Jaco Otto war heute wieder einmal nicht zu stoppen. Foto (c) Keßler
Die deutsche 15er-Rugbynationalmannschaft der Männer ist mit einem deutlichen 45:12 (26:0) gegen Brasilien in die November-Testspiele gestartet. Vor gut 2.600 Zuschauern im Leipziger Bruno-Plache-Stadion dominierte das Team von Nationaltrainer Kobus Potgieter das Geschehen über weite Strecken nach Belieben, dominierte den Gegner vor allem mit einem starken Sturmspiel und verbuchte am Ende sieben Versuche zu einem auch in dieser Höhe völlig verdienten Sieg. Am kommenden Samstag (18. November) kommt es in Wiesbaden erstmaligen zum Aufeinandertreffen mit WM-Teilnehmer USA. Den Abschluss der Testspiel-Serie bildet dann am 25. November in Offenbach das Spiel gegen Chile.
Nationalcoach Kobus Potgieter: „Ich bin froh, dass wir nach der langen Pause mit so einer Leistung zurückgekommen sind. Das war ein sehr gutes Spiel – vor allem in der ersten Halbzeit, wo wir unsere Chancen sehr gut genutzt haben, den Brasilianern kaum Bälle gegeben haben für ihre Hintermannschaft. Aber wir müssen das Spiel genau analysieren. In der zweiten Halbzeit haben wir mehr Fehler gemacht, und dann konnte Brasilien ja auch punkten. Wir haben aber gesehen, wenn wir unseren Spielplan durchziehen, dann passiert da auch was. Für heute sind wir jedenfalls glücklich. Nächste Woche wird es sicher eine schwerere Aufgabe gegen die USA, aber wir werden uns gut darauf vorbereiten, und wenn wir so eine Leistung abrufen können wie heute, dann ist auch in diesem Spiel etwas möglich.
Das DRV-Team übernahm von Beginn an die Initiative und drängte vehement in Richtung des brasilianischen Malfelds. Der erste Straftritt wurde von Raynor Parkinson auch direkt zur Gasse gekickt (2.). Zentimeter vor der Mallinie ging der Ball aber zunächst im Ruck verloren. Das kurz darauf folgende Gedränge brachte das Spielgerät aber wieder in deutsche Hände. Die DRVer spielten in Überzahl – die Brasilianer hatten sich früh eine Zeitstrafe abgeholt – gut und schnell nach links raus zu Marcel Coetzee, der die Lücke sah und für den ersten Versuch zu nutzen wusste (7.). Die Erhöhung war zwar nicht erfolgreich, doch das deutsche Team blieb klar im Vorwärtsgang und fand sich bald wieder am brasilianischen Malfeld wieder. In der 14. Minute hatte Winston Cameron-Dow den Ball gut nach vorn gespitzelt. Aus dem Ruck passte Sean Armstrong den Ball auf Samy Füchsel, der sich ins Malfeld wuchtete. Raynor Parkinson erhöhte den Versuch diesmal sicher auf einen völlig verdienten 12:0-Zwischenstand.
Die Brasilianer waren bis dahin noch nicht richtig im Spiel, kaum einmal überhaupt in der deutschen Hälfte. Nach einem tollen Kick von Parkinson kam der Ball über Samy Füchsel zu Jaco Otto, der sich in Malfeld kämpfte, doch die Unparteiischen hatten zuvor einen Regelverstoß gesehen, sodass der Versuch nicht zählte. Deutschland bekam Straftritt um Straftritt, setzte diese aber zunächst nicht zu den Stangen. Aus der Gasse entstand ein Paket, und von dort kam der Ball erneut zu Jaco Otto, der diesmal regelkonform ablegte (24.). Auch der Erhöhungskick von Parkinson war gut. In der 26. Minute gab es den ersten nennenswerten Durchbruch Brasiliens, der einen langen Lauf erlaubte, doch die DRV XV stoppte die Aktion. Auch Brasilien verzichtete auf drei mögliche Kickpunkte und trat den Ball zur Gasse. Dort jedoch dominierten weiter die Gastgeber beinahe nach Belieben.
So bahnte sich auch der vierte deutsche Versuch an. Gasse gewonnen, der Ball ging diesmal nicht ins Paket, sondern schnell auf Jaco Otto, der die Verteidiger band. Kapitän Sean Armstrong passte nach links auf Ayron Schramm, der ganz links ablegte (36.). Die schwierige Erhöhung brachte Raynor Parkinson von ganz außen stark durch die Stangen. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte kickte die DRV XV nochmals zur Gasse, doch nach einem technischen Fehler ging eine bis dahin von deutscher Seite sehr souverän geführte und zu jeder Zeit kontrollierte Partie mit einem hoch verdienten 26:0 in die Halbzeitpause.
Deutschland sofort nach Wiederanpfiff wieder im vehementen Vorwärtsgang, und wieder dezimierte sich der Gegner durch eine Zeitstrafe früh. Diesmal nutzten die DRVer die Überzahl umgehend zum nächsten Versuch. Wieder war es Debütant Ayron Schramm, der die Punkte verbuchte. Kicker Parkinson blieb seiner sicheren Linie treu und erhöhte auf 33:0 (44.). Das Spiel blieb weiter völlig in deutscher Hand, die Brasilianer bekamen zu keiner Zeit irgendeinen Zugriff. Die Gasse blieb auch im zweiten Durchgang ein probates Mittel für die DRVer. In der 49. Minute wieder gewonnen, Passstaffette auf die linke Seite, wo mit Nikolay Klewinghaus der nächste Debütant einen Versuch verbuchte. Diesmal ging Parkinsons Erhöhungskick links vorbei, doch die Führung wuchs sich auf 38:0 aus.
Auch diverse Wechsel auf beiden Seiten in dieser Phase brachten keine Veränderungen im Kräfteverhältnis auf dem Platz. Wenn Brasilien mal ins Laufen kam, stand die deutsche Verteidigung zumeist sehr sortiert – bis zur 57. Minute, als Felipe Sancery mit Tempo durchgebrochen war und unter den Stangen ins Malfeld tauchte. Joshua Reeves erhöhte sicher und verkürzte damit auf 7:38. Die Brasilianer hatten in der Folge ihre beste Phase, weil es einige Zuordnungsprobleme im DRV-Team gab, doch mit dem Ball in der Hand ging es zielstrebig nach vorn. Mit einem Kick, stark eingesammelt von Schramm, ging es erneut nah ans brasilianische Malfeld. Nach einer weiteren gewonnenen Gasse war es das starke Paket des DRV, das den Ball in der Hand von Dash Barber über die Linie trug (63.). Parkinson addierte die beiden Erhöhungspunkte zum 45:7.
Das kurze Zwischenhoch Brasiliens war damit abrupt wieder beendet, zumal Deutschland wenig später bereits wieder mit einer Gasse nahe der gegnerischen Mallinie auftauchte. Jarrid Els wuchtete sich ins Malfeld, konnte aber nicht regelgerecht ablegen (67.). Nach einem Regelverstoß gab es allerdings erneut Gasse für Deutschland, doch zum ersten Mal passten da die Abläufe nicht. In der Schlussphase ließ die Spannung ob der klaren Führung etwas nach im deutschen Team. Die Gäste nutzten das, um das klare Ergebnis noch zu schönen. Andre Zanella de Arruda legte zwei Minuten vor Schluss noch einen Versuch, der nicht erhöht werden konnte. Ayron Schramm hatte fast mit dem Schlusspfiff sogar die Chance, noch einen dritten Versuch zu legen, doch sein Kick ins Malfeld war einen Tick zu lang (80.).
Punkte: 7:0 Versuch Marcel Coetzee (7.) 12:0 Versuch Samy Füchsel & Erhöhung Raynor Parkinson (14.) 19:0 Versuch Jaco Otto & Erhöhung Raynor Parkinson (24.) 26:0 Versuch Ayron Schramm & Erhöhung Raynor Parkinson (36.) ------------------------- 33:0 Versuch Ayron Schramm & Erhöhung Raynor Parkinson (44.) 38:0 Versuch Nikolay Klewinghaus (49.) 38:7 Versuch Felipe Sancery & Erhöhung Joshua Reeves (57.)
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