Im kommenden Jahr werden die Siebener-Frauen des DRV wieder zu Europas Elite gehören. Nach zweijähriger Abstinenz und dem unfreiwilligen Verbleib in der zweitklassigen Trophy-Serie nimmt die Mannschaft von Nationaltrainer Melvine Smith im kommenden Sommer die Herausforderung Grand Prix Series an. Die Vorbereitung wird unter deutlich schlechteren Voraussetzungen als beim letzten Aufenthalt in der GPS laufen - dennoch ist das Ziel klar: Die DRV-Auswahl will sich in Europas zwölf Teams umfassende Elite erneut etablieren.
Melvine Smith, der einst selbst als Profi in Südafrika bei Western Province und den Lions im Currie Cup spielte, ist sich der Schwierigkeit seiner Aufgabe bewusst: „Als die Mannschaft das letzte Mal in der Grand Prix Serie spielte, hatten wir die volle Unterstützung vom DOSB und praktisch einen Profi-Kader“. Mit vier bis sechs Trainingseinheiten pro Woche und zahlreichen Sportsoldatinnen-Stellen habe die Mannschaft damals auf Profi-Niveau trainiert und davon sei man laut Einschätzung des Coaches nunmehr weit entfernt. Auch deshalb nennt Smith die Mission Klassenverbleib „die größte Herausforderung in der jüngeren Geschichte“ der Siebener-Frauen.
Vorbereitung unter schwierigen Voraussetzungen
Smith hat einen vorläufigen Plan der Vorbereitung auf das erste der beiden Grand-Prix-Turniere in Frankreich am ersten und zweiten Juli aufgestellt. Darin enthalten sind neben Trainingscamps in Heidelberg, einem Mini-Turnier in Bonn, einem Spiel parallel zur Begegnung DRV XV vs. Russland in Köln und einem Camp zusammen mit dem GPS-Konkurrenten Polen auch drei Turniere im näheren Ausland: In Amsterdam, Nancy und Paris. Jedoch steht bisher vieles unter Finanzierungsvorbehalt. Denn das Innenministerium finanziert nur die beiden EM-Turniere an sich. „Wir suchen weiterhin Sponsoren, um unsere Vorbereitung zu optimieren“ fasst Smith die aktuelle Lage zusammen.
Wie gut sich Smiths Truppe aus Studentinnen und Angestellten also vorbereiten wird können, steht demnach noch gewissermaßen in den Sternen. „Die Motivation wird nicht das Problem, wird sind genau so auch durch die Trophy gekommen“ so Smith weiter. Ihm sei geraten worden vielleicht doch eher in der Trophy Serie zu bleiben, doch das hätten seine Mädels einstimmig abgelehnt so der Südafrikaner gegenüber TR.
Klar müssten die Spielerinnen weiterhin ihren persönlichen Zeitplan ausbalancieren, aber der Wille dazu sei definitiv da. Deshalb gelte es nun bestmögliche Bedingungen zu schaffen, um den Klassenerhalt dennoch zu schaffen. Dazu sei auch die Arbeit von Team-Managerin Susanne Bautz sowie Strength&Conditioning Coach Cieran Anderson ungemein wichtig. „Ohne die Unterstützung der beiden wäre vieles im bisherigen Rahmen nicht möglich gewesen“ laut Smith. Bautz kümmert sich im Team um den organisatorischen Ablauf und Anderson hält die DRV-Mädels als Fitness-Coach fit. Dabei konsultiert er auch Kontakte in seinem Heimatland Neuseeland, unter anderem bei den neuseeländischen Weltmeisterinnen, den Black Ferns.
Im letzten Sommer sicherte sich die Siebener-Frauen den Aufstieg in die GP-Serie
„Mit der unteren Hälfte der GPS-Teams könne wir mithalten"
Mit Blick auf die sportliche Herausforderung analysiert Smith die Lage wie folgt: „Die GP-Serie ist im Endeffekt zweigeteilt - an der Spitze stehen Teams wie England, Spanien und Russland, die auf Profi-Niveau trainieren und spielen. Mit den anderen sechs, zu denen neben Portugal, Belgien, Polen und Italien auch wir gehören, müssen wir um den Klassenverbleib kämpfen.“ Für das erste Turnier in Frankreich steht die Gruppenauslosung bereits fest und Deutschland wird neben Europameister Russland, sowie Olympia-Teilnehmer Spanien auf Belgien treffen. Gegen die Belgierinnen, die man in der Vergangenheit schön öfter schlagen konnte, gilt es nun voll da zu sein.
Da man spielerisch sicherlich mit der Hälfte der Teams mithalten könne, sei es um so wichtiger im eigenen System zu verbleiben. Zudem ist, so betont der Nationaltrainer weiter, das erste Spiel an Tag zwei so dermaßen wichtig bei Siebener-Turnieren. So hätte 2015 ein einziges Spiel im Halbfinale um Platz 9, eine knappe Niederlage gegen Portugal bei der man lange geführt hatte, den Klassenerhalt sichern können. Man werde es sich zum Ziel setzen jeweils zumindest das erste Spiel an Tag zwei zu gewinnen - das müsste im Normalfall schon zum Klassenerhalt reichen.
Hauptaugenmerk liegt auf Ballsicherung und besseren Hits
Bis zum GPS-Start im Juli werden zwei Baustellen, die das Trainerteam als Fokus auserkoren hat, das Hauptaugenmerk sein. Zum einen hatten Deutschlands Siebener-Mädels auch in der erfolgreichen Trophy-Saison 2017 zu viele Bälle leichtfertig hergegeben. Sei es durch unsichere Rucks, schlechtes Passspiel oder schlecht getimte Offloads. So sei man gegen Mitaufsteiger Schottland auch deshalb chancenlos gewesen, da man nach mehreren Phasen tief in der gegnerischen Hälfte viel zu leichtfertig den Ball hergegeben habe und den Schottinnen einfache Konter-Versuche ermöglicht habe.
Die zweite große Baustelle sind die Tackles. Zu viele wurden in der letzten Saison verpasst - starke Hits um den Gegner in Ballbesitz unter Druck zu setzen blieben meist aus. Doch da kommt wieder das Problem der geringen gemeinsamen Trainingszeit zum tragen. Letztlich müssen die DRV-Damen die zum Teil fehlende Technik mit umso mehr Willen gutmachen.
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