Unsere Jungs in Frankreich: Zwei Triumphe und ein besorgniserregender Ausfall
Geschrieben von TotalRugby Team
Freitag, 19. Januar 2018
Julius Nostadt kassiert Gelb - dennoch konnte der DRV-Prop in den letzten Spielen mit seiner Leistung überzeugen.
Nur noch drei Wochen bevor unsere DRV XV in Cluj zum Rugby-Europe-Championship-Auftakt und damit zum zweiten Teil der WM-Quali antritt - Zeit also wieder Mal einen Blick auf die Geschicke unserer deutschen Rugby-Legionäre in Frankreich zu werfen. Dabei konnten zwei DRV-Stürmer seit dem Neujahr Erfolge feiern, während sich bei DRV-XV-Spielmacher Hilsenbeck eine vorweihnachtliche Verletzung als deutlich schwerer herausgestellt hat.
Tussac und Castres deklassieren Englands Rekordmeister im Champions Cup
Zugegeben, die Leicester Tigers spielen gerade eine für ihre Verhältnisse absolut unterdurchschnittliche Saison (Achter in der Premiership und nun das Ausscheiden im Europacup) und auch nach dem Castres-Sieg über den englischen Rekordmeister und zweifachen Europapokalsieger stehen die Chancen auf eine Viertelfinal-Quali für die Mannen um DRV-XV-Prop Damien Tussac nicht sonderlich gut - doch so schnell bügelt niemand die Tigers mit 39:0 und 5:0 Versuchen ab.
Der Deutsch-Franzose Tussac, der über 60 Minuten Englands stärkstes Gedränge dominierte, war zwar meist nur am Rande am spielerischen Feuerwerk beteiligt - aber genau das ist auch nicht seine Aufgabe. Der 130-Kilo-Koloss ist dafür da die Standards sicher zu machen, die Rucks sicher und schnell- genau diese Aufgabe erledigte er ein ums andere Mal mit Bravour.
Daran erinnern sich auch die Rumänen unter Garantie lebhaft - denn gegen eben jene lieferte Tussac im Februar des vergangenen Jahres sein Meisterstück ab. Beim Triumph unserer DRV XV in Offenbach dominierte Tussac seinen Castres-Teamkollegen Mikhael Lazar im Gedränge. Ob es beim REC-Auftakt in Cluj zum gleichen Duell kommt, bleibt abzuwarten. Denn in dieser Form wird sein Klub Castres Olympique Tussac nur widerwillig freigeben werden. Für die Chancen der DRV XV in Sachen WM-Quali wäre Tussac ein riesiger Schub.
Was für ein Triumph für Tussac und Castres - ein 39:0 Heimsieg gegen Englands Rekordmeister
Hilsenbecks laboriert an Handverletzung
Ebenso wichtig für die REC-Chancen der DRV-Auswahl ist Spielmacher Christopher Hilsenbeck. Der Verbinder spielt bekanntermaßen beim französischen Zweitligisten RC Vannes in der Bretagne, fehlte aber in den letzten drei Partien auf dem Spielberichtsbogen. Des Rätsels Lösung: Eine im letzten Spiel vor Weihnachten zugezogene Handgelenksverstauchung stellte sich später als Bruch heraus.
An seiner Stelle lief der ehemalige Mitre-10-Cup-Profi Ashley Moeke in Vannes-Farben auf. Doch es besteht weiterhin Hoffnung, dass Hilsenbeck die drei Wochen bis zum ersten REC-Spiel reichen, um fit zu werden. Für das DRV-XV-Spiel wäre dies eminent wichtig.
Nostadt spielt sich zunehmend in Aurillac fest
Hilsenbecks ehemaliger Kollege bei den Handschuhsheimer Löwen, Julius Nostadt, hatte noch vor zwei Wochen im TR-Interview angekündigt, sich bei seinem neuen Klub Aurillac in Frankreichs zweiter Liga festspielen zu wollen. Und allem Anschein nach gelingt dem Erste-Reihe-Stürmer dies zusehends. Erst als „medical joker“ im Laufe der Saison gekommen, bekommt der DRV-XV-Prop mehr und mehr Einsätze.
Noch in eben jenem TR-Interview Anfang des Monats hatte er seine Chancen auf einen Einsatz im wichtigen ersten Spiel des neuen Jahrs in Nevers als unwahrscheinlich eingeschätzt, da das Trainerteam vorerst auf Erfahrung setze. Doch schließlich fand sich Nostadt auf der Bank wieder - sein Team jedoch wurde im Mittelfeld-Duell gegen Nevers in den ersten Minuten geradzu zerpflückt und nach 25 Minuten stand es 3:24 aus Sicht von Nostadts Aurillac.
Das an der Seitenlinie tobende Trainerteam wechselte die gesamte erste Reihe aus, nachdem sich Nevers mit zwei einfachen Versuchen fast schon uneinholbar abgesetzt hatte und so fand sich Nostadt unerwartet früh auf dem Feld wieder. Zwar kassierte Nostadt im Verlauf der zweiten Hälfte Gelb, nachdem sein Team nahe an der Linie des Öfteren im Graubereich verteidigt hatte. Mit seiner aggressiven Verteidigung und guten Gedränge-Leistung war es Nostadt gelungen einen Erdrutschsieg zu verhindern - nach weiteren ausgeglichenen 55 Minuten mit je einem Versuch auf beiden Seiten endete die Partie 31:8 für Nevers.
Zwar muss Julius Nostadt hier vom Feld, doch mit seiner Leistung hat er sich ins Team gespielt
Mit seiner Leistung erarbeitete sich Nostadt schließlich einen Startplatz im Heimspiel gegen Soyaux-Angouleme am vergangenen Wochenende. Und tatsächlich konnte Nostadt erneut glänzen. Mehrere Gedränge-Straftritte für sein Team und gar eine gelbe Karte für den gegnerischen Prop unterstrichen die Leistung von Nostadt. Am Ende stand ein ungefährdeter 21:7 Sieg der Aurillac einen Platz im Mittelfeld der Pro D2 sicherte.
Auch bei Nostadt stellt sich allerdings ebenso die Frage: Wie gerne lässt sein Arbeitgeber Aurillac den immer besser aufspielenden Stürmer ziehen, wenn es in die Rugby Europe Championship geht? Für Nostadts potenzielle Vertragsverlängerung des im Sommer endenden Vertrags in Aurillac, wie im TR-Interview vom DRV-Prop erhofft, sind die guten Leistungen ein gutes Argument.