SCG-Neuzugang Tom Behrendt liefert eine tolle Leistung ab und trug zum hohen Auswärtssieg bei. Foto (c) Stephan Janus
Ein Berliner Duell ohne vorher feststehenden Sieger und mit viel Action gab es am Wochenende. Aber es geschah auf dem Rugby-Platz des RK 03 und nicht im TV-Studio. Derbysieger wurden dei Schwarz-Gelben Gastgeber. Anderswo furhen der HRK und Germania List Kantersiege ein. Die RGH enzauberte den Vizemeister und die Grizzlies gewinnen das Aufsteigerduell.
RK 03 Berlin 36:15 Berliner RC
Die neue Bundesliga-Saison startete bereits am Freitag Abend unter Flutlicht und zwar standesgemäß mit einem Berliner Derby. Anlass war das 50-jährige Jubiläum Rugby in Berlin Weißensee. Zwar ist der RK 03 als 2003 erfolgte Vereinsausgliederung gerade einmal junge 14 Jahre alt - der Rugby-Standort im Berliner Osten existiert jedoch bereits seit DDR-Zeiten.
Im gut besuchten Rund an der Buschallee war es überraschenderweise der Gast, der den besseren Start erwischte. Aber auch eine längere Sturm- und Drangphase der West-Berliner wollte schlicht nicht in Zählbarem enden. Ganz im Gegenteil, nach einer gespielten Viertelstunde war es der RK 03, der nach einem Straftritt plötzlich eine Fünf-Meter-Gasse hatte. Die Schwarz-Gelben ließen sich nicht zwei Mal bitten und überrumpelten den Gast mit einer kurzen Gasse - Flanker Anel Dzamastagic konnte zum 5:0 ablegen.
Nun waren die Jubilare hellwach und zeigten auch auf der Reihe einiges drauf zu haben. Außen Kalkanci schloss einen schönen Spielzug der Gastgeber ab und als dann Flanker Falk Duwe zum dritten RK-03-Versuch in kurzer Zeit ablegen konnte, hing der BRC mächtig in den Seilen. Doch noch vor der Pause fing sich der Gast und erzielte einen Versuch und Straftritt in kurzer Folge. Beim Stand von 19:10 ging es in die Pause.
Doch bevor in Hälfte zwei irgendwelche Spannung hätte aufkommen können, nahm sich Ex-BRC-Ass Raphael Hackl ein Herz und sprintete aus der eigenen 22 bis ins gegnerische Malfeld. Was für ein Versuch des Schlussspielers gegen seinen Ex-Klub. Zwar konnte der BRC recht schnell zum 15:29 kontern, aber den Männern von Coach Danny Stephens fehlte in der Folge die Luft, um noch einmal zur Aufholjagd zu blasen.
Im Gegenteil - mit einem Hackl-Straftritt und einem schönen Sturmversuch über die Dritte-Reihe-Stürmer Hinds-Johnson und Duwe schraubte der RK das Ergebnis zuletzt noch auf 36:15 hoch. Im Kampf um das erneute Halbfinale konnten die Berliner damit vorlegen.
Heidelberger RK 125 : 10 Sportclub Neuenheim
Die Vorzeichen für die gastierenden Königsblauen waren nie sonderlich gut vor diesem Duell. Der HRK hatte personell über den Sommer mächtig aufgerüstet, während es im Team von Coach Lars Eckert einen wahrhaften personellen Aderlass gegeben hatte. So standen der auf 17 dezimierte SCN am Samstag vor einer unlösbaren Aufgabe. Und die 3:0 Auftaktführung der Gäste hat sicherlich wenige Königsblaue dazu veranlasst, an einen Sieg gegen den Ruderklub zu glauben.
Denn in der Folge dominierte der amtierende Meister in allen Belangen, aber vor allem bei den Standards. Weder in Gedränge noch in der Gasse konnten sich die Gäste ihre eigenen Bälle sichern und so lässt sich am Harbigweg natürlich kein Blumentopf gewinnen. Frankreich-Rückkehrer Samy Füchsel und der als Hakler umfunktionierte Thore Schmidt machten ihre Aufgabe besonders gut und terrorisierten ihre SCN-Gegenüber förmlich.
Insgesamt 19 Versuche, davon 15 von Parkinson und Coetzee erhöht, standen am Ende auf dem HRK-Konto. Marcel Coetzee, Ex-Sharks Akademie-Talent aus Durban konnte ebenso wie ein anderer Deutsch-Südafrikaner, Sebastian Ferreira, jeweils drei Mal im Malfeld des Sportclubs eintauchen. Neuenheims Ehrenversuch kam durch einen schön angesetzten Chip-Kick über die Klub-Verteidigung.
Doch insgesamt war es ein absolut gebrauchter Nachmittag für den Sportclub, der den Klassenerhalt im Nachsitzen in der Relegation erreichte. Realistisch gesehen dürfte das für die Neuenheimer das einzige Saisonziel sein: Die Klasse zu halten. Der HRK dagegen scheint sich wieder in der Position von vor drei Jahren zu befinden - der Konkurrenz weit davon gelaufen und mit Cricket-Spielständen auf der Anzeigetafel. Wer soll den Klub in dieser Saison stoppen?
TV Pforzheim 17 : 54 RG Heidelberg
Genau wie im Vorjahr ging es für die Orange Hearts voller Vorfreude in die Goldstadt. Hier ist was drin gegen den Vizemeister war der allgemeine Tenor. Und als im Warmup klar wurde, dass der Gastgeber mit lediglich 15 Spielern im Aufgebot, also ohne einen einzigen Ersatzspieler, in diese Partie gehen würde, war die Marschroute klar. Bei den Rhinos wurden mit Nachwuchsspieler Mike Czaja und etliche Spieler aus der zweiten Mannschaft ins kalte Wasser geschmissen.
Der Spielverlauf war aber dann reichlich kurios: Gleich vier Versuche und damit den Offensiv-Bonus erzielten die Siebener-Cracks von der RGH noch bevor eine halbe Stunde gespielt war. Doch für den TVP war dies eine Art Weckruf - mit Versuchen von Carlos Soteras-Merz sowie derer zwei von Manasah und einer Erhöhung kamen die Hausherren zum Pausenpfiff auf 17:26 in Schlagdistanz.
Doch in Durchgang zwei konnten die Pforzheimer nichts mehr nachlegen, unter anderem auch, da sie die Schlussviertelstunde durch eine Verletzung von Sebastian Trost in Unterzahl bestreiten mussten. Vier weitere Versuche der RGH waren die Folge. Dennoch gab sich Rhinos-Coach John Willis nach dem Spiel mit der kämpferischen Leistung seiner Jungs zufrieden: „Die Einstellung hat gestimmt. Unter diesen schlechten Voraussetzungen haben wir nach großem Kampf letztlich ein gutes Spiel gezeigt. Wir werden nach dieser Niederlage den Kopf nicht hängen lassen und mutig die kommenden Aufgaben angehen“.
Während die Rhinos selbst gegen den TSV Handschuhsheim antreten werden, steht für die RGH das Derby gegen den HRK an. Es könnte ein früher Gradmesser gegen den Topfavoriten werden.
Sieger im Spitzenspiel war die RG Heidelberg mit ihren zahlreichen Siebener-Assen
RC Leipzig 5:35 Hannover 78
Ein überraschend deutliches Ergebnis gab es aus der Messestadt zu vermelden. Nachdem die korrespondierende Partie im Vorjahr extrem eng war und erst in letzter Sekunde entschieden wurde, zeigte sich der Gast extrem angriffslustig und wurde seiner Favoritenrolle gerecht. Bei den Hannoveranern sah man sich zwar vor einem Pflichtsieg, um im Rennen um die Playoff-Plätze nicht gleich im ersten Spiel federn zu lassen, war sich aber ebenso der Schwere der Aufgabe bewusst.
Doch ohne den hervorragenden Neuner der Vorsaison Kelsey Tait wollte dem RCL so recht die Inspiration im Spiel fehlen. Zwei 78-Versuche bei denen Verbinder Nico Müller einmal als Passgeber und einmal als Vollstrecker fungierte, ließen nach der Hälfte des Auftaktdurchgangs Böses aus Leipziger Sicht erahnen. Tatsächlich sollte der Gast nach zahlreichen Undiszipliniertheiten und verpassten Tackles der Leipziger noch zum dritten und vierten Versuch kommen konnten, wodurch es mit 0:27 aus Gastgebersicht in die Pause ging. Der Bonuspunkt war bereits in der Tasche.
Hannover war nun nicht mehr mit 100% bei der Sache und so konnte RCL-Hakler Jens Paleit früh in Durchgang zwei zum Ehrenversuch der Messestädter ablegen. In der Folge jedoch gestaltete sich die Partie ausgeglichen und 78-Neuzugang Kain Rix konnte zum letzten Versuch 78s ablegen. Er konnte, genau wie die beiden anderen Neuzugänge Johnson und Barass, auf Hannoveraner Seite überzeugen.
Beim RCL wird man wohl eine weitere Saison im Tabellen-Mittelfeld vor sich haben, während für Hannover 78 der erneute Dreikampf um die Spitze ansteht.
Glückliche Hannoveraner nach dem deutlichen Auswärts-Erfolg
TSV Handschuhsheim 45 : 17 RK Heusenstamm
Einen Auftakt nach Maß gab es für die Handschuhsheimer Löwen zum Saisonauftakt unter Neu-Trainer Gordon Hanlon. Beim Bundesliga-Debüt für Julius Nostadt und dem Kapitäns-Debüt von Löwen-Urgestein Markus Bender konnte der Gastgeber schnell seine altbekannten Stärken in Gasse und Gedränge vortragen. Doch zur Überraschung vieler war es ein Jansen Cross-Kick auf van Haken, der zu einem sehr ansehnlichen ersten Versuch führte.
Bevor Heusenstamm seine erste Chance auf Punkte durch Hees vom Tee vergab, hatte Olouch auf der Gegenseite schon drei Mal sicher getroffen. Erst als RKH-Kapitän Pfeifer mit einem beherzten Run und Offload auf Louis Biniak die Löwen-Defensive überwund, klingelte es erstmals im Löwen Malfeld. Noch vor der Pause konnte Julius Nostadt, ungewohnterweise auf der Acht spielend, sein Klasse-Debüt selbst belohnen indem er durch drei Tackles hindurch ins Malfeld rauschte.
Als Nostadt in die gewohnte Position in Reihe eins wechselte war bereits ein weiterer Versuch für die Löwen gefallen. Moritz Bayer hatte einen Straftritt schnell angekratzt und Heusenstamm zu langsam reagiert. Bis zum letzten und für den Bonuspunkt so wichtigen vierten Versuch sollte es allerdings noch bis kurz vorm Schlusspfiff dauern. Hakler Felix Martel powerte sich Minuten vor dem Schluss über die Linie. Fast im Gegenzug noch der zweite RKH-Try, der jedoch in der Endabrechnung Makulatur bleiben sollte.
In dieser Form sollte für den TSV auch beim kommenden Gastspiel in Pforzheim etwas drin sein. Heusenstamm hingegen muss nach einer fast perfekten Rückrunde zum Auftakt direkt Federn lassen und steht bald vor einem schweren Auswärtsspiel beim ambitionierten Aufsteiger Neckarsulm.
Neckarsulmer SU 17:23 SC Frankfurt 1880
Unglückliche Niederlage für den Bundesliga-Debütanten zum Saisonauftakt. Mit Neuzugang Max Kopp auf der Verbinder-Position zeigte Neckarsulm, dass mit ihnen zu rechnen sein wird. Über weite Phasen des Spiels dominierten die Gastgeber gar gegen die Frankfurter, die mit ihren Südafrika-Assen Cameron-Dow und Ngubane angereist waren.
Eine frühe Führung per Straftritt wurde vom SC ausgeglichen und bis zur Pause sollte niemand den Weg ins gegnerische Malfeld schaffen. Jedoch gehörte der Auftakt in Hälfte zwei den Unterländern, die sich mit einem Versuch von Gedrängehalb Daniel Tully und einem weiteren vom nordirischen Neuzugang Lee Bicker zwanzig Minuten vor Schluss auf der Siegerstraße wähnten. Jedoch blieben beide Versuche unerhöht, so dass der Vorsprung lediglich 16:6 betrug.
Doch Frankfurt konnte die Partie in der Schlussviertelstunde noch drehen. Zwei Versuche in schneller Folge brachten die Rot-Schwarzen wieder in Front. Und als sich die NSU durch ein Tackle in der Luft und die folgerichtige gelbe Karte selbst schwächte, war es Geschehen um die Chancen des Aufsteigers der sich mit dem Trostpreis Defensiv-Bonus begnügen muss.
Hamburger RC 8 : 85 SV Germania List
Deftige Heimklatsche für den Hamburger RC. Bei bestem Hamburger Wetter war alles angerichtet für den harten Kampf, den der HRC dem Favoriten liefern wollte. In der Vorsaison hatte man die Angriffsmaschinerie der Germanen über weite Teile neutralisieren können. Dies war am Sonntag definitiv nicht der Fall. Coach Duiane Lindsay hatte seine Männer instruiert sich nicht auf das Stürmer-Spiel des HRC einzulassen und stattdessen Breite in die Partie zu bringen.
Es entwickelte sich ein Katz-und-Maus-Spiel und Germania mit gleich drei Versuchen zum Auftakt. Erst eine gelbe Karte kurz vor der Pause beendete Angriffswirbel kurzzeitig und zum Auftakt von Durchgang zwei konnte der HRC gar den Ehrenversuch legen. Doch in der Folge das gleiche Bild. Der neuformierte Sturm der Germania um Neuzugang Tom Behrendt neutralisierte sein gefürchtetes HRC-Pendant, während die Reihe um Koch, Saul und Riege nahezu ungehindert schalten und walten konnte.
Am Ende sollten es 85 Punkte für die Germania sein und eine klare Ansage: Die SCG hat sich für diese Saison das Heim-Halbfinale vorgenommen und dürfte in einer sehr guten Ausgangslage dafür sein. Der HRC dagegen steht in zwei Wochen beim Aufsteiger Grizzlies Berlin vor einem wegweisenden Spiel. Abstiegskampf oder gesichertes Tabellen-Mittelfeld.
Berliner Grizzlies 21 : 17 SG Odin/Döhren
Zu einem Rematch des Aufstiegsduells im Juni an gleicher Stelle kam es in der Hauptstadt - mit dem besseren Ende für die Hauptstädter. Grizzlies Team-Manager Moritz Koburg sah ein „sehr enges und ausgeglichenes Spiel“ mit dem besseren Ende für seine Mannschaft. Hervorheben wollte der Grizzlies-Verantwortliche vor allem auch die Leistung des Hannoveraner-Spielertrainers Rafael Pyrasch.
Doch auch die Leistung des Nationalspielers in den Reihen des Aufsteigers konnte die Niederlage nicht verhindern. Drei Versuche auf beiden Seiten, immer zuerst einer des Gastgebers bevor der Gast kontern konnte, zeugen von einer ausgeglichenen Partie. Die Kicker auf beiden Seiten ließen an diesem Sonntag zahlreiche Punkte liegen doch am Ende konnte Grizzlies Spielmacher Heyes per Straftritt den Zittersieg sichern. Denn in der Schlussoffensive der Gäste hätte das Spiel durchaus noch Mal kippen können.
Für die Chancen der Grizzlies verheißt dies Gutes und in zwei Wochen, wenn der angeschlagene und chronisch auswärtsschwache HRC zu Gast in der Hauptstadt ist, könnte es die nächsten Punkte geben. Für die SG dagegen steht ebenso das nächste Gastspiel in der Hauptstadt an, dieses Mal jedoch gegen den RK 03. Eine hohe Hürde für Pyrasch und Co.
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