Die Standards waren im Hinspiel das HRK-Sorgenkind. Dennoch hat der Klub eine ordentliche Ausgangslage vor dem Rückspiel in Italien. Foto (c) Rainer Rück
Der Traum vom Continental-Shield-Finale lebt, doch das Europacup-Gastspiel des Klubs in Italien wird die wohl mit Abstand anspruchsvollste Aufgabe, die der deutsche Meister in den vergangenen Jahren angegangen ist. Im bereits dritten Aufeinandertreffen mit dem amtierenden italienischen Meister in dieser Saison darf der Klub maximal mit vier Punkten Differenz verlieren, um den Finaleinzug perfekt zu machen - will man eine absolute Zitterpartie vermeiden, sollte der HRK möglichst ähnlich, wie in den ersten 75 Minuten des Hinspiels agieren.
Denn bis auf die absolute Schlussphase hatte der Klub das erste von zwei Semifinals, besonders in der Mitte des zweiten Durchgangs, dominiert. Doch zwei Versuche von Calvisano fast mit dem Schlusspfiff verschlechterten die HRK-Ausgangslage ungemein und ließen das Polster auf fünf Punkte schmelzen. Spielmacher Hagen Schulte, mit drei Versuchen der überragende Akteur des Hinspiels, wird also auch übermorgen in Calvisano wieder gefordert sein.
Die Italiener werden wildentschlossen auftreten und angesichts ihrer unglaublichen Heimstärke - in dieser Saison wurden alle Heimspiele souverän gewonnen - muss sich der Klub auf einiges gefasst machen. Die Klub-Schwäche im Gedränge während des Hinspiels dürfte dem Klub-Trainerteam um Kobus Potgieter und Pieter Jordaan einige Sorgenfalten bereitet haben - basierte das erfolgreiche Klub-Spiel der vergangenen Jahre doch auf der Stärke bei den Standards. Doch die in dieser Saison entwickelte Spielstärke auf der Dreiviertelreihe war im Hinspiel der Schlüssel zum Erfolg.
Mit drei gelernten Spielmachern auf der Reihe - Hagen Schulte als Verbinder, Raynor Parkinson auf der ersten Innenposition und Marcel Coetzee als Schluss - ist das Klub-Angriffsspiel unglaublich variabel. Es existieren zahlreiche Kick-Optionen, ob nun zum Angriff, oder zur Befreiung tief aus der eigenen Hälfte. Das trockene sonnige Wetter in Calvisano, mit Temperaturen um die 10 Grad, dürfte einem expansiven Spielstil zuträglich sein.
Weniger zuträglich dürften dei zahlreichen angeschlagenen Akteure aus dem Hinspiel sein: Michael Poppmeier, Raynor Parkinson, Dasch Barber, Sebastian Ferreira, Hagen Schulte, Marcel Coetzee und Steffen Liebig konnten jeweils nur ein eingeschränktes Trainingsprogramm unter der Woche durchziehen. Zum Abschlusstraining am heutigen Donnerstag meldeten sich jedoch alle wieder fit. Damit droht lediglich Wynston Cameron-Dow auszufallen, allerdings aus einem freudigen Grund: Der SC-Frankfurt-1880-Leihspieler erwartet Nachwuchs.
Coach Kobus Potgieter jedenfalls gibt sich im Vorfeld optimistisch: „Wir haben Calvisano in der bisherigen Saison bereits zweimal geschlagen, warum sollte uns das nicht ein drittes Mal gelingen? Wir haben unsere Hausaufgaben erledigt und sind zuversichtlich, dass wir am Samstag den Finaleinzug perfekt machen können.“ Der Südafrikaner sieht ein „Spiel auf Länderspielniveau“ auf seine Jungs zukommen, sieht jedoch die nötige „Qualität und Erfahrung“ im Kader. Auf eventuelle Gedankenspiele mit einer knappen Niederlage weiterzukommen will sich Potgieter auf jeden Fall nicht einlassen. Als Schlüssel zum Sieg sieht man Klub eine erneut sehr gute Chancenverwertung an den Tag zu legen.
Sollte dem Klub tatsächlich der Einzug in das in Hin- und Rückspiel ausgetragene Finale gelingen, stünde nur noch eine Hürde vor einem weiteren Finale um den eigentlichen Shield in Bilbao. Denn der Sieger aus dem Duell HRK-Calvisano trifft auf den Sieger des Parallel-Semfinales Batumi-Timišoara. Beides machbare Aufgaben für den Klub - mit einem Sieg in diesem Duell wäre Einzug in den Challenge Cup geschafft, ein weiteres letztes großes Finale in Bilbao, im 50.000 Zuschauer fassenden neuen San Mames Stadion, stünde jedoch noch an. Gegner dort: Der Sieger aus dem Duell der beiden diesjährigen russischen Challenge Cup Teilnehmer Krasny Yar und Enisei.
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