Männer Nationaltrainer Chad Shepherd unterstützte heute die Siebener-Mädels im Training.
Der Abstieg aus der höchsten europäischen Siebener-Spielklasse GPS ist genau zwei Jahre her. Nach dem Aus übernahm der Südafrikaner Melvine Smith das Ruder bei den DRV-Frauen vom Australier Micheal Hooke und begann den Wiederaufbau der Mannschaft mit einem stark verjüngtem Kader. Nachdem im Vorjahr der Wiederaufstieg mit dem dritten Gesamtrang knapp gescheitert war, scheint das Ziel nunmehr zum Greifen nah. Als Finalist des ersten Turniers im tschechischen Ostrava geht die DRV-Auswahl mit einer guten Ausgangslage in das Turnier im ungarischen Esztergom.
Zwar waren unsere Mädels zum EM-Auftakt gegen die wie entfesselt spielenden Schottinnen im Finale chancenlos, doch werden die beiden bestplatzierten Teams der Trophy-Series in die höchste Spielklasse aufsteigen. „Da gehören wir hin und das wollen wir am Wochenende beweisen“ war sich Nationaltrainer Smith kurz vor dem Abflug nach Budapest gegenüber TotalRugby sicher. Dazu gilt es Gesamtwertungsplatz zwei vor den Verfolgerinnen Ukraine und Rumänien zu verteidigen.
Untersützung im Training durch Ex-England-Kapitän und Chad Shepherd
Nach einer intensiven Vorbereitungswoche ist sich Melvine Smith sicher: „Wir haben alles mögliche in der kurzen uns zur Verfügung stehenden Zeit getan, um die Mädels bestmöglich vorzubereiten!“ So war bereits am Dienstag Ex-England-Kapitän Rob Vickerman im DRV-Camp zu Besuch. Der Siebener-Crack, der auch in der englischen Premiership als Fünfzehner-Außen gespielt hat, war in seiner Funktion als DHL-Botschafter in Bonn. Den zweistündigen Abstecher bei der Mannschaft nutzte Vickerman, der 2015 mit nur 29 Jahren aufgrund einer Nackenverletzung zurücktreten musste, um mit der deutschen Mannschaft über Motivation, die richtige Einstellung und Herangehensweise als Sportler zu sprechen.
Am Mittwoch dann brachte Smith mit Morne Laubscher einen weiteren „Externen“ mit ins Training. Der ehemalige Profi bei den südafrikanischen Lions und künftige U-18-Trainer feilte mit den Mädels in Hürth in einer langen Einheit an den technischen Feinheiten. Passtechnik, Kontaktpunkte und Tackle-Technik waren der Fokus seiner Einheit. Bereits im Vorfeld der EM-Saison hatte Coach Smith angekündigt, dass er mit den deutschen Mädels verstärkt an den technischen Fähigkeiten arbeiten werden müsse.
Am heutigen Donnerstag dann kamen mit Männer-Nationaltrainer Chad Shepherd und Olympiastützpunkt-Coach Max Pietrek zwei weitere externe Experten ins Training, die den deutschen Mädels bei der Mission Wiederaufstieg helfen sollen. Dabei ging es in der letzten Einheit vor dem Abflug vor allem um das Feintuning der Arbeit abseits des Balles, in Angriff und speziell Defensive. Mit so viel Expertise im Training, dem Selbstvertrauen aus dem ersten EM-Turnier und dem anschließenden Turniersieg in Brüssel dürfte die Gruppenphase nicht zum Stolperstein werden. Auch wenn Nationaltrainer Smith die lange Pause zwischen den beiden EM-Turnieren als Gefahr sieht. Doch die drei intensiven Trainings-Tage, seitdem die Mannschaft am Montag wieder zusammengekommen war, haben geholfen, die Spielsysteme wieder ins Gedächtnis der Mannschaft zu rufen.
An Tag eins in Esztergom in der Gruppe werden es die deutschen Mädels mit den in Ostrava fünftplatzierten Ungarinnen, den achtplatzierten Schweizerinnen und den Isrealis, die zum Auftakt Vorletzte wurden, zu tun bekommen. Angesichts der Leichtigkeit, mit der die deutsche Auswahl sich in Ostrava zum EM-Auftakt bis ins Finale kämpfen könnte, sollte die Gruppenphase auch im zweiten Turnier nicht zum Stolperstein für die DRV-Mädels werden. Dabei erfolgt das vermeintlich schwerste Spiel unserer Mädels in der Gruppe B gegen die auf dem Papier stärksten Gastgeberinnen aus Ungarn im letzten Spiel:
11:28 Deutschland - Israel
14:13 Deutschland - Schweiz
17:20 Deutschland - Ungarn
Sollten die deutschen Mädels es erwartungsgemäß die Gruppenphase überstehen, gilt es an Tag zwei maximal einen Platz hinter den Ukrainerinnen und maximal zwei Plätze hinter den Rumäninnen zu landen - sonst könnten diese uns in der Gesamtwertung noch den momentanen Aufstiegsplatz nehmen.
Rumänien konnten die DRV-Mädels im direkten Duell in Ostrava schlagen und auch bei den Ukrainerinnen ist sich Coach Smith sicher, dass sie schlagbar sind. Doch für den unwahrscheinlichen Fall, dass unsere Mädels dennoch die Gesamtwertung genau einen Rang hinter den Ukrainerinnen abschließen, haben diese momentan noch eine deutlich bessere Punktedifferenz vorzuweisen. Diese wiederum würde nämlich im Falle eines Gleichstands in der Gesamtwertung herangezogen, um den Gesamtrang in der Abschlusswertung zu determinieren.
Smith: "Haben mit Peters und Holstein Erfahrung und Klasse ins Team bekommen"
Im Vergleich zum ersten Turnier in Ostrava hat sich Melvine Smith zwei neue Spielerinnen in den Kader geholt. Leonie Holstein und Julia Peters bringen „Erfahrung und Klasse“ sowie „durch ihre Vielseitigkeit mehr Optionen“ ins Team so Smith weiter. Insgesamt sieht der ehemalige Western-Province-Profi seine Mädels bereit für die kommende Aufgabe. „Wir wollen beweisen, dass wir in die höchste Spielklasse gehören“ fasst der Trainer die Ambitionen seines Teams zusammen.
Ex-England-Kapitän Vickerman jedenfalls glaubt an die Chancen der deutschen Mädels. Ihm war es eine Ehre "ein sich so stark entwickelndes Team zu unterstützen, das derart viel Kameradschaft, Hingabe und Spaß an der Sache zeigt" - so der Siebener-Star gegenüber TotalRugby. Weiter ergänzte Vickerman: "Die deutschen Mädels haben eine lange harte Reise hinter sich und hoffentlich wird ihr ambitioniertes Ziel am Wochenende Wirklichkeit. Ich glaube im deutschen Rugby findet gerade eine riesige Entwicklung statt und dafür bedarf es eines guten Männer- und Frauen-Teams. Bei so viel prominenter Unterstützung kann am Samstag ja eigentlich nichts schiefgehen.
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