Es geht wieder los! Nach dem späten Bundesliga-Finale in der Bundeshauptstadt im Juli startet die neue Saison der Rugby-Bundesliga da wo die letzte geendet war. Der RK 03 feiert 50 Jahre Rugby in Weißensee und empfängt dabei niemanden geringeres als den Erzrivalen vom anderen Ende der Hauptstadt. Unter Flutlicht werden sich die beiden Berliner Klubs vor zahlreichen Zuschauern duellieren. Im Süden ist das Top-Spiel das Gastspiel der Orange Hearts in Pforzheim. Aber auch das Bundesliga-Debüt von Neckarsulm wird mit Spannung erwartet werden.
Süd/West
Heidelberger RK - SC Neuenheim Samstag, 2. September, 14:00 Uhr
Unterschiedlicher könnten die Vorraussetzungen vor diesem Duell kaum sein. Auf der einen Seite der Bundesliga-Gigant, der sich erst im vergangenen Juli seine angestammte Rolle als unangefochtener Platzhirsch vom TV Pforzheim zurückerobern konnte - auf der anderen Seite der Sportclub Neuenheim von der anderen Neckarseite. Die Königsblauen vom Neuenheimer Feld hatten sich den Bundesliga-Verbleib erst im Nachsitzen in der Relegation gegen den RC Aachen sichern können und stehen nun erneut vor einer schwierigen Saison.
Während sich der HRK standesgemäß hochkarätig verstärken konnte - mit Samy Füchsel und Marcel Coetzee laufen künftig zwei etablierte DRV-XV-Spieler im Klub Dress auf und darüber hinaus wird eine ganze Reihe Hochkaräter künftig ebenso am Harbigweg spielen - entwickelte sich ein regelrechter Aderlass im Kader der Königsblauen. Mit dem ungarischen Schluss Jonathan Katona, einem der absoluten Leistungsträger der Vorsaison, stand ein prominenter Abgang bereits früh fest. Nun gesellt sich den Vernehmen nach ein weiterer Leistungsträger aus der Dreiviertelreihe des SCN dazu, Marten Strauch wird wohl wie sein Bruder Björn die Stiefel an den Nagel hängen. Shalva Didebashvili, der mittlerweile 35-jährige Stürmer der Neuenheimer, wird es ihnen gleichtun.
Süd-Favorit HRK will wieder allen anderen Teams entwischen
Kein Wunder also, dass SCN-Coach Lars Eckert TotalRugby gegenüber die Vorbereitung auf die Saison als holprig charakterisierte. Außerdem werde man gerade zum Auftakt noch damit zu kämpfen haben, dass einige Akteure noch im verlängerten Sommerurlaub verweilen. „Wir sind klarer Außenseiter, wollen aber mit viel Leidenschaft und Herz an die Sache gehen“ so der Teilzeit-Verbinder des Sportclubs. Insgesamt sei man darauf aus, die neue Saison besser abzuschließen, als die alte. Aus der Not eine Tugend machen muss die Herangehensweise beim SCN sein. Man werde weiterhin vermehrt auf die eigene Vereinsjugend setzen. Künftig wird der SCN aber mit der Unterstützung von DRV XV Zweite-Reihe-Hüne Michael Poppmeier im Sturmtraining rechnen können, der den jungen Kader unterstützt.
Beim gastgebenden Ruderklub hingegen kämpft mit ganz anderen Problemen. Der Luxus-Kader der Zebras durchlief die kürzeste Saison-Vorbereitung seit langem. Mit der gesonderten Nationalmannschafts-Preseason, die ein Großteil der Klub-Spieler absolvierte, hatte der HRK nur zwei richtige gemeinsame Trainingseinheiten. An den Machtverhältnissen sollte es am Wochenende dennoch keine Zweifel geben. Klub-Coach Pieter Jordaan betont, dass diese lange Pause von Nöten gewesen sei: „Wir haben den Spielern bewusst eine lange Sommerpause gegeben, da wir wieder vor einer unglaublich langen Saison stehen.“ Der Südafrikaner leitet die Geschicke des Klubs nun in seiner dritten Saison und die Maßgabe beim amtierenden Meister bleibt natürlich die Titelverteidigung. Zum Saisonauftakt wird Jordaan dabei auf Jarrid Els (Schulter), Luis Ball (ausstehende Freigabe), Dasch Barber (Rippen), Julio Rodriguez, Robert Hittel (beide Urlaub), Niklas Hohl (Gehirnerschütterung) und Nikita Ovchinnikov (Sprunggelenk) verzichten müssen.
TotalRugby-Prognose: So sehr man als neutraler Beobachter ein spannendes Heidelberger Derby und der stark verjüngten SCN-Truppe von Lars Eckert ein Chance gönnen würde - diese Partie wird nur einen Sieger kennen. Selbst mit den prominenten Klub-Ausfällen hat der HRK einfach zu viele Waffen im Arsenal, als dass der SCN ihm gefährlich werden könnte. Dem Meister wird auch zum Auftakt der neuen Saison ein Auftakt nach Maß gelingen, während sich Neuenheim gleich in der unteren Tabellenhälfte wiederfinden wird. Der HRK siegt mit +45 Punkten.
TSV Handschuhsheim - RK Heusenstamm Samstag, 2. September, 16:00 Uhr
Bereits wie in der Vorsaison duellieren sich Fuchs und Löwe zum Saisonauftakt - Fans des gastgebenden TSV dürfen auf ein ebenso dramatisches wie enges Spiel hoffen. Im Vorjahr ging diese Partie mit 24:23 an den Gastgeber, während sich die Füchse in ihrer bärenstarken Rückrunde Revanche nehmen konnten. Doch während die Vorzeichen bei den Füchsen ähnliche sind, wie in den vergangenen Jahren, ist beim TSV vieles neu. Der ehemalige Bundestrainer Peter Ianusevici, der immerhin drei Jahre als Löwen-Dompteur fungierte, ist von seinem Amt zurückgetreten. Ebenso hat es signifikante Veränderungen im Kader gegeben.
Ein prominenter Neuzugang, Erste-Reihe-Nationalstürmer Julius Nostadt, wird sein Bundesliga-Debüt bei den Löwen allerdings erst einmal „nur“ von der Bank geben. Ein weiterer Neuer im Löwen-Dress, Siebener-Nationalspieler Anjo Buckman, ist gar völlig verhindert, da er auf einer Hochzeit weilen wird. Da auch Kapitän Sven Wetzel verhindert sein wird, darf Erste-Reihe-Stürmer Markus Bender seinen Klub erstmals als Kapitän aufs Feld führen.
Taktisch gesehen wollen die Löwen weiterhin daran arbeiten sich spielerisch weiterzuentwickeln ohne ihre traditionellen Stärken zu vernachlässigen. Denn im Gedränge und Paket machen den Löwen in der Bundesliga so schnell nicht viele etwas vor. Im Gegensatz zur siebenerlastigen Spielidee der Füchse dürfte sich der Ansatz des TSV weiterhin deutlich unterscheiden. Worauf man sich bei den Löwen allerdings verlassen kann: Die Heimstärke vorm lautstarken Löwen-Anhang ist ein Trumpf.
Neu-Löwe: Nationalstürmer Nostadt in den Farben des TSV
So hat man sich beim TSV vorgenommen die Heimspiele allesamt für sich zu entscheiden - auch gegen die Big Guns der Liga. Der überraschende Heimerfolg gegen den TV Pforzheim in der Rückrunde der abgelaufenen Bundesliga-Saison dürfte Beweis dafür sein, dass diese Maßgabe gar nicht Mal dermaßen utopisch ist. Neu-Coach Gordon Hanlon jedenfalls hat am Spielsystem der Löwen geschraubt und inwiefern sich die Änderungen positiv oder negativ bemerkbar machen, wird sich am Samstag zeigen.
Die Heusenstammer „Füchse“ haben an das letzte Duell mit den „Löwen“ gute Erinnerungen. Zum Auftakt der zweiten Hälfte der vergangenen Saison fuhren sie gegen den TSV einen 31:13-Heimsieg ein und legten damit den Grundstein für die starke Rückrunde, die ihnen letztlich den Klassenerhalt bescherte. Vor dem Auftaktspiel der neuen Saison hält sich der Optimismus bei den Heusenstammern allerdings in Grenzen.
Das liegt vor allem an den vielen Ausfällen. „Personell könnte es tatsächlich besser sein“, gibt Jens Steinweg vom Trainerteam des RKH zu. Die drei Siebener-Nationalspieler Sam Rainger, Tim Biniak und Leon Hees seien zwar vom Verband „freigegeben“, so Steinweg.
Aber das Trio könne dennoch nicht eingesetzt werden. Biniak befindet sich nach Kreuzbandriss noch im Aufbautraining. Hees hat Knieprobleme. Und Rainger? Grund unbekannt. Zudem riss sich Patrick Weber im Testspiel gegen den ambitionierten Zweitligisten TGS Hausen (22:16) zwei Bänder in der Schulter und fällt damit länger aus.
Aber auch einige andere Spieler fehlen. Steinweg sieht den TSV („Ich schätze sie sehr stark ein“) daher in der Favoritenrolle. Sein Team sei aber keineswegs chancenlos. „Ich hoffe, dass wir das Spiel knapp gestalten können - mit dem besseren Ende für uns. Das wird aber ein hartes Stück Arbeit.“ Zumal sich Handschuhsheim prominent verstärkt hat.
Aber auch die „Füchse“ haben aufgerüstet. Neu ist unter anderem der vielseitig einsetzbare Ex-„Löwe“ Lucas Schmitt, der nun im ersten Spiel für seinen neuen Klub gleich auf seinen Heimatverein trifft. „Ich werde mit sehr gemischten Gefühlen auflaufen“, gibt er zu. „Einerseits hängt das Herz noch am TSV, der wie eine große Familie ist. Die vergisst man nicht.
Auf der anderen Seite muss ich weiterschauen und mich auf mein Spiel konzentrieren. Auch wenn es der TSV ist, gegen den ich noch nie gespielt habe, werde ich alles geben. Da ich den TSV kenne und inzwischen mit dem RKH zwei Testspiele gemacht habe, denk ich das es eine sehr knappe Partie wird, ähnlich wie letzte Saison das erste Spiel.“ Damals siegten die Handschuhsheimer 24:23. „Diesmal wird Heusenstamm hoffentlich das gute Ende haben“, so Schmitt.
TotalRugby-Prognose: Beide Teams gehen mit viel Optimismus in diese Partie, doch wieder einmal müssen die Füchse ohne ihre Siebener-Asse auskommen. Völlig zahnlos reisen diese nicht in die Neckarstadt, jedoch ihrer schärfsten Schwerter beraubt. Der TSV hingegen hat einige neue Waffen im Arsenal und die Überlegenheit der Löwen im Gedränge dürfte durch Neuzugang Julius Nostadt nicht leiden. Wir von TotalRugby sehen Hendesse deshalb durchaus mit leichten Vorteilen. Der TSV Handschuhsheim setzt sich am Ende mit +9 Punkten durch und verwehrt dem Mittelfeld-Nachbarn aus der Vorsaison somit selbst den Defensiv-Bonus.
TV Pforzheim - RG Heidelberg Samstag, 2. September, 15:00 Uhr
Der entthronte Meister startet unter äußerst schwierigen Bedingungen in die neue Saison. Die Rhinos musste sich gewissermaßen gesundschrumpfen und sind noch auf Sponsorensuche für die neue Saison. Konsequenz daraus: Etliche Top-Spieler des Meisters von 2016 verließen die Goldstadt um anderswo bei vermeintlich größeren Klubs anheuern zu können. Der Klasse-Verbinder der Vorsaison Matthew Bressons wird den Grün-Weißen ebenso fehlen wie Tonga-Brecher Faimalo Magele. Weitere Verletzungen beim südlichsten Bundesliga-Vertreter sorgen dafür, dass man mit dem „letzten Aufgebot“ gegen die RGH an den Start gehen werde. So zumindest beschreibt Team-Manager Jens Poff die Ausgangslage bei den Rhinos.
Die Not beim Gastgeber ist wohl dermaßen hoch, dass ein Einsatz von Trainer John Willis höchstselbst gar nicht Mal mehr dermaßen utopisch erscheint. Aber wie die Chancen des TVP in der kommenden Saison einzuschätzen sind hängt auch davon ab, ob es Macher Poff noch gelingt Verstärkungen in den Kader zu integrieren, bzw. ob es Coach Willis gelingen wird den eigenen Nachwuchs verstärkt in den Kader der ersten Mannschaft zu integrieren. Denn das ist die Vorgabe der Vereinsführung - mehr eigene Spieler und weniger Import-Stars. Denn diese schlagen natürlich auch auf das Budget der Pforzheimer und auch in der Goldstadt wächst das Geld nicht auf Bäumen.
Gegen Auxerre bereitete sich die RGH mit Elmar Heimpel (im Bild) auf die neue Spielzeit vor
Den kommenden Gegner sieht man beim Gastgeber als Mitfavoriten und im Vergleich zum deutlichen Ausgang in der Vorsaison erwartet man einen richtigen Fight mit den Orange Hearts aus Heidelberg. Aufgeben jedoch ist keine Saison - „ein starker Mannschaftskern ist uns geblieben“ betont Pforzheims neuseeländischer Trainer John Willis.
Die morgigen Gäste hingegen wollen aber ebensowenig mit der Favoritenrolle zu tun haben. „Wir lassen uns nicht von denen einlullen“ gibt sich RGH-Coach Rudolf Finsterer sicher. Noch ziemlich genau habe man das Vorjahres-Ergebnis im Kopf: Damals war die RGH auch mit allen Siebener-Stars angereist, nur um am Ende doch 50 Punkte zu kassieren. Insgesamt hat die RGH nur ein einziges Mal in Pforzheim gewinnen können, seitdem die Rhinos in der ersten Liga spielen. In der Vorbereitung wurde ein geplantes Duell gegen Hannover 78 abgesagt, jedoch empfing man den französischen Drittligisten Auxerre zu einem hochklassigen Testspiel.
Auf dem Rasen des Südwest-Energie-Stadions am Rattachweg wird die Marschroute der Orange Hearts klar sein: Dem Gegner das eigene pfeilschnelle Spiel aufzwingen. Bei diesem Unterfangen wird den Orange Hearts dabei Robert Haase, der sich im knüppelharten Vorbereitungs-Programm der Siebener-Nationalmannschaft auf die DHL Oktoberfest 7s eine Zerrung zugezogen hat. Simon Schreieck fällt weiterhin mit muskulären Problemen aus. Zweite-Reihe-Stürmer Tim Schiffers hingegen befindet sich auf Studienreise in Korea, was die Personal-Not der Gäste im Sturm weiter verschärft.
TotalRugby-Prognose: Die Rudergesellschaft mit fast allen Siebener-Stars an Bord tritt beim TV Pforzheim an, der für Bundesliga-Verhältnisse noch immer einen absoluten Luxus-Kader besitzt, nun aber personell deutlich Federn lassen musste. Man könnte nun meinen die eingespielte RGH, mit all ihren voll im Saft stehenden Siebener-Stars, würde daraus eine deutliche Sache machen. Gleichwohl hatte man aber auch bereits im Vorjahr ähnliches erwartet und im Endeffekt zeigten die heimstarken Rhinos doch ihre Krallen. Die Zuschauer in Pforzheim dürften ein enges Spiel erwarten, zumal das nasskalte Spätsommerwetter der RGH, die möglichst ein schnelles Spiel aufziehen will, nicht zu Gute kommen dürfte. Pforhzeim am Ende knapp mit +5 Punkten.
Neckarsulmer SU - SC Frankfurt 1880 Samstag, 2. September, 15:00 Uhr
Für die Unterländer startet am Samstag das Abenteuer Bundesliga. Für die Badenenser ein Sprung ins Ungewisse - doch welch Ambition man bei der NSU hat, zeigte sich bereits nach dem Aufstieg. Mit einem gewissen Budget würden wir denn Meistertitel holen können hieß es aus Neckarsulm. Trainer Mark Kohlmann jedenfalls hat in der Vorbereitung alle Hände voll zu tun. Zahlreiche und zum Teil sehr spät eintreffende Neuzugänge, die lange andauernden Ferien in Baden und die Tatsache, dass die Neulinge nicht ein einziges Testspiel zur Vorbereitung absolvieren.
So ist Coach Kuhlmann in der kurzen Vorbereitung das eine oder andere Mal lauter geworden. Aber mit dem in Verbindung mit der WRA verpflichteten Deutsch-Südafrikaner für die erste Sturmreihe Mark-Hans Fairhurst und dem starken nordirischen Achter Lee Bicker hat Kuhlmann sehr spät starke Verstärkungen zur Verfügung gestellt bekommen. Bereits früher im Sommer hatten die beiden Hannoveraner Max Kopp von Hannover 78 und Slava Vozyk den Sprung an den Neckar gewagt.
Speziell Kopp, der bereits im Siebener-Perspektiv-Team des DRV aufgelaufen ist, dürfte dem Spiel der Dreiviertelreihe der NSU neues Leben einhauchen wird. Nun erfolgt für Kopp und Co. gut zehn Wochen nach dem Triumph im Aufstiegsduell gegen Aachen der erste Härtetest in der Bundesliga. Beim SC 1880 Frankfurt musste der australische Trainer Karl Savimaki Nach der katastrophalen Rückrunde, in der nur ein einziger glücklicher Sieg gelang (22:20 gegen Schlusslicht RC Luxemburg), gehen.
Mäzen Uli Byszio sprach gegenüber TotalRugby offen davon, dass der Coach das Team nicht mehr erreicht habe. „Es mangelte an Respekt - Er konnte die Trainingsinhalte nicht mehr vermitteln. „Es bestand ein Motivationsloch“, so Byszio gegenüber der „Frankfurter Neuen Presse“. Als neuer Trainer wurde der Südafrikaner Byron Schmidt vermeldet. Auf offiziellen Dokumenten tauchte jedoch zuletzt Kobus Potgieter, Coach der deutschen Fünfzehner-Auswahl, auf.
Gerüchte, Schmidt sei nicht im Besitz der erforderlichen Lizenz, wurden dementiert. Gleichwohl wird Potgieter wohl für die 1880er arbeiten, heißt es. Mit Schmidt oder an dessen Stelle? Schaun mer mal! Von den 80ern offiziell bestätigt wurde, dass David „Paz“ Robinson-Polkey den Verein verlassen hat.
Den neuseeländischen Prop und philippinischen Nationalspieler zieht es nach Australien. Als weitere Abgänge waren Beau Robertson und Sascha Fraser genannt worden. Neu ist Thomas Ketels, der vom Berliner RC nach Frankfurt kommt. Wie stark die Achtziger diese Saison, lässt sich jedoch nur schwer einschätzen. Bei einem Turnier in den Niederlanden am vergangenen Wochenende belegten sie jedenfalls den ersten Platz – nach Siegen gegen „The Dukes“ (21:14) und im Finale gegen „Haagsche Rugby Dagen“ (30:20 nach 16:20-Rückstand).
TotalRugby-Prognose: Die erfahrenen Bundesliga-Recken gegen den ambitionierten Neuling. Das Duell am Neckarsulmer Rossmarkt dürfte ein absolut spannendes werden. Beide Teams wissen momentan nicht wirklich, wo sie gerade genau stehen. Im Zweifel könnte man jedoch meinen, wird sich die Erfahrung der 1880er durchsetzen. Ob bei nasskaltem Spätsommerwetter mit ähnlich vielen Besuchern in Neckarsulm zu rechnen sein wird, wie beim Aufstiegsspiel gegen Aachen, bleibt abzusehen. Wir sehen Frankfurt jedoch souverän mit +17 vorne.
Nord/Ost
RK 03 Berlin - Berliner RC Samstag, 2. September, 14:00 Uhr
Der RK 03 begeht an diesem Wochenende sein 50-jähriges Jubiläum und will zum Auftakt bereits am Freitagabend mit einem Heimsieg gegen den Lokalrivalen BRC den Startschuss der Feierlichkeiten geben. Ebenso wird der neue Headcoach der Weissenseer, Maximiliano Bonnanno, sein Debüt an der Seitenlinie geben, nachdem er das Zepter von Christian Lill übernommen hat. Ansonsten hat sich beim RK über den Sommer wenig getan.: „Die Vorbereitung verlief recht unspektakulär, wir hatten unsere üblichen Trainingseinheiten. Das Training läuft normal und wir erfinden das Rad nicht neu“, lässt Teammanager Lutz Joachim verkünden.
Für das kommende Spiel gegen den BRC sieht Joachim Startschwierigkeiten auf beiden Seiten, da es für beide Mannschaften das erste Spiel nach der Sommerpause sein wird. Dennoch blickt er gespannt auf das heutige Derby im Flutlicht: „Beide Teams kennen sich ziemlich und sind sehr ausgeglichen, was Sturm und Hintermannschaft angeht. Wir erwarten ein schnelles Spiel.“ Auch die zuletzt positive Entwicklung beim Kontrahenten aus Charlottenburg haben die Ostberliner auf dem Schirm: „Der Abstand zwischen uns und dem BRC ist in der letzten Saison wieder geringer geworden, auch wenn wir zweimal gewinnen konnten“, weiß Joachim.
Genau 50 Jahre ist es her - damals wurde erstmals am Berliner Weißensee Rugby gespielt
Die Karten sind also neu gemischt und die Berliner erwarten eine spannendere Saison als in den beiden Jahren zuvor: „Die Teams in der Spitze mit uns, Germania List, Hannover 78, BRC und Leipzig sind deutlich enger zusammengerückt. Dennoch ist unser Ziel erneut das Halbfinale, auch wenn es in dieser Saison kein Durchmarsch wird“, offenbart Joachim.
Ein weiteres Ziel der Ostberliner ist die zunehmende Integration und Einbindung der jungen Spieler in der Bundesligamannschaft. Die Charlottenburger sind zum Start der neuen Saison recht selbstbewusst: „Es gab ein Kommen und Gehen in den letzten Wochen, aber wir konnten den Pool an jungen Spielern behalten, was gut für die Langlebigkeit des Clubs ist“, lässt BRC-Headcoach Danny Stephens verlauten. Des Weiteren werden einige U 18-Spieler in den nächsten Monaten zum Herrenteam dazustoßen, die Stephens nach deren Titelgewinn der Deutschen U 18 Meisterschaft langsam in die Mannschaft einbauen will.
Für das kommende Derby sieht Stephens sich und seine Männer in der Underdog-Rolle: „Wir wissen eine Menge über unsere alten Freunde. Wir wissen, dass sie physisch dominant sind extrem effizient bei den Breakdowns. Ebenso ist der RK ein Team, das über die vollen 80 Minuten spielt. Aber wir denken, wir haben dennoch ein paar Schwachstellen ausmachen können“, schätzt Stephens die Lage ein. Das Spiel gegen den RK sieht Stephens daher auch als Test für sein Spielsystem: „Das wird der erste Härtetest sein, daher werden wir erst nach dem Spiel sehen wo wir stehen. Über den Sommer konnten wir auch viel Fitness machen.
Jetzt geht es darum, das Team aufzubauen, uns auszureizen, zu analysieren und eine gute Kontinuität hinzubekommen.“ Trotz der guten Schlussphase zum Ende der vergangenen Saison wollen sich die Charlottenburger darauf aufbauend weiter verbessern. Dabei lassen sie auch nicht die Integration der jungen Generation außer Acht. Mit einem guten Mix aus alten Hasen und jungen Talenten, startet für der Stephens der Lernprozess des Teams. Seine Zielsetzung ist daher ganz klar formuliert: „Wenn wir am Ende der neuen Saison eine ähnliche Position erreichen wie in der vergangenen und dazu noch die jungen Spieler für die folgenden Jahre aufbauen können, ist das definitiv eine Verbesserung zum vergangenen Jahr für mich.“
TotalRugby Prognose: Das ewige Berliner Derby verspricht in Anbetracht der zurückhaltenden Töne beider Mannschaften im Vorfeld ein recht unspektakuläres zu werden. Aber aller Zurückhaltung zum Trotz werden sich beide Kontrahenten nicht die Blöße geben wollen. Der BRC hat mittlerweile eine neue goldene Generation in Petto, die sich ihre Sporen verdienen will. Der RK will die neue Saison mit einem Sieg auf heimischen Boden einläuten und dazu den zahlreichen Derby-Zuschauern ein Match auf hohem Niveau liefern. Beide Teams schießen heute direkt aus der kalten Schulter und es wird sich am Ende zeigen, wer den größeren Heißhunger auf Punkte hat. Wir tippen dennoch auf den RK 03 mit +6 aufgrund des Heimvorteils.
RC Leipzig - Hannover 78 Samstag, 2. September, 14:00 Uhr
Der RCL ist in der Bundesliga angekommen. Als Fünfter der Vorsaison zog man dieses Fazit auch bei den Messestädtern selbst, ist sich zugleich aber auch im Klaren darüber, dass mit der SG Odin/Döhren und den Berliner Grizzlies zwei äußert ambitionierte Aufsteiger nun in die Nordgruppe der Bundesliga kommen. Beim RCL ist man mit dem eigenen Spiel zumindest in Sachen Kampfgeist zufrieden, auch wenn spielerisch noch Luft nach oben sei.
Nun empfängt der RCL am Sonntag die 78er aus Hannover. Im Duell beider Teams an gleicher Stelle in der Vorsaison gab es ein unglaubliches enges Spiel, in dem sich 78 erst in allerletzter Sekunde durchsetzen konnte. Mit den zwei erzielten Bonuspunkten war man aber in Leipzig nicht zufrieden geben. Dieses Mal möchte man vor heimischen Publikum den Sack zu machen. Wie bei so vielen Teams war die Vorbereitung kurz, die Motivation habe darunter aber nicht gelitten so Sven Paukstat vom RCL - „wir sind heiß wie Frittenfett!“
Die Langzeitverletzten Leipziger Henry Bernhardt, Sven Spangenberg oder Yves Kaufmann sind über die Sommerpause alle wieder fit geworden. Aber zumindest für diesen Samstag drohen einige Ausfälle aus beruflichen Gründen. Andre Potgieter dagegen wird so schnell nicht wieder für die Leipziger auflaufen, da er als Semi-Profi in den USA angeheuert hat. Der südafrikanische 9er Kelsey Tait wird künftig häufiger in der Firma der Eltern in Pretoria aushelfen müssen. Es wird spannend zu sehen sein, wie schnell sich der Leipziger Kader findet.
Bei Hannover 78 hingegen weiß man, dass man vor einem engen Spiel steht. „Wer auch immer das Ding gewinnt, es wird sicherlich kein hoher Sieg“ ist sich Coach Benni Krause sicher. Nach einer kurzen aber knackigen Vorbereitung will 78 erneut einen Anlauf auf das Bundesliga-Halbfinale wagen. Dieses hatte man in der Vorsaison nur eine Woche vor dem selbigen als sicher betrachtet, war aber noch vom Lokalrivalen Germania List abgefangen worden.
„Man muss sich ja schließlich Ziele setzen und wir wollen nun Mal ins Halbfinale, Platz drei wäre schließlich nur der UEFA-Cup“ wie Coach Krause die Ausgangslage passend zusammenfasst. Eine Schwächung ist der kurzfristige Abgang von Maximilian Kopp, der sich dem Aufsteiger Neckarsulm angeschlossen hat. Stamm-Hakler der Vorsaison, Adrian de Riz ist mittlerweile in China gelandet, was die Verletzungssorgen der Hannoveraner in der ersten Reihe verstärkt.
TotalRugby-Prognose: Wir können uns der Einschätzung von Benjamin Krause von 78 nur anschließen - in dieser Partie wird sich für beide Teams früh zeigen, in welche Richtung die Reise geht. Leipzigs Aufwärtstrend der vergangenen Jahre, geht er weiter? Kann 78 einen weiteren Anlauf aufs Halbfinale der Bundesliga wagen? Dieses Spiel wird in den Schlussminuten entschieden und wir können keinen klaren Favoriten ausmachen. Einzig der sehr erfahrene Kader der 78er könnte am Ende einen Unterschied ausmachen. Hannover mit +2 Punkten.
Hamburger RC - SC Germania List Sonntag, 3. September, 15:00 Uhr
Saisonauftakt an der Saarlandstraße - der Hamburger RC empfängt die zweitbeste Nord-Mannschaft der Vorsaison, den SC Germania List. Die Hamburger Rothemden starten optimistisch in die kommende Saison und wollen am Ende besser dastehen, als in der Vorsaison, die man mit einem formidablen sechsten Platz abschloss. Das in den vergangenen Jahren immer wichtiger gewordene Hamburger Derby wird allerdings nun ausfallen - da der Lokalkonkurrent FC St. Pauli den bitteren Gang in die Zweitklassigkeit antreten musste.
In der Vorbereitung jedoch tat man sich mit jenen abgestiegenen Paulianern und Hannover 78 zusammen und veranstaltete an der Saarlandstraße ein Mini-Turnier. Gegen Germania sieht man sich aber in der Außenseiterrolle - HRC-Coach Carsten Segert sieht List als Favoriten, während man selbst Ausfälle zu verkraften habe. Segert selbst zeigt sich beeindruckt von der Athletik Spielstärke der Hannoveraner. Gleichwohl gibt man sich beim HRC auch kämpferisch - Neu-Kapitän Felix Bodensieck: „Wir sind also alles andere als Kanonenfutter und werden dem Gegner physisch und spielerisch einiges entgegen zu setzen haben.“
Bei Germania ist man aber ebenso selbstbewusst. Nach zwei Halbfinalteilnahmen als Nord-Zweiter will man nun einen Schritt weiter gehen. Das Heim-Halbfinale ist das große Ziel, so Coach Duiane Lindsay. Der Ire würde es persönlich als Niederlage betrachten, sollte Germania an diesem Ziel scheitern. Ein Schlüssel zum Erfolg könnte ein Neuzugang werden.
Tom Behrendt, vom Absteiger Pauli gekommener Dritte-Reihe-Stürmer und Nationalspieler, bringt dem Germania-Spiel eine neue Dimension. „Seine Aggressivität ist etwas, was uns im Sturm zum Teil auch gefehlt hat“ gibt SCG-Coach Lindsay gegenüber TotalRugby offen zu. Zugleich fordert der ehemalige Nationaltrainer Jordaniens von seinem Schützling auch wieder ein diese Aggression in sinnvolle Bahnen zu lenken. Denn „mit 14 Spielern ein Spiel zu gewinnen ist ungemein schwerer.“
Mit Blick auf das Spiel am Sonntag gibt sich Lindsay trotz der großen Ambition für die Gesamt-Saison vorsichtig. „Wir tuen uns auf diesem vergleichsweise kleinen Platz immer schwer“, und in der Vorsaison hätte der knappe Sieg ohne Offensiv-Bonus den Germanen fast das Halbfinale gekostet. Am Samstag werde man sich nicht auf das Sturmspiel der Hamburger einlassen und insgesamt in dieser Saison weniger Punkte am Ende wegwerfen, was sicher auch eine mentale Frage ist.
TotalRugby-Prognose: Top-Favorit vor möglichen Stolperstein, so könnte man die Ausgangslage vor diesem Sonntag beschreiben. Doch tatsächlich muss für List ein Sieg her, will man dem RK 03 den Platz an der Sonne im Norden tatsächlich abnehmen. Doch im Hamburger Regen wird es am Sonntag auf andere Tugenden, als das feine Spiel ankommen. Kampfgeist und Durchhaltevermögen werden essenziell sein und so kann dieses Spiel zum Charaktertest für die Germania werden. Hamburg wird einen harten Fight liefern, aber wir sehen Germania mit +13 Punkten vorne.
Berliner Grizzlies - SG Odin/Döhren Sonntag, 3. September, 15:00 Uhr
Die Grizzlies haben es geschafft: endlich als eigenständige Mannschaft in der ersten Bundesliga spielen. Nun geht es aber für die Berliner Bären ans Eingemachte. Da trifft es sich gut, dass der erste Gegner gleich ein alter Bekannter aus der Relegation ist. Denn mit der Hannoveraner Spielgemeinschaft Odin/Döhren haben die Grizzlies ihren ersten Dämpfer abbekommen und konnten sich erst mit dem Sieg gegen FC St. Pauli für die erste Bundesliga qualifizieren. Diese Kerbe wollen die Berliner garantiert auswetzen und haben sich über die Sommerpause hinweg ordentlich vorbereitet. Neben zahlreichen Fitnesseinheiten stand auch die Personalsituation zur Diskussion. Daher hat Grizzlies-Präsident Mick Schmidt nochmals seine Fühler nach erfahrenen Rugbyspielern aus den großen Nationen ausgestreckt. Vor allem im Sturm konnten sich die Berliner Bären entscheidend verstärken. Der Deutsch-Australier Philip Schedlbauer und der Engländer Jed Chapple verstärken die erste Reihe und mit Nick Whiteman (AUS) und Max Alderson (ENG) konnten sich die Grizzlies auf der zweiten und dritten Reihe verstärken. Danny Heyes (ENG) und Juan Navarro (ESP) ergänzen das internationale Team in der Hintermannschaft. Neben den erfahrenen internationalen Spielern legt das Grizzlies-Management ein großes Augenmerk auf die Rekrutierung und Ausbildung der lokal ansässigen deutschen Talente. Dazu wurde das Training auf 3 – 4 mal wöchentlich erweitert und man hofft, dass die zusätzliche Arbeit fruchten wird, denn laut Schmidt will man „mit dem Abstieg nichts zu tun haben“.
Die Grizzlies im neuen Gewand könnte man meinen, denn mit den zahlreichen Rekrutierungen wird es schwer die Berliner einzuschätzen. Was wohl auch den Hannoveranern nicht unbedingt in die Karten spielen wird.
Die frisch aufgestiegenen Hannoveraner sind sich der neuen Herausforderung in der ersten Bundesliga bewusst und arbeiten bereits seit Wochen an ihrer Fitness. Im Hinblick auf die neuen Rekrutierungen bei den Grizzlies bleibt die Spielgemeinschaft jedoch relativ gelassen: „Die Grizzlies werden alles daran geben, nicht noch einmal gegen uns zu verlieren und werden sich deutlich verstärkt haben. Allerdings ist deren ausländischer Kader erst diese Woche komplett zusammen, was unsere große Chance ist“, prognostiziert Hannovers Spielertrainer Rafael Pyrasch. In den eigenen Reihen sieht Pyrasch das gesamte Team als Schlüssel zum Erfolg: „Wir gehen viel in unsere Struktur rein. Wir haben keine individuellen Stars oder extrem dominante Spieler. Daher ist die Struktur unser Schlüssel zum Sieg.“
Dass es die jungen Hannoveraner als Debütanten in der ersten Bundesliga schwer haben werden, wissen sie selber. Dennoch haben sie sich „einen gesunden Platz im Mittelfeld“ als Saisonziel gesteckt. Daher setzen sie alles auf die Rückrunde und hoffen, dass sich die jungen Spieler in der Hinrunde die Sporen verdienen und ausreichend Erfahrungen sammeln.
TotalRugby Prognose: Mit den neuen Verstärkungen in den Reihen der Grizzlies wird zum Auftakt beider Debütanten ein nahezu anderes Team auf dem Platz stehen. Die Hannoveraner haben damit gerechnet und werden sich definitiv darauf einstellen. Es bleibt abzuwarten mit welcher individuellen Qualität die Berliner auflaufen werden. Dass di Hannoveraner als Team zusammenspielen und über die vollen 80 Minuten jede Chance zur Attacke nutzen, ist hinreichend bekannt. Dennoch tippen wir auf einen knappen Sieg der Berlin Grizzlies mit +5.
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