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Wer gewinnt die Rugby Championship: Die All Blacks, wer sonst?
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Mittwoch, 16. August 2017

Sie wissen was sie erwartet, aber ob die Wallabies den Weltmeister stoppen können, wird sich erst Samstag früh zeigen. Foto (c) ARU
Sie wissen was sie erwartet, aber ob die Wallabies den Weltmeister stoppen können, wird sich erst Samstag früh zeigen. Foto (c) ARU

Jahr für Jahr dasselbe könnte sich der geneigte Rugby-Fan denken. Im deutschen Spätsommer beginnt die Rugby Championship, das Six-Nations-Pendant der Südhemisphäre mit den All Blacks, Springboks, Pumas und den Wallabies - am Ende steht Neuseeland wieder Mal ganz oben. Tatsächlich überragt der Weltmeister das weltweite Rugby-Geschehen in dieser Dekade nahezu ohne Rivalen. Dabei ist es gerade erst zwei Jahre her, als sich die Wallabies mit einem Heimsieg im Bledisloe Cup gegen die All Blacks den Rugby-Championship-Titel sichern konnten. Nicht von ungefähr kam der WM-Finaleinzug im selben Jahr und auch im Finale waren die Wallabies nicht völlig chancenlos. Nun haben Jungs aus Down Under um den neuen alten Kapitän Micheal Hooper die Chance in Sydney dem großen Favoriten erneut ein Schnippchen zu schlagen.

Doch seit der letzten WM sind die Leistungskurven beider Teams signifikant auseinandergegangen. Die All Blacks haben in den 26 Partien seit der letzten Niederlage gegen Australien lediglich ein Spiel gegen Irland sowie eines gegen die British and Irish Lions abgegeben. Aber auch die Springboks haben nach dem dritten Platz beim Rugby World Cup 2015 einen nie dagewesenen Einbruch erlebt und werden Samstag bei ihrem Auftaktspiel gegen Argentinien alle Hände voll zu tun haben, um eine zweite Heimniederlage gegen Los Pumas abzuwenden.


Australien - Neuseeland
Samstag 19. August, 12 Uhr deutscher Zeit, ANZ Stadium Sydney

Sydney Showdown in Sydney. Über 70.000 Zuschauer werden auch in diesem Jahr zum Klassiker erwartet - der Bledisloe Cup ist für Australier wie Neuseeländer gleichermaßen ein unglaublich wichtiges Prestige-Duell. Auch wenn die Favoritenrolle Mal wieder klar verteilt ist: Neuseeland hat trotz der ausgeglichenen Serie gegen die Lions seine Vormachtstellung im Welt-Rugby unterstrichen, während Australien daheim gegen Schottland verlor und auch gegen Fidschi nicht dermaßen überzeugend auftrat. Für die Wallabies um Coach Micheal Cheika, der das erste Mal in seiner mittlerweile dreijährigen Amtszeit starken Gegenwind in den Medien erlebt, gilt es zu aller erst die Lücken in der eigenen Defensive zu schließen.

Zu einfach kamen die Gegner des Vizeweltmeisters in den Juni-Länderspielen durch die Defensive und die Lions haben den Wallabies ein Erfolgsrezept aufgezeigt: Eine extrem schnell in der Linie aufrückende Verteidigung kann gegen die All Blacks durchaus funktionieren. Aber dazu bedarf es auch der nötigen Fitness um über 80 Minuten dieses kraftraubende Spiel durchziehen zu können. Ebenso muss man bei den Australiern neben der strukturierten Defensive auch clever reagieren, wenn die Neuseeländer einmal hinter die Linie kommen werden.

Ob nun durch einen cleveren Cross-Kick von Neuseeland-Verbinder Beauden Barrett, oder eine Kombination, dies wird unweigerlich geschehen und dann muss die Defensive ebenso eine Lösung finden, sonst wird es Versuche regnen für die All Blacks. Ähnlich wie beim 8:41 im Vorjahr an gleicher Stelle, als Neuseeland Katz und Maus mit den Aussies spielte, die im zweiten Spielabschnitt förmlich einbrachen. Um überhaupt eine Chance zu haben den jährlich zwischen den beiden Nachbarn ausgetragenen Bledisloe Cup nach 14 Jahren zurückzuerobern muss in Sydney ein Sieg her. Denn insgesamt befindet sich das australische Rugby in der größten Krise seiner Geschichte. Seit Jahren gegen den Erzrivalen unterlegen, so dass die Öffentlichkeit Down Under sich von den Wallabies mehr und mehr abgewandt hat, braucht man nun schlicht einen Sieg.

Im australischen Selbstverständnis ist man drei Nummern größer als der kleine Nachbar Neuseeland. WM-Finalteilnahmen hin oder her - nur Siege gegen Neuseeland zählen. Mit der fast schon einer Epidemie gleichenden Formschwäche der australischen Super Rugby Teams - alle 26 direkten Duelle zwischen Teams aus Neuseeland und Australien gingen an die Neuseeländer - bleibt der Bledisloe die einzige Gelegenheit, bei dem die Augen der Nation fest auf die Wallabies gerichtet sind. Wallabies Zweite-Reihe-Stürmer Adam Coleman jedenfalls, der beide direkten Duelle gegen die All Blacks verloren hat, glaubt an die Chance seiner Mannschaft: „Die Jungs glauben jetzt mehr denn je, dass sie am Samstag als Sieger vom Platz ziehen können.“ Vier Wochen harte Trainingsarbeit mit zwei spezifischen Konditions-Camps liegen hinter den Aussies - Samstag wird sich zeigen ob der Aufwand Früchte trägt.

Für die All Blacks, die sich selbst als das beste Team des gesamten Sport-Universums überhaupt sehen, ist ein Sieg gegen die Wallabies Pflicht. Angesprochen auf die sogenannte Rush-Defence der Lions gab sich All Blacks Spielmacher Barrett auf einer Pressekonferenz in Sydney selbstbewusst. Natürlich würden andere Teams diese recht erfolgreiche Taktik nun nachahmen, aber man wisse was auf einen zukommt. „Wir haben Mittel und Wege, wie wir damit umgehen.“ Seine in den letzten Wochen und Monaten unterdurchschnittliche Kick-Leistung vom Tee wurde ebenso thematisiert, doch Barrett, dessen beide Brüder Jodie und Scott ebenso zum Einsatz kommen könnten, gab sich selbstbewusst. „Ich kicke seitdem ich sechs Jahre alt bin und arbeite fortlaufend an meiner Technik.“

In Sachen Personal bekamen beide Teams in den vergangenen Tagen positive Nachrichten. Australiens Gedrängehalb Will Genia wird seinem bisherigen Vereien Stade Français Paris den Rücken kehren und sich den Melbourne Rebels anschließen. Bei den All Blacks wiederum wird Superstar Sonny Bill Williams vorzeitig zurück in die Mannschaft kehren können. Im zweiten Spiel der Lions Serie hatte der ehemalige League-Spieler sich eine absolut wohlverdiente rote Karte abgeholt, als er seine Schulter ungebremst in das Gesicht eines Lions-Spielers rammte. Allerdings bekam Williams nun ein Warm-Up-Spiel über drei Halbzeiten der All Blacks gegen drei Provinz-Teams auf seine fünf Spiele dauernde Sperre angerechnet. Bei einem weniger prominenten Spieler oder Team wäre ein solches Sportgerichtsurteil wohl nicht drin gewesen.

Wenn die Wallabies am Samstag einen Erfolg erzielen wollen und überhaupt in dem über drei Spiele ausgetragenen Bledisloe Cup (die beiden weiteren Spiele finden in Dunedin und Brisbane statt) eine Chance haben wollen, muss am Samstag ein Sieg her. Und dazu werden die Wallabies ihre Widersacher über 80 Minuten unter Druck setzen müssen. Nur so kann man die meist in der Nähe der Perfektion spielenden All Blacks überhaupt zu Fehlern zwingen. Wer würde auf  die Chancen der Underdogs Wetten wollen?

Südafrika - Argentinien
Samstag 19. August, 17:05 Uhr deutscher Zeit, Nelson Mandela Bay Stadium Port Elizabeth

Es ist gerade einmal zwei Jahre her, da war es den Argentiniern erstmals gelungen die Boks auf südafrikanischem Boden zu besiegen. Damals in Durban war es ein Blitzstart, mit einem Versuch von Marcelo Bosch in der ersten Minute und drei weiteren Versuchen von Außen Imhof in Hälfte eins, der den Pumas am Ende zu einem 37:25 reichen sollte. Im vergangenen Jahr dann konnte beide Teams jeweils ihre Heimspiele gewinnen und so ist auch am Samstag im zur Fußball-WM 2010 gebauten Stadion ein enges Duell zu erwarten. So sieht es jedenfalls auch Springboks Co-Trainer Johann van Graan, der nach „zwei unglaublich engen Spielen im Vorjahr“ seine Mannschaft auf ein weiteres knallhartes Spiel einstellt. Vor allem im Sturm werde diese Partie entschieden ist sich van Graan sicher.

In ihren fünf bisherigen Spielen im Nelson Mandela Bay Stadium haben die Boks bisher eine weiße Weste. Siege gegen Neuseeland und Irland sowie ein Unentschieden gegen England - Port Elizabeth ist ein gutes Pflaster für Südafrika. Insgesamt sieht Springboks-Dreiviertel-Trainer Franco Smith die kommenden vier Halbzeiten gegen Los Pumas, wie „als wenn man einen Elefanten verpeist.“ Dabei soll diese Analogie wohl nicht dermaßen martialisch sein, eher wollte Smith darauf anspielen, dass nun vier knallharte Halbzeiten gegen ein gut eingespieltes Team anstehen. Smith selbst hatte als Treviso-Trainer in der Pro 12 schon mit vielen Gauchos zu tun und meint die Mentalität der Südamerikaner verstanden zu haben. Deren Euphorie dürfe man gar nicht erst erwecken, sonst käme am Ende ein Ergebnis wie 2015 raus, als Argentinien die Boks in Hälfte eins geradezu überrollte.

 

 

 

Mit zwei Warm-Up-Spielen gegen Frankreichs Top-Klub Toulon bereiteten sich die Pumas auf die Rugby Championship vor

Zwar mussten die Argentinier in den letzten Wochen die Abgänge von Super-Prop Ramiro Herrera und Achter Facundo Isa verkraften, die nun in der Top 14 spielen und nicht mehr für Argentinien auflaufen dürfen. Doch in den letzten Jahren war es den Pumas immer wieder gelungen Talente scheinbar mühelos aus dem Hut zu zaubern. Auch wenn die beiden Niederlagen gegen England im Juni gegen eine geschwächte englische Mannschaft nicht ermutigend waren - Los Pumas haben sich seit ihrer Aufnahme in die Rugby Championship 2012 zu einer formidablen Macht entwickelt und werden für die Boks eine Gefahr darstellen. Ausgestattet mit einem massiven Sturm, aber ebenso mit Feingeistern auf der Dreiviertelreihe, haben die Argentinier ein komplettes Spiel.

Doch Südafrika scheint seit dem wohl absoluten spielerischen Tiefpunkt, der Niederlage gegen schwache Italiener vergangenen November, die Kurve bekommen zu haben. Drei souveräne Siege gegen Frankreich im Juni, die überragende Form der Lions im Super Rugby. Es scheint als ginge es bergauf mit den Springboks - der Optimismus im Land jedenfalls ist auf lange ungeahnten Höhen angelangt. Für die Boks heißt es nun nachlegen - nach einer kräftezehrenden Lions-Series könnte den Südafrikanern der erste Rugby Championship Titel seit 2009 winken. Samstag Abend dürften Boks-Fans wissen wohin die Reise gehen wird.

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