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Frankreich feuert Novès - kommt mit Brunel die Wende?
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Mittwoch, 27. Dezember 2017

Von Jugendoffensive keine Spur - der 63-jährige Frankreich-Coach Guy Novès wird durch den ebenso 63-jährigen Jacques Brunel ersetzt.
Von Jugendoffensive keine Spur - der 63-jährige Frankreich-Coach Guy Novès wird durch den ebenso 63-jährigen Jacques Brunel ersetzt.

Es ist eine Premiere, die man der französischen Trainer-Legende Guy Novès nicht gegönnt hätte. Heute wurde auf einer Pressekonferenz in Paris bestätigt: Als erster Trainer in der 111-jährigen Geschichte der XV de France überhaupt wurde der gebürtige Toulouser als Frankreich-Trainer von FFR-Präsident Bernard Laporte, einem seiner Vorgänger, entlassen. Schon lange galt Frankreich mit seinem riesigen Talent-Pool und der hervorragenden finanziellen Ausstattung des Verbands als der Underperformer im Welt-Rugby unter den Top-Teams. Ex-Springboks-Coach und Spieler Nick Mallett bezeichnete Frankreich in diesem Sommer öffentlich als die „am schlechtesten gecoachte Mannschaft“ im Weltrugby. Doch ob mit Jacques Brunel, dem nun verkündeten Nachfolger von Novès, nun die Wende gelingt, bleibt mehr als fraglich.

Für Novès blieb die ganze zweijährige Episode als Frankreich-Trainer ein Missverständnis - mehrmals hatte er während seiner 22-jährigen äußerst erfolgreichen Regentschaft als Toulouse-Trainer, der erfolgreichsten Ära des Klubs, den Frankreich-Job dankend abgelehnt. Doch als sein Vorgänger Saint-André nach vier erfolglosen Jahren geprägt durch einen in Frankreich als konservativ und unansehnlich verschrieenen Spielstil seinen Hut nahm, willigte Novès schlussendlich und widerwillig ein. Dabei waren seine letzten Jahre in Toulouse die wohl schlechtesten - das sich in immer schnellerem Tempo verändernde internationale Rugby schien den 63-jährigen Altmeister überholt zu haben. Er versuchte zwar redlich Frankreich wieder an den legendären „French Flair“ Spielstil von einst heranzuführen, scheiterte aber an vielen Widerständen, unter anderem den mächtigen französischen Klubs.

So hat Novès nach knapp zwei Jahren mit sieben Siegen aus 22 Spielen lediglich eine äußerst magere Bilanz vorzuweisen. Der November, mit zwei Niederlagen gegen Neuseeland, einer gegen Südafrika und einem aus französischer Sicht glücklichen Unentschieden gegen Japan kostete Novès schlussendlich den Job. Positiv hervorzuheben bleibt aber, dass Novès zuletzt viele Talente an die Mannschaft herangeführt hat. Der 21-jährige Gedrängehalb Antoine Dupont, sein nur zwei Jahre älterer Kollege Baptiste Serrin, der ebenso 21-jährige Verbinder Anthony Belleau, der gleichaltrige Innen Damien Peneaud sowie Hakler Camille Chat sind alle in den letzten beiden Jahren in die Mannschaft gerückt und haben ihr großes Talent unter Beweis gestellt. Wenn diesen in den kommenden Jahren eine Richtung vorgegeben wird, kann sich die XV de France wieder zu alter Größe entwickeln.

 

Steht stellvertretend für die kommenden Generation französischer Super-Talente - der erst 21-jährige Gedrängehalb Antoine Dupont



Ob der Novès-Nachfolger Jacques Brunel dafür der richtige Mann ist, die verkrusteten Strukturen beim Verband FFR und im Team-Management aufzubrechen, scheint mehr als fraglich. Der wie sein Vorgänger 63 Jahre alte Brunel war von 2001 bis 2007 einst der Sturm-Coach und Assistent von Trainer Bernard Laporte, der ihn nun als Präsident auf seinen ehemaligen Posten gehievt hat. Doch der 64-jährige hat neben seinen vier Jahren als Italien-Coach mit durchwachsener Bilanz und Trainer-Erfolgen in den 80ern und 90ern kein übermäßig beeindruckendes Trainer-Resümee. Frankreichs zweitgrößte Zeitung Le Monde beschrieb Brunel in einem heute erschienen Profil so: „Brunel kommt aus eine anderen Ära, der des Amateur-Rugbys, in der er seine größten Erfolge gefeiert hat.“ Ob gerade ihm nun die Wende gelingen kann? Es bleiben große Zweifel. Allerdings will man im Frankreich auch nicht vom Mantra eines französisch sprechenden Coaches abweichen und hat dadurch natürlich Wettbewerbs-Nachteil im Vergleich zu den prominenten Rivalen bei den Six Nations und der WM.

Mit Blick auf die erst vor kurzem gewonnene Heim-WM 2023 und Frankreichs boomende Klub-Rugby-Szene könnten die Vorraussetzungen für den neuen Coach eigentlich kaum besser sein. Doch die stets hohen Ansprüche in Frankreich dürften für den 64-jährigen Brunel Ansporn und Problem zugleich sein. Zudem bleiben Brunel nur wenige Wochen bis zum Start des „Tournoi“, wie die Six Nations in Frankreich genannt werden. Es bleibt zu hoffen, dass Brunel die zahlreichen nachrückenden Talente, die künftig auch zunehmend von den strengeren Regeln im Bezug auf die Aufstellung von Ausländern in den beiden Top-Ligen Frankreichs profitieren dürften, weiter in die XV de France einzubauen versucht und damit Erfolg hat. Für die Entwicklung des internationalen Rugbys ist eine erfolgreiche französische Nationalmannschaft wichtig.

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