Das neue Trainer-Team der DRV VII mit Co-Trainer Clemens v. Grumbkow und dem Südafrikaner Vuyo Zanqa.
Für unsere DRV VII und das neue Trainer-Team um Head Coach Vuyo Zanqa und Co-Trainer Clemens von Grumbkow hat heute die neue Saison so richtig begonnen. Die versammelte Nationalmannschaft absolvierte heute im Laufe des Tages Kraft- und Konditions-Tests. In der kommenden Woche steht bereits das gemeinsame Trainingslager mit Hongkong an und in nur knapp sieben Wochen geht es für unsere Siebener-Jungs dann bei den DHL Oktoberfest 7s gegen die versammelte Weltelite im Siebener. Grund genug uns mit dem neuen Coach der Mannschaft über den Auftakt und seine Pläne mit der DRV-Auswahl zu unterhalten. Der 36-jährige hat in seinem für einen Trainer jungen Alter bereits einiges vorzuweisen - Zanqa hat bereits im Coaching Setup der Blitzbokke, Kenias und der Super-Rugby-Mannschaft Kings gearbeitet und gilt in Südafrika als zukünftiger Blitzbokke-Coach.
Bilder vom heutigen Trainingsauftakt der Siebener-Nationalmannschaft
TotalRugby: Danke Vuyo, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Im Endeffekt hat eure Arbeit ja mit den heutigen Leistungstests so richtig begonnen. Du hast deine persönlichen Vorbereitungen mit dem Trainerteam aber ja bereits in den letzten Tagen aufgenommen. Die Gegebenheiten vor Ort, aber auch deinen Co-Trainer Clemens von Grumbkow und Teile der Mannschaft kennst du ja bereits aus deiner Zeit als Gastrainer. Wie war der Start für dich in die neue Aufgabe?
Vuyo Zanqa: Der Auftakt war sehr gut. Die Jungs sind heute Morgen hier zusammengekommen und wir haben uns erst einmal unterhalten. Über unsere Ziele und den Weg den wir dorthin bestreiten müssen. Wie wir eine Team-Kultur erarbeiten wollen, auf die wir stolz sein können, auch wenn wir eines fernen Tages nicht mehr Teil dieser Mannschaft sind. Es war definitiv ein interessanter Tag bisher, an dem wir als Gruppe zusammengekommen sind. Aber wie du ja schon erwähnt hast, ich war schon Mal hier und kenne einige der Jungs schon. Es war ein gutes erstes Aufeinandertreffen und wir freuen uns als Gruppe auf das, was ansteht.
TR: Zuletzt hattest du ja in der Vorbereitung auf die Hongkong Sevens 2016 mit dem Team als Gast-Trainer zusammengearbeit…
VZ: Genau! Die Jungs waren erst in Südafrika, wo wir zusammen gearbeitet haben und dann bin ich mit in das abschließende Trainingscamp nach Portugal.
TR: Das war vor ziemlich genau anderthalb Jahren. Wie siehst du die Entwicklung der Mannschaft seitdem?
VZ: Positiv, definitiv. Die Jungs haben es dieses Jahr bis ins Finale der Hongkong Sevens geschafft. Und Erfahrung ist nun Mal genau das, was man sich nicht antrainieren kann. Ich habe damals im Februar und März 2016 mit ihnen gearbeitet und das ist ne ganze Weile. Die Jungs sind ein gutes Stück weiter. Der gesamte Kader ist reifer geworden.
TR: Das nächste große Thema für euch als Mannschaft werden die DHL Oktoberfest 7s sein. Welche Rolle spielt das Turnier für euch?
VZ: Das ist natürlich eine riesige Sache für uns, aber natürlich auch für Rugby in Deutschland insgesamt. So etwas gab es hierzulande soweit ich weiß noch nie. Jeder um das Team herum freut sich auf diese Gelegenheit. Jetzt liegt es an uns dafür zu sorgen, dass die Jungs bereit sein werden. Dass die Jungs auf das nötige Level kommen und dort dann auch eine gute Leistung abliefern können. Das heißt natürlich in erster Linie, dass nun sehr viel Konditionsarbeit auf die Jungs zukommen wird. Da arbeitet Tonio Krüger (der Fitness-Coach unserer Siebener-Mannschaft; Anm. der Redaktion) sehr hart im Hintergrund dran.
Aber auch Clemi (Co-Trainer und Rekord-Nationalspieler Clemens von Grumbkow) und ich werden uns in den kommenden Tagen sehr intensiv vorbereiten müssen um beim Turnier eine gute Leistung abliefern zu können. Am Ende soll die ganze deutsche Rugby-Community hinter dem Team stehen und stolz auf die Mannschaft sein können.
Nationaltrainer Zanqa: "Die Lücke zwischen uns und der Weltspitze ist nicht dermaßen groß"
TR: Du hast ja selbst schon auf Weltklasse-Niveau in der World Series gespielt und mit Kenia und Südafrika Weltklasse-Teams trainiert. Auf genau solche Gegner wird unsere Mannschaft in München ja treffen. Wie viel fehlt unseren Jungs noch um mit solchen Teams mithalten zu können?
VZ: Die Lücke zwischen uns und der Weltspitze ist gar nich Mal dermaßen groß. Viele sehen vielleicht auch eine größere Lücke, als dass diese tatsächlich vorhanden wäre. Für die Jungs selbst werden die DHL Oktoberfest 7s natürlich auch ein Gradmesser sein. Wir wollen als gesamtes Team herausfinden, wie viel uns noch fehlt. Sollten wir im kommenden Jahr tatsächlich in die World Series aufsteigen, müssen wir dann Woche für Woche gegen derart hochkarätige Gegner antreten. Wenn wir einmal sehen, wo wir genau stehen, wird es auch einfacher für uns werden die nötigen Anpassungen zu machen um die vorhandene Lücke zu schließen.
Wir haben definitiv einige Weltklasse-Spieler in unseren Reihen, die physische Härte fehlt uns manchmal ein wenig, aber es gibt auch andere wichtige Elemente an denen es noch hapert. Unsere Jungs haben auch einfach nicht dermaßen viel Rugby gespielt in ihrem Leben, wie sagen wir ein Top-Spieler aus einem traditionellen Ruigby-Land, wie England. Für uns wird die Aufgabe sein die Mannschaft auf dieses Niveau zu hieven, um da mithalten zu können.
TR: Du wirst ja, auch wenn du die Jungs heute nicht auf dem Platz gesehen hast, ihre Entwicklung seit dem letzen Jahr mitverfolgt haben. Beispielsweise bei den Hongkong Sevens und in der Europameisterschaft. Wo siehst du die Stärken und wo die Schwächen der Mannschaft. Woran muss vor allem gearbeitet werden.
"Im Angriff wollen wir weiter mit viel Flair spielen"
VZ: An der physischen Härte sicherlich, aber auch individuell mit jedem Einzelnen in Sachen Skills. Als Gruppe wird es wichtig sein unsere Defensiv-Struktur zu optimieren, auf unsere Mannschaft abzustimmen. In Sachen Angriff wollen wir weiter mit viel Flair spielen.
In Sachen Stärken würde ich zu diesem Zeitpunkt unser gutes Offload-Spiel hervorheben. Aber nur damit gewinnt man halt keine Spiele, wie die Fidschianer in der abgelaufenen Saison schmerzhaft feststellen mussten. Man muss eine Balance finden - einerseits sehr direkt zu spielen und dann auf Offloads setzen, aber gleichwohl muss man auch ab und an um den Gegner herum gehen. Wir haben Spieler die das können, wir haben Spieler die clever genug sind um im richtigen Moment abzuwägen. In den kommenden Wochen wird es wichtig sein die Jungs so fit zu bekommen, dass sie länger durchhalten und damit häufiger zum Erfolg kommen.
TR: Mal abgesehen vom jetzigen Kader - in den letzten Jahren wurden die Anstrengungen rund um den Development-Kader deutlich verstärkt, außerdem kommen einige Talente aus der U-18 nach. Das vorherige Trainer-Team hat ja sehr großen Wert darauf gelegt, die Spielerbasis zu verbreitern. Du hast ja sicher bereits Gespräche mit DRV-Sportdirektor Manuel Wilhelm und Chris Lane, der sich nun am Berliner Stützpunkt einbringen wird, unterhalten. Wie siehst du die künftige Entwicklung des Kaders?
VZ: Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Kadertiefe gut. Wie du bereits erwähnt hast wurden da schon Erfolge erzielt und auf diesen werden wir aufbauen. Momentan sind 19 Spieler Teil der Mannschaft und weitere 19 sind im Development-Kader. Wir haben eine gute Basis und mit Blick auf die U-18, die werden in den kommenden Jahren sehr viel mehr mitnehmen können. Clemi und ich werden uns da verstärkt einbringen. Wir wollen an jedem Stützpunkt, bei allen Teams des DRV ansetzen, da ist sehr viel Potenzial vorhanden. Ultimativ geht es natürlich darum das Niveau an der Spitze zu verbessern. Aber das wird nur möglich sein, wenn wir überall den gleichen Ansatz verfolgen. Deswegen sind die Gespräche mit Rafael (Rafael Pyrasch; Stützpunkttrainer in Hannover; Anm. d. Redaktion) und Chris (Chris Lane; Head of Skills künftig in Berlin angesiedelt) unglaublich wichtig. Die werden uns beim Trainings-Camp mit Hongkong unterstützen, das wird sehr wichtig sein.
TR: Deine Zusammenarbeit mit Clemens, mit dem du ja bisher lediglich eine Spieler-Trainer-Beziehung hattest, sowie der Start in Heidelberg, wie ist es für dich persönlich bisher gelaufen?
Mit neuen Bussen geht es für unsere Siebener-Jungs in die neue Saison
VZ: Ich bin damals einst auch direkt von der Spielerrolle in die Trainerrolle gewechselt. Die Aufteilung zwischen Clemi und mir ist ein wenig wie bei mir damals mit meinem Trainer-Mentor. Wir verstehen uns super, ich kann nachvollziehen, wie es für ihn ist und wir arbeiten sehr gut zusammen. Wir werden beide dafür sorgen, dass die Jungs so gut gecoacht werden, wie sie es sich verdient haben. Ich werde Clemi natürlich dabei unterstützen diese Umstellung zu vollziehen. Aber mit dem gesamten Trainer-Team läuft es gut. Wir haben uns in der letzten Woche getroffen und jetzt geht es endlich los. Es wird nicht immer einfach sein und wir werden auch nicht immer alles richtig machen, aber insgesamt als deutsche Siebener-Rugby-Nationalmannschaft besser zu werden ist unser primäres Ziel. Bis Hongkong im kommenden Jahr wollen wir uns spielerisch deutlich verbessern, das ist das übergeordnete Ziel.
TR: Abschließend noch eine etwas persönlichere Frage: Konntest du dich bisher in Heidelberg gut einleben?
VZ: Dies ist jetzt meine zweite Woche in Heidelberg und mir gefällt es wirklich. Mittlerweile scheint sogar Mal die Sonne (lacht) und das Wetter soll ja noch besser werden! Ich bin sehr froh in einer etwas kleineren Stadt zu sein. Das ist eher meine Sache, in Südafrika habe ich in Stellenbosch, Franschhoek und in Port Elizabeth gelebt. Mir gefällt es hier wirklich gut und die sportliche Infrastruktur ist sehr gut. Hier können wir was erreichen!
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