Situation zu vermeiden bin ich in Gesprächen mit Klubs in Irland und England, an die wir unsere guten Jungs im nächsten Winter verleihen können. Damit wir sie im Frühjahr fit und mit Spielpraxis einsetzen können. Und natürlich muss ich den Jungs mein Spielsystem vermitteln.


TR: Die Sprachbarriere dürfte beim Vermitteln von Inhalten in Polen mit deinem nordirischen Akzent sicherlich auch ein Thema sein.

DL: Das ist sie, definitiv. Ich habe immer einen Übersetzer dabei, auch als ich in den letzten Wochen die wichtigen polnischen Klubs besucht habe. Das wird definitiv nicht immer einfach werden.

TR: Bei der Germania hast du es da etwas einfacher - was wird dir noch fehlen nach dieser Saison?

DL: Noch ist es ja nicht soweit, aber definitiv die Jungs. Ob es nun die Spieler auf dem Feld sind, oder die sonstigen im Klub Involvierten. Man sagt immer Germania ist wie eine Familie und das kann ich nur bestätigen. Wer auch immer mein Nachfolger wird, übernimmt ein junges Team, das sein volles Potenzial noch nicht entfaltet hat. Ich werde aber definitiv öfter vorbeischauen, um zu sehen, wie sich die Jungs entwickeln. Speziell wenn es gegen 78 geht!

TR: Vielen Dank für das ausführliche Gespräch Duiane und viel Erfolg mit Germania List und Polen.

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