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Einen Traum gelebt - Drei junge 80er in Neuseeland
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Geschrieben von Carsten Hauptmeier   
Mittwoch, 6. September 2017

Anton Segner, Ben Porter, Oliver Stein
Anton Segner, Ben Porter, Oliver Stein

Weiter weg als nach Neuseeland geht es von Deutschland aus kaum – doch drei junge Spieler des SC Frankfurt 1880 schreckte das nicht ab. Sie gingen in diesem Jahr gleich für einige Monate als Schüler dorthin. In der Rugby-Nation schlechthin lernten die drei Sturmspieler auch, was es bedeutet, wenn ihr Lieblingssport nicht Randsportart wie in Deutschland, sondern Volkssport ist.

Anton Segner (16), Ben Porter (15) und Oliver Stein (16) spielen schon seit Jahren Rugby beim SC 1880 und wurden bereits mehrfach in die deutschen Jugendnationalmannschaften berufen.  Auch im rugbyverrückten Neuseeland behaupteten sie sich auf einem extrem hohen Niveau. Alle schafften es in die 1.XV ihrer Schulen; Ben und Anton qualifizierten sich sogar für regionale Auswahlmannschaften.

Anton besuchte in Neuseeland für acht Monate das Nelson College und spielte dort als Loose Forward. Oliver, der am liebsten in der zweiten Reihe spielt, sich aber auch als Flanker oder Nummer acht wohl fühlt, verbrachte ebenfalls sechs Monate in der Stadt an der Nordküste der Südinsel von Neuseeland. Ben, der als Lieblingspositionen Flanker oder Hakler angibt, verbrachte ein halbes Jahr am Scots College in der neuseeländischen Hauptstadt Wellington.

Was sie über ihre Erfahrungen auf und neben dem Rugbyfeld berichten, zeigt vor allem eins: Bereut hat keiner von ihnen die weite Reise -  im Gegenteil!

Was hat Euch bewegt, nach Neuseeland zu gehen?

Anton: Meine neuseeländischen Trainer in Frankfurt haben ständig von ihrer Heimat geschwärmt.

Oliver: Sie haben auch immer davon erzählt, welche große Rolle Rugby in dem Land spielt. Außerdem hatte ich sowieso einen Auslandsaufenthalt geplant.

Ben: Ich wollte mein Rugby verbessern und diese einzigartige Kultur, von der ich viel gehört hatte, selbst erleben.

Was waren die prägendsten Erfahrungen in Eurer Zeit dort?

Ben: Für die 1.XV Schulmannschaft zu spielen, war für mich etwas sehr Besonderes. Schulrugby hat sehr viel Tradition in Neuseeland und löst viel Begeisterung aus. Vor der gesamten Schule auf den Platz zu laufen, den Haka zu machen und dann auf so hohem Niveau Rugby zu spielen, ist unvergesslich. Für den Haka hatten wir sogar Extratraining in unserem Trainingslager vor der Saison. Dabei half uns auch ein Stammesführer der Maori.

Anton: Für mich war es, dass wir das Quadrangular-Turnier, das älteste Schulrugby-Turnier in Neuseeland, vor der eigenen Schule gewonnen haben. Dazu kommt noch das Rugbycamp mit den Junior Knights (Crusaders U18) in Christchurch.

Oliver: Es war super, große Ziele wie den Sieg in der Liga vor Augen zu haben und sich jede Woche, in jedem Training diesem Ziel zu nähern.

Wie sahen Eure Tage an der Schule aus - wie oft wurde dabei Rugby trainiert?

Oliver: Das Schulfach Rugby Class wurde wie jedes Fach vier Stunden pro Woche unterrichtet. In dieser Zeit hatten wir zusätzlich zum Training in unseren Teams noch mal Extraeinheiten im Gym oder Skill Sessions. Dazu kamen zweimal die Woche Teamtraining und jeden Samstag ein Spiel.

Anton: Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag Rugby Class, am Dienstag und Donnerstag nach der Schule Teamtraining.

Ben: Rugby wurde jeden Tag trainiert. Morgens mussten die Rugbyspieler, die wie ich im Internat lebten, früh aufstehen und entweder Kraft-, Fitness- oder Schnelligkeitstraining machen. Direkt nach der Schule wurde von montags bis donnerstags jeweils ungefähr zwei Stunden trainiert. Freitags gab es ein kürzeres Training, in dem wir uns auf das Spiel am Samstag vorbereiteten.

Was sind die auffälligsten Unterschiede zum Rugbytraining in Deutschland?

Anton: Weil ich beim SC Frankfurt 1880 eigentlich mein ganzes Leben lang von Kiwis gecoacht wurde, war der Unterschied gar nicht so riesig.

Oliver: Ja, das Training war ähnlich strukturiert wie bei uns in Frankfurt. Weil wir aber jedes Wochenende ein Spiel hatten, dienten die Trainingseinheiten meistens der Vorbereitung auf das anstehende Spiel.

Ben: Die Trainer wussten immer genau, was sie machen wollten. Dazu kamen sehr oft Spezialisten für verschiedene Bereiche, die mit uns zum Beispiel Gassen oder Kicken geübt haben. So kam etwa der Hurricanes- Gedrängetrainer in unser Trainingslager. Die größten Unterschiede sind aber die Intensität und die Schnelligkeit des Trainings.

Anton: Ein Unterschied ist auch, dass in Neuseeland alle Mitspieler genau eine Rolle auf dem Platz haben. So kann sich jeder voll auf seinen Job auf dem Feld konzentrieren.

Könnt Ihr beschreiben, welchen Stellenwert Rugby in Neuseeland hat?

Anton: Es ist mit Abstand der größte Sport. An jeder Ecke gibt es einen Rugbyplatz, und an unserer Schule durften alle während der Schulzeit die Klassen verlassen, um die 1. XV spielen zu sehen.

Oliver: Es ist ja auch der Sport, mit dem alle groß werden. Den meisten Jungs wird der Rugbyball in die Wiege gelegt.

Ben: Rugby ist Teil der nationalen Identität. Ich selbst hatte das Glück einige Hurricanes-Spiele zu sehen, darunter auch das Spiel gegen die British and Irish Lions. Bei so großen Spiele verändert sich die ganze Stadt, alles wird Rugby.

Welche Umstellung war für Euch beim Rugby im Vergleich zu Deutschland am schwierigsten?

Anton: Die Physis der Spieler. Es gab zum Beispiel viele große, starke, schnelle Spieler aus Tonga, Samoa und Fiji.

Ben: Auch das Tempo des Spiels und die Geschicklichkeit der Spieler.

Was waren Eure größten Erfolge als Rugbyspieler in Neuseeland?

Oliver: Ich habe insgesamt fünf Spiele für 1.XV gespielt, also die beste Mannschaft der Schule.

Anton: Als 15-Jähriger für das Crusaders U18 Camp ausgewählt zu werden und es in die Crusaders Pre-Academy geschafft zu haben.

Ben: Das war wahrscheinlich, in die Wellington U16-Regionalauswahl zu kommen. Dafür musste ich mich in einem extrem harten Probetraining und einem Spiel beweisen, zu denen die besten Spieler aus der ganzen Region Wellington eingeladen wurden. Es war aber auch eine sehr große Ehre, für die 1.XV Schulmannschaft zu spielen.

Was nehmt Ihr von Euren Erfahrungen mit nach Deutschland?

Oliver: Rugbykenntnisse und natürlich das verbesserte Englisch.

Anton: Ich nehme vor allem mit, dass Charakter das Wichtigste auf dem Feld genauso wie im Leben ist und dass harte Arbeit Talent besiegt.

Ben: Im Rugby habe ich mich auf jeden Fall verbessert, vor allem meinen Rugbyverstand. Man nimmt aber auch viele Grundwerte der neuseeländischen Kultur mit. Bescheidenheit ist den Menschen dort sehr wichtig.

Würdet Ihr wieder nach Neuseeland gehen?

Ben: Ja!

Oliver: Sehr gerne.

Anton: Ich gehe im März 2018 zurück. Dann beende ich meine Schule dort und beginne danach hoffentlich eine Profikarriere.

(Interview: Carsten Hauptmeier, SC Frankfurt 1880)

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