Kain Rix von Hannover 78 gab auf der Zwölf sein Debüt für Deutschland. Foto (c) Keßler
Die für das Spiel in Offenbach neu formierte 15er-Rugbynationalmannschaft der Männer hat das dritte und abschließende Spiel der November-Tests gegen die Auswahl Chiles mit 10:32 (3:14) verloren. Das von 7er-Bundestrainer Vuyo Zangqa betreute Team, welches sich nach dem Streik der in den ersten beiden Spielen gegen Brasilien und die USA aufgelaufenen Teams erst zwei Tage vor dem Spiel zusammengefunden hat, präsentierte sich allerdings über weite Strecken als absolut ebenbürtig, konnte sich aber erst in der Schlussphase mit einem Versuch belohnen.
Bundestrainer Vuyo Zangqa: „Natürlich war das für uns eine große Herausforderung mit so einer kurzen Vorbereitung. Die Spieler haben hart gearbeitet, und sie hatten sicher nicht genug Regeneration. Wir haben heute in dieser Formation zum ersten Mal zusammen gespielt und es über weite Strecken sehr gut gemacht. Wenn wir die ersten Chancen besser nutzen, wäre es vielleicht auch etwas anders gelaufen. Aber ich bin zu 100 Prozent zufrieden mit der Leistung.“
Co-Trainer Clemens von Grumbkow: „Wir hatten uns sicherlich auch etwas mehr vorgenommen. Dafür haben uns aber ein paar Tage mehr Vorbereitung gefehlt. Die Jungs haben alles auf dem Platz gelassen. Jetzt nach Fehlern zu suchen, wäre völlig fehl am Platz. Kapitän Rafael Pyrasch: „Keiner der Spieler, die hier heute auf dem Platz standen, hat einen Moment gezögert, hier aufzulaufen. Es ist eine Ehre, das deutsche Trikot zu tragen. Wir waren selbst etwas überrascht, wie gut wir vorbereitet waren, dass unser Gameplan so gut funktioniert. In der Vorbereitung hat es an nichts gefehlt. Das hat uns zusätzlich motivert, ebenso wie der enorme Zuspruch der Zuschauer im Stadion.“
Die deutsche Mannschaft legte gut los, die ersten Tacklings saßen und auch in der Offensive setzte man die ersten Ausrufezeichen. Phil Szczesny gelang der erste Durchbruch in der 4. Minute bis nahe an das chilenische Malfeld. Die DRV-Mannschaft erarbeitete sich in der Anfangsphase durchaus Vorteile und belohnte sich für die Druckphase auch mit den ersten Punkten. Der Sturm hielt im Gedränge stark dagegen, sodass es Straftritt für Deutschland gab, den Fabian Heimpel sicher zum 3:0 verwandelte (8.). Der DRV blieb im Vorwärtsgang, blieb im Sturmspiel absolut auf Augenhöhe, doch man bekam die Hintermannschaft noch nicht richtig ins Spiel. Rafael Pyrasch mit einem guten Crosskick, den die Chilenen jedoch erlaufen konnten, einen Konter starteten und so Druck erzeugten (17.). In der deutschen 22-Meter-Zone formierte sich wenig später ein chilenisches Paket, das unaufhaltsam bis ins Malfeld anschob und schon den Versuch bejubelte (19.), doch der Schiedsrichter hatte zuvor einen Regelverstoß gesehen, den er mit Straftritt für Deutschland ahndete. Die DRV-Auswahl blieb gefährlich, etwa nach einem sehenswerten, flachen Kick von Bastian Himmer, der allerdings ebenfalls nicht zum Versuch führte (21.). Immerhin gab es Gasse, das Paket schob stark an, konnte aber gestoppt werden. Zwei Minuten später passte Himmer auf der rechten Seite gut auf Tim Lichtenberg, der einen Sprint anzog, aber kurz vor dem Malfeld noch abgefangen werden konnte.
Doch die Chilenen fanden nun besser ins Spiel und wussten das auch in Zählbares umzumünzen. In der 28. Minute gelang Franco Velarde der Durchbruch, und der Flügel legte unter den Stangen zum ersten Versuch ab, den Kicker Tomas Ianiszewski sicher zum 7:3 erhöhte. Das deutsche Team geriet nun stärker unter Druck und musste noch vor der Halbzeit den zweiten Versuch hinnehmen. Über Franco Velarde kam der Ball zu Juan Pablo Perrotta, der nicht mehr aufzuhalten war und den Versuch markierte – wieder sicher erhöht von Tomas Ianiszewski (33.). Deutschland kam nicht mehr nennenswert in die Offensive in der ersten Hälfte, weil sich nun auch ein paar Abstimmungsfehler offenbarten.
Zur zweiten Halbzeit kamen einige neue Spieler, aber auch die fügten sich nahtlos ein und sorgten dafür, dass die Partie weiter auf Augenhöhe stattfand. Aber die Chilenen machten nicht mehr, als nötig war, um den Vorsprung zu verteidigen. Ianiszewski setzte in der 49. Minute erneut einen Straftritt zu den Stangen, doch der ging rechts vorbei. Das deutsche Team trug in der Folge mehrere Angriffe gut nach vorn, etwa, als Robin Plümpe den Ball per Kick flach durchsteckte, dann allerdings im Nachsetzen ein Tackling verpasste und Chile so zu einem Konter kam, der sie nahe ans deutsche Malfeld brachte. Im Gedränge kam Chile auf Zentimeter an die Mallinie heran, doch im Kontakt räumte Carsten Lang auf (55.) Drei Minuten später erneut Straftritt für Chile, und wieder verwandelte Ianiszewski für drei Punkte – 3:17.
In dieser Phase gaben die Deutschen allerdings den Ball in der einen oder anderen Situation etwas zu leicht aus der Hand, sodass der Gegner immer wieder gefährlich angreifen konnte. In der 62. Minute tauchte man erneut vor dem deutschen Malfeld auf. Deutschland hielt lange gut dagegen, aber dann war es doch ein chilenischer Stürmer, der mit langem Arm für den nächsten erhöhten ablegen konnte. Die DRV-Mannen steckten jedoch zu keiner Sekunde auf und versuchten weiter, den Ball nach vorn zu bringen.
Bastian Himmer gelang ein sehenswerter Durchbruch (64.) der der Auftakt für eine lange Angriffsphase der Deutschen war. Mehrere Minuten setzte man sich fest in der chilenischen 22-Meter-Zone, doch die Südamerikaner ließen keinen nennenswerten Durchbruch zu, sodass ein Überkick in die Arme eines chilenischen Verteidigers die gute Ausgangsposition zunichte machte. Stattdessen setzte Chile im nächsten Angriff einen Konter, der zu einem weiteren Straftritt führte, den Ianiszewski zum 3:32 aus deutscher Sicht nutzte (70.).
Chile verteidigte jetzt die Führung routiniert, auch wenn das deutsche Team weiter anrannte, um zumindest zu einem Versuch zu kommen. So fing man sich allerdings in der 77. Minute nach einem Zuordnungsfehler noch einen Konter, der über die linke Seiten schön kombiniert wurde, sodass Santiago Videla in der linken Ecke noch einmal ablegen konnte – diesmal nicht erhöht. Doch das DRV-Team sollte sich für ein gutes Spiel und seine ununterbrochenen Mühen noch belohnen. Mit der letzten Aktion des Spiels wurde der Versuch von Phil Szczesny sehenswert vorbereitet. Der DRV-Sprinter lief durch bis unter die Stangen, sodass der Erhöhungskick für Fabian Heimpel zum 10:32 nur Formsache war (80.).
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