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Angler vs. Erdbeerpflücker: das Derby der Bundesliga steht an, was macht dieses Spiel so besonders?
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Donnerstag, 26. Oktober 2017

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Ur-Löwe Alex Hug hat schon so manche Schlacht mit den Königsblauen geschlagen. Er erklärt uns, was die Faszination Derby für ihn bedeutet.

Wenn Samstag 16:30 auf dem Neuenheimer Museumsplatz die Königsblauen die Löwen empfangen, dann ist dies mehr, als nur ein gewöhnliches Bundesliga-Spiel. Beide Heidelberger Stadtteilvereine haben weit über 100 Jahre Tradition und die jahrelange enge Nachbarschaft hat den TSV Handschuhsheim (Spitzname Erdbeerpflücker) und den Sportclub Neuenheim (Spitzname Angler) zu den engsten Rivalen in der Rugby-Bundesliga werden lassen. Auf und neben dem Feld herrscht Ausnahmezustand - die meisten Zuschauer und die umkämpftesten Spiele. Wir haben uns mit prominenten Spielern von beiden Seiten unterhalten, um herauszufinden was dieses Derby für sie bedeutet.

Alex Hug und Felix Bayer sind zwei der dienstältesten Spieler der Handschuhsheimer Löwen und waren beide schon im Trikot mit dem Adler auf der Brust unterwegs. Seit ihrem Bundesliga-Debüt 2003 haben die beiden Urgesteine im TSV-Sturm schon so einige Schlachten mit ihrem königsblauen Rivalen geschlagen.


TotalRugby: Danke, dass ihr euch Zeit genommen habt, um nur 48 Stunden vor dem großen Derby mit uns über dieses besondere Spiel zu sprechen. Das wievielte Derby ist das Spiel am Samstag mittlerweile für euch?

Felix Bayer: Ich kann in dem Fall für Alex und mich sprechen, da wir zusammen unser erstes Spiel in der Bundesliga  hatten. Das war 2003 und seitdem haben wir jedes Derby entweder gespielt oder verletzungsbedingt nur mitgefiebert. Also müsste das jetzt ungefähr das 30. Derby für uns beide sein.

TR: Was bedeutet einem dieses Duell als jemand der in Heidelberg aufwächst? Was macht den besonderen Reiz dieses Aufeinandertreffens aus?

Alex Hug: Wir können da nicht unbedingt aus der Perspektive eines Heidelberger sprechen, wohl aber aus der eines Handschuhsheimer. Da gibt es noch Mal eine ganz eigene Identität und außerdem gibt es in Heidelberg ja noch eine Reihe anderer Vereine, die ihr eigenes Derby haben.

Die große Konkurrenz beginnt schon im Kindesalter zwischen den Heidelberger Vereinen und führt unweigerlich zu einem hohen Stellenwert für all jene, die schon früh mit Rugby in Verbindung gekommen sind. Die Duelle zwischen dem SCN und uns sind immer etwas besonderes, da man bei egal welchem Wetter vor vielen Zuschauern spielt, eine ganz besondere Atmosphäre herrscht und beide Vereine immer absolut alles geben, um dieses Spiel zu gewinnen. Die Derbys sind immer hart und spannend bis zum Ende und entscheiden sich oft auch erst in den letzten Minuten.

TR: Woher kommt diese besondere Rivalität und wird sie von einer Generation Spieler an die nächste weitergegeben?

FB: Das ist schwer zu sagen, aber Teil der Geschichte ist mit Sicherheit, dass man sich beim Platz-Nachbar (Anm. d. Red.: Jahrelang haben TSV und SCN auf nebeneinander liegenden Plätzen Trainer und gespielt) immer gut präsentieren will. Wenn is um irgendwelche Animositäten geht, müsste man wahrscheinlich ältere und ehemalige Spieler fragen. In der jetzigen Generation ist das nicht mehr so schlimm.

TR: Was war euer persönliches Derby-Highlight?

AH: Ich persönlich habe kein einziges Highlight, das heraussticht. Jeder Sieg ist süßer und jede Niederlage schmerzt mehr als bei einem normalen Spiel.

TR: Wie sehr ihr eure Chancen am Samstag? Nachdem der SCN ein paar Jahre lange meist die Oberhand hatte, geht ihr nun als Favorit in das Duell, macht es das schwerer?

FB: Ah die erwartete Frage, also wir spielen momentan eine bessere Saison, aber eigentlich macht das keinen Unterschied. Wer vor diesem Spiel einen klaren Favoriten erkennen will, soll das machen, aber meine Erfahrung sagt mir, das es keinen gibt. Das ist das Besondere bei diesen Spielen. Selbstverständlich werden wir alles tun und bis zur letzten Minute kämpfen, um dieses Spiel zu gewinnen.

 

Triumph auf dem Platz des ärgsten Rivalen: Der SCN-Pokalsieg im letzten Jahr

Paul Weiss ist in seiner achten Saison bei den Königsblauen nunmehr SCN-Kapitän. Der 1,90 große Erste-Reihe-Stürmer hat ebenso schon reichlich Erfahrung im größten Derby der Bundesliga sammeln dürfen.

TotalRugby: Paul auch dir vielen Dank, dass du dir kurz vor dem Spiel der Spiele die Zeit nimmst. Bei wie vielen Derbys standest du selbst schon auf dem Platz?

Paul Weiss: Das müsste mittlerweile mein 16. Derby in der Bundesliga sein. Dazu noch Spiele in der Jugend und im Pokal.

TR: Was bedeutet einem dieses Duell wenn man in Heidelberg aufwächst? Was macht den besonderen Reiz aus?

PW: Ich lebe zwar erst seit der Grundschule in Heidelberg. Aber jeder der in Heidelberg Rugby spielt und natürlich speziell in Handschuhsheim oder Neuenheim, für den ist das das absolute Saison-Highlight. Man wächst hier mit der Rivalität auf und das beginnt schon früh. Ich persönlich verstehe mich zwar mit einigen der Löwen und in der Jugend gibt es mittlerweile zum Teil auch Spielgemeinschaften. Aber die Rivalität zieht sich durch alle Altersklassen.

Auf dem Feld merkt man das natürlich auch, die Intensität. Auch wenn es heute sicher nicht mehr ganz so arg ist, wie früher. Auch die nachrückenden Spieler bekommen das gleich mit vermittelt, dass es kein normales Spiel wie jedes andere ist ist. Für die Löwen gilt das sicher genauso und man merkt, dass die gegen uns immer noch Mal mindestens eine Schippe drauflegen.

TR: Woher kommt diese besondere Rivalität und wird sie von einer Generation Spieler an die nächste weitergegeben?

PW: Das ist schwierig zu sagen - Köln und Düsseldorf haben ja auch diese natürliche Rivalität, so ähnlich ist das beim SCN und dem TSV. Allerdings sind Handschuhsheim und Neuenheim nicht nur im Rugby Rivalen.

Wenn du als junger Spieler ins Team kommst, da wird dir das von den Alteingesessenen direkt weitergegeben. Ich habe selbst habe das damals gemerkt, dass es für die anderen Spieler was besonderes, die Stimmung im Training und in der Woche vorher ist eine ganz andere, das überträgt sich ganz automatisch.

TR: Was war dein persönliches Derby-Highlight?


PW: Mit Sicherheit der Pokalsieg vor 1,5 Jahren. In der Saison hatten wir eine ausgeglichene Bilanz - die hatten eins gewonnen und wir. Das Finale war dann ein sehr enges Spiel. Dazu war die Stimmung natürlich großartig, schließlich war es ein Pokalfinale. Der letzte Kick hat das ganze dann entschieden, mit dem besseren Ende für uns. Natürlich war das sehr glücklich. Aber auch für die Zuschauer war es ein großartiges, spannendes und hartes Spiel - zudem konnten wir auf dem TSV-Platz triumphieren. Wir sind damals alle siegesgewiss ins Spiel gegangen und haben es mit dem nötigen Quentchen Glück gewonnen.

TR: Wie siehst du eure Chancen am Samstag? Der bisherige Saison-Verlauf war ja für euch nicht wirklich glücklich. Ist das Derby da eine besondere Chance?

Unsere Saison war bisher alles andere als gut, das ist leider so. Aber wir sehen immer unsere Chancen - es ist alles möglich und erst recht im Derby. Die meisten rechnen nicht mit uns, aber wir werden auf jeden Fall sehr konzentriert an die Sache rangehen. Umso schöner wäre es die Hinrunde mit einem Sieg gegen unseren Lieblingsnachbarn abzuschließen und einen spielerischen Aufschwung einleiten.

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