TotalRugby-Update: StuSta, Aachen und Potsdam mit Derbysiegen im Unterhaus
Geschrieben von TotalRugby Team
Mittwoch, 25. Oktober 2017
Dominant wie nie zeigte sich die Münchner StuSta gegen den Lokalrivalen MRFC - Foto (c) Sport CB Fotos
Das vergange Wochenende in der 2. Rugby-Bundesliga stand ganz im Zeichen der Derbys. Dabei konnten der jüngere der beiden Münchner Klubs, die StuSta ihre Vormachtstellung gegenüber dem alteingesessenen MRFC demonstrativ zur Schau stellen. Aachen gewann bereits das dritte Derby gegen Köln in Folge, nachdem man zuvor jahrelang von den benachbarten Domstädtern dominiert wurde. Potsdam hat mit einem deutlichen Sieg beim brandenburgischen Rivalen Velten als bester Rugby-Verein seine Position als beste Rugby-Mannschaft in Brandenburg manifestiert.
Süd
Es ist die zweite Saison in Folge, in der der 21 Jahre jüngere Vertreter aus dem englischen Garten seinem alteingesessenen Rivalen aus Großhadern die Vorherrschaft in München nicht nur streitig macht, sondern manifestiert, dass er ihm den Rang abzulaufen droht. Hatte auf der Anzeigetafel an gleicher Stelle erst im Juni noch nach 80 gespielten Minuten ein 15:11 für die Studentenstädter gestanden, war es jetzt ein 52:7 - der bisher höchste Sieg in einem Derby für StuSta jemals.
Den ersten Versuch der Gastgeber hatte der im englischen Garten gastierende MRFC noch ausgleichen können. Doch in der Folge konnte der himmelblaue Gast dem Tempo der StuSta nicht mehr folgen können. Auch bei nasskalten herbstlichen äußeren Bedingungen saßen die eingespielten Kombinationen - die Münchner gaben sich nicht auf, verpassten jedoch immer wieder Tackles und hatten so keinerlei Chance. Der MRFC sprach gar vom schwersten Spiel in der Vereinsgeschichte.
Auf dem Feld schenkten sich die Münchner Vertreter nichts
StuStas italienischer Coach Umberto Re, der in den 90ern einst für die Azzurri auflief und seit 2012 die StuSta trainiert, gab sich euphorisch und analysierte zugleich gegenüber der Süddeutschen Zeitung: „Der Schlüssel war heute unsere Defense, da waren wir sehr stark“. Prop und Präsident der StuSta Georges Besenius gab gegenüber der gleichen Zeitung zu Protokoll, dass dieses Ergebnis schon „krass“ sei.
Die Bilanz der Münchner steht nun bei fünf Bonuspunktsiegen aus fünf Spielen - wenig überraschend führen die Studentenstädter damit im Süden. Der engste Verfolger RC Rottweil konnte aber am Wochenende den Rückstand konstant bei 6 Punkten halten. Anfang des Monats hatte der RCR bei der StuSta die einzige Saison-Niederlage erlitten. Gegen den Karlsruher SV hat sich der RCR beim 45:15 keinerlei Blöße gegeben.
Dabei hatte der RCR zu Beginn in einem kampfbetonten Spiel durchaus Probleme. Der Gast aus der Residenzstadt konnte gar nach einem schönen Spielzug mit den Dreiviertelspielern in Front gehen. Doch RCR-Leistungsträger Manuel Jäger und Michael Oswald mit einem schönen erlaufenen Überkick rückten die Verhältnisse schnell gerade - scheinbar. Denn Karlsruhe sollte noch ein Versuch gelingen, bevor RCR-Verbinder Mora den Pausenstand von 19:15 herstellte.
Doch Hälfte zwei gehörte ganz dem RCR - ein früher Versuch durch Stefan Holpp war der Auftakt zu ganz starken zweiten 40 Minuten des RCR. Coach Gustavo Lopez leerte seine Bank und die Folge waren drei weitere Versuche durch Jäger, Außen Tobias Oswald und der Schlusspunkt durch Schellenberger stellten das am Ende deutliche Ergebnis her. Coach Lopez resümierte: „Das war eine gute kämpferische Mannschaftsleistung über die gesamten 80 Minuten“ und ergänzte „wir hatten heute eine Auswahl an sehr guten Ersatzspielern, die sich nahtlos einfügten“. Für Rottweil geht es nun in München weiter, allerdings beim Tabellendritten MRFC, denn die StuSta genießt ein spielfreies Wochenende.
Nach einer schwierigen ersten Hälfte gab sich der RCR gegen Karlsruhe keine Blöße
Der dritte Münchner Vertreter, der RC Unterföhring wollte auch in Spiel fünf der jungen Zweitliga-Geschichte des Klubs der erste Sieg nicht gelingen. Der RCU empfing am Wochenende die Turner aus der Rugby-Hauptstadt Heidelberg. Beim 11:31 vergaben die Liga-Neulinge aus dem Münchner Umland die Chance die rote Laterne an den Gast zu übergeben. Zu routiniert hatten sich die Zweitliga-Stammkräfte präsentiert.
West
Wachablösung im Westen - nach dem dritten Derbysieg in Folge kann sich der Rugby Club Aachen zurecht bester Klub im Westen nennen. Bei windigen und nasskalten Bedingungen konnten die Gastgeber in Deutschlands westlichster Stadt ihre allererste Chance direkt in Punkte ummünzen: Der Ball wanderte nach einer Gasse schnell auf die Außen, wo sich zwei Kölner Verteidiger beherzt auf den zweiten Innen stürzten, so dass dieser die Murmel auf Valerian Iss abgegeben konnte, der Richtung Eckfahne spazieren konnte.
In der Folge schien auch der Gast wachzuwerden und kampierte mit seinen Stürmern erstmals an der Aachener Linie. Plötzlich war Feuer im Derby und der junge Schiedsrichter Stoof musste die Gemüter beruhigen - was war passiert? Aachens Innendreiviertel Borja Montijano durfte nach einer Gelben für zehn Minuten draußen abkühlen - Schiri Felix Stoof gab ihm deutlich zu verstehen, dass er seinen Gegner von nun an im Offenen nicht mehr per Knie traktieren solle. Köln verwandelte den fälligen Straftritt und kam auf 3:5 heran.
Die Druckphase der Gäste war allerdings noch nicht vorbei - Aachens-Verbinder Alexander Mertens konnte mit seinem starken rechten Huf den Druck nehmen. Doch als ein Paket der Kölner nach einem solchen Befreiungskick von außerhalb der 22 bis kurz vor die Linie geschoben wurde, war es fast um die Aachener Führung geschehen. Der Gastgeber verschaffte sich Abhilfe, indem er das scheinbar unaufhaltsame Maul nur Meter vorm Malfeld zu Boden riss - der fällige Straftritt wurde erneut zur Gasse gekickt, erneut wurde das Paket angesetzt und erneut landete es auf dem durchweichten Platz am Aachener Laurenzberg. Doch der Ball war spielbar und so wurde er durch die Kölner in die Hände der Dreiviertelreihe gegeben, wo er jedoch in der Aachener 22 vom schnellen Innen der Gastgeber Mike Odhoiambo abgefangen und die 80 Meter bis ins Kölner Mal getragen wurde. So ging es mit 15:3, zu diesem Zeitpunkt durchaus gegen den Spielverlauf, in die Pause.
Auch Spove Sportler des Monats Sascha Daniel konnte die Kölner Pleite nicht verhindern
Wer nun allerdings ein Kölner Aufbäumen erwartete, sah sich getäuscht. Nach einigen Minuten ohne große Chancen konnte RCA-Schluss Leo Guillaume mehrere Verteidiger aussteigen lassen und zur 22:3 Führung ablegen. Ein weiteres Aufbäumen der Kölner endete in der 22 Aachens mit einem Ballverulust, nach dem ASV-Verbinder Abdelhak Bel Ghoul für ein hohes Tackle an seinem Aachener Gegenüber auf Empfehlung des Assistenten ebenfalls für zehn Minuten vom Feld musste. Aachen hatte nun leichtes Spiel auf der Dreiviertelreihe - bereits zuvor hatte Köln mit der Verteidigungs-Abstimmung seiner Dreiviertel Probleme und ließ nun Außen Conrad Riepe in einer Kopie des ersten Versuchs - Kölns 13 und 14 kommunizierten nicht genügend und warfen sich jeweils auf den vorletzten Aachener - und so hatte Aachen nun zehn Minuten vor Schluss den Bonus sicher.
Zwei späte Versuche durch Köln und Aachen änderten nichts mehr an der Großwetterlage - Aachen gewinnt nach deutlich effizienterem Auftreten einer viel besseren Chancenverwertung obwohl man im Endeffekt weniger vom Ball hatte und das Spiel mehr in Aachens Hälfte stattgefunden hatte. RCA-Coach Frank Bronneberg zeigte sich hochzufrieden mit der Leistung seiner Schwarz-Gelben. Immerhin konnten die Kaiserstädter an den Gästen vorbeiziehen und stehen nun auf Rang drei der Tabelle. Wenn am kommenden Wochenende Spitzenreiter Luxemburg und Hausen aufeinander treffen, könnte Aachen mit einem Sieg gegen Münster einen Rang vorrücken. Köln dagegen muss bei der Zweitvertretung vom SC Frankfurt 1880 dringend punkten, um im Rennen um die Playoff-Plätze am Ball zu bleiben.
Spitzenreiter Luxemburg trat die längste Auswärtsfahrt der zweiten Bundesliga West derweil mit nur 14 Mann an. Doch diese hatten auf den 350 km in die westfälische Stadt genug Zeit sich eine passende Strategie zurechtzulegen. Dies gelang ihnen beileibe - denn trotz der 80 Minuten währenden Unterzahl dominierten die Männer aus dem Großherzogtum das Geschehen nach belieben. Ein ums andere Mal verpassten die Touristen ihre Tackles und kamen dabei selbst über den Ehrenversuch nicht hinaus - am Ende hieß es 49:7 für die weit angereisten Gäste. Damit läuft das Geschehen im Westen auf ein Duell zwischen Essen und Münster um die rote Laterne hinaus.
In Unterzahl und dennoch immer einen Schritt schneller - die Luxemburger Gäste in Münster
Für Münster werden die Aufgaben derweil nicht leichter, denn an diesem Wochenende steht die schwere Auswärtstour in Aachen an. Luxembourg dagegen empfängt als bisher ungeschlagener Tabellenführer den Zweiten Hausen, der bei einer Niederlage bis auf Rang vier abrutschen könnte. Daheim gegen Düsseldorf, den TGS-Coach Benoit Grob noch vor der Partie als Angstgegner seiner Hausener beschrieb, gab sich die TGS jedoch keine Blöße. Einen frühen Sturm-Versuch der Löwen durch Julian Felten konnte Düsseldorf noch durch zwei Straftritte egalisieren. Doch in der Folge spielte lediglich eine Mannschaft - der von den Handschuhsheimer Löwen gewechselte Dritte-Reihe-Stürmer Firas El Chami legte den zweiten Löwen-Versuch, bevor der aus Darmstadt gewechselte Fiji-Sprinter Viliame Sokoveta, Hausens Urgestein Peppe Piano und Daniel Georghiu den Halbzeitstand von 33:6 herstellten.
Direkt zu Beginn der zweiten Hälfte legte der Ex-Darmstädter Sokoveta nach bevor Daniel Schild bereits in Minute 45 den Endstand herstellte. Hausen schaltete einen Gang zurück und Düsseldorf wollte sich seinem Schicksal nicht ergeben. So plätscherte das Spiel in den letzten 30 Minuten vor sich hin. Hausen wird am Wochenende in Luxembourg beim Spitzenreiter alle Kräfte benötigen, während für Düsseldorf gegen Schlusslicht Essen ein Pflichtsieg auf dem Programm steht.
Schlusslicht Essen konnte derweil auch bei der Zweitvertretung des SC Frankfurt 1880 nichts holen. Vor der Partie an der Frankfurter Feldgerichtstraße, die 10:27 endete, hatten die Ruhrpott-Rugger sich durchaus Chancen auf den ersten Saisonsieg ausgerechnet - jedoch vergeblich. Nun geht es zum Nachbarn aus Düsseldorf, der bislang auch nur einen Sieg einfahren konnte.
Ost
Bester Brandenburgischer Vertreter - so langsam kann sich der USV Potsdam mit diesem Titel anfreunden. Im Duell mit den Ofenstädtern aus Velten dominierten die Adler das Geschehen im ersten Durchgang fast nach Belieben. Innendreiviertel Robert Westphal tanzte sich früh durch die Verteidigung der Grünen und legte zur Potsdamer Führung ab. Noch bis zur Pause sollten drei weitere Versuche Potsdams folgen, wobei der letzte durch einen illegitimen fliegenden Wechsel wieder aberkannt wurde.
Doch direkt nach der Pause holten sich die Adler den verdienten vierten Versuch zum Offensiv-Bonus. Nun zog etwas Ruhe in das Geschehen ein, erst Minuten vor dem Ende sollte es noch einmal hektisch werden. Veltens vermeintlicher Ehrenversuch durch Dustin Schulz sollte nicht die letzte Aktion bleiben - Steven Wischniewski für Velten und Potsdam mit dem Schlusspunkt schraubten das Ergebnis auf 12:32 aus Sicht der Gastgeber hoch. Veltens Team-Manager Andreas Schmidt bemängelte die mangelnde Aggressivität seiner Mannschaft und gab gegenüber der Märkischen Oderzeitung zu Protokoll: „Hier bei uns muss die Devise heißen, unser Platz, unser Spiel, unser Sieg.“
Zwei Veltener Versuche waren am Ende zu wenig gegen Potsdam
Für Velten ist die Hinrunde damit schon beendet während der USV Potsdam in 10 Tagen den RC Dresden empfangen darf. Die Sachsen verloren bei der Zweitvertretung des BRC sang-und klanglos mit 3:33 und haben nach vier Spielen lediglich den Sieg in Velten vorzuweisen.
In Jena setzte der Berliner SV seinen unglaublich Run fort. Im fünften Spiel sicherten sich die Hauptstädter den fünften Sieg mit Offensiv-Bonus. Beim 26:10 in Jena kam bei schlechten Bedingungen wenig Spielfluß zustande. Doch am Ende hatte der BSV genau vier Mal die entscheidende Lücke gefunden und wird somit an der Spitze der Oststaffel des Unterhauses überwintern.
Nichs anbrennen ließ Ost-Spitzenreiter Berliner SV in Jena
Nord
Bundesliga-Absteiger FC St.Pauli setzt seinen ungeschlagenen Run in Liga zwei fort. Auch in Spiel vier gab es einen Bonuspunktsieg und zwar mit 42:14 über den DRC Hannover. Bei schwierigen äußeren Bedingungen kam kein ansehnliches Spiel zustande und viele Handlingfehler resultierten in Standards und mangelndem Spielfluß. Doch Pauli konnte sich gut an die Bedingungen anpassen und das Spiel weitestgehend in der Hälfte der Hannoveraner Gäste verlagern. Der DRC verteidigte aufopferungsvoll, war jedoch nie in der Lage die heimischen Hanseaten länger unter Druck zu setzen. Die Mission Wiederaufstieg läuft also weiter und auch in die beiden noch anstehenden Partien gegen die Adler Kiel dürfte Pauli als klarer Favorit gehen.
Verfolger Bremen, der im direkten Duell mit Pauli keine Chance hatte, gab sich beim 27:10 in Kiel keine Blöße. Doch das Spiel war deutlich enger, als es das Ergebnis suggerieren mag. Für Bremen heißt es nun erst einmal vier spielfreie Wochen zu überbrücken, bevor es am 26.11. zum Verfolger-Duell beim zweiten Bundesliga-Absteiger Victoria Linden geht.
Souverän in Liga zwei: Absteiger Pauli gab sich bisher keine Blöße