Tom Behrendt kam in die Start-XV und hatte es mit einem gigantischen Sturm der Lelos zu tun. Foto (c) Perlich
Für die deutsche Rugby-Nationalmannschaft war von vornherein klar, dass dies eine Mammutaufgabe werden würde. Gegen den in der Rugby Europe Championship seit 2012 ungeschlagenen Europameister mussten die deutschen Jungs ohne einige der Frankreich-Legionäre sowie gleich vier Siebener-Nationalspieler auskommen, die sich momentan in Südafrika auf die Hong Kong Sevens vorbereiten.
Es wurde das erwartet schwere Spiel und die deutsche Mannschaft konnte ohne rund die Hälfte der Start-Fünfzehn der Vorwoche lange Zeit gut mit der georgischen Mannschaft mithalten. Die erste Hälfte der Partie verging in einem kurzweiligen Spiel trotz des schnellen ersten Versuchs der Georgier - Schluss und Jubilar Kviriakashvili hatte schön über die Defensive gekickt und selbst zum Versuch ablegen können - ausgeglichen. Deutschland konnte den anfänglichen Druck der Lelos gut kompensieren und kam nach knapp zehn gespielten Minuten erstmals selbst gefährlich Richtung Malfeld.
Doch aus der sehr guten Feldposition konnte die deutsche Mannschaft nach mehreren Regelverstößen der Gastgeber keinen entscheidenden Vorteil ziehen. Den fälligen Straftritt versenkte Raynor Parkinson dann aber sicher zum 3:7 aus deutscher Sicht. Nach weiteren zehn ausgeglichenen Minuten setzte sich Georgien dann erneut in der 22 Deutschlands fest. Nachdem die schweren Jungs aus kurzer Distanz nicht ablegen konnten, war es ein Reihespielzug und ein schönes Offload, das die deutsche Defensive überwand.
Das deutsche Gedränge wurde nach anfänglicher Parität nun mehr und mehr zurückgeschoben und Deutschland kassierte dadurch vielfach Straftritte. Die DRV XV konnte aber auch immer wieder eigene Akzente setzen und stand nach 20 Minuten fast vor dem ersten Versuch. Doch nach mehreren kurzen Pick and Gos bis zur Linie wurde eine Überzahl nicht ausgespielt, so dass dem deutschen Team nur noch die Möglichkeit blieb per Straftritt zum 6:14 zu verkürzen.
Leider sollten dies die letzten deutschen Punkte bleiben. Georgien gelang vor der Pause noch ein weiterer Versuch, der nach der neuen Regelung bereits zum Bonuspunkt ausreicht. Doch die deutsche Mannschaft war im ersten Durchgang im Spiel und konnte durch harte Defensivarbeit immer wieder Ballverluste der Georgier provozieren. Die kurz gespielten Ankicks von Verbinder Raynor Parkinson fanden in Sebastian Ferreira öfter einen dankbaren Adressaten.
Bei Hakler Barber gab es ebenso wie bei vielen anderen im Team Licht und Schatten im Spiel
Die zweite Spielhälfte wurde dann aber zur der befürchtet deutlichen Angelegenheit. Milton Haig, der neuseeländische Trainer der Georgier, gab seinen Männer die Instruktion den Ball nicht so einfach herzugeben und dennoch das Spiel in die deutsche Hälfte zu verlagern. Beides gelang den Georgiern in hervorragendem Maße. Die ersten zehn Minuten der zweiten Hälfte kamen einer Belagerung der deutschen Linie gleich. Georgien monopolisierte den Ballbesitz und zeigte sich auch in Sachen Chancenverwertung gnadenlos.
Das deutsche Team fand nicht immer die Antwort auf die georgischen Angriffe und DRV XV Kapitän Sean Armstrong suchte die Antwort auch im dann nachlassenden Kampfgeist der Mannschaft. Einige Spieler hätten schlicht den Glauben an den möglichen Sieg verloren. So reihte Georgien einen guten Spielzug nach den anderen und konnte gerade über die Außen öfters durchbrechen und häufiger als nicht auch mit fünf Punkten abschließen.
Erst gegen Ende des zweiten Durchgangs kam Deutschland, auch durch eine gelbe Karte für einen georgischen Stürmer, tief in die georgische 22 - Captain Cooks Casino - Doch auch nach minutenlangem Aufenthalt dort wollte dem deutschen Team der Ehrenversuch nicht gelingen. Phase um Phase doch so kurz vor der Mallinie sollte es nicht gelingen.
Der Endstand von 50:6 reflektierte eher die zweite Hälfte, in der es zum Teil auch an der Einstellung mangelte. Kobus Potgieter hob nach dem Spiel hervor, dass ihn einige Spieler enttäuscht hätten, andere aber durchaus das von ihnen Geforderte geleistet hätten - ohne dabei jedoch Namen zu nennen. Gedrängehalb Sean Armstrong wird sicherlich nicht dazu gezählt haben. Der DRV XV Kapitän trieb das deutsche Spiel immer wieder an und setzte auch defensiv gegen die georgische Zehn ein ums andere Mal Akzente. Mehrmals stand der Verbinder der Gastgeber nur langsam nach harten Hits des deutschen Neuners wieder auf. Potgieter betonte weiterhin: „Wir können nicht jede Woche Wunder erwarten.“
Das ist sicherlich Teil der Erklärung für diese deutliche Niederlage und in den nächsten Tage wird dieses Spiel analysiert und abgehakt werden müssen. Gegen Belgien wird das deutsche Team wieder in voller Stärke und als Favorit antreten. Deutlich mehr Zuschauer als noch gegen Rumänien werden die deutsche Mannschaft nach vorne treiben und außerdem wird es dann, im Gegensatz zu heute, um die Quali für die WM 2019 in Japan gehen.
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