Eine Trainer-Delegation, bestehend aus Trainern der südafrikanischen Sharks Academy, war auf Stippvisite in Hannover.
Die drei Trainer der Academy vom diesjährigen Currie-Cup-Sieger, den Natal Sharks, hatten zu einem hochklassigen Trainerlehrgang die ansässige Trainerelite eingeladen um mit ihnen über die neuen Regeln und Methoden des Rugby zu sprechen.
Angeführt von Hans Scriba, ehemaliger Spieler von Hannover 78 und jetzt Manager der Sharks Academy in Durban, wurden die Inhalte sehr genau analysiert und in zweisprachigen Unterrichtseinheiten vermittelt. Die Art und Weise, wie die Sharks Academy den jungen Leuten Rugby vermittelt und auch weiter an der Entwicklung arbeitet, wurde durch seine beiden Assistenten, Balie Swart, südafrikanischer Weltmeister von 1995 und Sturmtrainer der Weltmeister von 2007, sowie vom aktuellen U21 SA-Coach, Swys de Bruin, sorgfältig aufgearbeitet.
Balie Swart glänzte durch seine praktischen Erfahrungen und Tipps und wurde von Swys de Bruin in den theoretischen Dingen wunderbar ergänzt, so dass sich eine große Bandbreite von praktikablen Ansätzen bis hin zu neuen Strategien für die Rugbytrainer aus Hannover ergab.
Freitagabend startete man bei 1897 Linden und einsetzendem Schneesturm mit dem Erläutern der neuen ELVs (Experimental Law Variations), also der Umsetzung der neuen Rugbyregeln. Anhand der Tacklingsituation wurden Beispiele vermittelt, wie man sicher und einfach die neue Spielsituation zu seinem Vorteil nutzt. Hilfreiche Komparsen in diesem Fall waren die Jugendlichen der NRV-Teams, die sich trotz Kälte und Nässe den Aufgaben widmeten.
Zwei der Trainer vom Kap hatten in ihrem Leben zuvor noch nie Schnee aus der Nähe gesehen, was auf großes Staunen traf. Samstag und Sonntag hielt man sich bei Schwalbe Döhren auf und musste wegen der schlechten Platzverhältnisse die geplanten praktischen Einheiten mit Schülern kurzerhand absagen, was Balie aber nicht davon abhielt, genügend von seinen Erfahrungen im geschlossenen Raum praktisch zu vermitteln. Und alle konnten seinen Vorstellungen reichlich an neuem Wissen abgewinnen.
Swys de Bruin ist eher der theoretische Typ, aber mit seinen Erläuterungen und Analysen traf er so manchen Nerv, der förmlich nach Antworten schrie und machte klar, dass man die Spieler zu ständigem Lernen anhalten sollte, weil sich das Spiel immer weiter entwickelt.
Trotzdem stellten alle immer wieder fest, dass auch die Basics, also die grundlegenden Sachen, immer wieder aufgefrischt werden müssen, um korrekte Techniken zu beherrschen oder grundsätzliche taktische und strategische Dinge für das eigene Spiel aufzubauen.
Jedenfalls war dieses eine Wochenende viel zu kurz, um alles aus den Jungs der Region Natal raus zubekommen. Aufgelockert wurden die Phasen des angestrengten Vermittelns von Rugbywissen durch sagenhafte Köstlichkeiten des Wirtes Erwin vom FC Schwalbe und seiner heimatlichen Verbundenheit zur österreichischen Küche, sowie der insgesamt sehr guten Organisation und Betreuung der Lehrgangsteilnehmer.
Um der ganzen Sache eine gewisse Nachhaltigkeit zu verleihen, sind Wiederholungen in der Art dringend anzuraten und durchzuführen, auch mit dem wichtigen Hintergrund, in Hannover verlorenen Boden gut zu machen und den Anschluss nicht zu verlieren. Die Trainer sind jedenfalls mit genügend positiver Energie aufgeladen, um den Wunsch nach einer eigenständigen Rugbyakademie in Hannover auf die Sprünge zu helfen. Um das nötige Know How müssen wir uns bei diesen Kontakten so schnell keine Sorgen machen, aber wir müssen die vermittelten Tipps und Erfahrungen jetzt auch in den Clubs umsetzen, damit wir Fortschritte machen und das Ziel, eine Rugbyakademie zu gründen, auch erreichen.
Für das nächste und übernächste Jahr sind weitere Treffen geplant, dazu sollten dann auch weitere ambitionierte Trainer dazu kommen, um noch mehr Multiplikatoren in den Clubs für diese Sache zu gewinnen.
Es macht in jedem Fall Sinn, wenn man sich den Werdegang der Sharks Academy mal ein wenig genauer ansieht, denn auch in Natal standen die Zeichen vor 10 Jahren nicht gut für Rugby und heute sind sie die beste südafrikanische Mannschaft im eigenen Land.
Veröffentlicht von Andreas Müller auf www.nrv-rugby.de
|