Gute Erinnerungen an Köln hat DRV XV Kapitän Sean Armstrong. Foto (c) Keil
Wenn am morgigen Nachmittag im Kölner Sportpark Höhenberg der Weltranglisten-23. die Nummer 22 des World Rugby Rankings empfängt, ist die Ausgangslage klarer, als man das angesichts des Rankings erwarten dürfte. Mit Spanien tritt ein Gast in der Domstadt an, der in der aktuellen Rugby-Europe-Championship-Tabelle zwar hinter der DRV XV rangiert, vom Potenzial im Kader her aber als favorisiert gelten dürfte. Gleich eine ganze Armada von 14 Frankreich-Profis befindet sich im Kader vom spanischen Trainer Santiago Santos.
Erschwerend kommt für die Mannschaft von Trainer Kobus Potgieter hinzu, dass weder Innendreiviertel Clemens von Grumbkow noch sein Mittelfeld-Kollege Carlos Soteras-Merz - entgegen der Hoffnungen des Team-Managements anfangs der Woche - rechtzeitig für den Showdown auf der rechten Rheinseite fit geworden sind. Doch von einer scheinbar derart klaren Ausgangslage hat sich die DRV XV weder im Vorjahr gegen den gleichen Gegner an gleicher Stelle abschrecken lassen, noch gegen Uruguay oder Rumänien seitdem. Auch Spaniens Teammanager und Trainer wurden auf der Pressekonferenz vor dem Spiel nicht müde zu betonen: Diese deutsche Mannschaft sei keinesfalls zu unterschätzen und habe sich darüber hinaus im abgelaufen Jahr unglaublich gut entwickelt.
Nationaltrainer Potgieter sorgte ob der personellen Sorgen mit einer überraschenden Personalentscheidung für Aufsehen. Mit Basti Himmer rückt ein absoluter Siebener-Spezialist auf die Außen-Position, die durch die Verletzung von Steffen Liebig vakant geworden war. Eben jener Liebig war sich in seinem Urteil über seinen Ersatz gegenüber TotalRugby sicher: „Basti ist immer für einen Versuch gut!“
Himmer hatte sich in den letzten Jahren völlig auf die Siebener-Nationalmannschaft konzentriert. Doch Nationaltrainer Potgieter ist aufgrund seiner früheren Erfahrung mit dem pfeilschnellen RGH-Ass überzeugt: „Immer wenn Basti das Trikot mit dem Adler übergestreift hat, hat er alles gegeben!“ Die Bedingungen jedenfalls werden für flinke Außen wie Himmer perfekt sein. Nach tagelangen Regenfällen zeigte sich die Domstadt Köln heute von ihrer besten Seite. Bei 14 Grad und strahlendem Sonnenschein sah man gar den einen oder anderen Spanier im Tank-Top trainieren. Der heute noch recht tiefe Boden dürfte bis Morgen soweit anhärten, dass die schnellen Steps eines Basti Himmer noch wirkungsvoller werden dürften.
Für den morgigen Samstag sind nämlich erneut ähnliche Bedingungen und bis zu 15 Grad vorhergesagt, was auch bei den Zuschauern positiv aufgenommen werden sollte. Auf die Frage ob dies die eine oder andere Mannschaft bevorteile, antwortete DRV XV Kapitän ebenso klar mit „nein!“ Man habe einen gewissen Spielansatz und obwohl man einer vornehmlich im Winter gespielten Sportart mit wechselnden Bedingungen nachgehe, müsse man unabhängig von den äußeren Bedingungen in der Lage zu sein, diesen durchzuziehen.
Der spanische Coach Santos wiederum betonte bei seiner Gegneranalyse vor allem die deutsche Stärke im Sturm. Zwar sei auch die Dreiviertelreihe der DRV XV nicht zu verachten, aber die Stärke der deutschen Mannschaft läge eindeutig bei ihren schweren Jungs.
Nationaltrainer Kobus Potgieter hat sich im Vergleich zur Vorwoche für zwei signifikante Änderungen im Sturm entschieden. Mit Mika Tyumenev rückt der wohl kraftvollere Hakler in die Startaufstellung, wobei die Frage sein wird, inwiefern die deutsche Mannschaft die präzisen Einwürfe von Dash Barber vermissen wird. Der Ex-Pforzheimer Timo Vollenkemper rückt auf Kosten vom aktuellen Pforzheimer Robert May in die zweite Sturmreihe. In der Gasse dürfte der Wiedenbrücker Hüne eine weitere Option bieten, auch wenn er in Sachen Erfahrung sicherlich hinter dem Veteranen May einzuordnen ist.
Mit dem Blick auf die Tabelle - Deutschland liegt in der REC und damit auch in der WM-Quali genau vier Punkte vor den Spaniern - wollte Teammanager Robert Mohr nicht allzu viel Zeit verschwenden. Jegliche Gedanken an Japan seien schlicht eine Ablenkung für die Mannschaft. Dabei könnte sich Deutschland morgen mit einem Sieg über einen direkten Konkurrenten in eine extrem gute Ausgangslage bringen. Man würde mit einem Vorsprung vor einem der härtesten Konkurrenten in die zweite Hälfte der Quali im kommenden Jahr gehen.
Die Wichtigkeit der Partie morgen dürfte den anwesenden Zuschauern bekannt sein und der Traum von Japan dürfte auf und neben dem Feld Energie freisetzen. Genau darauf hofft Kapitän Armstrong, der sich noch gut an das Unentschieden im Vorjahr erinnern kann. So wie das Kölner Publikum die Mannschaft nach vorne gepeitscht hat, das habe mindestens noch Mal zehn Prozent extra freigesetzt. Gleich nach der Ankunft in Köln am heutigen Morgen sei bei denjenigen Spielern, die bereits im Vorjahr dabei gewesen waren, der Geist von Köln zu spüren gewesen. Mit diesem Stadion und dieser Stadt verbindet die Mannschaft einen ihrer größten Erfolge der letzten Jahre, den erstmaligen Klassenerhalt in der Rugby Europe Championship vor lautstarken Fans auf vollen Rängen.
Auch für morgen erwartete man in Köln erneut ein volles Haus. Wobei noch einige wenige Hundert Restkarten an den Tageskassen erhältlich sein werden. Wer also noch zögern sollte und im Großraum NRW residiert: Was gibt es besseres als die deutsche Mannschaft auf ihrem Weg nach Japan bei bestem Frühlingswetter und zusammen mit 6.500 anderen Rugby Fans nach vorne zu schreien? Macht euch auf den Weg nach Köln und gebt alles. Rugby-Deutschland braucht euch!
Die Pressekonferenz in voller Länge
REPLAY PRESS-CONFERENCE GERMANY / SPAIN - RUGBY... von RugbyEurope
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