Die DRV XV beim Abschlusstraining in Heidelberg
Wenn morgen die in letzter Minuten zusammengewürfelte DRV XV auf dem Bieberer Berg gegen Chile antritt, stehen die 23 Männer mit dem Adler auf der Brust vor einer wahrhaften Herkules-Aufgabe. Ohne nennenswerte Vorbereitung trifft die von Siebener-Nationaltrainer betreute Truppe auf die Nummer 28 der Welt. Chile wurde erst am vergangenen Wochenende durch Brasilien, die in Belgien gewonnen haben, überholt.
Die Chilenen sind, anders als die DRV-XV komplett im Rhytmus. In Hong Kong haben Sie bei einem Mini-Turnier in den letzten Wochen mit einem deutlichen Sieg über Kenia (23:3), einer knappen Niederlage gegen Gastgeber Hongkong (6:13) und einer deutlichen Schlappe im abschließenden Spiel gegen Russland (11:42) ein bisher intensives November-Programm gehabt.
Natürlich ist ein viertes Länderspiel im November aber auch für die Chilenen eine Belastung - zumal bei deutlich veränderten klimatischen Bedingungen. Traditionell gelten die Südamerikaner als äußerst sturmstark und kämpfen seit Jahren um den Titel zweite Kraft in Südamerika nach Argentinien. Zuletzt hatte Uruguay allerdings meist die Nase vorn und mit Brasilien ist den Chilenen ein formidabler Gegner erwachsen. Gegen die Brasilianer hatten die Chilenen zwar bis dato eine deutlich positive Bilanz, doch in diesem Jahr setzte es eine knappe Niederlage gegen die Brasilianer.
Das Gros der deutschen Mannschaft, die sich heute den Chilenen in den Weg stellen wird, hatte den Luxus einer derart intensiven Vorbereitung nicht. Doch Kapitän Rafael Pyrasch, der mit all seiner Erfahrung sowohl in der DRV XV als auch in der DRV VII das Team anführen wird, gibt sich dennoch kämpferisch: „Ich denke in der kurzen Zeit kann eine Mannschaft nicht besser vorbereitet sein, mit allem darum und dran.“ Der Spielertrainer der SG Odin/Döhren hebt weiterhin hervor: „ Der Staff und die Coaches haben ein Wahnsinns-Job gemacht und sich die Abende die Woche um die Ohren geschlagen. Die Stimmung in der Mannschaft ist super und die Jungs brennen morgen zu spielen.“ Pyrasch wird eine exquisit bestückte Hintermannschaft anführen, die sich vor allem aus Spielern der erfolgreichen Siebener-Nationalmannschaft zusammensetzt.
Mit Fabian Heimpel hat sich der Spielmacher des Siebener-Teams aus dem Ruhestand zurückgemeldet. Eigentlich hatte der RGH-Verbinder nach den DHL Oktoberfest 7s seinen Rückzug angekündigt - für ihn ist es jedoch eine Sache der Ehre hier auszuhelfen. So tat er es in den sozialen Medien kund. Weiterhin wird Kain Rix als erster Innen sein DRV-XV-Debüt geben. Der Hannoveraner hatte für seine 78er eine überragenden Hinrunde gespielt und konnte von den Defensiv-Reihen der Nord-Bundesligisten schlicht nicht gestoppt werden. Nun wird er zusammen mit Robin Plümpe das Mittelfeld der DRV-Auswahl bilden. Siebener-Nationalspieler Plümpe gilt als ebenso durchbruchsstark und dürfte den Chilenen einige Sorgen bereiten. Auf den Außen- und der Schluss-Position finden sich mit Tim Lichtenberg, Bastian Himmer und Phil Szczesny drei weitere pfeilschnelle Spieler, die bereits seit Jahren in der Siebener-Nationalmannschaft zusammen agieren. Ihr blindes Verständnis untereinander dürfte sich auch auf beim Fünfzehner-Rugby positiv auswirken.
Wenn man auf einen Blick auf die Bank wirft, wird einem bewusst, welch Konkurrenzkampf um die Plätze auf der Dreiviertelreihe geherrscht haben muss. Mit Carlos Soteras-Merz, der Stuttgarter mit chilenischen Vorfahren ist und bereits viel Erfahrung in der Fünfzehner-Nationalmannschaft sammeln konnte, sowie Sebastian Fromm und Daniel Koch stehen drei weitere extrem spielstarke Akteure bereit. Ihnen ein schnelles Spiel zu ermöglichen wird die Aufgabe des zusammengewürfelten DRV-XV-Sturms sein. Schnelle und vor allem sichere Bälle in den Rucks sicherzustellen sowie hoffentlich Parität bei den Standardsituationen zu ermöglichen.
Einer der sehr erfahrenen Akteure in der Mannschaft, Löwen-Stürmer Marcus Bender, ist sich der Schwere der Aufgabe bewusst: „Wir wissen das es schwer wird aber wollen wirklich Gas geben und die Leute im Stadion nicht enttäuschen!“ Bender hatte bis vor 18 Monaten noch selbst in der DRV XV gespielt und hat insgesamt zehn Länderspieleinsätze absolviert. Der gebürtige Heidelberger hat sich besonders über die Unterstützung einiger der Streikenden gefreut: „Ich habe auch viele Erfolgswünsche der Streikenden bekommen. Die meisten stehen trotzdem hinter uns.“ Er und seine beiden Kollegen vom TSV werden heute eine absolute Meisterleistung abliefern müssen.
Kritisch dürfte dabei die Gasse sein. Zum einen, da der deutschen Mannschaft zum Teil die Größe fehlt und zum anderen, da zwei Tage eigentlich nicht reichen können, um eine international konkurrenzfähige Gasse aufzubauen. Das Trainerteam um die Siebener-Coaches Zanqua und von Grumbkow hat einen Dreiviertel-Background. Die Rolle der Fans heute wird essenziell sein - viel Unterstützung erfuhren die „Helden von Offenbach“ in den letzten Tagen. Der Heimvorteil könnte sie über die Linie retten. Kapitän Pyrasch jedenfalls freut sich über die dutzenden Support-Nachrichten und betont: „Ich bin stolz auf die deutschen Fans!“
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