Die eigenen Fans mit zeitnahen Informationen oder gar einem Liveticker zu versorgen, ist in der Rugby-Bundesliga leider nicht selbstverständlich.
Absagen und Verlegungen von Spielen, weil Schiedsrichter oder Spieler fehlen, obligatorisches Lizenztheater zu Beginn der Saison und daraus resultierende äußerst wackelige Urteile des DRV-Sportgerichtes, Prügeleien auf den Rugbyplätzen dieser Republik, keine flächendeckende Berichterstattung via Liveticker an Spieltagen im Oberhaus, Social Media als lästige Pflichtaufgabe sowie fehlenden Sollstärke in den einzelnen Regionalgruppen und Abmeldung vom Spielbetrieb im Unterhaus – die Rugby-Bundesliga zeigt sich dieser Tage in einem desolaten Zustand. Die Lage ist prekär, ein Sprung heraus aus der sportlichen Nische ist mittelfristig mit dem „Produkt“ Rugby-Bundesliga nicht möglich.
Nach den Erfolgen und der medialen Wahrnehmung der beiden deutschen Herren-Nationalmannschaften wurden besonders in den sozialen Medien die Rufe nach mehr öffentlicher Präsenz in Form von Bewegtbildern im Internet und sogar im Fernsehen sowie einer Vermarktung der 1. Bundeliga laut. Doch bis dahin ist es noch ein sehr weiter Weg. Denn der zuständige Bundesligaausschuss (BLA) und die Vereine präsentieren die Spiele mit dem Charme einer Bezirkssportveranstaltung. Es fehlen die grundlegendsten Dinge wie Auswärtstrikots, Liveticker von den Partien, ausführliche Vor- und Nachberichte, ziel- und gewinnbringende Medienarbeit, umfassende Lizenzbedingungen und deren konsequente Anwendung, Ligalogo und -name, zeitnaher Ergebnisdienst für die Fans sowie viele andere Dinge, die in anderen Sportarten oft bis runter auf regionale Ebene seit vielen Jahren Standard sind. Dem Deutschen Rugby-Verband (DRV) diese Misere in die Schuhe zu schieben, ist ein einfacher, aber dennoch falscher Weg. Denn den DRV machen die Landesverbände und Vereine in ihrer Gesamtheit aus. Der Verband setzt lediglich das um, was verschiedene Gremien wie der BLA auf die deutschen Rugby-Tage (DRT) einbringen und beschließen lassen. Im Anschluss daran ist der DRV an die Umsetzung gebunden.
Es liegt also an den Landesverbänden und Vereinen, die Bundesliga auf und neben dem Feld attraktiver zu gestalten. Denn diese haben sich mehrheitlich zwar für eine Ligareform ausgesprochen, aber das angedachte Modell, das Regionalauswahlen vorsah, nicht umgesetzt. Dem DRV und den Initiatoren der Reform nun als die Schuldigen für eine wenig attraktive Bundesliga auszumachen, lenkt nur von den eigenen Versäumnissen und Unzulänglichkeiten ab. Vereine und BLA beschäftigen sich auf Sitzungen lieber mit dem Kasten Bier für die dritte Halbzeit, anstatt die Bundeliga in Konkurrenz zu anderen Sportarten fit für die Zukunft zu machen. Bezeichnend dafür, dass das bisher letzte Protokoll einer BLA-Sitzung auf der Verbandshomepage vom 10. Oktober 2015 datiert. Inhalte der einzelnen Sitzungen scheinen dabei eine nur untergeordnete Rolle zu spielen. Das Mitteilungsbedürfnis des BLA ist daher mittlerweile wohl auch sehr abgekühlt.
Es regiert das Rugby-Beamtentum statt ovaler Kreativität. Das Motto lautet „verwalten“ statt den „schönsten Sport der Welt“ auch auf deutschen Plätzen weiter zu entwickeln, ihn aus der sportlichen Nische zu führen, in der es sich augenscheinlich viele Vereine gemütlich machen. Selbst der DRV-Pokal, dessen Wiedereinführung die Initiatoren damit begründeten, sich „Fans und Sponsoren zu präsentieren“, lockt im zweiten Jahr der Neuauflage niemanden hinter dem Ofen hervor. Zu fade ist der sportliche Wettbewerb, so langweilig das Ambiente im Zeichen von Bier und Bratwurst. Sportfans, die durch die tollen Leistungen der DRV XV und DRV VII auf unseren Sport aufmerksam geworden sind, werden durch das, was auf Bundesliga-Plätzen und Drumherum momentan geboten wird, nicht bei der Stange gehalten. Was auf internationalem Parkett durch die Nationalmannschaften aufgebaut wird, sollten die deutschen Vereine nutzen, um zum Wachstum unseres Sports beizutragen. Denn die Rugby-Bundesliga verkommt aktuell zu einer belanglosen und altbackenen Veranstaltung. Ein modernes, attraktives sportliches Event sieht anders aus.
Daher gleicht es schon einem Wunder, dass Termin und Ort für das diesjährige DM-Finale bereits seit mehreren Monaten feststehen. Eine Ausnahme wie ein Blick in die jüngere Vergangenheit beweist. Dies ist aber lediglich dem ausrichtenden Verein und seinem professionellem Engagement und Mut zu verdanken – und ist eben nicht das Ergebnis einer konzertierten und geplanten Aktion des zuständigen BLA oder anderer Gremien. Die Rugby-Bundesliga ist daher wirklich nur für eingefleischte Fans attraktiv. Ein typisches Nischenprodukt eben.
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