Der HRK tritt am Wochenende, wie bereits vor zwei Wochen, gegen den SCN an. Nur dieses Mal wartet eine andere Klub-Mannschaft auf die Königsblauen. Foto (c) Keßler
Momentan richten sich im deutschen Rugby-Universum alle Blicke nach Hongkong, wo die deutsche Siebener-Nationalmannschaft am Wochenende den großen Coup schaffen könnte. Doch daheim wird ebenso Rugby gespielt, denn die Bundesliga geht in die Rückrunde. In unserer ausführlichen Vorschau findet ihr wie immer alles, was man zum Bundesliga-Geschehen quer durch die Republik wissen sollte!
Süd/West
SC Frankfurt 1880 - RC Luxemburg Samstag, 08. April, 15:00 Uhr
Während die Partie für die Gäste das erste Pflichtspiel des Jahres ist, waren die Achtziger 2017 schon dreimal im DRV-Pokal im Einsatz - zuletzt am vergangenen Wochenende, als sie dem Favoriten TV Pforzheim nach einer starken ersten Hälfte im Finale mit 18:50 unterlagen. „Das Endspiel war eine harte Angelegenheit. Wir wurden letztlich von einem Gegner geschlagen, der den Sieg mehr wollte als wir“, sagt SC-Trainer Karl Savimaki. „Sie waren uns in den Standardsituationen zu oft überlegen. Das hat uns viel Raumgewinn gekostet.“ Daran gilt es zu arbeiten, zumal auch Luxemburg laut Savimaki gut bei den Standards sei. „Da müssen wir besser werden als im Finale“, fordert Frankfurts Trainer.
Obwohl die Achtziger (21 Punkte) deutlich vor dem sieglosen Schlusslicht (drei Punkte) liegen, rechnet Savimaki mit einem schwierigen Aufgabe: „Luxemburg wird ein harter Gegner sein, das haben sie schon im Hinspiel bewiesen.“ Damals hatte der SC 1880 beim 30:13-Erfolg einige Mühe. „Luxemburg rechnet sich in diesem Spiel sicher Chancen aus, um sich aus dem Keller zu kämpfen“, so Savimaki. „Ich erwarte ein kampfbetontes Spiel, vor allem im Sturm.“
Unter normalen Umständen wäre Frankfurt klarer Favorit, doch den Achtzigern fehlen zahlreiche Akteure. Der deutsche 15er-Nationalspieler Chris Howells (Wade), Alessandro Florio (Knie), Jenso Listmann, Mody Radashcovich (beide Knöchel), Etienne Du Plesiss (Luftröhre) und Paul Emile (Schulter) fallen verletzt aus. Beau Robertson muss nach seiner Roten Karte aus dem DRV-Pokalspiel im November beim SC Germania List letztmals zusehen. Fraglich ist der Einsatz der angeschlagenen Max Oster (Leiste) und Adi Maazare (Schulter). Dafür steht Wynston Cameron-Dow zur Verfügung. „Er hat das Finale gut überstanden und ist einsatzbereit“, so Savimaki. Cameron-Dow hatte sich im Halbfinale die Schulter ausgekugelt, eine Woche später aber bereits sein Comeback gegeben.
Gast Luxemburg hatte sich in der Hinrunde daheim kämpferisch und für einige Bundesliga-Klubs aus dem Mittelfeld durchaus gefährlich gezeigt, auswärts aber ein ums andere Mal enttäuscht. Die Ergebnisse gegen die RGH (5:94) und den HRK (0:120) lassen aus Sicht des Schlusslichts nicht unbedingt auf eine Überraschung hoffen. Mit ihrem soliden Sturmspiel werden die himmelblauen aus Cessange im Großherzogtum sicher nicht untergehen, aber genausowenig Bäume ausreissen. Luxemburg benötigt zwar dringend jeden erdenklichen Punkt, wird aber allem Anschein nach anderswo auf die Jagd danach gehen müssen.
Totalrugby-Prognose: Frankfurt ist stark ersatzgeschwächt, aber dennoch Favorit, zumal Luxemburg seine drei Punkte alle zu Hause holte. Auswärts kam man 5:94 (beider RGH) und 0:120 (beim HRK) unter die Räder. Frankfurt kommt dagegen mit viel Momentum und völlig eingespielt aus dem Pokal. Die Kombinationen sitzen und genau das dürfte den Luxemberuger Gästen von der ersten Minute an Probleme bereiten. Die Achtziger werden sich nach zähem Luxemburger Widerstand dennoch deutlich mit +25 Punkten Differenz durchsetzen.
SC Neuenheim - Heidelberger RK Samstag, 08. April, 17:00 Uhr
Beide Vereine waren zuletzt vor exakt zwei Wochen aufeinander getroffen, im DRV-Pokal-Viertelfinale. Der Sportclub Neuenheim ging mit 23:8 siegreich vom Platz seines Gegners auf der anderen Neckarseite. Dieses Aufeinandertreffen fand allerdings unter völlig anderen Vorraussetzungen statt, als das kommende Duell in der Liga. Denn an besagtem Wochenende im März weilte fast die gesamte erste Mannschaft des Ruderklubs entweder in Sochi mit der DRV XV, oder war aufgrund der anstehenden World Series Qualifikation nicht verfügbar. Die Königsblauen errangen einen hart erkämpften Sieg gegen einen geschwächten HRK.
Dessen war man sich auch bei der Mannschaft von Trainer Lars Eckert bewusst. Dementsprechend zieht man das Aufeinandertreffen in der Hinrunde als Referenz heran. Damals ging der HRK mit 47:22 siegreich vom Platz und zog erst in der Schlussphase deutlich davon. Der Coach der Königsblauen Lars Eckert will das Spiel so eng wie möglich halten. Allerdings muss der Teilzeit-Verbinder des Sportclubs auf einige Spieler verzichten, die aufgrund von persönlicher Verpflichtungen nicht mit in die Schlacht gegen den Lokalrivalen ziehen werden.
Der Ruderklub dagegen kann so langsam wieder personell aus dem Vollen schöpfen. Zwar fehlen mit Raynor Parkinson, Pierre Mathurin, Anjo Buckman und Steffen Liebig weiterhin vier Eckpfeiler des Klub-Spiels, da sie in Hongkong für die DRV VII antreten. Aber mit Sean Armstrong, Jaco Otto und Co. wird die Klub-Fünfzehn am Samstag ein ganz anderes Kaliber haben, als noch vor zwei Wochen. Beim HRK wird man darauf brennen die Scharte von der letzten Niederlage wieder auszuwetzen und mit einer entsprechenden Einstellung am Museumsplatz in Neuenheim ankommen.
TotalRugby-Prognose: Ein zweiter königsblauer Sieg gegen den Klub in Folge scheint fast ausgeschlossen. Dem Klub-Coach Pieter Jordaan steht seine Armada von Fünfzehner-Nationalspielern erneut zur Verfügung und will man beim HRK den Weg ins Bundesliga-Halbfinale schaffen, muss man am ersten Rückrunden-Spieltag mit einem Sieg beginnen. Der andere Lokalrivale RGH steht punktgleich auf Rang zwei, dürfte aber gegen den Meister Pforzheim Federn lassen. Der HRK lässt in Neuenheim nichts anbrennen und gewinnt mit +17 Punkten.
RG Heidelberg - TV Pforzheim Sonntag, 09. April, 15:00 Uhr
Für die Rudergesellschaft Heidelberg war der eigene Erfolg im Siebener, die große Anzahl an Nationalspielern und die damit verbundenen Abstellungen der besten Spieler immer ein zweischneidiges Schwert. Coach Rudolf Finsterer ist stolz auf seine Männer, die gerade in Hongkong am Vorabend ihres eventuell größten Erfolges stehen, hätte sich aber ebenso gerne beim Heimspiel gegen den amtierenden Meister und Pokalsieger dabei: „Es ist schade, wir fördern das deutsche Rugby mehr als jeder andere Verein !“ so das RGH-Urgestein weiter. „Wir spielen gegen den Double-Sieger, da brauchen wir unsere besten Spieler.“ Doch genauso betont der RGH-Trainer sein Mantra „Angst machen gilt nicht!“ Immerhin habe man ja nichts zu verlieren.
Favorit sei natürlich der Meister ist man sich bei der RGH sicher. Zugleich will man dem TVP das Spiel so unangenehm wie möglich machen. Mit Robin Plümpe und den Schreieck-Zwillingen sind immerhin drei wichtige Siebener-Cracks erneut mit an Bord. Robert Haase dagegen fällt weiterhin verletzt aus. Mit den Gegebenheiten klarkommen und das beste draus machen hat man sich am Heidelberger Harbigweg vorgenommen. Immerhin ist dies das Spiel des Tabellenersten beim Zweiten.
Für den bisher ungeschlagenen Meister Pforzheim geht nun die Mission Titelverteidigung los. Zwar hat man den Titelgewinn im Pokal am vergangenen Wochenende angemessen gefeiert, will nun aber „ganz nüchtern und konzentriert die noch größere Aufgabe angehen“ so Trainer John Willis. Beim TVP sieht man eine Reihe von schweren Auswärtsspielen auf sich zu kommen und zählt das anstehende Spiel gegen die RGH dazu. In der Hinrunde hatte man die damals in Bestbesetzung angetretenen Orange Hearts in einem überraschend klaren Spiel mit 43:13 nach Hause geschickt und wird nun auf eine RGH ohne Basti Himmer, Tim Lichtenberg und Fabian Heimpel treffen.
An Selbstbewusstsein wird es dem Meister nach dem emphatischen Pokalsieg sicherlich nicht mangeln. Aber genau da sieht Pforzheims neuseeländischer Coach ein eventuelles Problem auf seine Mannschaft zukommen. Denn zu selbstbewusst dürfe man nicht auftreten, sonst könnte es eine „böse Überraschung“ geben. Insbesondere aufgrund der Fitness und der technischen Raffinesse sei die RGH ein gefährliches Team. Fehlen wird den Rhinos dabei neben dem in Hong Kong weilenden Carlos Soteras-Merz auch Tafadzwa Chitokwindo, der sich in den Schlussminuten des Pokalfinales das Sprunggelenk brach und damit erst einmal ausfallen wird.
TotalRugby-Prognose: So schade es für Fans des Bundesliga-Rugbys auch sein mag. Das Duell Tabellenführer gegen den engsten Verfolger wird wohl kein sonderlich spannendes werden. Der Rudergesellschaft fehlen gleich drei essenzielle Stützen in der Hintermannschaft und angesichts der Dominanz des TVP in der Vorrunde, dürfte ein enges Topspiel wohl eine unrealistische Hoffnung bleiben. Zudem kommt der Gast nach drei klaren Pokalsiegen und dem Titel-Triumph eingespielt an den Harbigweg. RGH-Coach Finsterers Wunsch nach einem Bundesliga-Spielplan, bei dem alle Vereine gleichbehandelt werden, können wir nur zustimmen. Fürs erste muss man allerdings mit den Gegebenheiten klarkommen. Der Meister und Pokalsieger setzt seinen Siegeszug zur Titelverteidigung fort und gewinnt mit +18 Punkte.
RK Heusenstamm - TSV Handschuhsheim Sonntag, 09. April, 16:00 Uhr
Der Vorletzte empfängt den Drittletzten. Beide Teams trennen nur fünf Punkte. Der RKH könnte also im Falle eines Sieges mit dem TSV gleichziehen – mindestens. „Wir wollen den Relegationsplatz verlassen“, gibt Heusenstamms Trainer Jens Steinweg die Marschrichtung vor und betont: „Wenn wir alle Mann an Bord haben gehören wir nicht auf einen der letzten drei Plätze.“ Und personell sieht es diesmal sogar ziemlich gut aus bei den „Füchse“ vor dem Duell mit den „Löwen“. 33 Spieler bewerben sich um einen der insgesamt 22 Plätze im Kader. Zwar fehlen Kapitän und Gedrängehalb Pascal Schuster (gab vergangene Woche in der zweiten Mannschaft sein Comeback, zog sich aber eine Zerrung zu) sowie Siebener-Nationalspieler Tim Biniak (nimmt mit der DRV-Auswahl am Hongkong Sevens teil), dafür stehen unter anderem Biniaks DRV-Kollegen Sam Rainger und Leon Hees, die beide nicht für das Hongkong Sevens nominiert wurden zur Verfügung. Auch Ex-Nationalstürmer Pascal Drügemöller wird dabei sein, obwohl er aus beruflichen Gründen unter der Woche nicht trainiert hat. „Auf ihn wollen wir nicht verzichten“, sagt Steinweg und stellte mit Blick auf die Kaderstärke klar: „Wenn wir mit dieser Mannschaft nicht gegen Handschuhsheim gewinnen, haben wir auch nichts im Mittelfeld der Tabelle zu suchen.“
Im Hinspiel hatte sich der RKH dem TSV unglücklich und denkbar knapp mit 23:24 geschlagen geben müssen. Diesmal wollen die „Füchse“ am Ende jubeln. „Wir dürfen uns gegen Handschuhsheim nicht auf klassisches Sturmspiel einlassen, müssen auch dort den Ball schnell machen“, so Steinweg. Die flinke Hintermannschaft soll im Optimalfall für die Punkte sorgen. Als Verbinder wird wohl Zinzan Hees fungieren und dessen Bruder Leon, der etatmäßige Zehner, auf Schluss rücken. Rainger gilt als Kandidat für eine der Innen-Positionen. Joshua Sayson ist voraussichtlich wieder der Schuster-Ersatz auf Neun.
Steinweg hatte bereits nach dem DRV-Pokalspiel gegen Ligarivale SC Frankfurt 1880, als der damals ersatzgeschwächte RKH bei der 17:35-Niederlage gut mitgehalten hatte, gesagt: „Der TSV Handschuhsheim kann kommen, wir sind vorbereitet.“ Die Leistung im Testspiel gegen Zweitligist Neckarsulm bestätigte ihn in seiner Auffassung. Die Spieler seien fokussiert und zudem erfahren genug, um mit dieser Drucksituation umgehen zu können. „Die Jungs beschäftigen sich natürlich mit der Situation“, weiß Steinweg. Eine gewisse Anspannung sei vorhanden. Das stört den Trainer aber nicht. Im Gegenteil. Das helfe dabei, auf den Punkt hin bereit zu sein.
TotalRugby-Prognose: Der RKH kann nahezu in Bestbesetzung antreten und ist doppelt motiviert: Erstens will man Revanche für die ebenso unglückliche wie knappe Hinspiel-Niederlage (23:24) und zweitens - was noch wichtiger ist - winkt im Falle eines Sieges im Optimalfall sogar der Sprung auf den drittletzten Platz. Ein weiterer kleiner Vorteil für die "Füchse": Sie haben im Gegensatz zu Handschuhsheim dieses Jahr schon ein Pflichtspiel absolviert - im DRV-Pokal. Das alles wird dazu führen, dass sich der RKH in einem bis zum Schluss umkämpften Spiel mit +9 Punkten durchsetzt.
Nord/Ost
TSV Victoria Linden - Berliner RC Samstag, 08. April, 14:00 Uhr
Die Berliner sind heiß auf das erste Ligaspiel im neuen Jahr. Die Hinrunde verlief alles andere als optimal und das wollen die Hauptstädter unbedingt wieder ausmerzen. Mit lediglich vier gewonnenen von sieben Spielen ist man ein wenig enttäuscht. Aber BRC-Coach Danny Stephens hat bereits am Anfang der Saison gesagt, dass der Fokus erstmal auf das Zusammenwachsen als Team und die Kommunikation gelegt werden sollte.
Das neue Jahr startete hingegen schon weitaus besser. Mit zwei Testspielen gegen den SC Germania List und abschließend gegen den Lokalrivalen RK 03 Berlin, den man hierbei seit langer Zeit mal wieder schlagen konnte, haben sich die Berliner standesgemäß auf die anstehenden Spiele eingestimmt. Aber Coach Stephens bleibt dennoch auf dem Boden: „Nach unserer Verbesserung am Ende der Hinrunde setzen wir uns jetzt bei jedem Spiel Ziele, die unser spielerisches Niveau steigern. Für diese Ziele wollen kämpfen, egal was uns im Weg steht. Insofern müssen wir wieder mehr das Physische dominieren, als auch mit mehr Geschwindigkeit spielen als unsere Gegner“.
Um sich diesen Herausforderungen zu stellen, reisten die Berliner Anfang März nach Rostock, um im weichen Sandstrand der Ostsee einige Athletikeinheiten zu absolvieren und kurz darauf ein erfrischendes Bad im baltischen Meer einzunehmen. Es scheint also, dass der BRC zurück zur alten Stärke findet und sich mitnichten mit einem Platz im Mittelfeld der Tabelle abgeben will. Die wachsende Formkurve der Berliner fasst Stephens kurz zusammen: „Unsere Entscheidungsfindung im Spiel und unsere mentale Ausdauer waren damals problematisch. Aber eine Verbesserung ist jetzt klar zu sehen“.
Dennoch muss Stephens für das erste Spiel im Jahr 2017 gleich auf vier wichtige Akteure verzichten. Hakler Gaetan Schaeffer fehlt aus persönlichen Gründen. Zweite-Reihe-Stürmer Carl Trebesius und Innendreiviertel Will Armitage müssen verletzungsbedingt noch aussetzen (beide Knie). Eckdreiviertel Tom Schneider hingegen ist als Nachwuchstrainer mit der U 14 in Italien. Nichtsdestotrotz werden die Berliner hochmotiviert in Hannover aufschlagen.
Die Hannoveraner um den Ex-Nationaltrainer der DRV Siebener-Auswahl, Rainer Kumm, sind im absoluten Hintertreffen gelandet. Sieben Spiele und sieben Niederlagen. Lediglich ein einziger Defensiv-Bonuspunkt schlägt positiv bei der Victoria aufs Konto. Dass jetzt auch noch die ambitionierten Berliner zum Auftakt der Rückrunde in Hannover aufschlagen werden, trägt nicht unbedingt zur Verbesserung der Stimmung bei. Fakt ist, dass sich die Zebras ordentlich strecken müssen, um sich noch eine kleine Chance auf den Klassenerhalt zu bewahren.
TotalRugby Prognose: Die Berliner sind heiß auf die Rückrunde und haben zurück zu alter Stärke gefunden. Victoria steht mit dem Rücken zur Wand und muss sich so teuer wie möglich verkaufen. Nach einer intensiv geführten ersten Halbzeit übernehmen die Berliner das Heft des Handelns und gewinnen am Ende mit +23.
RC Leipzig - Hamburger RC Samstag, 08. April, 15:00 Uhr
Das Duell der beiden Mittelfeld-Klubs könnte ein richtungsweisendes werden. Denn der HRC und der RCL liegen tabellarisch dicht an dicht und nur drei Punkte trennen den Fünften Leipzig vom Sechsten Hamburg. Ergo könnte der Gast aus der Hansestadt mit einem Sieg bei den Schwarz-Gelben an diesen vorbeiziehen und sich Richtung oberes Mittelfeld aufmachen. Abstiegssorgen wären spätestens dann passé. Doch ein paar Sachen sprechen gegen einen Sieg des HRC in der Messestadt. Zum einen drifteten die Leistungskurven beider Klubs gegen Ende der Hinrunde merklich auseinander. Die Leipziger kamen mit der Zeit immer besser in Schwung, während Hamburg nach grandiosem Auftakt so langsam die Puste ausging. Zum anderen zeigte sich der HRC besonders auswärts des Öfteren äußerst schwach.
Beim HRC sieht man sich dennoch gut gerüstet. Nach Testspielen gegen den ASV Köln und den dänischen Meister Aarhus ist die Mannschaft trotz wiederholter Platzsperren und den damit verbundenen kontaktfreien Einheiten im Rhythmus so HRC-Pressesprecher Hendrik Kannenberg. Gegen die direkte Konkurrenz in Leipzig will man nun punkten und ebenso wie in der Hinrunde stark starten, als man die Leipziger daheim beim 29:12 deutlich schlagen konnte. Der RCL dagegen wird gegen die Hanseaten auf seine Heimstärke setzen und den Aufwärtstrend des Spätherbstes fortführen wollen. Mit einem Sieg gegen den HRC würde man sich einen direkten Konkurrenten endgültig vom Leibe halten und könnte den Fokus auf den nur 3 Punkte voraus liegenden BRC legen.
TotalRugby-Prognose: Heimstarke Leipziger treffen auf auswärtsschwache Hanseaten. Das Duell in der Messestadt könnte ein recht klares werden, würde man meinen. Doch beim HRC ist man nach der Vorbereitung erstaunlich optimistisch und glaubt an einen Auswärtssieg. Wir von TotalRugby glauben an ein enges Duell in der größten Stadt Sachsens, sehen aber dennoch den Gastgeber mit +6 vorne.
FC St. Pauli - RK 03 Berlin Samstag, 09. April, 15:00 Uhr
„Bei St. Pauli ist alles im Lot. Wir fühlen uns sehr gut vorbereitet. Alles andere wäre nach fünf Monaten Winterpause allerdings auch sehr merkwürdig“, startet St. Paulis Trainer Friedrich „Fritze“ Michau gleich mit typisch hanseatischer Gelassenheit. Am kommenden Samstag könnte es aber für die Männer vom Kultkiez eng werden, wenn der bisher ungeschlagene Tabellenführer aus dem Nordosten an die Elbe reist. Das weiß auch Michau einzuschätzen: „Wir spielen gegen eine der beiden besten Mannschaften der Liga. Insofern erwarten wir das schnellste und härteste Rugby, dass der Norden zu bieten hat“.
Dass die Hamburger nun liefern müssen, ist ihnen durchaus bewusst, denn mit gerade einmal einem Sieg aus sieben Spielen steht die Punktausbeute nicht sonderlich gut da und der Abstiegsplatz ist näher als gewünscht. Aber Michau bleibt auch in dieser Situation gelassen: „Wir wollen wie immer am Ende der Rückserie besser sein als jetzt. Auf dem Weg dabei so viele Punkte sammeln wie möglich. Vor allem wollen wir individuell weniger Straftritte abgeben und im Kollektiv unsere Chancen effektiver nutzen“.
Da ist es umso erfreulicher, dass die Personalsituation beim FC St. Pauli zuletzt signifikant angestiegen ist. So konnten die Hamburger im normalen Training ein 15-er Testspiel bestreiten, bei dem sich 45 Akteure für die erste Männermannschaft qualifizieren konnten. Auch für Samstag steht personell gesehen alles auf grün: „Alle sind an Bord“, vermeldet Michau kurz und knapp.
Die Männer vom RK 03 sind sich ihrer Favoritenrolle durchaus bewusst und wollen diese auch am kommenden Samstag bestätigen. Dass ihnen dabei aber nichts geschenkt wird, weiß Teammanager Lutz Joachim nur zu gut: „Das Spiel gegen St. Pauli wird wie immer sehr unangenehm für uns. Wir erwarten ein physisches Spiel auf tiefem Boden. Nichtsdestotrotz wollen wir natürlich gewinnen und sichere fünf Punkte mit nach Hause nehmen“.
Für die Männer aus Berlin-Weissensee zählt jetzt jeder Sieg, denn der ärgste Verfolger, Hannover 78, steht derzeit punktgleich mit den Berlinern in der Tabelle und könnte noch zum großen Stolperstein werden auf dem Weg zum Halbfinale. Daher haben die Männer um den Spielertrainer Christian Lill die lange Winterpause genutzt und intensiv trainiert. Mit dem Pokalhalbfinale gegen Pforzheim hatten sie zudem einen adäquaten Gegner und konnten ihre Grenzen noch einmal antesten. Darauf folgte ein letztes vorbereitendes Testspiel gegen den traditionellen Lokalrivalen BRC.
Hier unterlagen die Gelb-Schwarzen allerdings in der letzten Minute mit 7:10. Eventuell könnte diese Niederlage ein Schuss vor dem Bug zur rechten Zeit sein und die Favoriten aus dem Nordosten noch einmal kurz vor dem Beginn der Rückrunde wachgerüttelt haben, denn ein großes Fernziel schwebt den Berlinern deutlich vor Augen: Ein Platz im Finale um die Deutsche Meisterschaft im eigenen Stadion. Rein organisatorisch tut sich in dieser Richtung schon eine Menge. Derzeit wird eine mit Steinen befestigte Tribüne errichtet und das Stadion Buschallee zum wahren Rugbypark ausgebaut. Nun muss der sportliche Teil erfolgen.
„Wir wollen das Halbfinale zu Hause in der Buschallee erreichen, also Erster in der Division Nordost bleiben. Dafür schauen wir ganz klassisch von Spiel zu Spiel und sehen, was am Ende bei rauskommt. Wir nennen das Ganze „road to Berlin“, stapelt Joachim im Vorfeld tief. Allerdings müssen die Favoriten bei dem schweren Auswärtsspiel in Hamburg auf ihren Spielertrainer und Topmotivator Christian Lill verzichten, der momentan als Trainer der Deutschen U 18-Nationalmannschaft bei der U 18 EM in Frankreich unterwegs ist. Der Rest der Mannschaft ist dabei und will die fünf Punkte nach Berlin bringen.
TotalRugby Prognose: Die Berliner haben das große Fernziel vor Augen und wissen spätestens seit der Testspielniederlage gegen den BRC, dass ihnen nichts zufliegen wird. Ein Warnschuss zur rechten Zeit könnte man meinen. Die Hamburger brauchen für den Abstiegskampf unbedingt Punkte und werden sich das ganze Spiel über definitiv nicht aufgeben. Am Ende jubeln jedoch die Berliner mit einem +18 Sieg.
Hannover 78 - SC Germania List Sonntag, 09. April, 16:00 Uhr
Derby-Zeit am schnellen Graben. Hannover 78 gegen die Lister Germania. Wohl kein Duell elektrisiert die Rugby-Gemeinde in den letzten Jahren so sehr wie das Aufeinandertreffen der beiden besten Hannoveraner Teams. Neben zahlreichen Zuschauern bei hervorragenden Bedingungen hat sich auch der Norddeutsche Rundfunk mit einem Kamerateam angekündigt.
Das Duell in der Hinrunde ging in einem Spiel auf Messers Schneide hauchdünn an die 78er und an diesen Sieg will der Tabellenzweite im Norden auch anknüpfen. Immerhin erwartet die Blau-Weißen vom Trainer-Duo Schippe Krause ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem RK 03 Berlin. Nur der Nord-Primus kann einem Duell mit dem amtierenden Meister im Bundesliga-Halbfinale in dessen Wohnzimmer aus dem Weg gehen.
Deshalb versteckt sich 78-Coach-Krause auch hinter keinerlei Phrasen: „Wir wollen den Sieg, das ist unser ganz klares Ziel!“ Beim Gastgeber will man die Leistung aus dem Hinspiel steigern und hat für dieses Unterfangen alle Mann an Bord. Lediglich Innendreiviertel Benjamin Simm droht eventuell auszufallen. Und natürlich weilt Phil Sczcesny gerade im fernen Hongkong, doch an das häufige Fehlen des flinken Außen hat man sich bei 78 bereits gewöhnt. „Bei 78 drücken wir alle unserem Phil die Daumen“ so Coach Benjamin Krause weiter.
Aber nach den beiden Pokal-Spielen gegen die RGH und Frankfurt 80 fühlt man sich bei 78 optimal auf die anstehende Rückrunde vorbereitet. Der Auftakt im Kampf um Platz eins im Norden kann für die 78er also losgehen.
Aber auch die Germania aus List startet nicht „kalt“ in die Rückrunde. Die Siebener-Spezialisten konnten sowohl gegen den Lokalrivalen Victoria Linden, als auch gegen den BRC Testspielerfolge einfahren, auch wenn letzteres Spiel bei einigen Spielern Spuren hinterlassen hat. So wird sich bei Maurice Riege erst am Freitag Abend herausstellen, ob er am Sonntag bereit für einen Einsatz sein wird.
Des Weiteren drückt der Schuh tendenziell im Sturm, während Germania-Coach Lindsey konstatiert, dass der Sturm von Lokalrivale 78 in guter Form sei. Dementsprechend erwartet der Engländer von seinen Jungs, dass sie hart dagegenhalten werden. Nur wenn diese über 80 Minuten dagegenhalten habe man eine Chance. Seine eigene Mannschaft sieht der Germania-Coach dagegen auf der Dreiviertelreihe überlegen. „Dies wird ein Spiel zwischen einer sturmlastigen Mannschaft, gegen eine reihelastige Mannschaft, gerade das macht das Spiel so interessant. Weiterhin sieht Lindsay in diesem Hannover-Derby das Spiel des Jahres, für beide Seiten! Folglich hofft der Mann der Seitenlinie der Germanen auf viel eigene Unterstützung beim Erzrivalen.
Totalrugby-Prognose: Der Hinrunden-Derbysieger dürfte auch am Sonntag als Favorit ins Rennen gehen. Nicht nur hatte 78 den Vorteil der beiden Pokalspiele unter realistischen Bedingungen gegen die Süd-Topteams und ist damit voll im Rhytmus. Denn darüber hinaus geht man bei 78 nahezu ohne jegliche Personalsorgen in das Duell, während Germania wieder einmal im Sturm umstellen muss. Das Duell dürfte, wie bereits in der Hinrunde, ein enges werden. Gegen Ende der Hinrunde hatte List ein wenig den Faden verloren, dürfte aber mit der Leistungsstärke aus dem Frühherbst eine ordentliche Chance haben. Dennoch sehen wir die gastgebenden 78er am Ende mit +4 vorne.
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