TR-Rugby-News vom Wochenende: England-Kapitän im Abseits, Irlands Teams dominant,Carter nur Nummer2
Geschrieben von TotalRugby Team
Montag, 12. Dezember 2016
Der Moment an dem Dylan Hartley realisiert: Hier habe ich vielleicht die Kapitänsbinde verloren.
Am Wochenende ist rugbytechnisch um den Globus viel geschehen. Die Kapstadt Sevens, die England für sich entscheiden konnte. Dann hat England-Kapitän Hartley sich den hart wiedererarbeiteten Respekt mit einer dummen Aktion wieder verspielt. All Blacks Legende Dan Carter musste sich in Paris von einem zehn Jahre jüngeren Konkurrenten vorführen lassen. Wir haben für euch das Geschehen vom Rugby Wochenende international zusammengefasst.
England-Kapitän Hartley stellt sich selbst ins Abseits - Rote Karte könnte ihm die zweite Lions Tour kosten
Dylan Hartley zählt selbst im raubeinigen Rugbysport nicht zu den Chorknaben. Der England und Northampton Hakler hat sich mit seinen mittlerweile 30 Jahren den Ruf erarbeitet einer der unfairsten Spieler der Welt zu sein. Über ein Jahr war der gebürtige Neuseeländer zusammengerechnet schon gesperrt, ob fürs Beißen, Schlagen, oder anderen Spielern die Finger in die Augen zu stecken.
Um so kontroverser war die Entscheidung von Englands neuem Coach Eddie Jones den von seinem Vorgänger Lancaster aus der Nationalmannschaft geschmissenen Hartley nicht nur zurückzuholen, sondern ihn gleich zum Kapitän zu machen. Jones wollte die alte Härte des englischen Sturms wiederbeleben und mit Hartley gelang genau das. Gleich zwölf Siege sammelte England mit Hartley als Kapitän.
Doch nun hat Hartley sich wieder einmal selbst ins Aus gestellt. Mit einem schlagähnlichen schwingenden Arm erwischte Englands Kapitän im Champions Cup Spiel gegen Leinster den sowieso bereits zu Boden gehenden irischen Flanker Sean O’Brien am Kopf und knockte diesen aus. Im Rugby-Englisch würde man von einem „cheap shot“ sprechen. Einer Attacke, die besonders deswegen so hinterhältig ist, da der Gegner sich nicht einmal wehren kann.
Für Hartley könnte die rote Karte und die aufgrund seiner vorherigen Vergehen lang ausfallende Strafe teuer werden. Der im Stadion anwesende England Coach Jones schlug verzweifelt die Hände über dem Kopf zusammen. Sein noch-Kapitän wird aller Voraussicht nach zum Six Nations Start am 4. Februar fehlen. Ob Jones sich noch einmal für Hartley entscheiden wird scheint überdies fraglich.
Außerdem steht im kommenden Jahr die British&Irish Lions Tour nach Neuseeland an. Für die Auswahlmannschaft der besten Spieler der britischen Inseln nominiert zu werden, die seit 1888 nur einmal alle vier Jahre für eine Tour berufen wird, ist die größte Ehre für einen Rugbyspieler in Europa überhaupt. Hartley galt bereits 2013, vor der letzten Tour nach Australien, als aussichtsreicher Bewerber. Doch eine rote Karte im letzten Vereinsspiel der Liga-Saison in der Woche vor dem Abflug nach Down Under kostete ihm damals die Tour.
Ob sich Dylan Hartley damit selbst um die die Lions-Tour in seinem Geburtsland Neuseeland, das er mit 16 Jahren verließ, um nach England zu gehen, gebracht hat, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.
Die Aktion, die Dylan Hartley wohl das Kapitänsamt kosten wird
Siebener-Rugby: Fidschis Verband kritisiert Ex-Trainer Ryan - England schlägt Südafrika im Finale von Kapstadt
Ben Ryan, der englische Coach, der Fidschi als Trainer zu zwei World Series Titeln und zum olympischen Gold geführt hatte und auf den Pazifik-Inseln gottgleichen Status hat, muss sich nun Kritik von seinem ehemaligen Verband gefallen lassen. Die Pressemitteilung der FRU beginnt mit den vor wenigen Wochen noch undenkbaren Worten „Der Rugby-Verband Fidschis möchte seine Enttäuschung über Ben Ryans fortwährende Kommentare über unser Team und deren Leistungen ausdrücken.“
Immerhin war von den Fidschi Inseln nach Olympia zu hören gewesen Ryan solle Ministerpräsident, Ehren-Fidschianer werden (was später auch geschah, unter dem Namen Ratu Peni Rayani Latianara), zumindest aber eine Statue solle ihm gewidmet werden. Die Kritik des Verbandes bezieht sich auf Ryans Twitter Kommentare zu seinem Ex-Team, das er in Rio zum Triumph geführt hatte, danach aber verlassen hatte, um sich eine Auszeit zu nehmen. Ryan hatte den Verband unter anderem wegen der mangelnden Zahlungsmoral des Verbands kritisiert. Die Reaktion des Verbands nannte er ebenso auf Twitter „absolut kindisch“.
Der Verband hatte für die beiden ersten Turniere in diesem Jahr eine Coaching-Interimslösung gewählt, bevor zum neuen Jahr Gareth Baber die Geschicke bei Fidschi übernehmen wird. Der 43-jährige Waliser hatte zuvor die Cardiff Blues und Hong Kongs Siebener-Mannschaft trainiert und war dabei in der Gruppenphase und im Halbfinale der diesjährigen Hong Kong Sevens auf Deutschland getroffen.
Das zweite Turnier der World Series in Kapstadt ging derweil an England, die im Finale Südafrika mit 14:12 bezwingen konnten. Nachdem die Blitzboks zuvor mühelos durch das Turnier marschiert waren, konnten sie im Finale nicht von der Unterstützung der 60.000 fanatischen südafrikanischen Fans im malerisch gelegenen Cape Town Stadium profitieren. Ein später Versuch in der Nachspielzeit von Werner Kok hatte den Boks noch einmal Hoffnung gegeben. Doch da dieser ganz außen abgelegt wurde, war die Erhöhung für Ersatz-Verbinder Justin Geduld zu schwierig. Dieser setzte den Dropkick knapp daneben und somit hatte England den ersten Turnier-Triumph seit den Tokio Sevens in der vorletzten Saison sicher.
England ist in Kapstadt im Finale gegen Südafrika erfolgreich
Champions Cup: Irlands Vereine triumphieren, Finn Russel überstrahlt Dan Carter
Der ehemalige Verbinder der All Blacks Dan Carter wurde noch vor Jahresfrist als beste Zehn des Planeten gefeiert. Er hatte seine Neuseeländer zum WM-Triumph geführt und war daraufhin als best bezahlter Spieler der Welt nach Paris zum neureichen Klub Racing 92 gewechselt. Dem mittlerweile 34-jährigen Ex-Crusader war auch maßgeblich an der Meisterschaft seiner „Ciel et Blanc“ beteiligt, musste aber am Wochenende einräumen, nur die zweitbeste Zehn auf dem Platz gewesen zu sein. Beim 23:14 Sieg der Glasgow Warriors zog der mehr als zehn Jahre jüngere Schottland-Verbinder Finn Russel die Fäden und überstrahlte den Weltstar. Schottlands und Glasgows Hoffnungen ruhen auf den Schultern des Mannes aus dem schottischen Stirling.
Ebenso in Gruppe 1 gewann Munster mit 38:0 vor heimischen Publikum gegen die Leicester Tigers. Eben jene Tigers, gegen die man in der Vorsaison noch daheim und auswärts verloren hatte. Nummer acht CJ Stander zeigte ein erneut bärenstarkes Spiel und ließ, wie der restliche Sturm der Westiren den Engländern um Kapitän Tom Youngs keine Chance. Der gebürtige Südafrikaner dürfte in dieser Form auch Kandidat für die Lions-Tour in diesem Sommer sein, was für einen in Südafrika als zu klein aussortierten Stürmer eine beachtliche Leistung wäre. Seit dem Tod von Munster-Trainer Anthony Foley eilt der Verein nun von Sieg zu Sieg und Außendreiviertel Keith Earls bemerkte bitter „dass er erst sterben musste, bis wir so spielen, wie er es wollte“. Es vergehe kein Tag, an dem er nicht an Foley und seine Söhne denke so Earls weiter.
Auch die anderen beiden irischen Top-Klubs Ulster und Leinster konnten in ihren Spielen überzeugen. Die Nordiren aus Belfast überlebten ein spätes Comeback in einem spektakulären Spiel gegen die französische Top-Mannschaft Clermont mit 39:32 und fünf zu vier Versuchen durchsetzen. Mit drei späten Versuchen hatten die Franzosen sich immerhin noch zwei Bonuspunkte von ihrem Ausflug auf den Ravenhill von Belfast gesichert. Dublins Top-Mannschaft Leinster wiederum erwischte mit einem Versuch durch Supertalent Garry Ringrose in der ersten Minute einen Traumstart. Musste dann aber mit ansehen, wie sich die Saints nach und nach in das Spiel zurückarbeiteten, bis England-Kapitän Dylan Hartley kurz nach seiner Einwechslung mit der roten Karte für die Entscheidung sorgte. Leinster konnte daraufhin noch drei Versuche nachlegen und sich beim 37:10 Auswärtssieg den Offensiv-Bonus sichern.