 Thomas Belousek für das DRV 7s Team 1999 (in Chile) gegen Samoa Heute startet unsere neue Kolumne “…was macht eigentlich?”. Ziel ist es, große Spielerpersönlichkeiten vergangener Tage wieder etwas in den Fokus zu rücken und etwas über ihr heutiges Leben auf und vor allem neben dem Rugbyplatz zu erfahren. Den Anfang macht Thomas Belousek, der wuchtige Außendreiviertel der RG Heidelberg.
“Belou” bestritt zahlreiche Länderspiele im 7er-Rugby und im 15er-Rugby und war u.a. Mitglied der legendären RGH-Mannschaft von 1997, die sowohl die 7er-Meisterschaft, den Pokal als auch die 15er-Meisterschaft erringen konnte.
Heute ist Thomas beruflich sehr viel unterwegs. Rugby hat aber in seinem Leben nach wie vor einen außerordentlich hohen Stellenwert, weswegen er die Entwicklung des Deutschen Rugbys mit großem Interesse verfolgt.
 Thomas Belousek heute TotalRugby: Hallo , wie geht es Dir, was machst Du im Moment?
Thomas Belousek: Hallo! Ich bin gerade in Heidelberg und freue mich mit meiner Familie und meinen Freunden Weihnachten zu verbringen und das Jahr in Ruhe ausklingen zu lassen.
TR: Erzähl uns ein bisschen was über deinen beruflichen Alltag.
TB: Ich bin jetzt seit 6 Jahren bei PayPal, einem Tochterunternehmen von eBay, für das internationale Risikomanagement verantwortlich. Ich bin daher viel in unseren Offices in San Jose/Kalifornien, Singapur und Sydney unterwegs. Seit 2 Jahren bin ich nun in unserem Luxemburger Büro, so dass ich ab und an die Wochenenden zumindest wieder in Heidelberg verbringen kann.
TR: Was für eine Rolle spielt Rugby in Deinem heutigen Alltag ?
TB: Nach meiner Familie nimmt Rugby in meinem Leben natürlich immer noch einen besonderen Stellenwert ein, wenngleich sich dies zeitlich verständlicherweise ziemlich in Grenzen hält. Auch Dank TotalRugby.de verfolge ich aber nach wie vor die nationale und internationale Rugby-Szene. Wann immer es mir die Zeit erlaubt, gehe ich zu den Spielen der RGH oder auch internationalen Spielen wie dem Heineken Cup, 6-Nations oder der Rugby WM. Zum Abschluss meiner Karriere habe ich bis 2006 noch beim irischen 2. Divisions Club Suttonians R.F.C. gespielt und vor kurzem habe ich nun eine Einladung zu der Oldie’s Rugby WM im nächsten Jahr in Frankreich erhalten – ich werde also zusehen, dass ich bis dahin wieder in Form komme!
TR: Schildere uns doch bitte deinen sportlichen Werdegang?
TB: Von meinen 3 Jahren bei den Suttonians in Irland einmal abgesehen, habe ich immer bei der RGH gespielt. Der RGH habe ich sehr viel zu verdanken, auch wenn es sicherlich Höhen und Tiefen gab, und ich sogar einmal Alternativen erwogen hatte, so war es doch für mich aus sportlicher und privater Hinsicht immer der beste Verein, dessen konsequente Politik hinsichtlich Jugendarbeit und kontinuierliche Integration eigener junger Nachwuchstalente in die 1. Mannschaft letztlich zu den verdienten Erfolgen auf nationaler und internationaler Ebene geführt hat.
TR: Was waren Deine größten Erfolge sowohl auf BL Ebene als auch DRV?
TB: Das 1997er Triple wird sicherlich dem gesamten damaligen RGH Kader für immer in Erinnerung bleiben. Das legendäre DM-Endspiel gegen Victoria Linden mit der Entscheidung im Platztrittschiessen war an Dramatik nicht zu überbieten.
Auf internationaler Ebene denke ich, dass es für jeden Spieler bereits ein großer Erfolg und eine besondere Ehre ist für sein Land zu spielen. So sehe ich das auch bei all meinen Länderspielen. Absolute Highlights waren aber dennoch die Hong Kong 7s 1992, der Gewinn der Bowl bei den Air France 7s in Paris in 1997 im Endspiel gegen Rumänien, das Spiel gegen die All Blacks in Santiago de Chile 1999 (7er) und das Spiel gegen die Barbarians in Hannover im Jahre 2000.
TR: Wann hast Du dein letztes Spiel als Aktiver bestritten?
TB: Mein letztes Spiel habe ich in Irland mit 40 Jahren bestritten. Meine Familie und der Beruf haben nun erste Priorität, zudem machte mir eine alte Knieverletzung mehr und mehr zu schaffen, so dass ich schweren Herzens die Rugbystiefel an den berühmten Nagel hängen musste. Ich hoffe aber, dass sie mir nächstes Jahr bei der Oldie WM noch ein letztes Mal passen werden!
TR: Nenne uns doch bitte ein paar ganz besondere Momente Deiner Karriere.
TB: Sportlich denke ich immer noch gerne an das Platztrittschiessen beim 1997er Endspiel zurück. Auch die Lokalderbies in den 90ern gegen den SCN, v.a. das Pokalendspiel 1995, wie auch das legendäre „erst ehrlos, dann wehrlos“ (so titelte damals die Rhein-Neckar-Zeitung) Spiel gegen den TSV Handschuhsheim werden immer ein Höhepunkt bleiben. Da Rugby ja aber aus 3 Halbzeiten besteht, werden mir unzählige Fahrten und Feiern mit meinen RGH-Kameraden immer in Erinnerung bleiben. Auch wenn wir viele bittere Niederlagen erlitten, die in diesem Sinne auch zu besonderen Erlebnissen zählen, so haben diese uns doch immer nur enger zusammengeschweißt und Freundschaften fürs Leben geprägt. Auch an die Spiele mit der Heidelberger Uni-Mannschaft, v.a. in Malta, denke ich natürlich immer wieder gerne zurück.
TR: Da Du erwähnt hast, dass Du selbst noch gelegentlich einige Bundesligapartien verfolgst, wie siehst Du das Niveau der Liga im Vergleich zu Deiner aktiven Zeit?
TB: Das Rugby in Deutschland hat die letzten Jahre enorme Fortschritte gemacht, es ist schneller und athletischer geworden. Trotzdem würde mich natürlich interessieren, wie unsere 97er Mannschaft wohl gegen die 2007er Meistermannschaft gespielt hätte – ein sehr kompakter, erfahrener Sturm mit gefährlicher Hintermannschaft mit Kapitän Wolfgang Hornig gegen 15 top fitte und technisch hervorragende ‚Young Guns’ ;-).
TR: Wie siehst Du die Zukunft des Deutschen Rugby in der BL? Des DRV?
TB: Ich finde es auch gut, dass Dr. Ulrich Byszio mit SC 80 Frankfurt und Dr. Peter Wild mit dem HRK etwas Leben in die Bundesliga bringen, das kann für die Entwicklung von Rugby in Deutschland nur positiv sein. Ich wünsche mir allerdings noch mehr solcher Mäzene, denn ohne Professionalität werden wir es einfach nie langfristig ins europäische Rugby-Oberhaus schaffen. Ich sehe daher die Rolle des DRV primär darin, die finanziellen Voraussetzungen hierfür zu schaffen – auch wenn sich dies sehr leicht sagt und der DRV sicherlich alles in dieser Hinsicht unternimmt. Die DRV Spieler haben eindrucksvoll bewiesen, wozu sie in der Lage sind, wenn das Umfeld stimmt. Nun gilt es, dieses Niveau und die Voraussetzungen hierfür zu halten und gemeinsam mit dem IRB die nächsten, erreichbaren Ziele und deren Finanzierung zu erarbeiten.
Folgende Legenden haben wir bereits interviewt: Markus Knoblauch | Dieter Genthner | Stefan Laier | Frank Himmer | Rainer Kumm | Ulrich Byszio | Thomas Belousek | Alexander Weidlich
TR: Was hältst Du von den Leistungen der Deutschen im internationalen Vergleich? Verfolgst Du die Spiele?
TB: Ich schaue mir die Spiele der Nationalmannschaft an, wann immer es die Zeit zulässt und war von den Hannover 7s begeistert. Der Aufstieg in die B-Gruppe war ein toller Erfolg für Deutschland, doch für das Sponsoring ist aber auch wichtig, endlich einmal an einem WM-Endturnier, im 7er oder 15er, teilzunehmen, und somit die Grundlage für die kommenden Jahre besser unterstützen und finanzieren zu können. Wenn man bedenkt, wie knapp die 7er WM in Hannover verpasst wurde, ist das schon sehr ärgerlich. Um auf Top-Niveau mitzuspielen und wichtige Turniere zu gewinnen, müssen wir aber auch eine entsprechende Spieler-Tiefe haben, die den Ausfall von Leistungsträgern kompensieren können.
TR: Was müsste Deiner Meinung nach getan werden, um die Entwicklung des Deutschen Rugbys weiter voranzutreiben?
TB: Wie bereits zuvor angesprochen, bin ich der Meinung, dass wir nur mit einem professionellen Finanzmanagement/-Sponsoring in der Lage sein werden, uns mittel-/langfristig als Rugby-Nation im europäischen Top-Niveau zu etablieren. Daher befürworte ich das Engagement von Rugby-Enthusiasten wie Dr. Byszio oder Dr. Wild sehr, durch deren Idealismus wir hoffentlich internationale tätige deutsche Grossunternehmen bewegen können, diesen einzigartigen Sport finanziell zu unterstützen.
Desweiteren helfen uns ausländische Top-Spieler das Niveau anzuheben und unsere Talente an höhere Aufgaben heranzuführen. Eine Möglichkeit wäre, jedem Bundesligaverein ein Budget für 2-3 professionelle Spieler zur Verfügung zu stellen, deren Einsatz gezielt mit den individuellen Vereinsbedürfnissen und dem DRV-Trainerstab abgestimmt sind.
Daher wünsche ich mir, dass das DRV-Management, die Vereine, Trainer und v.a. alle Rugby-Spieler die Unterstützung erhalten, damit Deutschland 2016 seine Bronze-Medaille bei den Olympischen Spielen erfolgreich verteidigen kann.
Beteiligt euch an der Wahl zum TotalRugby Spieler der Hinrunde. Mehr Info’s zur Wahl findet ihr im Forum – dort könnt ihr auch eure eigenen Vorschläge unterbreiten
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aber wer würde das nicht von solchen Leuten wollen 
