Sebastian Ferreira und Marcel Coetzee, zwei potenzielle Debütanten in der Nationalmannschaft
Mit Marcel Coetzee und Sebastian Ferreira stehen zwei Deutsch-Südafrikaner im erweiterten Kader der deutschen Rugby-Nationalmannschaft, die den meisten deutschen Rugby Fans noch kein Begriff sein dürften. Beide gelten als heiße Kandidaten auf ein Debüt und deshalb wollen wir euch den schnellen Innendreiviertel Coetzee und den durchbruchsstarken Dritte-Reihe-Stürmer Ferreira genauer vorstellen.
Sebastian Ferreira - 22-jähriger Hüne für Deutschland
Sebastian Ferreira hat mit seinen 22 Jahren bereits einen beeindruckenden Rugby-Lebenslauf. Der gebürtige Kapstädter mit deutscher Mutter ist nach dem Besuch einer deutschen Grundschule auf die Paarl Boys' High School gewechselt. Das Gymnasium vor den Toren Kapstadts gilt als eine der besten Rugby-Schulen weltweit und das alljährliche Derby mit der zweiten großen Rugby-Schule des Ortes, dem Paarl Gimnasium, zieht jedes Jahr weit über 20.000 Zuschauer an und wird live und landesweit im Fernsehen übertragen. Dementsprechend war es wenig verwunderlich, dass Ferreira mit 16 Jahren in die Akademie der Stormers berufen wurde. Von dieser wechselte Ferreira in der vorletzten Saison in die Akademie des englischen Erstligisten und Ex-Klub von Johnny Wilkinson, den Falcons aus Newcastle.
Schließlich führte ihn der Weg zurück in sein Geburtsland Südafrika, wo er im diesjährigen Currie Cup für die Eastern Province Kings aus Port Elizabeth in sieben von acht Partien zum Einsatz kam. Mit seinen 1,94 m und 110 kg ist er ein typischer Dritte-Reihe-Spieler der südafrikanischen Schule und kennt nur einen Weg: Geradeaus durch den Gegner durch. Mit den Kings hatte Ferreira eine schwierige Saison, doch in seiner Debüt-Saison als Profi in den Rugby-Kathedralen des Landes wie Newlands, Ellis Park, Kings Park und Loftus auflaufen zu dürfen, ist bereits eine riesige Ehre, die 99% der etwa 600.000 Rugby-Spielern in Südafrika verwehrt bleibt.
Im Gespräch mit TotalRugby dagegen entpuppt sich der Hüne als zuvorkommender höflicher Zeitgenosse. Von früher Kindheit an hatte er durch seine Mutter eine enge Beziehung zu Deutschland und verbrachte seine Sommerferien fast in jedem Jahr in Deutschland, wodurch "er jeden Winkel des Landes" kennt. Die Neckarstadt Heidelberg, in der er nun seit einer guten Woche ansässig ist, gefällt Ferreira sehr gut. Doch verständlcherweise ist das graue November-Wetter für jemanden, der gerade aus dem sommerlich warmen Frühling in Südafrika kommt, gewöhnungsbedürftig.
Auf die Frage ob er sich vorstellen könnte, in Deutschland Rugby zu spielen, entgegnet er mit "ja", fügt aber gleich hinzu, dass er so "hoch spielen möchte, wie es geht." Angesichts seiner Erfahrung in jungen Jahren ist dies auch mehr als verständlich, eine richtige Herausforderung wäre die Bundesliga für einen Mann wie Ferreira sicherlich nicht. Das Spiel gegen Uruguay sieht er als "große Herausforderung" an und ist sich sicher, dass die Südamerikaner physisch sehr hart spielen werden. "Diese Herausforderung müssen wir annehmen und alles entgegen setzen" so der Sturm-Tank weiter. "Zugleich müssen wir ihre Schwächen, die zweifelsohne vorhanden sind, gnadenlos ausnutzen."
Seine Integration in die Mannschaft sei problemlos verlaufen, immerhin befinden sich bereits einige andere Deutsch-Südfrikaner im Team. Einzig die Gasse-Calls bedürften ein wenig Übung. Aber: "Ein Paket bleibt ein Paket und genauso ist es beim Gedränge." Ferreiras Vorfreude auf sein internationales Debüt ist ihm während des ganzen Gesrpächs anzumerken.
Marcel Coetzee - Berühmter Namensvetter mit ganz anderen Stärken
Marcel Coetzee von den Sharks aus Durban verstärkt die DRV XV hieß es vor einigen Wochen. Da hat sich sicherlich der eine oder andere Rugby-Fan in Deutschland gefragt, wie der 28-fache Springbok auf einmal für Deutschland auflaufen könne. Doch Coetzee ist nicht gleich Coetzee und derjenige Coetzee, der am Samstag sein Debüt mit dem Adler auf der Brust geben könnte, ist ein wieselflinker Dreiviertelspieler und erst 20 Jahre alt. Mit seinen 93 kg bei 1,80 m Körpergröße ist der Spieler aus der Sharks-Academy aber den physischen Anforderungen auf seiner bevorzugten 13er-Position gewachsen. Auf seinen Namensvetter angesprochen beteuert der junge Mann aus KwaZulu-Natal, dass keinerlei Verwandschaftsverhältnis mit dem berühmten Namensvetter bestünde und man sich maximal drei oder vier Mal getroffen habe.
Ebenso wie bei Sebastian Ferreira, ist die Mutter von Marcel Coetzee Deutsche und residiert, wie ein Großteil seiner Familie, in der Domstadt Köln. Durch regelmäßige Besuche in Deutschland in der Jugend und eine zweisprachige Erziehung wirkt Coetzee auf den ersten Blick nicht wie ein Sunnyboy aus dem tropischen Durban. Fürs erste plant Coetzee auch nicht, wieder nach Südafrika zurückzukehren. Ein erster Einsatz mit der DRV VII beim Turnier in Dubai ist nach den drei November-Länderspielen fest eingeplant. Ob sich Coetzee danach für eine der beiden Rugby-Varianten entscheiden wird, steht noch nicht fest.
Angesprochen auf sein potenzielles Debüt gegen Uruguay und seine Erwartungen vor dem Spiel entgegnet Coetzee, dass er noch nicht genau wisse, was er zu erwarten habe. Doch Uruguay werde sicherlich "leidenschaftlich und physisch unglaublich hart" spielen. Bisher hatte der junge Innen nur im U21-Currie Cup gespielt, weswegen er damit rechnet, dass dieses Spiel deutlich härter werden wird, die Spielgeschwindigleit hingegen dürfte keineswegs zum Problem werden. Dadurch, dass Coetzee bereits seit mehr als zwei Wochen in Heidelberg ist, konnte sich der junge Dreiviertelspieler auch bereits an die Calls der Reihe gewöhnen. Für Coach Kobus Potgieter wird Coetzee auch auf der Zwölf oder den Außen eine Option sein.
|