RGH-Strippenzieher Heimpel der RGH in der erfolgreichen Hinrunde wird den Orange Hearts wohl in der Rückrunde nicht mehr zur Verfügung stehen. Foto (c) Kessler
Nachdem wir uns in unserem Jahresrückblick bereits mit den beiden Tabellenführern der Bundesliga-Staffeln RK 03 Berlin und TV Pforzheim beschäftigt haben, folgen nun die beiden ärtsten Verfolger. Doch die Chancen auf einen Bundesliga-Halbfinaleinzug der beiden Zweitplatzierten unterscheiden sich erheblich und das liegt nicht nur am momentanen Punktekonto der RGH und von Hannover 78. Alles weitere und was die Trainer der Vereine zu ihren Chancen und Zielen zu sagen haben erfahrt ihr nur bei uns.
Hannover 78 und die RG Heidelberg stehen zwar beide in ihrer jeweiligen Bundesliga-Staffel auf dem zweiten Rang, doch obwohl beide Mannschaften eine erfolgreiche Hinserie hinter sich haben, steht es um die Chancen beider Klubs auf den Platz an der Sonne sehr unterschiedlich. Zum einen liegen die Heidelberger Orange Hearts gleich ganze zehn Punkte hinter dem unangefochtenen Süd-Spitzenreiter und Titelverteidiger Pforzheim, gegen den man deutlich mit 13:43 unterlag und zum anderen wird die RGH über die gesamte Rückrunde hinweg auf eine ganze Reihe von Kaderspielern der Siebener-Nationalmannschaft verzichten müssen. Hannover 78 dagegen steht punktgleich mit dem Nord-Tabellenführer RK 03 Berlin auf dem zweiten Rang und hatte das Aufeinandertreffen mit den Hauptstädtern zwar 17:19 verloren, lag aber über weite Teile des Aufeinandertreffens vorne und dementsprechend ist ein Sieg im Rückspiel alles andere als utopisch.
Dementsprechend optimistisch blickt 78-Coach Benjamin Krause auf die Hinrunde seiner Mannschaft zurück. Nach der ersten Hälfte der Saison, mit sechs Siegen aus sieben Spielen, darunter der hauchdünne 19:18 Derbysieg auf dem Platz des Lokalkonkurrenten Germania List, sei man „zufrieden“ so Krause. Einzig diese Niederlage gegen den RK 03, das Spiel ist nicht „gut gelaufen.“ Aber am Ende steht „eine klare Verbesserung zur Vorsaison.“
Mit Blick auf die Rückrunde verschwendet der 78-Trainer keine Zeit mit Zurückhaltung: „Wir wollen alle Spiele gewinnen um auf Platz eins zu kommen, alles andere wäre Tiefstapelei.“ Angesichts der hervorragenden Hinrunde ist diese Haltung verständlich, auch wenn die Hannoveraner wohl auf dem Platz des Tabellenführers gewinnen müssten, um an diesem Vorbeizuziehen. Verzichten wird man dabei aber auch einige eigene Kaderspieler der DRV VII. Allen voran Phil Sczcesny und eventuell Nico Müller. Umso wichtiger wäre es sich den Spitzenplatz im Norden zu sichern, denn ein Sieg gegen in Bestbesetzung antretende Pforzheimer wäre, aller Verbesserungen bei den Hannoveranern zum Trotz, wohl schlussendlich utopisch.
Ebenso betont man bei Hannover 78 aber auch weiterhin U-18 Spieler an den Kader der ersten Mannschaft heranführen zu wollen. Mit diesem Konzept sei man gut gefahren und nur so wird sich 78 weiter an der Spitze der Bundesliga-Nord festsetzen können. Zur Vorbereitung auf die Rückrunde werde es wohl, wie bereits vor der Hinrunde, einige Testspiele und ein Trainingslager geben. Man stünde mit potenziellen Gegnern in Kontakt, spruchreifes gebe es allerdings noch nicht zu sagen.
Auch 78-Allzweckwaffe Phil Sczcesny wird seiner Mannschaft in der Rückrunde fehlen
RG Heidelberg: "Sehr gute Hinrunde" aber nun droht durch Spielerabstellungen eine schwierige Rückrunde
Bei der RG Heidelberg ist man derweil ebenso mit der gespielten Hinrunde „zufrieden, sehr sogar“ so RGH-Urgestein und Coach Rudolf Finsterer. Man habe beweisen können, zur Spitzengruppe der Bundesliga-Süd zu gehören. Schmerzlich seien natürlich die beiden Niederlagen, die in Frankfurt bezeichnet Finsterer im Nachhinein als „unglücklich“, denn „wir waren an dem Tag zu schlecht und Frankfurt zu stark.“ Den Saisonauftakt in Pforzheim wiederum „haben wir schlicht vergurkt“ so Finsterer weiter. Gegen die Lokalkonurrenten SCN, TSV und HRK konnte die RGH auftrumpfen und sich in der Hinrunde als beste Heidelberger Mannschaft etablieren. Den Schlüssel zum Erfolg sieht der RGH-Trainer darin, dass „wir eine Familie sind, denn nur mit Einzelspielern würde das nicht gehen.“
Schlussendlich steht die RGH, nach der gewonnen Siebener-Meisterschaft und der Hinrunde mit fünf Siegen aus sieben Spielen, so gut da wie lange nicht mehr. Auch wenn der Rückstand auf Platz eins mit zehn Zählern bereits jetzt unüberwindbar scheint. Dazu hängt ein Damoklesschwert über der Rückrunde der Rudergesellschaft. Denn kein anderes Team in Deutschland stellt dermaßen viele Spieler für die Siebener-Nationalmannschaft und das droht der RGH nun zum Verhängnis zu werden. Denn eben jene Kaderspieler könnten eventuell in der Rückrunde gar nicht mehr zum Einsatz kommen. RGH-Coach Finsterer wird ob dieser Situation „Angst und Bange“, denn wenn diese Situation wirklich so eintreten solle „fehlt mir meine ganze Hintermannschaft!“
Finsterer betont, er stehe voll hinter dem Ziel des Erreichens der World Series, „aber nicht auf dem Rücken der Vereine…die Jungs, was die trainieren ist unglaublich und wir sind stolz darauf.“ Nur warum nicht nominierte Spieler ebenfalls gesperrt werden müssen, erschließe sich ihm nicht. „Diejenigen, die nominiert werden ok, das mit den Abstellungen verstehen wird, aber die Sperren nicht.“ Die Spieler seien doch bereit, sie wegen etwaiger Verletzungsgefahr zu sperren sei unverständlich.
Ebenso wenig Verständnis zeigt man bei der RGH über die viermonatige Winterpause, das sei „definitiv zu lang.“ Nun müsse man sich über Freundschaftsspiele bereit halten. Eben durch diese extrem lange Pause zieht sich die Saison bis in die heiße Phase der Siebener-Saison mit den Hong Kong Sevens und der nächsten Grand Prix Serie hinein und das könnte der RGH zum Verhängnis werden. Der punktgleiche Dritte HRK wird ebenso mit der Vielzahl an Abstellungen zu kämpfen haben, zumal jetzt auch noch einige HRK-Leistungsträger aus der DRV XV wie Jaco Otto oder Jarrid Els nun Ambitionen hegen, ebenso für die DRV VII aufzulaufen. Der lachende Dritte im Bunde könnte der wiedererstarkte SC 1880 Frankfurt sein. Die vier Punkte Rückstand der Frankfurter auf die beiden Heidelberger Konkurrenten sind alles andere als unüberwindbar. Doch sollte die RGH trotz aller Widerstände auf dem zweiten Rang halten, winkt den Orange Hearts der Finaleinzug. Denn sowohl gegen Hannover 78, als auch gegen den RK 03 wäre man alles andere als chancenlos.
TotalRugby-Prognose: Hannover 78 befindet sich im Norden in einem wahrlichen Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem RK 03 Berlin. Aufgrund der äußerst engen Ausgangslage wird wohl das direkte Duell am 29.04. an der Berliner Buschallee entscheidend sein. 78 ist es dabei durchaus zuzutrauen sich noch auf den ersten Platz vorzuarbeiten. Genauso sollte man aber auch den engsten Verfolger und Lokalkonkurrenten Germania List nicht aus den Augen verlieren. Dieser hat sich durch die Niederlage zum Ende der Hinrunde daheim gegen den BRC selbst geschwächt, ist aber weiterhin alles andere als chancenlos. Dennoch wird 78 der Einzug ins Halbfinale der Bundesliga gelingen.
Die RGH wiederum hat eine deutlich härtere Aufgabe vor der Brust und muss wohl fast komplett ohne ihre gut eingespielte Hintermannschaft auskommen. Doch auch der zweite Anzug der Orange Hearts sitzt gut und komplett chancenlos wird man sich auch am Harbigweg nicht sehen. Doch die Tiefe des HRK-Kaders und die Tatsache, dass der SC 1880 Frankfurt keinerlei Siebener-Spieler abstellen werden muss, verheißen nichts Gutes. Die RGH wird am Ende knapp am Bundesliga-Halbfinaleinzug scheitern, da mindestens einer der beiden ärgsten Verfolger an der RGH vorbeiziehen wird.
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