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Stevenson: "Ein wunderbares Rugby-Sevens-Festival"
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Geschrieben von Max Joachim   
Montag, 15. Dezember 2008

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Mittlerweile liegen die PEUGEOT Hannover Sevens 2008 einige Monate hinter uns und so wird es Zeit, eine Nachlese über das Turnier durchzuführen. Hierfür hat hannover-sevens.de einige wichtige Charaktere dieser denkwürdigen 7er-Europameisterschaft befragt. Heute stand uns Kumms 7er-Nationaltrainerkollege Lofty Stevenson (Frankfurt/Main) Rede und Antwort …

Die Hannover Sevens liegen nun einige Monate zurück. Was konntest du persönlich aus dem Turnier mitnehmen?
Stevenson: Eines der tollsten Dinge, was ich nach dem Turnier erleben konnte, war die Rugby-Öffentlichkeit, die mir Tipps geben wollte – Tipps, was ich hätte machen sollen, sehr gutes Feedback, warum wir das ein oder andere Spiel verloren haben und das ist spannend für einen Trainer. Dies zeigt, dass die Leute glauben, dass so wenig wie eine Sache hier oder dort, was sie denken, das wir falsch gemacht haben, das Ergebnis des Turniers hätte ändern können und das ist sehr zufriedenstellend und es stimmt mich auch sehr zuversichtlich. Es bedeutet, dass sie glauben, dass wir gut genug waren, um zu gewinnen. Viele glauben, dass eine Auswechslung oder eine Nominierung den Unterschied gemacht hätte und das ist einfach fantastisch, dass die Rugby-Öffentlichkeit sich so eng verbunden mit dem Team fühlt, dass sie so enttäuscht waren, dass wir das Turnier nicht gewinnen konnten.

Glaubst du, dass die Hannover Sevens dazu beigetragen haben, Rugby in der deutschen Öffentlichkeit bekannter zu machen?
Stevenson: Ich glaube nicht, dass wir uns über die deutsche Öffentlichkeit Sorgen machen müssen. Die Deutschen scheinen ihren Sport zu lieben und sie wissen, worum es im Sport geht. Sie lieben es, zu spielen, zuzugucken und einfach involviert zu sein, wann immer es geht. Die Leute, die in Hannover waren 2008, werden zurückkommen, daran besteht kein Zweifel. Die, die nicht da waren, werden gehört haben, was für ein wunderbares Sevens-Festival es in Hannover gab und von dem deutschen Team, welches erst nach dem Ende der offiziellen Spielzeit gegen Portugal verlor (welche am Ende das Turnier gewannen). Diese Art von Marketing kann man nicht kaufen, aber solange wir uns nicht noch mehr vermarkten, werden nur die, die vor Ort waren, die Vorzüge mit sich nehmen können, während die vielen, die nicht da waren, weiter in Ignoranz leben, da sie nicht mal wissen, was für ein riesiger Erfolg das Turnier war. Dass man sich die Rechte für die Austragung für die nächsten 2 oder 3 7er-Europameisterschaften in Deutschland, in Hannover, gesichert hat, ist ein Beweis für den Erfolg der Hannover Sevens 2008 und es ist eine fantastische Gelegenheit für das deutsche Rugby und das 7er-Rugby, aber es ist erst der Anfang, der erste Schritt. Es muss weiter entwickelt werden durch ein noch größeres und besseres Turnier nächstes Jahr mit mehr Publicity, mehr Teams und viel mehr TV-Berichterstattung. Mit Fortschritten in diesen Bereichen werden die Hannover Sevens 2009 ein überragender Erfolg.

Wie hoch war das Spielniveau allgemein? Habt ihr als Team das erreicht, was ihr euch vorgenommen habt?
Stevenson: Das Spielniveau war sehr hoch. Portugal musste hart arbeiten, um ihren 7. Titel zu gewinnen, da sie uns erst nach dem Ende der offiziellen Spielzeit bezwangen, was auch unser Los war gegen Italien und Spanien, aber das zeigt, dass wir viel erreicht haben in diesem Turnier und dass wir mit den besten Teams Europas an jedem beliebigen Tag mithalten können, wenn wir die richtige Vorbereitung haben. Wie du weißt waren wir in Hannover, um zu gewinnen. Da wir das nicht geschafft haben, konnten wir nicht unser ultimatives Ziel erreichen und das ist halt Sport. Neuseeland zum Beispiel gewinnt die 15er-Weltmeisterschaft nicht sehr oft, obwohl dies ihr Ziel und Fokus ist für vier Jahre, aber sie sind dennoch das beste Team der Welt. Wir müssen also diese speziellen Turniere weiter als Hauptaugenmerk haben. Unser Ziel ist es, zu gewinnen und Spieler zu entwickeln. Wenn wir nur eines dieser Ziele ohne das andere durchführen, werden wir langfristig versagen.

Warst du mit der Vorbereitung vor dem Turnier zufrieden?
Stevenson: Unsere Vorbereitung war fantastisch und die Hannover Sevens GmbH und der DRV haben uns dabei sehr geholfen, sodass wir sehr dankbar sind für ihre Unterstützung und den finanziellen Support. Hätten wir mehr machen können? Nicht wirklich. Würden wir mehr in der Zukunft machen? Sehr wahrscheinlich!
Dies war das erste Mal für uns als Team und als Gastgeber eines so wunderbaren Events und wir wollten gewinnen. Da wir dies nicht erreicht haben, müssen wir in der Zukunft versuchen, noch mehr zu machen. Vor allem müssen wir bei Turnieren wie den Hong Kong Sevens spielen. Das muss unsere Priorität sein, denn alle anderen Teams werden sich auf die WM in Dubai vorbereiten und alles, auch finanziell, auf dieses Event konzentrieren, während wir uns auf die 7er-Europameisterschaft konzentrieren müssen und wir müssen vor allem darauf fokussiert sein, die bestmögliche Vorbereitung zu finanzieren, sodass wir jedes Team besiegen können, welches nach Deutschland kommt, wodurch wir Deutschland auf die 7er-Weltbühne heben können – durch den Sieg der Hannover Sevens 2009.

Welche waren die überragenden Spieler im deutschen Team für dich?
Stevenson: Ich stelle keinen Spieler auf ein Podest. Einige Spieler konnten ihr Talent besser zeigen als andere, aber jeder unserer Spieler hat alles gegeben und wenn ich mir die Videos der Spiele angucke, kann ich immer noch nicht glauben, dass wir diese 3 Spiele nach dem Ende der Spielzeit verloren haben, aber so war es nun mal und das ist 7er-Rugby und die Spieler, die das wissen und daraus gelernt haben, werden bessere Spieler werden.

Wie bist du mit dem Deutschen Rugby-Verband zurecht gekommen?
Stevenson: Das DRV-Personal arbeitet sehr hart und obwohl sie nur limitierte Ressourcen haben und sogar noch weniger Zeit, arbeiten sie sehr hart, um so viel wie möglich für das deutsche Rugby zu erreichen. Nur sehr wenige Leute wissen das. Viele sehen nur ein oder zwei Dinge, in die sie involviert sind, die nicht so richtig funktionieren, aber ich kann sagen, dass die Mitarbeiter so wenige sind und das Land und die Arbeit so groß, dass ich wirklich nur Bewunderung dafür habe, was sie bisher erreicht haben. Meine Herausforderung an sie ist jetzt, weiter zur arbeiten – zum nächsten Level zu kommen und den Weg dafür bereitet zu haben, sodass die Veränderung hin zum nächsten Level für das deutsche Rugby schnell und ohne Probleme passieren kann.
Ich glaube, dass der DRV den derzeitigen Präsidenten Claus-Peter Bach als Vollzeitmitarbeiter anstellen muss und außerdem eine Person, die die Trainer in ganz Deutschland trainiert, sodass das nächste Spiellevel möglich ist. Nur wenn dies geschehen ist, können wir dieses höhere Niveau an die Spieler weiterreichen. Hoffentlich wird die deutsche Rugby-Community also den DRV unterstützen, diese notwendigen Verbesserungen im administrativen Bereich zu machen, damit Deutschland bei der WM 2011 in Neuseeland dabei sein kann.

Was wird dein Ziel mit dem deutschen 7er-Team in der nächsten Saison sein?
Stevenson: Wir wollen die Fähigkeiten der Spieler weiter verbesseren und dann das finale Team so gut vorbereiten, dass sie die Hannover Sevens gewinnen können. Wir müssen so viel Umsatz und Sponsoring beschaffen, dass wir unsere Spieler bei Turnieren wie Hong Kong präsentieren können, ansonsten haben wir unser Boot verpasst. Boote bewegen sich über Wellen und das Gute an Wellen ist, dass sie kommen und gehen, sodass wir nur dort sein müssen und die richtige Welle zur richtigen Zeit erreichen müssen, um auf ihr zu schwimmen. Wenn wir das erst mal geschafft haben, müssen wir diese Welle mit allen Taktiken eines Seemanns und den Skills eines Surfers reiten. Geld ist nicht so einfach zu managen wie eine Welle und Sponsoring war bisher nicht wirklich eine Priorität für den DRV, aber ich bin mir sicher, dass große Dinge auf uns zukommen und wenn das Geld und die Manpower erstmal in das DRV-Budget gesteckt wird, können wir so viel mehr erreichen und dadurch kann die deutsche Rugby-Öffentlichkeit auch so viel mehr erwarten.

Was muss im deutschen Rugby passieren, um das Team als eines der besten in Europa oder gar der Welt zu etablieren?
Stevenson: Eigentlich nicht viel. Wir brauchen nur die Unterstützung einer großen Fluglinie (um den Transport zu den großen Turnieren der Welt bezahlen zu können) und einen oder zwei weitere große Sponsoren und wir werden in der Lage sein, auf diesem höchsten Level zu bestehen. Für 7er-Rugby braucht man Schnelligkeit und Skills, aber vor allem Fitness und Erfahrung. Also brauchen die Spieler einen Ansporn und die Zeit, um sich die Zeit zu nehmen für dieses Training, abseits von ihrem Job. Also um besser zu werden als wir jetzt sind, brauchen wir nur ein wenig Hilfe von einem oder zwei Organisationen oder Individuen, die den Wert von Rugby für die Gesellschaft erkannt haben. Das sind Leute, die einen Beitrag leisten wollen für die Entwicklung unserer jungen Spieler und mehr braucht es gar nicht für uns.

Auf www.hannover-sevens.de gibt es das Interview auch als englische Fassung, sowie viele weitere Infos rund um die Hannover Sevens und das 7er-Rugby!

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