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TotalRugby-Gegnervorschau Georgien: Rugby-Macht aus dem Kaukasus
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Donnerstag, 16. Februar 2017

Besonders für ihr physisch hartes Spiel bekannt: Georgiens \

Wenn die deutsche Rugby-Nationalmannschaft am Sonntag in Rustavi, etwa 30 km von der Hauptstadt Tbilisi entfernt, gegen Georgiens Nationalmannschaft antreten wird, erwartet die Rugby-Nation aus dem Kaukasus eine Premiere: Erstmals wird mit Merab Kvirikashvili ein Spieler in der erst 25-jährigen Geschichte der Nationalmannschaft die Schallmauer von 100 Spielen durchbrechen. Der ebenfalls als Kicker fungierende Schluss der „Lelos“ steht emblematisch für die Entwicklung des gesamten Rugby-Sports am äußersten Rand Europas.



Denn erst seit dem 9. April 1991 ist die ehemalige Sowjetrepublik überhaupt unabhängig und bis zu jenem Datum spielten die besten Rugby-Spieler Georgiens in der UDSSR-Auswahl. Doch der Rugby-Sport war in Georgien schon immer weitaus tiefer verwurzelt als in der restlichen Sowjetunion.

Ein Grund dafür liegt in einem mittelalterlichen Spiel namens „Lelo Burti“, welches heute noch in einigen Dörfern im ländlichen Georgien praktiziert wird. Hierbei treten zwei Dörfer gegeneinander an und wollen ein schweres Medizinball-artiges Spielgerät gegen den erbitterten physischen Widerstand des Gegners in dessen „Malfeld“ zu transportieren. Diese uralte Tradition bedingt auch den Namen der „Lelos“ Nationalmannschaft des kleinen Staates an der Grenze zwischen Europa und Asien.

So rau wie die zerklüftete Landschaft des über 5000 Meter hinaufragenden Kaukasus gilt auch die Spielweise der Lelos. Gerade das harte Stürmerspiel liegt den Georgiern und die Mannschaft von Nationaltrainer Milton Haig rühmt sich auf ihr Gedränge. Georgien-Hakler Jaba Bregvadze ist sich sicher, durch das georgische Naturell fällt den Spielern der Lelos das Gedränge und die Arbeit im Paket deutlich leichter.



Jaba Bregvadze (Hakler bei den Worcester Warrios, 40 Länderspiele für Georgien): „Georgier sind traditionell physisch hart. Leider hatten wir in unserer Geschichte viele Kriege. Rugby ähnelt dem, ist manchmal wie Krieg. Du spielst gegen jemanden, der vielleicht dein Freund ist, aber für 80 Minuten ist er dein Feind.“


Auch wenn in Georgien jeder den Sport kennt, viele ihn praktizieren und die Idole des Landes mittlerweile Gorgodze und Zirakashvili heißen, mangelt es dennoch in der Spitze an den technischen Fähigkeiten speziell auf der Dreiviertelreihe. Während fast jeder französische Top 14 Klub einen oder gar mehrere Lelos-Stürmer in seinen Reihen hat, spielen viele der Georgier mit den höheren Nummern auf dem Rücken unterklassig.

 

 

 

 

Der Jubilar Kvirikashvili hatte es mit der Section Paloise immerhin in Frankreichs erste Liga geschafft, bleibt damit allerdings bis dato die Ausnahme. Doch in den kommenden Jahren könnte sich auch bei den schnellen Jungs der Lelos einiges tun. Mit dem damals 18-jährigen Vasil Lobzhanidze hatten die Georgier bei der WM 2015 den jüngsten WM-Teilnehmer der Geschichte an Bord und mittlerweile spielt der junge Gedrängehalb beim französischen Erstligisten Brive. Er könnte in den kommenden Jahren der dringend benötigte Dynamo des bisher sturmlastigen Spiels der Lelos werden.

Dann könnte der steile Vormarsch der Georgier noch ungeahnte Höhen erreichen. Vor gerade einmal elf Jahren standen die Georgier da, wo die DRV XV heute steht: Auf dem 22. Rang der Weltrangliste. Mittlerweile hat sich die nur 3,7 Millionen Einwohner zählende Nation auf den elften Rang vorgearbeitet, einen Platz vor den Italienern.

Diese Konstellation - Georgien als auf dem Papier bessere Mannschaft in der „unterklassigen“ Rugby Europe Championship und Italien im Konzert der Großen - ist zugleich auch das Dilemma der Lelos. In den letzten sechs Jahren gewannen die Georgier die REC in jedem Jahr, sie sind dem Wettbewerb eigentlich entwachsen. Doch die Six Nations als geschlossener Klub der Großen wollen die vermeintlich nur schwer zu vermarktenden Kaukasier noch nicht in ihrem elitären Klub.

Für Italien, aber auch die Schotten und Waliser wäre ein Auswärtstrip in das 65.000 fassende Nationalstadion im winterlichen Tbilisi nämlich alles andere als ein Selbstläufer. Für die Georgier werden Spiele in den anderen beiden Länderspielfenstern vorerst die einzige Möglichkeit bleiben sich spielerisch näher an die Top Ten der Welt heranzupirschen.


Nicht abträglich bei dieser Entwicklung ist das finanzielle Engagement von Bidzina Ivanishvili, einem der reichsten Georgier und immerhin ehemaliger Premierminister des Landes. Mit seiner finanziellen Unterstützung sollen noch in diesem WM-Zyklus 23 Rugby-Akademien im Land entstehen. Die beiden Flaggschiffe in Tbilisi und Kutaisi stehen bereits. Der neuseeländische Trainer der Lelos will mit derlei Rückenwind auch die Ziele der Lelos höher schrauben. Bei der nächsten WM, für die die Mannschaft als Gruppendritter 2015(mit Siegen über Tonga und Namibia) bereits qualifiziert ist, will man einen Schritt weitergehen und ins Viertelfinale.

Unterdessen muss man sich noch mit trivialeren Problemen auseinandersetzen. Auch die Georgier haben zum Teil Probleme ihre besten Spieler während der Länderspielfenster von deren französischen Arbeitgebern loszueisen. Dennoch konnte Coach Haig für die Rugby Europe Championship einen beeindruckenden Kader zusammenstellen, mit immerhin acht Spielern aus der französischen Top 14 und weiteren drei Spielern aus dem französischen Unterhaus Pro D2.

Der deutschen Mannschaft steht also eine Mammutaufgabe bevor und noch gilt das Duell mit den Deutschen nicht als Zuschauermagnet. Das Spiel mit der DRV XV sollte eigentlich im Nationalstadion abgehalten werden, wird nun aber im deutlich kleineren Stadion der Nachbarstadt Rustavi ausgetragen.

 

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Julen Goia Iriberri (ESP)   4
Kehoma Brenner (DRV)   3
Zurab Zhvania (GEO)   3
Adrian Apostol (ROM)   3
Guillaume Rouet (ESP)   3

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Conversions - REC Division 1A

Bradley Linklater (ESP)   6
Valentin Calafateanu (ROM)   6
Dan Snee (ESP)   4
Ramil Gaysin (RUS)   4
Lasha Khmaladze (GEO)   4

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Penalties - REC Division 1A

Merab Kvirikashvili (GEO)   9
Pedro Bettencourt Avila (POR)   8
Valentin Calafateanu (ROM)   5
Ramil Gaysin (RUS)   4
Chris Hilsenbeck (DRV)   4

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Yellow Cards - REC Division 1A

Shalva Sutiashvili (GEO)   1
Duarte Marques (POR)   1
Jaime Nava (ESP)   1
Mathieu Visensang (ESP)   1
Giorgi Nemsadze (GEO)   1

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Red Cards - REC Division 1A

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