Betretene Gesichter bei Herrn Dr. Wild (links) und Robert Mohr (rechts) nach der vierten Saisonniederlage im fünften Spiel Der deutsche Multi-Milliardär und Rugby-Mäzen Dr. Hans-Peter Wild hatte zu Saisonbeginn mit der Übernahme des 14-fachen französischen Rugby-Meister Stade Français einen viel beachteten Medien-Coup gelandet.
Für lediglich zwei Euro (ein Euro für die Aktiengesellschaft und ein Euro für die Marketinggesellschaft) hat der erfolgreiche Unternehmer den Pariser Hauptstadtclub erworben und das mit großen Ambitionen wie Wild selbst im Juni in einem Interview mit der Heidelberger Rhein-Neckar-Zeitung verlautbaren ließ: „Die Jungs sollen die Top Drei beim 15er-Rugby erreichen. Ob wir das in der Übergangsphase schaffen, ist fraglich. Im Jahr darauf wollen wir aber auf höchstem nationalen und internationalen Niveau spielen und dann - wie in Frankreich üblich - vor 70- bis 80.000 Zuschauern.“, so Wild.
Damit dies gelingen konnte hatte der Heidelberger mit dem ehemaligen Nationalspieler Robert Mohr sein bestes Pferd im Stall der Wild Rugby Academy nach Paris entsendet. Mohr hat die Aufgabe übertragen bekommen als Sportdirektor die sportlichen Geschicke der Mannschaft um den italienischen Kapitän und Superstar Sergio Parisse sowie die Transfers zu verantworten.
Gefragt ob er dem ehemaligen DRV-Nationalspieler die Doppelrolle als sportlicher Geschäftsführer der Wild Rugby Academy und als Sportdirektor von Stade Français zutraue, äußerte sich Wild gegenüber der RNZ mehr als positiv über die Management-Fähigkeiten des gebürtigen Hannoveraners: Ich bin davon überzeugt, dass er das kann. Ich habe selbst mehr als zwei arbeitsintensive Jobs im Leben gehabt. Im Personenmanagement ist Robert sehr gut. Er spricht die französische Sprache perfekt und ist als ehemaliger Spitzenspieler und Kapitän von La Rochelle in Frankreich sehr anerkannt.
Der Saisonstart der Pariser, die noch 2015 die Meisterschaft in Frankreichs höchster Spielklasse gewinnen konnten, verlief allerdings noch nicht rund. Nach den bisher gespielten fünf Spieltagen steht das Team Capri-Sun mit nur einem Sieg aus fünf Spielen auf Tabellenplatz 13 und damit auf einem Abstiegsrang. Bisher konnte lediglich das Heimspiel gegen den Vorjahres-Zweiten La Rochelle erfolgreich bestritten werden, während es in den Spielen gegen Paris, Bordeaux, Toulouse und Toulon teilweise heftige Niederlagen setzte.
Zudem kam es auch Abseits des Platzes zu Querelen, so sehen sich zwei Pariser Spieler mit einer Anklage wegen sexueller Belästigung und Körperverletzung konfrontiert, nachdem sie in einem Nachtclub mit einer jungen Frau und ihren Begleiter in einen handfesten Konflikt geraten.
Es wartet also viel Arbeit auf Mohr und Wild, die sich ja zeitgleich auch noch um die dem allgemeinen Vernehmen nach zuletzt schwer ins Stocken geratenen Kooperations-Verhandlungen zwischen der Wild Rugby Academy und dem Deutschen Rugby-Verband bemühen. Offiziell ist der Vertrag zwischen Deutschlands finanzstärkstem Rugby-Förderer und dem DRV ja bereits am 31. August dieses Jahres ausgelaufen und seit dem öffentlichen Eklat am Deutschen Rugby-Tag war von beiden Seiten noch nichts Offizielles über eine mögliche Fortsetzung der zuletzt so erfolgreichen Kooperation zu vernehmen.
Einem Macher wie Herrn Dr. Wild ist allerdings zuzutrauen eine solche „Mini-Krise“ ohne Weiteres zu meistern und künftig sowohl die DRV-Nationalmannschaften als auch Stade Français auf Erfolgsspur zu bringen.
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