Der SCN kann im Pokal weiter von der Titelverteidigung träumen. Foto (c) Keil
Der Pokal bietet in seinem neuen Format einige Überraschungen, auch wenn die Niederlage des HRK gegen den Titelverteidiger SCN eher auf dessen prekäre Personalsituation zurückzuführen ist. Bereits an diesem Wochenende stehen die Halbfinalpartien Hannover 78 - SC Frankfurt 1880 und TV Pforzheim - SC Neuenheim an. Wie sich die Teams ihren Weg ins Halbfinale gebahnt haben, erfahrt ihr in unserer Review der Viertelfinalspiele.
RK 03 Berlin 10 - 52 TV Pforzheim
Ein echtes Gipfeltreffen gab es für die Zuschauer an der Berliner Buschallee zu sehen. Der gastgebende RK 03 Berlin, Tabellenführer der Bundesliga Nord, traf auf den Süd-Primus und amtierenden Meister TV Pforzheim. Der Gast musste auf seine Nationalspieler Robert May, Oliver Paine und Carlos Soteras-Merz verzichten, die durch Verletzung bzw. Nationalmannschafts-Verpflichtungen fehlten.
Bei nasskaltem und böigem Wetter hatten sich weniger Zuschauer im Osten der Hauptstadt versammelt, als noch beim Bundesliga-Halbfinale im Vorjahr. Doch die immer noch stattliche Anzahl an Anwesenden konnte sich über einen Blitzstart ihrer Schwarz-Gelben. Der TVP startete äußerst nervös in die Begegnung und reihte einen Regelverstoß an den anderen. Ein früher Kickversuch von Raphael Hackl fiel den Böen zum Opfer. Doch als TVP-Prop Arthur Zeiler dann wegen wiederholtem Regelverstößen seiner Mannschaft mit Gelb vom Feld gesandt wurde, konnte der RK 03 erstmals zuschlagen. Ein Fünf-Meter-Gedränge konnte der RK 03 Sturm gegen das geschwächte Gedränge Pforzheims über die Mallinie schieben, was mit der 7:0 Führung gleichbedeutend war.
In den folgenden Minuten neutralisierten sich beide Mannschaften weitestgehend, wobei der RK 03 bei den Standards die Überhand behielt. Erst als Rhinos-Schluss Chitokwindo zu einem unwiderstehlichen Solo ansetzte und gleich sechs Berliner Verteidiger stehen ließ und zum Versuch ablegte war der Gast erstmals richtig im Spiel. Durch die vergebene Erhöhung blieb der Gastgeber vorerst vorne und ein Straftritt vergrößerte den Puffer auf 10:5.
Erst als sich TVP-Kapitän Tim Kasten nach einer langen Druckphase kurz vor der Halbzeit über die Linie tankte, lag der deutsche Meister erstmals vorne. Nach einer ausgeglichenen Halbzeit sicherlich ein gerechtes Ergebnis. Doch was darauf in Hälfte zwei folgen sollte, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht abzusehen. Nun gegen den böigen Wind spielend brachte ein Ballverlust tief in der eigenen Hälfte den ersten von gleich fünf Versuchen, die der Gast in der zweiten Hälfte legen sollte. Zwar näherten sich die Berliner in der Folge noch mehrmals dem Pforzheimer Malfeld, wurden aber für ihre Mühen nicht belohnt. Stattdessen brach die Moral des RK 03 spätestens mit dem vierten Versuch ein, als der Gast von der eigenen Mallinie aus über den ganzen Platz erfolgreich kontern konnte.
Nun folgten weitere Versuche durch Kasten, Chitokwindo und Sita im Minutentakt. Im ersten Durchgang hatte der RK noch hervorragend mithalten können und mit mannschaftlicher Geschlossenheit die mangelnde individuelle Klasse wettmachen können. Doch im Verlauf der zweiten Hälfte konnten sich die Individualisten mit vielen starken Aktionen nach und nach durchsetzen.
Heidelberger RK 8 - 23 Sportclub Neuenheim
Ein Duell unter besonderen Vorzeichen. Im Pokal-Viertelfinale konnte der Titelverteidiger SCN seinen übermächtigen Lokalrivalen von der anderen Neckarseite, den HRK schlagen. Doch was nach einer veritablen Sensation klingt, war fast schon so erwartet worden. Denn der gastgebende Ruderklub musste angesichts des Länderspiels in Russland, sowie dem anstehenden Sevens World Series Quali-Turnier in Hongkong, auf nahezu alle Stammspieler verzichten. Für den Klub war die Terminierung ein wahrhafter Super-GAU.
Den königsblauen Gästen wollte man beim Ruderklub dennoch nichts schenken. Unter dem Ersatz-Trainerduo Widiker/Liebig zeigte die zweite Garde des HRK eine kämpferisch starke Leistung. Angeführt von Kapitän Chris Kleebauer gelang es dem Ruderklub die Partie nach einem ganz starken Auftakt des SCN offen zu halten. Über den erfahrenen SCN-Antreiber Tomas van Gelderen war der Gast schnell zu einer 23:3 Führung davongezogen. Zwei Versuche nach haarsträubenden Defensiv-Patzern und drei Straftritte vom sicheren van Gelderen, dem HRK drohte eine wahrhafte Abreibung.
Doch entgegen den Erwartungen der etwa 100 zahlenden Zuschauer fing sich der HRK in der Folge. Doch erst nach einer gespielten Stunde gelang dem Ruderklub der erste eigene Versuch. Robert Hittel, einer der wenigen verbliebenden Stammspieler, gelang der Anschluss zum 8:23. Doch das war zu wenig und zu spät. Der SCN konnte den Rest der Partie ohne viel Aufsehen routiniert herunterspielen.
Im Pokal-Halbfinale bereits an diesem Wochenende wird es der Sportclub mit dem deutschen Meister auf den Favoriten TV Pforzheim treffen. Will man also beim SCN den Titelgewinn aus dem Vorjahr wiederholen, wird gab sich in der Goldstadt durchsetzen müssen.
RK Heusenstamm 17 - 35 SC 1880 Frankfurt
Rhein-Main-Derby im Pokal! Doch beim gastgebenden Rugby Klub Heusenstamm kam nie so richtig Pokal-Euphorie auf. Denn beim RKH ist man derzeit vor allem mit dem anstehenden Abstiegskampf beschäftigt. So sehr, dass man für den Tag des möglichen Pokal-Halbfinals bereits ein Freundschaftsspiel gegen den Zweitliga-Topklub Neckarsulm vereinbart hatte. Als dann mit Benjamin Polheim, Markus Otterbein, Pascal Drügemöller, Steven Happ und Ben Sabinarz eine ganze Reihe von Stammkräften im Sturm ausfielen, waren die Meinungen über den wahrscheinlichen Spielausgang klar. Der in der Bundesliga stark verbesserte SC 80 würde dieses Derby locker für sich entscheiden können.
Doch die ersatzgeschwächten Füchse zeigten eine starke kämpferische Leistung und konnten die Partie zumindest bis zur Halbzeit offen halten. Mit dem Pausenstand von 10-13 ging man in Schlagdistanz in den zweiten Durchgang. In diesem setzte sich der Gast aus der benachbarten Bankenmetropole dann aber doch zusehends ab. Für die Männer von SC-Trainer Karl Savimaki stehen die Chancen auf einen Finaleinzug indes nicht schlecht. Zwar muss man am kommenden Wochenende in Hannover bei 78 antreten, doch immerhin kann man dem haushohen Favoriten TV Pforzheim noch aus dem Weg gehen. Für den RKH geht derweil die Vorbereitung auf die Rückrunde in die heiße Phase. Momentan stehen die Füchse auf dem Relegations-Platz und müssen sich dabei den RC Luxemburg vom Hals halten, um den direkten Abstieg zu vermeiden.
Hannover 78 23 - 21 RG Heidelberg
Herzschlag-Finish in Hannover. Bis zur allerletzten Minute war nicht abzusehen, wer aus diesem engen Kampf siegreich hervorgehen würde. Erst mit der allerletzten Aktion - einem vergebenen RGH-Straftritt von der 22 Meter Linie und 15 Meter vom Seitenaus entfernt - entschied sich diese Partie. Statt mit einem glorreichen Auswärtssieg bei dezimierten Personal die fünfstündige Rückfahrt anzutreten herrschte Frust bei den Orange Hearts.
Der Auftakt der Partie hatte den Gastgebern gehört. Mit schnellem Sturmspiel am heimischen Schnellen Graben hatten die 78er die ersten beiden Versuche der Partie gelegt. Doch nach nervösem Beginn kam auch die RGH zusehends in die Partie und konnte vor dem Pausenpfiff noch erstmals selbst ins Hannoveraner Malfeld eintauchen. Die 17:14 Pausenführung konnte 78 kurz nach der Pause per Straftritt auf 20:14 erhöhen bevor ein Strafversuch den Gästen zwanzig Minuten vor dem Ende erstmals die Führung bescherte.
Doch die Gastgeber waren nicht gewillt auf eigenem Platz, nach bis dahin 60 weitestgehend dominanten Minuten, die Segel zu streichen. Nach einer langen Druckphase wechselte die Führung durch einen 78-Straftritt erneut. Bis kurz vor dem Schlusspfiff sah es eigentlich eher danach aus, als würde der Gastgeber nun den Deckel auf die Partie packen. Doch aus einer RGH-Gasse an der 22 Hannovers resultierte der Straftritt mit dem der Gast fast noch die Partie für sich entschieden hätte. So empfängt 78 nun bereits am kommenden Woche den SC 1880 und hat daheim eine realistische Chance auf das Pokalfinale.
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