Ein wichtiger Sieg, der Mut macht. Aber die richtige Härteprobe folgt in der kommenden Woche gegen die USA. Foto (c) Keßler
Der Sieg für die deutsche Fünfzehn im ersten Länderspiel der laufenden Saison schien zu keinem Zeitpunkt in Gefahr. Nach dem nicht gefangenen Ankick der Brasilianer und zwei drei Wacklern in der Anfangsphase kam die deutsche Mannschaft schnell in ihren Rhythmus - die fast sechsmonatige Pause merkte man der deutschen Nationalmannschaft kaum an. Mit druckvollen Sturmphasen und einem hohen durch Gedrängehalb Sean Armstrong vorgegebenem Tempo durchbrach die deutsche Mannschaft ein ums andere Mal die Vorteilslinie. Brasilien hatte früh Probleme mit diesem Druck umzugehen und des öfteren befanden sich gleich mehrere Spieler von „os Tupis“ im Abseits - das souveräne Schiri-Gespann bestrafte die Gäste ein ums andere Mal und damit beraubte sich der Gast selbst um jedwede Chancen in Durchgang eins.
Bei den Standardsituationen war die deutsche Mannschaft drückend überlegen. Coach Kobus Potgieter hatte im Vorfeld der Partie vor dem brasilianischen Gedränge gewarnt - es schien viel mehr, als hätte Brasilien eine Warnung vor der ersten Reihe des DRV benötigt. Selbst ohne die vermeintlich gesetzten Damien Tussac und Julius Nostadt - ersterer war nach der Geburt seines ersten Kindes daheim geblieben und letzterer kam erst in der zweiten Hälfte von der Bank - setzte der deutsche Sturm die Brasilianer bei deren Gedränge-Einwurf gehörig unter Druck. Die Gassen liefen noch eindeutiger für die Deutsche Auswahl - Brasilien konnte kaum einen Ball bei eigenem Einwurf fangen.
Diese Überlegenheit war die Basis für eine ultra-dominante Vorstellung der DRV XV. Brasilien wusste sich früh nur mit Verteidigung im Graubereich der Regeln unseres Sports zu helfen und zahlte früh den Preis in Form von zwei gelben Karten. Diese Überzahl wusste die deutsche Mannschaft gnadenlos auszunutzen. Mittig mit dem Sturm konnten Kapitän Poppmeier und Co. Im gesamten Spielverlauf Spieler binden und Verbinder Parkinson beförderte den Ball schnell auf Außen, wo erst Coetzee frei zum ersten Mal ablegen konnte. Ein Inside Ball auf Samy Füchsel der über mehrere Verteidiger und die Mallinie brach, nachdem Pierre Mathurin einen hohen Ball akrobatisch unter Kontrolle gebracht hatte, sowie ein gutes Finish von Jaco Otto - erst beim Stand von 19:0 für Deutschland zeigte sich Brasilien erstmals gefährlich, als Siebener-Crack und Olympionik aus dem Vorjahr Daniel Sancery mit einem atemberaubenden Durchbruch 40 Meter machte und dabei mehrere Verteidiger stehen ließ.
Doch Sancery, der zusammen mit seinem Zwillingsbruder Felipe der einzige Aktivposten der Brasilianer war, hatte keine Support und dieser Angriff blieb ein Strohfeuer. So wie die gesamte Vorstellung der Brasilianer war es Stückwerk, was die Gäste ablieferten. So konnte Brasilien der deutschen Mannschaft nicht gefährlich werden. Stattdessen machte sich weiter die deutsche Dominanz und Präzision bei den Standards bemerkbar. Die Brasilianer hatten wenige Gegenmittel ihnen gelang es lediglich die Pakete des deutschen Sturms weitestgehend zu bändigen. Der zweimal vollführte Trick mit dem angetäuschten Paket, bei dem stattdessen Jaco Otto wegbrach, schien schlussendlich vielversprechender, als das eigentliche Paket.
Wirkliche Schwächen zeigte die deutsche Auswahl bis zur 60. Minute, abgesehen von ein paar Flüchtigkeitsfehlern, eigentlich überhaupt nicht. Erst in der Schlussphase, in der die Luft auf der deutschen Seite in einem schon sicher gewonnenen Spiel raus gewesen zu sein schien, konnte Brasilien erstmals richtig Fuß in diesem Spiel fassen. Ein überragender Ball gegen die Spielrichtung des Verbinders ebnete den Weg von Felipe Sancery zum ersten Brasilien-Versuch. Überraschenderweise biss sich Brasilien nun in der deutschen Hälfte fest. Die Gedanken einiger Spieler waren nach erledigter Pflicht vielleicht schon bei der Kür in der kommenden Woche gegen die USA.
Die Deütanten im Team, allen voran Nikolai Klewinghaus und Ayron Schramm, zeigten bei ihrem ersten Einsatz im DRV-Dress deutlich mehr Licht als Schatten. Außendreiviertel Klewinghaus ließ sich bei seinem ersten Ausflug mit dem Ball in der Hand die Auslinie entlang über eben jene tacklen - hatte später im Spiel sowohl in Defensive wie in Offensive viel Positives beizutragen. Bei seinem Versuch musste er nur nochn einlaufen, dennoch ein Mutmacher für den erst 19-jährigen vom SCN. Schramm dagegen stach in einer sehr guten dritten Sturmreihe nicht hervor, trug dagegen aber viel zum Mannschaftsgefüge bei. Sein Versuch am Ende eines Sturm-Pakets war natürlich eher eine Team-Leistung, als individuelle Brillianz. Deutschlands dominanter Sturm überragte das brasilianische Gegenüber in allen Belangen und Schramm trug dazu maßgeblich bei.
Weitere sechs Einheiten an drei Trainingstagen, sowie weitere Verstärkung durch Frankreich Legionäre, dürften der deutschen Mannschaft helfen auf dem Feld als noch stärkere Einheit zusammenzuwachsen. Inwiefern das gegen die starken Amerikaner helfen wird, bleibt abzuwarten. Mit den deutschen Fans im Rücken ist eine Überraschung jedenfalls keine Utopie.
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