Foto (c) Perlich
Die deutschen 7er-Rugbyherren haben mit Platz vier im französischen Clermont-Ferrand die bislang beste Platzierung im laufenden Wettbewerb der European Sevens Grand Prix Series eingefahren. Dabei musste die DRV-Auswahl die meisten Spiele dieses Wochenendes mit einem dezimierten Kader bestreiten und hatte insgesamt eher einen durchwachsenen Turnierverlauf gezeigt. Dennoch ist man nach diesem guten Ergebnis voll im Soll, was die selbst gesteckten Ziele angeht. In der GPS-Gesamtwertung kletterte das Team der Coaches Chad Shepherd und Chris Lane vor dem abschließenden Turnier in Exeter (ENG, 15./16. Juli) auf Rang vier. Im Rennen um einen erneuten Startplatz bei der Qualifikation für die Sevens World Series in Hong Kong liegt man mit einem komfortablen Vorsprung auf Rang zwei hinter Irland, das nach dem Turniersieg in Moskau jetzt in Clermont-Ferrand zum zweiten Mal ganz oben auf dem Treppchen stand.
„In Anbetracht der personellen Situation und den vielen ohnehin fehlenden Leistungsträgern haben wir hier sicher das Maximale herausgeholt“, konstatierte Manuel Wilhelm, Sportdirektor des Deutschen Rugby-Verbandes. „Nicht zufrieden sind wir damit, wie das Turnier für uns zu Ende ging. Gegen Spanien haben wir keine gute Leistung gezeigt, waren zudem mit unserem nur noch neun Mann starken Kader auch ausgepowert. Aber wir sind absolut im Plan für Hong Kong und für die angestrebte Top-Sechs-Platzierung im Gesamtranking. Jetzt heißt es erstmal Wunden lecken, die Jungs wieder fit bekommen und dann in Exeter noch einmal einen rauszuhauen.“ Dort hat man jedoch gegen England, Italien und erneut die Spanier eine schwere Gruppenphase zu absolvieren.
Das deutsche Team hatte einen schwierigen ersten Turniertag absolviert. Zum Auftakt gegen Georgien hatte man sich in einer zähen Partie trotz einer zwischenzeitlichen 12:0-Führung noch eine unnötige 12:14 (7:0)-Niederlage eingehandelt. Gegen Portugal zeigte man sich jedoch bereits deutlich stärker und fuhr ein souveränes und absolut verdientes 27:14 (17:7) ein, das dann auch schon für das Viertelfinal-Ticket ausreichen musste, denn im abschließenden Gruppenspiel gegen die mitfavorisierten Spanier unterlagen die DRVer knapp mit 12:14 (7:7). Aufgrund der Gruppenkonstellation zog man als Gruppenzweiter in die Runde der besten Acht ein. Doch am Ende von Turniertag eins war auch klar, dass man den zweiten nur mit neun von ursprünglich zwölf Spielern bestreiten würde müssen.
Wie schon zuletzt beim Turnier im polnischen Lodz bekam man es hier mit den Walisern zu tun. Und es gab mit 26:7 auch das gleiche Ergebnis – nur eben diesmal zu Gunsten der deutschen Auswahl. Es war eine ausgeglichene Partie, in der vor allem die deutsche Defensive gut zupackte. Dennoch ging Wales durch einen erhöhten Versuch von Dafydd Smith in Führung (3.). Doch DRV-Sprinter Bastian Himmer, der auf der linken Außenbahn zu schnell für seine Gegner war (5.) und Leon Hees, der nach einem zwei Mal gekickten Ball selbigen für einen von Fabian Heimpel erhöhten Versuch erlief, sorgten für die 12:7-Pausenführung. Zu Beginn der zweiten Hälfte überstand man zunächst eine Unterzahlphase nach Gelber Karte für Jarrod Saul schadlos. Und Saul selbst war es dann, der den Ball mit langem Arm im walisischen Malfeld ablegte und die Führung damit ausbaute (12.). Den Schlusspunkt setzte erneut Himmer, der den Ball im Tackling eroberte, zur endgültigen Entscheidung ins Malfeld sprintete und den Einzug ins Halbfinale besiegelte.
Hier waren die Russen der Gegner, der zuletzt das Turnier in Lodz (POL) gewinnen konnte. Denis Simplikevich und Eduard Filatov erspielten eine schnelle 12:0-Führung für Russland. Die deutschen Männer wirkten zunächst verunsichert und waren merklich auf der Suche nach der zündenden Idee, doch Bastian Himmer nach Zuspiel von Leon Hees auf der rechten Seite, Jarrod Saul, der die Lücke sah und zum Versuch nutzte sowie eine erfolgreiche Erhöhung von Fabian Heimpel sorgten dafür, dass die Partie zur Pause wieder ausgeglichen war. Nach dem Seitenwechsel hatte wieder Russland den besseren Start und legte erneut zwei Versuche zum 24:12 vor. Sam Rainger, der den Ball nach einem Gasseeinwurf stahl und ungehindert ins Malfeld trug, brachte sein Team noch mal auf Schlagdistanz heran (14.). Doch diesmal hatte Russland die richtige Antwort, nutzte einen ungenauen Himmer-Pass zur Entscheidung. Endstand 31:17.
Im Spiel um den Bronzerang sah sich das DRV-Team erneut mit den Spaniern konfrontiert. Doch diesmal war en die angeschlagenen und sichtlich erschöpften Deutschen nicht in der Lage, den Iberern etwas Wirksames entgegen zu setzen. Im ersten Durchgang ließ man die eine oder andere Chance auf Punkte liegen, musste stattdessen zwei spanische Versuche zum 0:12-Pausenstand hinnehmen. Auch nach dem Seitenwechsel hatten die DRVer nichjts mehr zuzusetzen, sodass Spanien das Ergebnis auf 31:0 in die Höhe schraubte, bevor Tim Lichtenberg nach einem schönen Doppelpass mit Fabian Heimpel für den „Ehrenversuch“ sorgte, den Heimpel dann noch zum Endstand von 7:31 aus deutscher Sicht erhöhte.
Abschlussklassement in Clermont-Ferrand (FRA): 1. Irland, 2. Russland, 3. Spanien, 4. Deutschland, 5. Wales, 6. Frankreich, 7. Belgien, 8. Georgien, 9. Italien, 10. England, 11. Polen, 12. Portugal
GPS-Gesamtwertung nach 3 von 4 Turnieren: 1. Irland (56 Punkte), 2. Russland (54), 3. Spanien (52), 4. Deutschland (34), 5. Frankreich (30), 6. Wales (29), 7. Italien (22), 8. Georgien (18), 9. England (17), 10. Portugal (13), 10. Belgien (13), 12. Polen (4)
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