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Genug ist genug! Rugby ist ein physischer Sport, rechtfertigt aber keine Gewalt abseits des Balls
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Mittwoch, 10. Mai 2017

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Sportlich hatte der Rugby Club Rotweil in dieser Saison bisher überzeugt. Doch was sich am Samstag im Spiel gegen München abseits des Balles ereignete, widerspricht den Werten unseres Sports.

Erst am vergangenen Wochenende mussten wir uns bei TotalRugby mit den unschönen Vorfällen beim Brandenburger Derby zwischen Velten und Potsdam beschäftigen. Ein bereits auf dem Feld völlig außer Kontrolle geratenes Lokalduell, das in einer Attacke auf den Schiedsrichter nach dem erfolgten Spielabbruch seinen unrühmlichen Höhepunkt hatte. Die Empörung war groß und zurecht schien man sich in der Rugby-Community einig: Solche Vorkommnisse haben mit den Werten unseres Sportes rein gar nichts zu tun.

Doch am vergangenen Wochenende erreichte uns dann zuerst die Meldung, dass im Bundesliga-Duell der Südstaffel zwischen dem HRK und dem TSV Handschuhsheim ebenfalls die Fäuste geflogen waren. Vier rote Karten waren die Folge und damit war der Erweis erbracht - Auch bei den absoluten Top-Klubs des Landes ereignen sich derlei Vorfälle. Ausgangspunkt war ein überhartes HRK-Tackle ohne den Einsatz der Arme, auf das mehrere Löwen derart empört und aggressiv reagierten, dass sich eine wahre Massenschlägerei entwickelte.

Dabei ist das Regelbuch von World Rugby eindeutig und §10 lässt keinen Zweifel daran: Vergeltung oder Zurückschlagen sind ebenso sehr strafbar, wie selbst anzufangen. Zu lange gab es dahingehend im Rugbysport eine falsche Toleranz. Für die eigenen Mitspieler einstehen, indem man zurückschlägt hilft aber schlicht keinem weiter. Rugby ist als Sport mit seinem Regelwerk hart genug. Man kann seinem Gegenspieler ebenso mit einem harten Tackle im Rahmen des Erlaubten wehtun. Dies sollten sich alle in unserem Sport Involvierten zu Herzen nehmen und in Sachen Vergeltung keine falsche Toleranz entwickeln.

 

Trauriger Höhepunkt in München

Aber leider blieb es nicht bei den Vorkommnissen in Heidelberg. Denn das Geschehen im Zweitliga-Duell zwischen dem gastgebenden München Rugby Football Club und dem Rugby Club Rottweil stellte die vier roten Karten in Heidelberg noch deutlich in den Schatten. Die Partie, die aus sportlicher Sicht überraschend vom Münchner RFC dominiert wurde, fand in der 78. Minute ein vorzeitiges Ende. Erneut gibt es von verschiedenen Beteiligten verschiedene Versionen des Geschehenen, doch so viel steht fest:

- Es entwickelte sich eine Massenschlägerei zwischen beiden Teams
- Der Schiedsrichter sah sich gezwungen das Spiel vorzeitig abzubrechen
- Ein unbeteiligter Zuschauer landete im Krankenhaus

Speziell letzteres kommt einem absoluten Tabubruch gleich. Auf Münchner Seite wird dem Gast aus dem Schwarzwald vorgeworfen für den K.O. des Zuschauers verantwortlich gewesen zu sein. Weiterhin wurde laut dem RFC auch als der Zuschauer auf dem Boden gelegen habe, weiter auf diesen eingeschlagen. Von Rottweiler Seite wird entgegnet, dass dieser Zuschauer unbeteiligt in das Geschehen eingegriff habe und man sich nur vor ihm habe schützen wollen. Mittlerweile ermittelt die Polizei, zumal laut Aussage des RFC-Präsidenten Helmut Kraiger bei besagtem Zuschauer lebensrettende Maßnahmen eingeleitet werden mussten. Der Gastgeber gibt darüber hinaus an, dass einer der involvierten Spieler auf Rottweiler Seite nicht einmal auf dem Spielberichtsbogen vermerkt gewesen sei.

Zwei der im Spiel involvierten Akteure, Sidney Brenner vom RFC und RCR-Spielertrainer Michael Oswald bestätigen beide gegenüber TotalRugby an, dass die Partie zumindest bis zur Schlussviertelstunde hart aber weitestgehend fair verlaufen sei. Oswald spricht in seinem Statement allerdings lediglich von einem „Tumult" und sieht die Schuld eindeutig bei besagtem Zuschauer. Dieser sei stark alkoholisiert auf das Feld gestürmt und habe dabei einen Rotweiler Spieler körperlich attackiert. In dieser Auseinandersetzung sei der Zuschauer zu Boden gegangen, habe sich aber bereits kurze Zeit später aufgerappelt und zu seinen Kollegen vom MRFC gesellen können.

Ein bis dahin fair geführtes Spiel entgleitet völlig

Brenner hingegen sah gegen Ende der Partie zunehmend Unsportlichkeiten von Seiten der Gäste: „Nach fairen und harten Tacklings von uns wurde öfter nachgeschlagen.“ Darüber hinaus sieht sich der Bruder von Nationalspieler Kehoma Brenner auch dadurch bestätigt, dass ein Vorfall aus der zweiten Hälfte auf Video festgehalten wurde. Darauf ist zu sehen, wie ein Münchner Spieler den Rottweiler Schluss nach einem Befreiungskick anrempelt und dieser daraufhin von hinten zuschlägt und zur Krönung unter den Augen des Unparteiischen eine Schauspieleinlage nachlegt. Genau jener Schluss habe während der Massenschlägerei auf ihn eingeschlagen.

 

 

 

Doppelte Unsportlichkeit: Ein Schlag von hinten und dann die Schauspieleinlage in Fußballermanier


Den genauen Grund für die Vorkommnisse am Ende sieht sich auch Brenner nicht im Stande zu erklären. Doch der Schiedsrichter habe in den letzten Minuten, in der sich das Spiel „zugespitzt“ habe, „keine Kontrolle mehr gehabt“ so die Nummer acht der Münchner. Insbesondere dass auf am Boden liegende Akteure Gewalt angewandt wurde sei Brenner in seiner 25-jährigen Rugby-Karriere noch nicht begegnet. Die Spiele gegen Rottweil seien schon immer hart gewesen aber „so hab ich persönlich auch keine Lust mehr gegen diese Mannschaft anzutreten, aus Angst meiner eigenen Gesundheit zu liebe.“

Für uns von TotalRugby ist es momentan nicht möglich den genauen Hergang der Geschehnisse zu überprüfen bzw. Schuldige auszumachen. Was jedoch feststeht: Gewalt, zumal in dieser Form ist außerhalb von jedem tolerierbaren Rahmen. Derart viele Gewaltexzesse innerhalb von nur einer Woche bereiten uns zudem Sorgen, ob dies nicht sogar ein Trend sein könnte. Das moralische Oberwasser, das man sich in der Rugby-Community gerne gegenüber dem Fußball andichtet, muss auch mit Leben gefüllt werden. Es reicht nicht aus null Toleranz gegenüber Schwalben und Schauspielerei zu zeigen. Nach jedem noch so hartem Kampf am Ende ein gemeinsames Bier zu trinken. Auch Respekt vor dem Schiedsrichter und zumindest der Versuch sich zwischen Mallinien an das Regelwerk unseres Sports zu halten gehört dazu. Erst recht wenn man sich als Betreiber eines Gentleman-Sports sieht.

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Kommentare (6)add comment

Gerhard Trick said:

3957
...
Nachdem hier mal wieder Stimmung gegen der RC Rottweil gemacht wird, einfach ein paar Anmerkungen
Natürlich gehört eine Schlägerei nicht auf den rugbyplatz, weder in Heidelberg noch in München oder Rottweil, aber wer würde sich nicht wehren, wenn ein Zuschauer aufs Spielfeld stürmt und ihn schlägt? Hätte dies nicht der Platzverein verhindern müssen?
Und dass der Münchener Spieler Brenner nur beim Gegner unfaires Spiel gesehen hat ist wohl dem Blick durch die Vereinsbrille geschuldet.
Tatsache ist, die Mannschaft des RC Rottweil hat in dieser Spielrunde einschließlich Ligapokalspielen 2 Rote Karten kassiert. Und jetzt bin ich mal gespannt, welche Mannschaft der 1. und 2. Liga weniger bekommen hat.
Mai 10, 2017

Christian Fischer said:

3424
...
lebensrettende Maßnahmen und Krankenhaus klingen nach Notwehrexzess. Das kann man nicht schön reden. Wer so etwas relativiert, soll zu den Fussballultras gehen. Polizei und Sportgerichte werden angemessen reagieren.
Mai 11, 2017

Micha Meier said:

3224
Unmöglich
Das sind echt traurige Nachrichten. Allein die vier roten Karten in Heidelberg sind ein Armutszeugnis. Da kann man mehr erwarten.
Es ist natürlich schwierig die Geschenisse in München zu beurteilen, aber wenn hier wirklich lebensrettende Maßnahmen durchgeführt werden mussten, dann ist das schon wirklich ne Hausnummer. wenn es dazu noch stimmt, dass der jenige betrunken und Spielfeld gelaufen ist und alleine war, dann wäre es doch eine Leichtigkeit gewesen sich gegen diesen zu wehren. Man hätte sicherlich noch nicht auch auf den liegenden eintreten müssen. Leider kann ich Rottweil auch nur als sehr negativ von daher wundert mich das nicht. sollten sich die sollte sich die Geschichte als wahr herausstellen, dann wären drastische Maßnahmen gefordert. Lebenslange Sperren von Schuldigen so wie zum Beispiel ein Ausschluss des Vereins aus dem Spielbetrieb für mindestens ein Jahr. da gerät die Tätigkeit auf dem Video leider sogar in den Hintergrund. Allein wegen des erbärmlichen Verhaltens müsste der Spieler für lange Zeit gesperrt werden
Mai 11, 2017

Frank Riemenschneider said:

3754
Keine Werbung für den Sport.
Die Abgrenzung von Rugby mit anderen Sportarten erfolgt durch die innere und äußere Haltung eines jeden (Fans, Spieler, Vereine etc.). Genau deswegen ist Rugby so faszinierend. Wenn sich allerdings aktive Rugbyspieler und Fans sich nicht im Griff haben, kann ich auch bei anderen Sportarten bleiben und mich da weiter ärgern. Sich fair zu verhalten ist nicht immer einfach und manchmal erfordert es sogar übermächtige Anstrengungen dem Gegner nicht mit den Stollen auf die Hand zu treten, dem Schiedsrichter nicht die Meinung ins Gesicht zu schreien oder sich nicht bei einem lauen Lüftchen fallen zu lassen. Diese Anstrengung ist trainierbar und bringt den Spielern Hochachtung ein. Sollten solche Unsportlichkeiten dennoch passieren, könnte man zu der Meinung gelangen, es ist etwas in der sportlichen Ausbildung dieser Rugbyspieler schief gelaufen. Man kann nur immer wieder an den gesunden Menschenverstand appellieren: Wer austrainiert ist trägt eine besondere Verantwortung seinen Mitmenschen gegenüber. Ein Tritt oder Schlag könnte für sich und andere schlimme Folgen haben.
Mai 11, 2017

Jörg Becker said:

181
Bal flach halten
Lieber Autor der Rugby-Bild!
Ich geh mal davon aus, dass niemand von euch in München vor Ort war. In der deutschen Rechtsprechung gilt immer noch die Unschuldsvermutung. Wenn bei einem alkoholisierten Menschen lebensrettende Maßnahmen durchgeführt werden müssen, könnte dies auch aufgrund einer Alkoholvergiftung geschehen sein.
Spielabbrüche, gelbe und rote Karten sind sicher nicht die Ereignisse, auf die man sich freut, wenn man ein Rugbyspiel besucht. Man sollte aber bitte bedenken, dass wir einen Kontaktsport betreiben, bei dem auch mal die Gemüter überkochen. Sicher kann man über Spiele ohne besondere Vorkommnisse nicht so spannend berichten, wie dies bei einem Spielabbruch der Fall ist. Aber vielleicht macht ihr euch mal Gedanken darüber, wie viele Spiele im deutschen Rugby jede Woche fair und sportlich ablaufen und sich die Teilnehmer nach dem Handshake noch auf ein oder mehrere Kaltgetränke zusammen finden.
Meines Erachtens haben die "großen Schlachten" auf dem Platz im Lauf der Jahre dank immer besser ausgebildeter Spielleiter und vernünftiger agierender Akteure deutlich abgenommen. Also lasst die Kirche doch bitte im Dorf!

Lieber Gerhard!
Zwei roten Karten im Saisonverlauf sind leider immer noch zwei zu viel.

Liebe Grüße mit viel Vorfreude auf ein sportliches Rugbywochenende,

Jörg Becker
Mai 12, 2017

Micha Meier said:

3224
Es geht los...
Wunderbar, endlich jemand der die Geschehnisse verteidigt und selber wahrscheinlich auch nicht vor Ort war. Allein der Anfang: "Lieber Autor der Rugby-Bild" zeigt ja schon, dass hier nichts Ernst genommen wird. Es ist eine Berichterstattung, niemand wird hier verurteilt. Allenfalls wird die unnötige Gewalt verurteilt. Natürlich gilt die Unschuldsvermutung. Sorry, aber hier darauf anzuspielen, dass eventuell lebensrettende Maßnahmen wegen überhöhtem Alkoholkonsum durchgeführt werden mussten, ist absurd. Billige Ausrede.
Die Aktion auf dem Video ist doch schon lächerlich genug... allein schon wegen der Schauspielerei gehört so jemand gesperrt. Wo kochen denn da die Gemüter hoch? Leider ist Rottweil schon öfters negativ aufgefallen mit Spass an Schlägereien.
Dass es in der 1. Liga wegen einem vermeintlich harten Tackle, auch wenn es gegen die Regeln war (im Sinne eines Shoulder Charge), zu einer Auseinandersetzung kommt mit vier Roten Karten ist doch schon armselig. Da sollten sich die Akteure mehr im Griff haben, besonders auf dem Niveau.
Unabhängig davon berichten TotalRugby sehr schön und spannend über die zahlreichen Spiele am Wochenende, auch wenn sie ohne "besondere Vorkommnisse" waren. Dass man nur über ein Spielabbruch gut berichten kann ist doch totaler Schwachsinn.
Mai 12, 2017

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Letzte Aktualisierung ( Mittwoch, 10. Mai 2017 )
 
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