Als ich heute, zur Lektüre des Spielberichts von München, auf die Neckarsulmer Facebook-Seite gehe, fällt mir ein Foto aus dem Spiel gegen TSV II eine Woche zuvor ins Auge. Unser Spieler Brian aus Simbabwe kauert, sichtlich benommen nach einem Tackle, auf dem Boden. Der Handschuhsheimer Physio kniet neben ihm und legt ihm beruhigend die Hand auf die Schulter; ringsherum viel Grün.
Mich rührt die Szene an, zumal ich beim Heimspiel gegen TSV schon einen tiefen Blick in den Brunnen meiner Rugby-Vergangenheit getan hatte, den TSV betreffend.
Denn der erste, der mir, als ich ankam, über den Weg lief, war Peter Ianusevici, der für uns eine ganz wichtige Leit-Figur war. Er hat nämlich vor ca. 12 Jahren etwa 10 meiner Jungs als Rugby-Mentoren ausgebildet, was mir erlaubte, Heilbronn und damit Neckarsulm im Jugendbereich ganz breit aufzustellen. Während des Spiels bewunderte ich seine apollinische Gelassenheit, mit der er das alles anderen als langweilige Match leitend verfolgte.
Im Trainer der Junglöwen glaubte ich einen gereiften Jungspund aus der TSV-Jugendmannschaft zu sehen, gegen die meine Schulmannschaft vor 12-15 Jahren des öfteren gespielt hat, wobei sie nichts geschenkt bekam, jedoch niemals das Angebot angenommen hat, mit gemischten Mannschaften zu spielen. Der Junglöwen-Trainer könnte Jahrgang 87 sein.
Beim Blick in die Vergangenheit erinnerte ich mich dann auch sogleich an drei weitere TSVer, die für uns wichtig waren: Elke Bayer, die uns bei unseren Heidelberg-Gastpielen immer gut betreute, mit der ich aber auch einige Sträuße ausgefochten habe. Sodann an Itzer Frauenfeld, der von Elke immer beschäftigungstherapeutischerweise mit der Leitung unserer Spiele beauftragt wurde, was mir einige unvergesslich komische Szenen in Erinnerung ruft; z.B. als er vor einem Spiel eine Spielerin unserer Schulmannschaft des Feldes verwies, weil Frauen in U18 nicht mitspielen dürften. Möge er von seiner Wolke ab und zu mal auf uns herniederschauen.... Sodann kommt mir die Erinnerung an Eric Daniel, der die Trainings vor unseren TSV-Spielen leitete und einmal sogar nach Heilbronn kam, um uns auf das erste Spiel gegen Salem vorzubereiten.
Einmal in den Brunnen gefallen, gehe ich an den Anfang meiner Bekanntschaft mit dem TSV. Es war vor ziemlich genau 50 Jahren in Lüttich. Ich machte mit dem ASV Köln das Vorspiel zu einem Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Belgien, das hoch verloren wurde und deswegen gar nicht erst in die Statistik kam. Das Team bestand aus Hürther, Kölner und Heidelberger Spielern. Beim Festbankett kam ich gegenüber einigen Heidelbergern zu sitzen, von denen mir zwei durch besonders intensive Pflege des Kurpfälzer Liedguts auffielen; der eine könnte Helmut Kücherer gewesen sein.
Ein Jahr später war ich selbst Heidelberger. TSVer bin ich nicht geworden; es mag an Martin Schuster gelegen haben, der ein hervorragender Trainer gewesen sein mag, der aber einen sehr rauhen Umgangston mit seinen Spielern pflegte, den man als Student in den 60ern nicht so recht abkonnte. Aber als Jugendtrainer habe ich öfters am Zaun gestanden und dem alten Fuchs einige Kniffe abgeschaut.
Wichtig war für mich auch das TSV-Urgestein Kuno Birk, ein begnadeter Spieler, der bei der RGH zwei Jahre lang mein Trainer war. Kunos Rugby-Philosophie war denkbar einfach: "Laafe wie die Hersch, un passe wie die Herrgödda!" Ein Mann von höchster praktischer Intelligenz, ein Erlebnis....
Als Jugendtrainer der RGH hatte ich ein besonders gutes Verhältnis zu Günther Friedel, der Lehrer an der Wilckens-Schule war und mir beim seinem Direktor die Wege ebnete für Rugby-Einführungen und Schulrugby. Auch in Wieblingen hat er mir weiter geholfen; so kamen die Henns, die Heimpels, die Werles zum Rugby. Als das Schul-Rugby bei mir gut lief, machte ich das auch einmal in einer Handschuhsheimer Schule.
In meiner Heilbronner Anfangszeit war mein TSV-Partner Heiner Wallenwein, der mit seinen Jungs zum ersten Spiel nach Heilbronn kam. Für Heiners Jungens war das Spiel sehr positiv, denn in Heidelberg bekamen sie offensichtlich hohe Niederlagen eingeschenkt, und bei uns konnten sie zum ersten Mal so richtig zeigen, was sie konnten. Einer der Spieler begegnete mir Jahrzehnte später als TSV-Herren-Trainer wieder, inzwischen schönbeglatzt, dem seinerzeit noch blond gelockt das Haar...
Eine wichtige Leitfigur im Wortsinne war Jörg Becker, der Spieleiter unseres ersten Regionalligaspiels, ich glaube gegen Konstanz. Jörg war stets bereit, in die Provinz zu kommen, wenn es etwas zu leiten gab. Etwas Unangenehmes hatte Jörg aber an sich: wenn man sich ein Viertelstündchen mit ihm unterhielt, war man nicht mehr in der Lage, seine Vorurteile gegenüber dem TSV aufrecht zu erhalten.
Die gab es auch, meinerseits, beispielsweise bei der Abwanderung von vier Heilbronner Spielern zum TSV, die für unseren jungen Verein wichtig gewesen wären. Aber das ist Schnee von gestern.
Die schöne Geste des Handschuhsheimer Physio hätte eh jeden Schnee zum Schmelzen gebracht.
Ich wünsche unseren beiden Vereinen schöne, erfolgreiche Zeiten.
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