Meister Pforzheim könnte sich am kommenden Wochenende den zweiten Titel sichern, doch wo findet das Finale statt? In der Goldstadt oder in Frankfurt?
Die Halbfinalduelle im DRV Pokal waren zwei gänzlich unterschiedliche Affären. Während der amtierende Meister TV Pforzheim auf heimischen Platz mit dem amtierenden Pokalsieger Sportclub Neuenheim Katz und Maus spielte, gelang dem SC 1880 Frankfurt in Hannover ein hart erkämpfter Auswärtssieg. Nun treffen am kommenden Wochenende beide Süd-Kontrahenten im Pokalfinale aufeinander, doch auch am Montag morgen war nicht gänzlich klar, wer das Finale ausrichten wird.
TV Pforzheim 83 - 16 SC Neuenheim
Beim Pokal-Titelverteidiger SC Neuenheim sah man sich vor der Partie selbst als Außenseiter - und wie sich herausstellen sollte mit Recht. Denn für die Königsblauen war bei Kaiserwetter in der Goldstadt Pforzheim gegen den Gastgeber kein Kraut gewachsen, zumal man nur mit 16 Spielern und ohne den in der Vorwoche überragenden van Gelderen angereist war. Denn der TVP wollte sich nicht, wie eine Woche zuvor beim RK 03 Berlin, überrumpeln lassen. Von Anfang an ließen die Rhinos keinen Zweifel daran, wer der Herr im Südwest-Energie-Stadion ist.
Den Kick-Off der Königsblauen konnten die Rhinos sicher und sich in mehreren Phasen bis in die 22 ihres Gastes kombinieren, wo Außen Bachhofer nahe dem Seitenaus vollendete. Das Schema drohte sich nach einem Straftritt gegen den SCN nach deren zweiten Ankick zu wiederholen, hätte der königsblaue Sturm nicht eine Rhinos-Gasse kurz vor der eigenen Mallinie abgefangen. Doch die Marschroute war von nun an klar, für die dezimiert angereisten Heidelberger ging es hier maximal um Schadensbegrenzung.
Nachdem der SCN mit einem Straftritt noch Mal auf 3:5 herangekämpft hatte, zeigte sich der TVP mit einem Dreifach-Schlag durch Vangue, Magele und Rob May gnadenlos. Bereits nach 20 gespielten Minuten hatte der Gastgeber damit vier Versuche auf dem Konto und war vor 320 Zuschauern nicht gewillt den Fuß vom Gas zu nehmen. Weitere fünf TVP-Versuche sollten bis zum Pausenpfiff folgen, den Anhängern des SCN blieb einzig ein Straftritt zu bejubeln, so dass es bereits nach Hälfte eins 59:6 stand.
Zu Beginn des zweiten Durchgangs nahm der amtierende Meister dann Manasah Sita und Arthur Zeiler vom Feld. Der SCN zeigte in der ersten Viertelstunde Moral und ergab sich nicht ohne Gegenwehr seinem Schicksal. Nach einer längeren Phase tief in der Hälfte des Meisters verlor der SCN erst den Ball, konnte dann aber per geblocktem Befreiungskick der Rhinos selbst zum ersten Versuch kommen.
Nach weiteren zwei Rhinos-Versuchen war es dann SCN-Innen Sebastian Robl, der einen TVP-Angriff durch einen spektakulären abgefangen Pass beendete und selbst am anderen Ende für seinen Königsblauen ablegen konnte. Doch das sollten bereits die letzten Punkte für den Gast gewesen sein, während der Gastgeber sein Punktekonto bis in die letzten Aktionen noch auf 83 Punkte hochschrauben konnte.
Für die Rhinos-Fans war es ein Rugby-Fest, auch wenn sich der neutrale Beobachter beim Duell Meister-Pokalsieger ein wenig mehr Spannung erhofft haben dürfte. Beim TVP ist man indes an einer Ausrichtung des Finalspiels interessiert, doch die Entscheidung darüber wird erst im Laufe des heutigen Tages fallen.
Hannover 78 19 - 27 SC Frankfurt 1880
Der Traum vom Pokalfinale hat sich für die Hannover 78 ausgeträumt. Der Gastgeber konnte bei strahlendem Sonnenschein und vor etwa 500 Zuschauern am schnellen Graben den guten Start in der ersten Hälfte und die Halbzeitführung nicht ins Ziel retten. Direkt zum Auftakt erwischten die Nordlichter die früh angereisten Frankfurter mit einem dynamischen Spielzug, den die kurze Ecke Nico Burgdorf mit einem selbst aufgelesenen Kick über die gegnerische Linie vollendete.
Nur fünf Minuten später hatte der SC 80 jedoch die Antwort parat und konnten aus einem Fünf-Meter-Versuch Kapital schlagen. Nummer Acht Etienne du Plessis brach vom Ende des Gedränges auf und war auf der linken Feldseite aus kurzer Distanz von 78 nicht zu stoppen. Die Erhöhung gelang nicht, doch nach einer halben Stunde erzielte Frankfurts Verbinder Cameron-Dow per Straftritt die erstmalige Führung für 80.
Doch Hannover war gegen den vermeintlichen Favoriten voll im Spiel und antwortete prompt. Der zweite Versuch war fast eine Kopie des ersten, einzig war es dieses Mal 78s anderer Außen Nico Körner, der zum Versuch ablegte. Damit ging der Gastgeber mit einer 14:8 Führung in die Pause. In dieser appellierte Frankfurts Coach Savimaki leidenschaftlich an seine Jungs und tatsächlich konnten diese den besseren Start in Durchgang zwei erwischen.
Rene Lieb erzielte zwei Minuten nach dem Anpfiff den 13:14 Anschluss aus Sicht des Gastes. Doch weiterhin pendelte dieses mit offenem Visier geführte Spiel hin und her wie ein Pendel. Hannover hatte nach einem Straftritt den Gasseeinwurf tief in der 22 des SC 80. Es sollte mehrere Phasen dauern, doch 78s Sturm konnte sich per Pick and Go bis über die Mallinie kämpfen.
Das 19:13 jedoch fungierte für den Gast als eine Art Weckruf. Von nun an übernahmen die Männer aus der Bankenmetropole das Zepter. Jan Hoffmann und Lukas Deichmann drehten die Partie mit zwei Versuchen innerhalb von zehn Minuten, so dass sich Hannover 78 beim Stande von 19:27 in der Schlussphase einem Defizit von mehr als einem Versuch gegenübersah. Doch dieses Mal sollten die Jungs vom Trainerduo Krause-Schippe keine Antwort parat haben. Frankfurt zog mit einer vor allem über den Sturm dominante Leistung mit insgesamt deutlich mehr Ballbesitz verdient ins Finale ein.
Bitter für 1880: Verbinder Wynston Cameron-Dow kugelte sich in der Schlussphase seine Schulter aus und wird dementsprechend auf unbestimmte Zeit ausfallen. Für SC 80 Trainer Karl Savimaki war es ein „unglaublich physisches Spiel, bei dem beiden Teams mit viel Herz gespielt haben.“ Zugleich zeigte sich der gebürtige Australier gegenüber TotalRugby mit der Chancenverwertung seiner Mannschaft unzufrieden: „Wir hatten fast zu 85% den Ball, haben aber daraus zu wenig gemacht.“ Hannover dagegen sei cleverer gewesen und die Fehler des SC 80 genutzt.
Ob man im Finale nun auswärts oder daheim antreten wird, ist auch wenige Tage zuvor unklar, da beide Teams an einer Ausrichtung interessiert sind. Bei den Frankfurtern hofft man natürlich auf ein Finale daheim, bei dem man sich gegen den scheinbar übermächtigen TVP bessere Chancen ausrechnen würde. Immerhin konnte man das gleiche Duell in der Bundesliga-Hinrunde lange Zeit offen gestalten.
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