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TR-Gastkommentar: „Klagt nicht, kämpft“ – DRV muss sich von Schirmherr Dirk Niebel trennen!
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Geschrieben von Matthias Hase   
Montag, 15. Mai 2017

DRV-Schirmherr und Entwicklungsminister a.D. Dirk Niebel hat sich mit einem Facebook ins Abseits gestellt
DRV-Schirmherr und Entwicklungsminister a.D. Dirk Niebel hat sich mit einem Facebook-Foto ins Abseits gestellt.


Nach eigenen Angaben ist Dirk Niebel, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung a.D., seit 2009 Schirmherr des Deutschen Rugby-Verbandes (DRV). Spätestens jetzt sollten die DRV-Verantwortlichen überlegen, die Zusammenarbeit mit dem FDP-Politiker aufzukündigen. Grund: Niebel postete am 12. Mai auf Facebook ein (mittlerweile geändertes) Profilbild in bester Wehrmachtstradition und im Stile der mittlerweile eingestellten Nazi- und Militaria-Postille „Der Landser“. Inhalt: Ein Plakat mit einem Soldaten deutscher Luftlandetruppen und dem in Frakturschrift verfassten Motto „Klagt nicht, kämpft.“ Damit schlägt Niebel einen Bogen zu rechtsextremen Kreisen sowie zur gewalttätigen Hooligan-Szene, wo dieser Leitspruch zum „guten Ton“ gehört.

Für eine Sportart wie Rugby, die Werte wie Toleranz, Respekt sowie Weltoffenheit propagiert, ist der Hamburger Spross einer Heidelberger Familiendynastie als Schirmherr somit nicht mehr tragbar. Besonders als olympischer Spitzenverband muss sich der DRV klar gegen rechtsextremistische und gewalttätige Tendenzen und deren Relativierungen, wie sie teilweise in der Facebook-Chronik Niebels unter dem entsprechenden Profilbild vorgenommen werden, positionieren. Denn spätestens nach der „Simba-Affäre im Zuge des DM-Endspiels vergangenes Jahr und dem aktuellen Skandal um rechtsradikale Offiziere in der Bundeswehr gilt es, den deutschen Rugbysport von solchen Umtrieben sauber zu halten.

 


Zumal Dirk Niebel als Schirmherr mehr Porzellan zerschlagen hat, als Nutzen für den DRV brachte. In diesem Zusammenhang sei nur an die drohende, von den damaligen DRV-Verantwortlichen hausgemachte, Beinahe-Pleite des DRV erinnert, in deren Zusammenhang Niebel eher als Elefant im Porzellanladen auftrat und sportpolitische Entscheider mit seinem Auftreten eher verprellt als zur finanziellen Rettung des DRV beigetragen hat. Ein Bärendienst des mittlerweilen für die deutsche Waffenschmiede Rheinmetall AG tätigen Niebels, unter dem der DRV finanziell immer noch leidet.

Und auch sonst sorgte Niebels Auftritt als deutscher Entwicklungshilfeminister des Öfteren für Kopfschütteln, wenn er sich in Splitterschutzweste sowie mit einer Kopfbedeckung der Fallschirmjäger und verspiegelter Sonnenbrille öffentlich in Krisengebieten dieser Welt militärisch-schneidig präsentierte. Mochte dies noch als wenig angemessene, dennoch persönliche Note in Sachen Kleidung zu entschuldigen sein, ist die aktuelle Entgleisung nicht mehr tragbar. Der DRV ist aufgefordert, sich von der Person Niebel als Schirmherr des Verbandes zu trennen und eher durch sportliche Erfolge als durch markige Sprüche auf sich aufmerksam machen. Denn durch sein Profilfoto trägt Niebel wenig liberales Gedankengut zur Schau, sondern leistet der Verankerung von rechtsextremen und gewalttätigem Gedankengutes in der Mitte der Gesellschaft Vorschub. Gehen wir als Rugby-Community also noch weiter als die FDP in einem Tweet und distanzieren uns nicht nur von dem Post – sondern auch von der Person Dirk Niebel als Schirmherr des DRV.

Matthias Hase, ehemaliger DRV-Pressereferent und TR-Redakteur

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Kommentare (9)add comment

Frank Riemenschneider said:

3754
Die Schirmherrschaft hätte schon früher beendet werden müssen.
Was sollte mit diesem Posting zum Ausdruck gebracht werden? Der ehemalige Zeitsoldat und Hauptmann der Reserve, der seit 2015 Rüstungsmanager ist, hat nie einen Hehl aus seiner militärischen Verbundenheit gemacht. Also könnte dieses Bild durchaus als ein Aufruf an aktive Bundeswehrsoldaten verstanden werden, um ihre Wehrmachtsdevotionalienkammern zu „kämpfen“. Da Herr Niebel sich nicht äußern möchte, werden wir den wahren Grund wohl nie erfahren. Die Schirmherrschaft hätte meiner Meinung nach aber bereits nach seinem Wechsel in die Wirtschaft mit einem Dankeschön beendet werden müssen. Denn mal ganz ehrlich: Mit einem Panzerlobyist als Schirmherr tut sich doch kein deutscher Sportverband einen Gefallen.
Mai 16, 2017

Christian Fischer said:

3424
...
Chapeau, Herr Hase. Wie so oft ins Schwarze getroffen. Der DRV sollte sich einen neuen Schirmherrn/-frau suchen.

@Herr Hase: Wie ist die Simbaaffäre ausgegangen?
Mai 16, 2017

Walter Sill said:

334
...
Lieber Mattias Hase,
das Du dem Facebook-Post des Herrn Niebel um ein vermeintlich rechtsradikales Bild ein nach meinem Geschmack "linksradial Sauberkeitsimage heischenden Artikel" entgegensetzt ist dein gutes Recht.
Ich glaube aber,dass du mit deiner Bewertung etwas daneben liegst. Herr Niebel war bei der Bundeswehr Truppführer bei den Spezialstreitkräften. Zu politischen Bewertung gebe ich den nachfolgenden Satz aus einem Zeitungsartikel zur Kenntnis:

Zitat Anfang: Über den Spruch „Klagt nicht, kämpft“ gab es bereits 2013 eine politische Auseinandersetzung. Das Verteidigungsministerium antwortete damals auf eine Anfrage der Linksfraktion: „Für das in Rede stehende Zitat lässt sich kein historischer Bezug zur Fallschirmjägertruppe der Wehrmacht nachweisen und es ist in der Bundeswehr - unabhängig von einer geschmacklichen Bewertung - nicht verboten.“ – Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/26897672 ©2017
Mai 16, 2017

Walter Sill said:

334
...
@Christian Fischer: Die Simbaaffäre endete lt. Bescheid des Presserates mit der Feststellung, das die damaligen Äußerungen nicht akzeptabel waren. Das Verfahren wurde nicht weiter verfolgt, da der Verfasser sich öffentlich entschuldigt hatte.
Mai 16, 2017

Matthias Hase said:

381
...
Sehr geehrter Herr Sill,

das von Ihnen genannte Zitat ist mit geläufig. Dem halte ich die Aussagen des Experten und ehemaligen Fallschirmjägers der Bundeswehr, Karl Verltzé, entgegen, der sich zusammengefasst in der Berliner Morgenpost wie folgt äußerte (https://www.morgenpost.de/politik/article210563275/Wehrmachtsposting-auf-Facebook-Niebel-klagt-und-kneift.html):
- Die Zeichnung zeigt einen Soldaten der Wehrmacht
- Der Leitspruch wurde als Propagandamittel eingesetzt
- Das Motiv ist zudem an NS-Propaganda angelegt
- Ihm ist nicht bekannt, dass der Spruch offizieller Leitspruch der BW-Fallschirmjäger ist


Zudem habe meine Meinung in Form der journalistischen Textgattung \"Kommentar\" geäußert (oder wie Sie es ausdrücken \"bewertet\") - und nicht wie von Ihnen geschrieben in einem \"Artikel\", der \"linksradikal\" (sic!) sein soll. Eine Meinung, die man selbstverständlich nicht teilen muss.
Mai 16, 2017

Matthias Hase said:

381
...
Zudem möchte ich den Blick auf Onlineshops mit Namen "Ostfront-Versand", "Nationales Versandhaus", Versand der Bewegung", "Streetfightversand" u.a. lenken, die Produkte mit dem behandelten Leitspruch anbieten. Möchten Sie wirklich, dass das deutsche Rugby mit Protagonisten rechtextremer und gewalttätiger Kreise in Verbindung gebracht wird? Es ist doch interessant, dass dieser Spruch von eher rechtsextremen Kreisen als von linksradikalen Gruppierungen vereinnahmt wird.
Mai 16, 2017

Walter Sill said:

334
...
Sehr geehrter Herr Hase,
ich habe die von Ihnen angegebenen Quellen geprüft.
Zu Karl Verlze
- er sagt ausdrücklich FAST zweifelsfreier Wehrmachtsangehöriger, denn dieser Helm war bei der Bundeswehr von 1955 bis Ende der 60er bei der 1. Luftlandedivision in Gebrauch. Hiervon gibt es genügend Fotos, auch mit dem damaligen Verteidigungsminister Strauß- im Netz.
- Er hat bei seinen Recherchen ebenfalls keinen Bezug zu den Wehrmachts-Fallschirmjägern gefunden, er vermutet dieser Spruch sei in den letzten Tagen des Krieges als Losung gebraucht und an Wände geschrieben worden. Die Zeitungsredaktion konnte den Spruch nur bis 1998 zurückverfolgen.
- Selbst Volker Beck spricht von einem mutmaßlichen Wehrmachtsspruch (Facebook Niebel),
- Der User DettaGau berichtet, die 2. Kompanie 283 habe Sport-TShirts mit dem Spruch bis in die 90er Jahre gehabt.(Facebook Niebel)
Viel Lärm um Nichts! Der DRV hat keinen Grund von einer Schirmherrschaft abzurücken.
Mein Zwischenfazit: Wenn 2 Leute einen Artikel lesen, lesen sie nicht das Gleiche.

Was mich am meisten an Ihrem Artikel stört ist, Herrn Niebel mit rechtsradikalen Umtrieben in Verbindung zu bringen. Herr Niebel war
1998-2009 Stv. Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Parlamentariergruppe,
2000-2010 Vizepräsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft,
seit 2005 Mitglied im Kuratorium der Israel-Stiftung.
Hier wird im Bildzeitungsstil über einen verdienten Mann und ausgewiesenen Demokraten hergezogen. Wohl weil gewisse Kreise politisch kein Land sehen und nun das Mittel der Skandalierung um jeden Preis einsetzen. Das hat es ja leider schon oft gegeben und ist ein beliebtes Mittel der linken Szene in der politischen Auseinandersetzung. Schon die KOMINTERN hat dieses Mittel in den 20ern zur Destabilisierung politischer Gegner genutzt. Das ist meine Meinung, ich nehme an sie haben eine andere.
Um das hier klar zu sagen: Nein! Ich möchte keine Verbindung zwischen Rugby und rechtsradikalen Elementen. Die gefallen mir überhaupt und Zustände wie beim Fußball sind mir ein Graus. Das die rechte Szene Bundeswehrsprüche für sich nutzt - dafür ist doch die Truppe nicht verantwortlich?
Das war mein abschließender Post in der Sache.
Mai 16, 2017

Walter Sill said:

334
...
Richtigstellung:
Um das hier klar zu sagen: Nein! Ich möchte keine Verbindung zwischen Rugby und rechtsradikalen Elementen. Die gefallen mir überhaupt NICHT! und Zustände wie beim Fußball sind mir ein Graus. Das die rechte Szene Bundeswehrsprüche für sich nutzt - dafür ist doch die Truppe nicht verantwortlich?
Das war mein abschließender Post in der Sache.
Mai 16, 2017

Christian Fischer said:

3424
...
Trotzdem wirft der Skandal ein schlechtes Licht auf den DRV. Schirmherren sollte der DRV besser auswählen. Stramme rechte Typen haben im bunten Rugby nichts verloren!
Beim deutschen Rugbytag kann Rugbydeutschland ihm den Schirm wegnehmen. Schnell bevor das Image noch Schaden nimmt.
Mai 16, 2017

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