Die Gassen bleiben für den WRK eine Baustelle
Mit einem Rumpfkader von nur 16 Mann traten die Franken die beschwerliche Auswärtsfahrt zum München Rugby Football Club II an – selbst ohne Trainer musste man zurechtkommen, da neben Haupttrainer Brian Miller zusätzlich Interimstrainer Volker Kaufhold aus universitären Gründen fehlte. Doch wer die Löwen kennt, weiß, dass sie am gefährlichsten sind, wenn sie nichts zu verlieren haben.
Und so stand fest, dass man ein starkes, kampfbetontes Spiel abliefern und die ersten Punkte der Saison einfahren wollte, um die rote Laterne der Regionalliga Bayern abzugeben.
Nach anfänglichen Startschwierigkeiten gelang das auch: Die motivierte Vordermannschaft schaffte es immer wieder, die Vorteilslinie zu durchbrechen und die Hausherren zurückzudrängen. Die bunt zusammengewürfelte Hintermannschaft zeigte ein unerwartet hohes technisches Niveau, um wertvolle Meter zu machen. In der ersten Halbzeit war es noch ein ausgeglichenes Spiel, das hin- und herwogte – mit dem erstmal besseren Ausgang für die Hausherren: 11:0 lautete der Halbzeitstand.
Nach Wiederanpfiff sahen die zahlreichen Zuschauer einen dominierenden WRK. Der Sturm war einfach nicht aufzuhalten: Die im Abschlusstraining von Kaufhold geforderte Walze wurde genauso umgesetzt und so taten sich immer wieder große Lücken in der Verteidigung auf, die die Hintermannschaft gut nutzen konnte. Der beständige Druck mündete in zwei Versuche, beide aus schwieriger Position vom zuverlässigen Verbinder Felix Rau erhöht. In den letzten fünf Minuten spielten nur noch die Franken, während München verzweifelt verteidigte. Mehrmals blieb auf oder sogar hinter der Mallinie das letzte Quäntchen Glück aus und so pfiff der hervorragend pfeifende Schiedsrichter Radisson nach einem ärgerlichen Vorball nahe dem Münchener Malfeld zum 14:14-Unentschieden ab.
Es scheint, als hätte die Mannschaft die Gespenster der letzten Wochen abgeworfen. Jeder einzelne Spieler hat mehr als die von Kapitän Rau geforderten 100% aufgebracht und so steht ein hart umkämpftes und etwas ärgerliches Unentschieden, das zwei Punkte für die Tabelle bringt und den RFC Bad Reichenhall nach ihrer Niederlage beim TSV 1846 Nürnberg e.V. RUGBY auf den letzten Tabellenplatz verbannt. In Anbetracht des zusammengewürfelten Kaders muss man dennoch mit der Mannschaftsleistung zufrieden sein.
Michael Walters zeigte auf der Innendreiviertelposition ein bärenstarkes Spiel und hat nun so ziemlich jede erdenkliche Position gespielt. Regionalliga-Debütant Marcel Loepp fügte sich gut in das Mannschaftsgefüge ein und ließ nichts anbrennen. Luca Gierlich zeigte seinen Killerinstinkt und brauchte nur eine Handvoll Ballkontakte, um zum Versuch in der Ecke abzulegen. Würzburgs muskulösester Vegetarier Jörg Löw kehrte nach langen Wochen der Verletzungspause und Urlaub ins Team zurück und bewies, dass er nichts an seiner Physis verloren hat. Der Allrounder der Dreiviertelreihe und heutiger Schlussmann Christoph Pensko zeigte einige kreative Ansätze dabei, eine „Marke“ zu rufen (Dick of the Day geht deshalb an ihn) und war beim Kontern immer gefährlich. Das Zusammenspiel zwischen Verbinder Rau und Gedrängehalb Charles Hall, der heute sein 50. Spiel mit einem Versuch versüßte, lief schnell und ließ der Verteidigung nur wenig Zeit, sich zu sortieren.
Im Sturm gibt es nicht weniger zu loben: Pfeiler David Müller und Felix Saße (Hammer of the Day) zeigten harte Linienläufe und setzten mehr als nur ein Mal zum 20-Meter-Sprint an. Zweite-Reihe-Stürmer Christian Hobbie, Max Röder und einziger Wechsler Andreas Seidel hielten die offenen Gedränge sauber und trugen den Ball konsequent nach vorne. Die dritte Reihe um Bene Dikt Zimmermann, Simon Schubert und Romain Tayeb erzwang viele Ballwechsel und Straftritte, um den Druck auf die Würzburger Verteidigung zu vermindern. Man of the Match wurde Hakler Nico Reichert, der trotz Beinverletzung in der ersten Minute das gesamte Spiel nicht nur durchhielt, sondern das Team super motivierte.
Ein Mangel ist dennoch auszumachen: Die Gassen enden zu oft im Ballverlust – da bleibt es schwer, Druck aufzubauen und Zählbares auf die Punktetafel zu bringen.
Am kommenden Samstag (21.10.) kommt Aufsteiger TSB Ravens Rugby in die Feggrube. Hier ist ein Heimsieg Pflicht, um sich weiter aus dem Tabellenkeller herauszuarbeiten.
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