DHL Oktoberfest 7s Geschäftsführer und Ex-RGH-Verbinder Michael Weber stand uns 50 Tage vorm Auftakt zur Wiesn-Rugby-Gaudi ausführlich Rede und Antwort.
In genau 50 Tagen werden die weltbesten Siebener-Nationalmannschaften auf dem Rasen des Münchner Olympiastadions bei den DHL Oktoberfest 7s antreten. Die Vorfreude in der deutschen Rugby-Community ist riesig und zu diesem Anlass haben wir uns mit dem Geschäftsführer des Turniers unterhalten. Michael Weber hat einst selbst für die RG Heidelberg in der Rugby-Bundesliga als Verbinder gespielt und hat danach eine erfolgreiche Karriere beim Sportartikel-Hersteller Adidas hingelegt.
TotalRugby: Michael, erst einmal vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses ausführliche Gespräch genommen hast. Die ganze deutsche Rugby-Community fiebert auf dieses Event hin und will natürlich so viel wie möglich über die DHL Oktoberfest 7s wissen.
Doch lass uns das ganze Thema chronologisch aufarbeiten. Die DHL Oktoberfest 7s sind ja mit Abstand das ambitionierteste Projekt im deutschen Rugby jemals. Wie kam es überhaupt zu der Idee eines der größten Stadien im Land zu mieten, um dort ein Rugby-Turnier stattfinden zu lassen?
Michael Weber: Das Ganze hat natürlich eine lange Vorgeschichte. Die Initiatoren des Projektes, allen voran die ehemaligen Nationalspieler Matthias Entenmann und Till Behnke, haben selbst einst bei dem seit 1978 stattfindenden Amateur-Turnier Oktoberfest 7s gespielt und dessen riesiges Potenzial erkannt.
Zum einen ist München eine sportverrückte Stadt und hat mit dem Olympiapark ein nahezu ideales Gelände für solch ein zweitägiges Siebener-Turnier. Zum anderen sind während des Oktoberfests sowieso schon tausende Gäste aus Rugby-verrückten Ländern in München unterwegs. Die Wiesn und Siebener-Rugby sind einfach zwei wunderbare Dinge, die mit den DHL Oktoberfest 7s zusammenkommen!
Im Jahr 2013 haben wir einen Kooperationsvertrag mit dem DRV abgeschlossen, der in einer Bewerbung beim Weltverband für ein Turnier der Sevens World Series im Jahr 2014 resultierte. Während die Vertreter des Verbands sehr beeindruckt waren von der Bewerbung und der vor Ort vorhanden Infrastruktur, überwogen damals am Ende doch die Bedenken ob des Termins sechs bis acht Wochen vor dem Start der World Series.
TR: Die Ambition auf die World Series zu kommen besteht aber weiterhin, richtig?
MW: Natürlich! Wir haben hier vor Ort eine perfekte Infrastruktur, eine sportverrückte Stadt und einen Verband der hinter uns steht. Wir wollen weiterhin die besten Teams der Welt in München sehen und das geht am besten als Teil der World Series. Mittlerweile haben wir World Rugby bei diesem Projekt wieder an Bord und erhalten aktive Unterstützung.
So sehen die Verantwortlichen beim Weltverband die diesjährige Premiere der DHL Oktoberfest 7s auch als Probelauf. Wenn das Turnier zu einem Erfolg wird, wovon wir fest ausgehen, stehen die Chancen sehr gut, dass wir in Deutschland langfristig ein Turnier der World Series etablieren können.
Das kann zu einem echten Leuchtturm für unseren Sport in Deutschland werden: Denn durch dieses Turnier wird unfassbar wichtige Medien-Präsenz generiert und dem Nachwuchs werden Vorbilder und eine sportliche Perspektive gegeben. Welcher kleine Rugby-Spieler würde nicht gerne Mal im Olympiastadion gegen die Olympiasieger aus Fidschi antreten wollen?
TR: Wie steht es denn mit dem Stand der Vorbereitungen genau 50 Tage bevor es auf dem Rasen des Olympiastadions zur Sache gehen wird?
MW: Natürlich ist die Organisation mit unglaublich viel Aufwand verbunden, aber wir liegen sehr gut im Zeitplan. Bereits vor drei Wochen konnten wir mit DHL unseren offiziellen Titelsponsor vorstellen und ebenso bestätigen, dass unser komplettes Turnier national auf Sport 1 und international in vielen weiteren Ländern zu sehen sein wird. Unser Teilnehmerfeld ist mittlerweile fast komplett und wir werden sehr bald den zwölften und letzten Teilnehmer verkünden können. Momentan befinden wir uns in Gesprächen mit zwei hochklassigen Teams.
TR: Das ist ein gutes Stichwort: Mit Olympiasieger Fidschi, World-Series- und Commonwealth-Games-Gewinner Südafrika sowie den Top-Teams England, Frankreich, Argentinien und Australien wird ja die versammelte Weltelite im Siebener in München am Start sein. Es war sicher nicht einfach all diese Teams für ein erstmals in diesem Rahmen stattfindendes Turnier zu gewinnen?
MW: Das war es definitiv nicht. Wir mussten über Monate und zum Teil bereits über die letzten Jahre sehr viel Überzeugungsarbeit leisten. Das war natürlich mit sehr viel Aufwand verbunden. Aber wir sind Stolz bereits im ersten Jahr des Profi-Turniers ein derartig hochwertiges Teilnehmerfeld präsentieren zu können. Denn auch für die deutschen Siebener-Jungs wird es eine Premiere sein: Gegen all diese Top-Teams und dann noch vor heimischen Publikum antreten zu dürfen. Sebastian Fromm sprach auf unserer Auftakt-Pressekonferenz von einem Traum der für ihn wahr werden wird.
Mit Fidschi, Südafrika und England kommen die momentan drei besten Teams der Welt nach München
TR: Du hattest bereits die lange Tradition des vom München RFC organisierten Amateur-Turniers angesprochen. Wie kann man sich die Integration des Traditions-Events in das Gesamtkonstrukt DHL Oktoberfest 7s vorstellen?
MW: Das Amateur-Turnier hat eine fast 40-jährige stolze Tradition und ohne die Arbeit des München RFCs hätte es niemals die Chance gegeben nun ein solch großes Turnier aufzuziehen. Wir wollen diese Tradition fortführen und der München RFC wird weiterhin die Organisation des Amateur-Turniers übernehmen.
Der Standort des Turniers wird jedoch wechseln. Denn praktisch gegenüber vom Olympiastadion befindet sich das Hochschulsportgelände der TU München mit mehreren top gepflegten Rasenplätzen. Der Spielplan wird so aufgezogen, dass Amateur-Spieler an beiden Tagen die Möglichkeit haben, am Vormittag und Mittag selbst zu spielen und dann später auf der anderen Seite der Ringstraße R2 nach zehn Minuten Fußweg auf den Rängen des Olympiastadions bei den Profis zuzuschauen. Die berühmte dritte Halbzeit kann man so natürlich gemeinsam mit den anderen Teams auf unsere Party-Tribüne verlegen (lacht).
Des weiteren werden die deutschen Hochschulmeisterschaften in diesem Jahr ebenso auf dem Unisportgelände abgehalten werden. In den kommenden Jahren schwebt uns ein Setup wie in Dubai oder Las Vegas vor. Dort nämlich gibt es eine perfekte Symbiose zwischen den Social-Turnieren um das Stadion herum und dem Hauptevent. Das Potenzial dafür ist zweifellos vorhanden, so dass bald auch in München mehrere dutzend Teams erst selbst spielen und dann auf die Ränge des Olympiastadions weiterziehen können.
TR: Soll sich das Turnier insgesamt mehr an ausländische Wiesn-Besucher richten, oder habt ihr habt ihr vor allem den sport-affinen Münchner bzw. die deutsche Rugby-Community im Blick?
MW: Die Stadion-Ansagen und das Entertainment werden im Stadion komplett zweisprachig sein. Auf deutsch wird der wohl momentan bekannteste deutsche Rugby-Moderator Jan Lüdeke durch den Tag führen, während wir einen gewissen Australier namens Sean Maloney als englisches Pendant verpflichten konnten. Die beiden werden sicherlich gut harmonieren, so dass auch in den Spielpausen keinem langweilig werden dürfte.
Der australische Rugby-Moderator Sean Maloney hatte bereits im Vorjahr der Wiesn einen Besuch abgestattet und wird wie Wiesn-Playmate Kathie Kern in diesem Jahr beim Turnier mitwirken
Insgesamt haben unsere Initiatoren aber zu aller erst die Entwicklung des deutschen Rugby als Ziel ausgegeben. Dieses riesige Stadion aber nur mit deutschen Fans zu füllen dürfte allerdings schwer werden. Wir müssen natürlich die internationalen Wiesn-Besucher abholen, die jetzt vielleicht noch gar nichts von uns wissen, aber von der Idee begeistert sein werden. Der sportbegeisterte Münchner ist natürlich ebenso wichtig für uns, weswegen wir mit den lokalen Medien wie Zeitungen und dem Radio kooperieren. Aber ganz ganz wichtig ist für uns die deutsche Rugby-Community.
In Deutschland gibt es insgesamt mehr als 16.000 aktive Spieler und noch viel mehr Begeisterte im Dunstkreis der 160 Vereine hierzulande. Wir brauchen die deutschen Rugby-Vereine im Stadion. Für Neulinge ist es Gold wert echte Rugby-Versteher auf der Tribüne neben sich sitzen zu haben - natürlich um das Geschehen auf dem Rasen zu erklären, aber natürlich auch weil so umso mehr Menschen vom Rugby-Virus infiziert werden. Das gesamte Wochenende wird bundesweit spielfrei seien, so dass zumindest in der Hinsicht einem Besuch nichts im Wege stehen wird.
TR: Das ist ein weiteres gutes Stichwort. Zur Wiesn ist München ja nicht gerade ein günstiges Pflaster. Oftmals hört man von Rugby-Fans, dass sie gerne kommen würden, sich aber Gedanken um die Übernachtung machen. Wie seht ihr das Ganze?
MW: Das Thema Übernachtung ist natürlich kein einfaches in München während der Wiesn. Weswegen wir die Problematik vielschichtig angehen wollen. Für diejenigen die ihr Budget für den Trip so gering wie möglich halten wollen, haben wir in dieser Woche eine Kooperation mit zwei großen Münchener Campingplätzen gestartet. Wir werden dann in den kommenden Tagen mehr Informationen auf unsere Webseite veröffentlichen können. Aber für Gruppen gibt es bereits die Möglichkeit für 12€ pro Person und Nacht im Zelt sowie für etwa 40€ pro Person und Nacht im Bungalow unterzukommen.
Für diejenigen, denen Camping zu umkomfortabel ist, wird es in München selbst nicht einfach, eine Unterkunft für unter 150€ die Nacht für ein Doppelzimmer (75€ pro Person pro Nacht) zu finden. Wenn man sich jedoch in den Umlandsgemeinden mit S-Bahn-Anschluss umschaut, kann man durchaus noch ein Doppelzimmer für unter 100€ für zwei Personen pro Nacht ergattern. Da kann man bares Geld sparen und ist mit der S-Bahn dennoch in unter einer Stunde im Stadion.
Darüber hinaus haben wir die Aktion „Host a Rugby Fan“ ins Leben gerufen. Vorbild ist die Aktion „Adopt a Lion“, bei der während der Lions-Tour in Neuseeland vor zwei Monaten tausende Neuseeländer den von sehr weit angereisten Lions-Fans eine kostengünstige bzw. kostenfreie Unterkunft angeboten haben. Wir zählen dabei natürlich auf den besonderen Geist der Rugby-Community in Deutschland.
Wenn sich aus den größeren Rugby-Vereinen in München und Umgebung Rugby-Begeisterte bereiterklären würden, bei dieser Aktion mitzumachen, könnte man etlichen Rugby-Begeisterten den Besuch der DHL Oktoberfest 7s ermöglichen, der ihnen sonst verwehrt bliebe. Wir denken da vor allem an jüngere Fans, Studenten beispielsweise, die sehr auf ihr Budget achten müssen.
Durch unser Vorbild „Adopt a Lion“ sind zahlreiche Freundschaften entstanden und Medien in Neuseeland, wie auch in Großbritannien, haben äußerst positiv darüber berichtet. Wir als Rugby-Community können da beweisen, dass wir nicht nur alle dem ovalen Ei hinterherjagen, sondern auch darüber hinaus eine echte Gemeinschaft sind. Die Facebook-Gruppe zu diesem Event ist heute online gegangen.
Zuletzt sind wir gerade mit der Organisation von Bus-Touren beschäftigt. Für viele Fans in Süddeutschland wäre eine Tagestour zu den DHL Oktoberfest 7s durchaus eine Option. Von Heidelberg beispielsweise sind es gute 3,5 Stunden über die Autobahn nach München. Gemeinsam mit den Vereinskollegen im Bus mit ein paar Kaltgetränken dürfte die Anfahrt wie im Nichts vergehen (lacht). Auch da wird es in den kommenden Tagen mehr von uns zu hören geben.
TR: Wir haben von einigen Vereinen in den sozialen Medien Posts gesehen, bei denen sie vergünstigte Tickets anbieten. Was hat es damit auf sich?
MW: Das ist richtig. Wir hatten bereits auf dem Deutschen Rugby-Tag verkündet, dass wir allen deutschen Vereinen vergünstigte Tickets anbieten werden. Aber in dem ganzen Chaos auf dem DRT ist das wohl leider etwas untergegangen. Jeder der 160 Vereine in Deutschland hat vor gut zwei Wochen eine E-Mail bekommen, mit einer Anleitung, wie seine Mitglieder an diese vergünstigten Karten rankommt. Natürlich werden auf unserer E-Mail-Liste ein paar veraltete Adressen gewesen sein, deshalb können wir Vereine, die bis dato noch nichts von uns gehört haben, nur die Kontaktaufnahme ans Herz legen. Unter
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könnt ihr die nötigen Infos bekommen.
Vereine, die über 50 Karten auf diesem Wege bestellen, haben die Chance einige tolle Preise zu gewinnen. Von einem ganzen Trikotsatz, über 100 Liter Freibier, bis zu einem Meet-and-Greet mit einem Rugby-Weltmeister ist einiges für die Vereine drin. Speziell das Treffen mit dem ehemaligen Springbok-Kapitän Bob Skinstad im Rahmen des Turniers dürfte für viele deutsche Rugby-Fans ein absolutes Highlight sein.
Zudem haben wir den Vereinen digitale Banner für Facebook und die eigene Webseite zukommen lassen und die Möglichkeit kostenfrei Flyer zu erhalten. Wir hoffen natürlich, dass die Vereine uns dabei helfen das Turnier in Deutschland bekannter zu machen. Einige Vereine, wie beispielsweise der Berliner RC oder auch die Rugby Tourists Münster sind da mit gutem Beispiel vorangegangen, indem sie auf ihrer Facebook-Seite über unser Turnier berichtet haben und die angebotenen Banner benutzt haben. Aber natürlich hoffen wir da noch auf ein bisschen mehr.
Dem Beispiel des BRC sollen hoffentlich bald einige folgen: Via Facebook machten die Berliner Werbung für das Oktoberfest 7s Turnier
Beispielsweise können die deutschen Vereine mit ihrer großen Facebook-Reichweite unglaublich viele Menschen erreichen, die bis dato noch nichts von unserem Turnier gehört haben. Denn selbst in deutschen Rugby-Kreisen wissen einige immer noch nicht wirklich über das Turnier Bescheid und das gilt es natürlich zu ändern!
TotalRugby: Michael, wir wollen dir für dieses ausführliche Gespräch danken. Wir werden uns definitiv in München sehen.
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