Auf seine alten Tage noch Mal mit einer Top-Leistung über die gesamten 14 Minuten: Clemens von Grumbkow. Foto (c) Jan Perlich
Die deutsche Siebener-Nationalmannschaft hat am ersten Tag des zweiten EM-Turniers im polnischen Lodz souverän den Einzug ins Cup-Viertelfinale geschafft. Die Bilanz nach drei Spielen lautet zwei souveräne Siege und eine leider ebenso deutliche Niederlage gegen den Moskau-Sieger Irland.
Der Turnierauftakt gegen die noch in Moskau vor uns platzierten Portugiesen war um Längen besser, als derjenige vor Wochenfrist in der russischen Hauptstadt gegen Georgien. Über die kompletten ersten sieben Minuten der ersten Partie spielte die deutsche Mannschaft extrem konzentriert und ließ Portugal gar nicht erst in Ballbesitz kommen. Phase um Phase griffen die deutschen Jungs um Interimskapitän Fabian Heimpel an und irgendwann musste sich in Portugals auseinandergezogener Defensive eine Lücke ergeben. In diese sprintete Jarrod Saul und konnte zum ersten Versuch für Deutschland ablegen.
Verbinder Fabian Heimpel war es dann, der per Grubber-Kick, den er selbst erlief, die deutsche Führung ausbauen konnte. In Hälfte zwei hatte der Rekord-Europameister Portugal dann zwar häufiger den Ball, wusste aber nicht allzu viel damit anzustellen. Stattdessen war die deutsche Mannschaft gefährlicher, doch erst verpasste Jarrod Saul, dann Bastian Himmer die Chance auf weitere Punkte. Schließlich konnte Routinier Clemens von Grumbkow, dem Nationaltrainer Chad Shepherd eine insgesamt „starke Leistung“ attestierte, einen undankbaren Pass zur endgültigen Entscheidung unter den Stangen durch den dritten Versuch verwerten. Erst mit der letzten Aktion kamen die Portugiesen nach einer Unachtsamkeit in der deutschen Defensive zum Ehrenversuch.
Gegen Irland dagegen sollte es dieses Mal aber nicht, wie in Moskau, zu einem neuerlichen Sieg reichen. Unsere Jungs kamen sehr gut aus den Startlöchern und belagerten die Iren an deren 22 über die ersten drei Spielminuten hinweg, nutzten jedoch ihre Chancen wiederholt nicht.
Stattdessen musste sich Phil Szczesny ungewohnterweise in einem Sprintduell auf Außen geschlagen geben, so dass es die Iren waren, die in Führung gehen konnten. Ein zweiter Versuch der „Boys in Green“ folgte postwendend und als beim direkten Wiederankick Irland am schnellsten reagierte und den herumkullernden Ball aufsammelte, um zum 21:0 abzulegen, sah es zum Halbzeitpfiff nicht gut aus für unsere DRV VII.
Doch aus der Pause kam die deutsche Mannschaft noch Mal mit viel Moral. Fabian Heimpel, an Stelle des verletzten Pierre Mathurin als Kapitän auflaufend, fand mit der ersten Aktion der zweiten Hälfte mittig eine Lücke und legte zum Versuch ab. Nun war das Momentum kurzzeitig mit der deutschen Mannschaft, doch zwei vergebene Chancen in Irlands 22 sowie ein Konter der Iren über die gesamte Länge des Feldes besiegelten das deutsche Schicksal gegen die Sieger des ersten GPS-Turniers in Moskau. Chad Shepherd zeigte sich enttäuscht über das Spiel gegen Irland: „Gegen eine solche Mannschaft bekommt man nur zwei oder drei Chancen und wir waren nicht gut genug diese zu nutzen.“
Im abschließenden Spiel gegen Polen sicherte sich die deutsche Mannschaft dann, gegen die lautstarken Anhänger des Gastgebers, den Einzug ins Viertelfinale. Wie Nationaltrainer Shepherd nach dem Spiel offen zugab, hatte er von seinen Jungs eine Reaktion nach dem Irland-Spiel erwartet und diese dann auch bekommen. Die Handlungsschnelligkeit der deutschen Jungs war mindestens eine Klasse höher, als die der polnischen Widersacher. Das Trainerteam konnte sich sogar den Luxus leisten einige Stammkräfte zu schonen. So lief Daniel Koch für Fabian Heimpel von Beginn an auf. „Daniel hatte sich diesen Einsatz verdient und er hat gegen Polen gut gespielt“ fasste Nationaltrainer Shepherd seine Gedanken bei diesem Wechsel zusammen.
Doch nachdem die deutschen Jungs zwei blitzsaubere Versuche vorgelegt hatten, kam Polen durch Defensiv-Lapsus noch Mal auf 5:12 zur Halbzeit ran. Die Überlegenheit der deutschen Mannschaft spiegelte dieses Ergebnis kaum wieder und so wurde die deutsche Mannschaft nach der Pause nun auch effektiver und legte drei Versuche in schneller Folge. Routiner Clemens von Grumbkow spielte über die gesamte Dauer und konnte gemeinsam mit Hakler Jarrod Saul für deutsche Lufthoheit sorgte und so die Ballbesitzzeit der deutschen Sieben maximierte.
Am Ende stand ein nie gefährdeter 31:12 Sieg der deutschen Mannschaft. Doch wie die deutsche Mannschaft bereits in Moskau schmerzhaft erfahren musste, als man nach einem Gruppensieg am Ende sieben Plätze hinter den an Tag eins schlechteren Iren landet: „Die Arbeit an Tag eins ist nur die Basis, für das was wir morgen erreichen wollte“ so Nationaltrainer Chris Lane. Sein Trainerkollege Shepherd ergänzte gegenüber TotalRugby „es geht für unsere darum morgen früh mental voll auf der Höhe zu sein.
Insgesamt zeigte sich das Trainerteam gegenüber TotalRugby zufrieden: „Wir haben zwei gute Leistungen gezeigt und eine mit der wir bei unseren Ansprüchen nicht zufrieden sein können“ so Chris Lane und Chad Shepherd nach dem Abpfiff.
Der Gegner morgen um 10:44 wird Wales sein. Noch in Moskau hatte unsere DRV VII die Waliser deutlich geschlagen, doch für Lodz hat sich das World Series Team einiges an erfahrener Verstärkung gesichert. Alle drei Gruppenspiele, darunter auch die Partien gegen England und Russland konnte der morgige Gegner unserer Mannschaft gewinnen. Sowohl im Trainerteam, als auch in der Mannschaft ist man jedoch guter Dinge. Mit einem Sieg schafft man es direkt unter die Top 4, was das vor dem Turnier ausgegebene Ziel war. Wollen wir hoffen, dass der Optimismus begründet ist!
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