So kraftvoll wie Nationalmannschaftskapitän Jens Schmidt möchten die Löwen auch gegen Frankfurt stürmen - (c) ks-pictures.de
Der 11. Spieltag steht an und die Akteure der Bundesligisten sehnen sich nach der wohlverdienten Winterpause. Doch bevor die Bundesliga sich aus dem Jahr 2008 verabschiedet, geht es auch an diesem Wochenende noch einmal um die Punkte, und da die ersten beiden Tabellenplätze bereits genauso fest vergeben scheinen wie die Plätze 8 und 9 der Bundesligatabelle, liefern sich nun drei Teams ein Fernduell um die verbleibenden zwei Play Off Plätze.
Wobei der Vizemeister RG Heidelberg auf Grund der Platzsperre in Berlin dieses Wochenende nicht aktiv ins Geschehen eingreifen können wird (Update: auch das Spiel SCN : RKH wird nicht stattfinden). Hier unsere Prognose für den 11. Spieltag.
DRC Hannover : Heidelberg RK
Samstag, 6. Dezember 14:30
Wenn sich die Verantwortlichen des DRC Hannover vom Nikolaus etwas wünschen dürften, würden sie sich vermutlich wünschen, dass dieser seinen Knecht Ruprecht damit beauftragen möge ganz viele zuverlässige Spieler in den großen Sack zu packen, damit er diese an der Beekestraße abliefern kann. Zwar haben die Niedersachsen in dieser Saison bereits mehr Spieler eingesetzt als jeder andere Verein, doch nur die wenigsten von ihnen brachten es auf mehr als 1-2 Partien im grün-schwarzen Jersey. DRC-Stürmer Andy McGee erwartet, „dass der Sturm der Grünen den Gästen aus Heidelberg zumindest in den Standardsituationen Paroli bieten wird.“ Größere Sorge macht ihm jedoch die ¾ Reihe, dort haben die Grünen nach wie vor riesige Probleme und die Tatsache, dass mit Marc Lowdon – der in dieser Saison schon auf fast jeder erdenklichen Position in der Hintermannschaft eingesetzt wurde – auf Grund wichtiger Prüfungen ein weiterer Leistungsträger auszufallen droht, lässt die Sorgenfalten auf den Stirnen der DRC Anhänger mit Sicherheit nicht kleiner werden. Dass zeitgleich die 2. Garnitur der Hannoveraner in Potsdam im Einsatz sein wird und dadurch die enge Personaldecke noch knapper wird, ist nur noch der Tropfen auf den ohnehin schon brennend heißen Stein. Daher gilt es tatsächlich, Hilfe von höherer Stelle anzurufen, und wenn schon Nikolaus keinen prall gefüllten Spielersack im Clubhaus der Ricklinger hinterlässt, bleibt doch zum Einen zumindest zu hoffen, dass es gelingt, die Hintermannschaft mit möglichst vielen Fidschis aufzufüllen und zum Anderen sollte zumindest Petrus seine Schleusen öffnen, denn die Vergangenheit hat gezeigt, je tiefer das Geläuf im Naturschutzgebiet an der Beeke, desto besser kommen die Gastgeber in Fahrt.
TotalRugby Prognose: Der DRC plant vermutlich jetzt schon für das Play-Down Finale, um die bisher in jeder Hinsicht miserable Saison noch zu retten. Zwar zeigt das Team in jeder Partie jede Menge Kampfgeist, doch am Ende blieb man bisher trotzdem stets zweiter Sieger. Dies wird sich auch an diesem Wochenende nicht ändern und daher gewinnt der HRK mit mehr als 40 Punkten Unterschied.
SC Neuenheim : RK Heusenstamm
Samstag, 6. Dezember 15 Uhr
Spiel fällt aus
„Ordentlich gespielt aber trotzdem verloren“, zu diesem ernüchternden Fazit kamen die Neuenheimer Anhänger, nach der aus ihrer Sicht völlig unnötigen 2. Saisonniederlage gegen Vizemeister RG Heidelberg. Am Ende war es der SCN-Sturm, der dem immer stärker werdenden Druck der Stadtrivalen nicht mehr gewachsen war. Sowohl in den statischen Teilen, als auch in der Verteidigung eng um die Rucks offenbarten sich in dieser Form ungewohnte Schwächen bei den Spielern mit der Rückennummer 1-8 auf Seiten des Sportclubs. Der plötzliche Abgang von Nummer 8 Du Preez und der Ausfall von Flanker Coleman hatte sichtbare Spuren hinterlassen. Doch alle die, die den Sportclub jetzt schon voreilig abgeschrieben haben seien gewarnt, wer die Hintermannschaft des Tabellenfünften am Sonntag im Fritz-Grunebaum-Sportpark beim kombinieren beobachten konnte weiß, dass sich der SCN vor Niemandem in dieser Liga verstecken muss. Der pfeilschnelle Neuzugang Mansah Sita aus Zimbabwe wusste ebenso zu beeindrucken, wie der kämpferische Verbinder Shaun Smit, Marten Strauch und Lars Eckert boten auf Innendreiviertel eine beeindruckende Defensivleistung und Gedrängehalb Jacob Scheurich wusste – wenn er sich nicht gerade eine seiner zahlreichen verletzungsbedingten Auszeiten nahm – durchaus als umsichtiger Initiator des Neuenheimer Angriffsspiels zu gefallen. Da mit dem RK Heusenstamm ein Gegner wartet, dessen stärken nicht im Sturm liegen, kommt die Partie genau richtig für die gebeutelten blauen Stürmerseelen und das Trainerduo Vigh/Kuhlmann wird den Jungs sicher vorgerechnet haben, dass im Kampf um einen Play-Off Platz noch nicht aller Tage Abend ist, dafür darf man aber gegen die vermeintlich leichteren Gegner keinen Bonuspunkt mehr liegen lassen und sollte mindestens einen der beiden mit ausländischen Profis verstärkten Clubs (HRK/SC80) schlagen. Ab Samstag blasen die Blauen also zur Aufholjagd.
Ein Großer, dass ist der SC Neuenheim aus Sicht der Gäste aus Heusenstamm nach wie vor und jetzt, da der Klassenerhalt durch den überzeugenden Sieg gegen den DRC Hannover gesichert scheint, möchte man ebenso einem Großen ein Bein stellen. Gegen den TSV Handschuhsheim waren die Hessen schon ganz nah dran und gegen Neuenheim könnte es, wenn es nach Kapitän und Routinier Markus Walger geht, endlich klappen. Verstecken brauchen sich die Füchse vor den Gastgebern keinesfalls, schließlich begegnet man sich diesmal als Tabellennachbar, und da die Grün-Weiß-Roten nichts zu verlieren haben, werden sie den Zuschauern an der Tiergartenstraße mit Sicherheit wieder begeisterndes Angriffsrugby bieten. Aber genau hier liegt die Gefahr aus Heusenstammer Sicht, vor lauter Spielfreude vergessen die jungen Wilden des RKH ab und an, das Spiel zu kontrollieren und vergaben somit beispielsweise gegen den TSV Handschuhsheim ein noch besseres Ergebnis. Hier wird Coach Steinweg ansetzen müssen, denn wenn man gegen die erfahrenen Gastgeber aus allen Rohren schießt, kann das schnell nach hinten losgehen. Personell kann der sympathische Heusenstammer Trainer aus den Vollen schöpfen und fast seine Bestbesetzung aufbieten, einzig U21 Nationalstürmer Benjamin Pohlheim steht nicht zur Verfügung.
TotalRugby Prognose: Das Hinspiel mussten die Heusenstammer noch mit 20 Punkten verloren geben, wenn es ihnen gelingt, den Neuenheimer Sturm an der Wiederauferstehung zu hindern, könnte das Ergebnis diesmal durchaus auch zu ihren Gunsten ausfallen. Doch die Königsblauen werden sich nach den zwei ernüchternden letzten Partien, die das Aus im Pokal und einen derben Rückschlag im Meisterrennen zur Folge hatten, vor dem kritischen heimischen Publikum nicht noch mehr in die Suppe spucken lassen. Der RKH wird die Gastgeber gehörig ärgern, doch am Ende siegt der SCN ungefährdet mit 16 Punkten Vorsprung
Berliner Rugby Club : RG Heidelberg
Spiel fällt aus!
SC Frankfurt 1880 : TSV Handschuhsheim
Sonntag, 7. Dezember 15 Uhr
Der Weg der Frankfurter an die Spitze im Deutschen Rugby war ein langer. Als das ehrgeizige Projekt zu Wiederbelebung des Patienten 1880 Frankfurt begonnen wurden, dümpelte dieser in der 3. Liga vor sich hin. Heute, nur knapp 3. Jahre später, sind die Frankfurter das Maß aller Dinge in Rugbydeutschland und längst wird gefordert, dass die internationale Spitzentruppe sich entweder mit Gegnern außerhalb der Landesgrenzen misst – zum Beispiel im European Challenge Cup – oder endlich konsequent mit der schon zur letzten Saison versprochenen Umstrukturierung des Kaders begonnen wird. Schließlich will ja ganz Rugbydeutschland etwas von der spektakulären Entwicklung in der Mainmetropole abhaben. Doch in den letzten Partien zeichnete sich eine Trendwende in der Frankfurter Personalpolitik ab, obwohl zu Beginn der Saison noch mehr Profis verpflichtet wurden als in der Meistersaison, kamen die Frankfurter „Amateure“ gegen die beiden Berliner Teams teilweise sogar von Beginn an zum Einsatz und machten ihre Sache so gut, dass die Frankfurter aus beiden Spielen 5 Punkte entführen konnten. Genau diese Politik soll in den nächsten Begegnungen weiterverfolgt werden, um die jungen Perspektivspieler, denen ohne Zweifel schon Bundesligareife zugesprochen werden kann – wenn sie auch auf sich alleingestellt, vermutlich nicht im Rennen um die Play-Offs oder gar die Meisterschaft wären – sukzessive an das Niveau der ausländischen Leistungsträger heranzuführen. Schließlich verfolgt man das ehrgeizige Ziel, in der nächsten Saison tatsächlich mit dem Abbau der Profis zu beginnen und die freiwerdenden Mittel in die ohnehin vorbildliche Jugendarbeit zu investieren. Der Frankfurter Mäzen Ulrich Byszio sieht vor der Partie gegen die Löwen, welche er als eines der wenigen „echten und reinen Amateurteams“ bezeichnet, auf Grund der Witterung leichte Vorteile auf Seiten der Gäste aus Heidelberg, von deren Kampfkraft in der letzten Partie er sich nachhaltig beeindruckt zeigt. Diesmal möchte man aber auf heimischem Platz keinesfalls eine Niederlage hinnehmen, „dazu gehört aber gegen die Löwen aus Handschuhsheim Mut und Herz, zwei Eigenschaften, die den Spielern beim TSV wohl schon mit der Muttermilch eingeflösst werden“, so Byszio. Frankfurts Trainer Lofty Stevenson muss vermutlich nur den krank das Bett hütenden 3. Reihe Stürmer Karsten Dobs ersetzen, die beiden Nachwuchsspieler Chris Howells und Dennis Feidelberg wollen sich über den Umweg zweite Mannschaft wieder einen Platz im Kader des Meisters erkämpfen.
Während ein Blick in die Saisonstatistik den Gästen aus Handschuhsheim Mut machen sollte – schließlich ist man derzeit Tabellenvierter und das einzige Team, welches die Frankfurter Profis in dieser Saison bezwingen konnte – sieht die Realität leider etwas düsterer aus. In der Liga setzte es am letzten Wochenende eine bittere Niederlage gegen den Heidelberger RK und das Lazarett der Löwen scheint immer größer und nicht kleiner zu werden. Neben Punktesammler Alexander Pipa fällt auch sein 1. Vorarbeiter Alexander Hug weiter verletzungsbedingt aus. Der hünenhafte Innendreiviertel Anjo Buckmann steht auf Grund einer Operation an seinem Ohr weiterhin genauso wenig zur Verfügung, wie sein Innenpartner Benjamin Lortz. Auch auf den wieselflinken Halbspieler Christoph Heising muss der Trainer des TSV eine weitere Partie verzichten und zu allem Übel steht jetzt auch noch hinter dem Einsatz von DRV U21 Prop Markus Bender ein dickes Fragezeichen. Aber die Löwen wären nicht die Löwen, wenn sie sich von dieser ungünstigen Ausgangslage umschmeißen lassen würden. Denn wenn es darauf ankommt, sind die Mannen von Kapitän Johannes Laule zur Stelle und bilden eine verschworene Einheit, die man nicht ohne weiteres überwinden kann. Die Gäste aus Heidelberg werden all ihre Tugenden in die Waagschale werfen und versuchen, die Frankfurter Spielfreude schon im Keim zu ersticken. Thorsten Wiedemann und Matthias Pipa werden noch öfter versuchen, den Ball mit dem Fuß geschickt über das Feld zu verteilen und das Spiel tief in die Frankfurter Hälfte zu verlagern, und der Sturm der Löwen wird auch ohne seine beiden Leistungsträger Hug und Pipa bereit dazu sein, mit den Frankfurtern um jeden Millimeter Boden zu kämpfen. Schließlich erteilte der Sturm der Gäste, allen voran deren erste und zweite Sturmreihe, dem Meister in der Hinrundenpartie eine so bittere Lehrstunde – es wurden gleich zwei angeordnete Gedränge über die Mallinie der Schwarz-Roten geschoben – dass man sich auf Seiten des Tabellenführers zum Nachrüsten gezwungen sah und drei neue 1. Reihe Stürmer aus Neuseeland und Australien zur Verstärkung des Kaders an den Main beorderte. Günther Sträßer, der als großartiger Motivator bekannt ist, wird seine Mannschaft exakt diese Situationen immer wieder vor Augen halten und hoffen, dass sein Team die tolle Leistung aus dem Hinspiel wiederholen kann. Denn ein Blick auf die Tabelle verrät, durch sind die Handschuhsheimer Löwen noch lang nicht, bei einer weiteren Niederlage hätte man genauso viele Niederlagen, wie der auf dem 5. Tabellenplatz lauernde ungeliebte Nachbar aus Neuenheim und eins will man in Handschuhsheim mit Sicherheit auf keinen Fall, Neuenheim doch noch den Weg in die Play-Offs bereiten.
TotalRugby Prognose: Im Hinspiel deckten die Handschuhsheimer schonungslos die wenigen Schwächen des Meisters auf, mit einem brachialen Kraftakt wurde der Meister im Lions Park überwunden. Seitdem haben die Frankfurter aus jeder Partie die volle Punktzahl abgeholt und die letzten Lücken in ihrem Kader mit einigen Neuzugängen vortrefflich gefüllt. Das „neue“ Frankfurter Team wird die Blau-Weißen nicht unterschätzen und auf die körperliche Konfrontation im Sturm vorbereitet sein, daher sollte der TSV Handschuhsheim versuchen, zumindest den ein oder anderen Bonuspunkt aus Frankfurt zu entführen, denn zu einem Sieg ist das dezimierte Löwenteam momentan vermutlich trotz aller Kampfeslust nicht in der Lage. Meister SC 1880 Frankfurt siegt mit mehr als 35 Punkten Vorsprung.
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