Max Calitz war nach einem Zusammenprall gestern stark gehandicaped, brillierte aber dennoch und legte gleich zwei Versuche. Foto (c) Perlich
Wie gefährlich diese chilenische Mannschaft sein kann, hatte sie am Vortag beim 31:0 über Gastgeber Hongkong in der Gruppenphase bewiesen. Doch die Art und Weise, in der die deutschen Siebener-Jungs über 14 Minuten lang diesen unangenehmen Gegner dominierten, war beeindruckend! Besonders stach Max Calitz hervor, der nach einem üblen Zusammenprall im Hongkong-Spiel mit stark eingeschränkter Sicht in Hälfte eins gleich zwei Mal durchbrach und mittig zum Versuch ablegen konnte. Auch die kollektive Verteidigungsleistung der DRV VII war hervorragend, einzig bei den Standards wird man sich beim deutschen Team steigern müssen.
Anders als an beiden Vortagen konnte die DRV-Auswahl ihre Größenvorteile gegenüber anderen Teams nicht in Dominanz bei den Kick-Offs umwandeln. Doch im offenen Spiel überzeugten unsere Jungs dafür umso mehr und das in Defensive wie Offensive. Nachdem eine erste Angriffswelle der Chilenen mit perfekter Defensiv-Arbeit im Keim erstickt wurde, war es an der Zeit für Deutschland das Kommando zu übernehmen. Die deutsche Mannschaft arbeitete sich Phase für Phase bis an die chilenische 22 heran. Dort war es Oskar Maximilian Calitz, der mit einem Step und einem brutalen Handoff sich der chilenischen Defensive entledigte. Sein Versuch unter den Stangen brachte die DRV VII mit 7:0 in Front.
Doch Chile blieb ein gefährlicher Gegner, unter anderem auch deswegen, weil unsere Jungs gleich drei Bälle bei eigenem Einwurf ins Gedränge in Folge verloren. Es war dann ein ganz spezieller Angriff der Chilenen, der zum zwischenzeitlichen Ausgleich führte. Chile kombinierte sich über die ganze Länge des Feldes und nach mehreren Offloads resultierte diese sehenswerte Kombination in einem Versuch unter den Stangen. Unsere Jungs ließen sich davon aber nicht beeindrucken und erneut war es Oskar Calitz, der für die Chilenen nicht unter Kontrolle zu bringen war. Nachdem dem Prop, der seit seiner Kindheit nur auf einem Auge sieht, gestern das funktionsfähige Auge zuschwoll, konnte einem Angst und Bange um Calitz werden. Doch selbst mit eingeschränkter Sicht auf einem Auge war der bärenstarke Stürmer nicht zu stoppen. Erneut war es ein Step und danach ein Offload, mit dem er sein Gegenüber verdammt alt aussehen ließ und der ihm den Weg unter die Stangen ebnete.
Max Calitz ist ein Krieger!
Im Gegensatz zu den Partien gegen Tonga und Hongkong gestern, kam die DRV VII mit dem gleichen Elan und der gleichen Konzentration in die zweite Hälfte. Sebastian Fromm musste mit einer Schulterverletzung ausgewechselt werden und wurde durch Raynor Parkinson ersetzt. Trotz dieses personellen Rückschlags spielten unsere Jungs nun souverän ihren Stiefel herunter. Chilene wurde der deutschen Mannschaft trotz einiger deutscher Fehler bei den Standards nicht mehr wirklich gefährlich. Im Gegenteil: Steffen Liebig konnte nach einem schönen Durchbruch von Raynor Parkinson zum entscheidenden dritten deutschen Versuch ablegen. Beim Stand von 19:7 war Deutschland fast durch. Als unser zweitkleinster Spieler Basti Himmer dann noch an der 22 so hart tacklete, dass sein deutlich stabilerer chilenischer Gegenspieler den Ball verlor, hatte es die deutsche Mannschaft ins Finale geschafft.
Jetzt kann sich die junge deutsche Mannschaft gegen Spanien ihren Traum von der World Series endgültig verwirklichen. Nur 14 Minuten Spielzeit stehen zwischen unseren Jungs und ihrem großen Traum. Doch vor über 40.000 Zuschauern und bei schwülen 28 Grad können diese 14 Minuten verdammt lang werden. In der Grand Prix Serie im Vorjahr spielte die deutsche Mannschaft genau zwei Mal gegen Spanien. Auf einen Sieg in Moskau folgte eine Pleite in Exeter. Auch dieses Finale wird eine verdammt enge Kiste, die Chancen sind ausgeglichen. Sebastian Fromm hat sich gegen Chile leider die Schulter ausgekugelt, ein Einsatz im Finale ist aber dennoch nicht völlig ausgeschlossen. Spanien hatte den deutlich leichteren Weg ins Finale, ist aber bis auch noch nicht auf eine Mannschaft des Kalibers Deutschland getroffen.
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