WM-Finale der Damen - England vs. Neuseeland / Rugby Championship die Zweite
Geschrieben von TotalRugby Team
Freitag, 25. August 2017
Schlicht nicht zu stoppen: Portia Woodman geht mit ihren Neuseeländerinnen als leichte Favoritin ins WM-Finale
Das WM-Turnier in Irland war extrem eng getaktet, so dass Top-Spielerinnen, wie beispielsweise Portia Woodman aus Neuseeland sich über die extrem kurzen Pausen zwischen den Spielen beschwerten. Woodman klagte öffentlich, dass man den Männern so etwas nicht zumuten würde. So geht der Kampf der besten zwölf weiblichen Teams morgen nach nur 18 Tagen, in denen eine komplette Gruppenphase und die Semifinal-Partien abgehalten wurden, bereits mit dem Finale zu Ende. Und ohne jeden Zweifel, die beiden besten Teams des Turniers haben sich für dieses qualifiziert.
England hatte in der Gruppenphase keinerlei Probleme und gewann die Spiele gegen die USA, Spanien und Italien immer mit mindestens drei Versuchen Abstand. Die einzige richtige Profi-Mannschaft des Turniers hatte aber eher mit ihrer überlegenen Fitness und Physikalität, als mit ihrem Spielwitz überzeugen können. Gegen die Französinnen im Halbfinale konnten sich die „Red Roses“ einmal mehr auf den sicheren Kick-Stiefel von Spielerin des Jahres Emily Scarrat verlassen. Im Nieselregen von Belfast war kein spielerisches Feuerwerk zu erwarten und so war es zwei Mal Tighthead-Prop Sarah Bern, die aus kurzer Distanz nicht zu stoppen war und sich den Weg über die Linie in Bulldozer-Manier ebnete.
Doch im Finale wartet Neuseeland, die den Titelverteidiger in ihrem fünften WM-Finale nur allzu gerne vom Thron stoßen würden. Mit Verbinderin Kendra Cocksedge, die die bisher beste Kickerin dieses Wettbewerbs war, und vor allem Superstar Portia Woodman wirken die Black Ferns bislang als das komplettere Paket. Im Halbfinale konnten die Neuseeländerinnen nach langsamen Start die Defensive der US-Ladies förmlich auseinander nehmen. Immer wieder verstanden es die Dreiviertelspielerinnen der Black Ferns den Ball zu Portia Woodman zu bringen. Diese war bereits bei Olympia im Vorjahr eine der besten Spielerinnen. Nun ließen ihr die USA fast genauso viel Platz, wie sie es auf dem Siebener-Feld hat. Ganze fünf Versuche der Außen-Spielerin waren die Folge.
Das Finale morgen Abend in Belfast dürfte also vor allem ein Duell der englischen Sturmstärke mit der neuseeländischen Schlagkraft auf der Dreiviertelreihe sein - Ausgang völlig offen! Beide Teams waren bisher unglaublich dominant aufgetreten, was auch die Schwäche dieses Championats war. Die beiden Top-Teams spielten in einer Liga für sich, dann folgte ein ausgeglichenes Mittelfeld und am Ende standen die beiden weitestgehend chancenlosen Teams aus Asien - Hongkong und Japan. Dennoch war die Aufmerksamkeit für die Damen größer als bisher. Und morgen gibt es in England eine Premiere, das Finale wird zur Primetime im größten Privat-Sender des Landes ITV übertragen. 20:45 deutscher Zeit erfolgt der Ankick, es dürfte das Highlight im Frauen-Rugby in diesem Jahr werden.
Ein Beitrag geteilt von World Rugby (@worldrugby) am 22. Aug 2017 um 9:54 Uhr
Ob England ein Mittel gegen diese Frau findet?
Rugby Championship: Australien mit dem Mut der Verzweiflung
Wenn morgen früh um 9:35 deutscher Zeit das zweite Spiel zwischen Neuseeland und Australien angepfiffen wird ist die Favoritenrolle so klar wie noch nie zuvor. Im wettverrückten Australien gibt niemand einen Pfifferling auf die eigene Mannschaft - Für einen gesetzten Dollar auf Australien gäbe es im Fall eines Sieges gleich 15 zurück!
Zwei Tatsachen werden von Experten als verhängnisvolle Vorzeichen angesehen: Australiens bester Spieler in der Vorwoche - der physisch extrem dominante Zweite-Reihe Stürmer Adam Coleman - fällt aus. Dazu findet Bledisloe II im überdachten Stadion von Dunedin statt, was dem unglaublichen schnellen Spiel der All Blacks zu Gute kommen dürfte.
So scheint es auch wenig verwunderlich, dass sich Neuseeland-Coach Hansen für fast die selbe Aufstellung entschieden hat und lediglich in der ersten Reihe rotiert. Bei den Wallabies hingegen kommen mit Dane Haylett-Petty und Tevita Kuridrani zwei neue auf der 13 und 14 ins Team. Gerade in den weiten Kanälen hatte die Wallabies-Defensive bei der Demütigung vor eigenem Publikum in der Vorwoche armselig ausgesehen.
Selbst Superstar Israel Folau ließ sich von All Blacks Neuling Rieko Ioane vorführen. Doch Folaus Platz ist aufgrund seiner Offensivstärke natürlich nicht in Gefahr. Ein wenig Mut dürften die Australier aus ihrer zweiten Halbzeit in der Vorwoche geschöpft haben. Nach der 40:6 Halbzeitführung und dem zwischenzeitlichen 54:6 hatten die Wallabies sich zumindest noch einmal aufgebäumt und vier eigene Versuche legen können.
Der Schlüssel zum Sieg soll nun in mehr Aggressivität liegen so Coach Micheal Cheika. Angesichts von einer Tackle-Quote von unter 70% - anders gesagt fast jedes dritte Tackle saß nicht - kein schlechter Ansatz. Wäre da nicht die Tatsache, dass sich mit Adam Coleman der beste Defensiv-Mann im Training verletzt haben. Morgen wird wohl feststehen, dass Neuseeland den zwischen den beiden Ländern ausgetragenen Bledisloe-Cup auch im 15. Jahr behält. Für das Wohl des Weltrugby bleibt zu hoffen, dass es ein einigermaßen enges Spiel wird.
Folgt die zweite Demütigung Australiens durch Neuseeland
Um 21:30 deutscher Zeit dann geht es in der Pampas weiter. Im argentinischen Salta empfangen Los Pumas ihre südafrikanischen Gäste die Springboks. An gleicher Stelle hatte es im Vorjahr ein sehr enges Duell gegeben, dass am Ende mit 26:24 an die Gauchos ging. Nach dem relativ deutlichen 37:15 der Boks in der Vorwoche, wo gerade in Durchgang zwei ein Klassenunterschied erkennbar war, müssen die Pumas nun auf ihren fanatischen Anhang hoffen.
Die Boks haben seitdem vergangenen Herbst spielerisch stark zugelegt und wirken wieder wie die Top-Mannschaft von einst. Mit den Super Rugby Finalisten aus Johannesburg, den Lions-Spielern als Rückgrat, wird das Spiel der Boks auch zunehmend lebendiger. Auch wenn mit François Hougaard auf 9 die Verbinder-Gedrängehalb Achse der Lions aus der Vorwoche gesprengt wird, dürfte man von den Boks mehr vom schnellen Spiel der letzten Wochen zu sehen bekommen.
Bei den Pumas kommt überraschend Altmeister Juan Martin Hernandez auf der Verbinderposition von Beginn an zum Einsatz. Nicolas Sanchez, der eigentliche Stamm-Verbinder wird auf die Bank verbannt, der 35-jährige „El Mago“ genannte Hernandez startet. Sein unvorhersehbares aber magisches Spiel ist eine Augenweide - es wird spannend zu sehen sein wie viel Magie der Magier am Samstag Abend auf den Rasen von Salta zaubert.