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Kontroverse um Spielerabstellungen: DRV sperrt Siebener-Cracks, Proteste von Vereinen und in der RNZ
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Dienstag, 1. November 2016

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Die Erfolge der DRV VII erfordern unglaublich viel Arbeit hinter den Kulissen, ist es wert diese Erfolge zu gefährden?

Es ist eine Kontroverse, die sich angebahnt hat. Der Bundesliga-Ausschuss hatte einen Spielplan beschlossen, der zu erheblichen terminlichen Konflikten führen musste. Überschneidungen des letzten Bundesliga-Spieltags und des Halbfinales mit den ersten beiden GPS-Turnieren des Sommers, sowie die Terminierung der deutschen Meisterschaft im Siebener-Rugby am Wochenende vor den letzten beiden GPS-Turnieren haben den DRV veranlasst, die Topspieler der DRV VII ab dem März bis zum Ende der für den Verband so wichtigen Grand Prix Serie zu sperren. SCN-Präsident und Ex-DRV-Chef Claus Peter Bach äußerte seine beißende Kritik daran in verklausulierter Form in seiner RNZ-Kolumne in einem wirren Zwiegespräch mit seinem Papagei.

Die EM-Turniere der Grand Prix Serie stellen für den Deutschen Rugby-Verband das absolute Brot- und Buttergeschäft dar. Denn jegliche Förderung über das Bundesministerium des Innern hängt ebensom wie die Spielerförderung über die Sporthilfe, von einem Abschneiden unter den besten sechs Mannschaften des Kontinents in der EM-Serie GPS ab. Die monatelange Vorbereitung, um auf dem absoluten europäischen Topniveau mithalten zu können, würde durch eine Teilnahme der Nationalspieler in der Schlussphase der Bundesliga einerseits durch mögliche Verletzungen und andererseits durch fehlende Trainingszeit mit der Siebener-Gruppe erschwert und gefährdet. Denn was in den letzten Jahren und Monaten gerade auch in der Olympia-Vorbereitung deutlich geworden ist: Das Siebener-Rugby ist immer mehr zu einer Spezial-Disziplin geworden und ein guter Fünfzehner-Spieler zu sein reicht noch lange nicht aus, um es im Siebener zu schaffen. Die Beispiele Quade Cooper, Henry Speight und Stuart Hogg sollten jedem Interessierten genug Anschauungsmaterial in dieser Sache bieten. Deshalb blieb dem DRV auf Anraten der Trainerteams beider Nationalmannschaften keine andere Wahl, als die involvierten Spieler zu sperren. Der entsprechende Brief vom Präsidenten Klaus Blank ging in der vergangen Woche an die Bundesliga Vereine.

Die Falschen werden bestraft

Dass damit besonders diejenigen Vereine bestraft werden, die über gute Jugend- und Trainingsarbeit Spieler für die Nationalteams produzieren, macht die Angelegenheit umso bedauernswerter. Dem RK Heusenstamm, der RG Heidelberg, dem HRK, aber auch den beiden Hannoveraner Vereinen Germania und 78 werden in der entscheidenden Saisonphase viele ihrer wichtigsten Akteure fehlen. Das verzerrt nicht nur den Wettbewerb sondern macht es für die Bundesliga-Vereine noch attraktiver ausländische Spieler anzuheuern, die in den entscheidenden Wochen der Saison verfügbar sind. Aber das wiederum wäre nicht im Sinne des deutschen Rugby, da deutsche Talente auf der Strecke blieben.

Widerstand dagegen war sicherlich vorprogrammiert auf Seiten der Vereine, die jedoch über den Bundesliga-Ausschuss zur Problematik beigetragen haben. Dass dabei einige Klubs an vorderster Front gegen den Entscheid kämpfen, die von der Entscheidung gar nicht, oder nur in geringem Maße benachteiligt sind, da sie keine oder kaum Siebener-Nationalspieler stellen, ist dabei aber umso verwunderlicher. Natürlich wird der Endspurt der Bundesliga gewissermaßen sportlich entwertet, wenn die 25 Kernspieler der DRV VII nicht mehr mit von der Partie sein werden, doch was ist die realistische Alternative? Für einen faireren Bundesliga-Wettbewerb alle Erfolge der DRV VII riskieren? Immerhin klopfen die Jungs um Kapitän Clemens von Grumbkow an die Tore der World Series und hätten damit endgültig den Sprung unter die ganz Großen im Siebener-Rugby geschafft. Eine erhöhte Medienpräsenz und ein massiver Schub für das gesamte deutsche Rugby wäre die Folge. Aber wie schnell die Entwicklung in die gegenteilige Richtung gehen kann, mussten wir bei unseren Siebener-Damen miterleben. Mit dem Abstieg fielen mit einem Mal alle Sportförderstellen der Bundeswehr, sowie große Teile der öffentlichen Gelder weg. Das Team von Nationaltrainer Melvine Smith muss nun von Neuem Aufbauarbeit leisten und zwar in der zweitklassigen Trophy Series.

Eine öffentliche Replik gab der ehemalige DRV-Präsident und Vorsitzende des SCN, Claus-Peter Bach. Dieser nutzte seine Rolle als Sportredakteur bei der Rhein-Neckar-Zeitung, um seinen Unmut über diese Entscheidung kundzutun, wenn auch auf etwas bizarre Weise. Statt seine Kritik offen zu formulieren, lässt Bach in einer Glosse lieber seinen imaginären Papagei zu Wort kommen, der den besagten Brief seines Nachfolgers Blank, in dem die Entscheidung der Spielersperrung angekündigt und erklärt wurde, als "gelebte Volksnähe" verspottet. Blanks Anliegen, den Rugbysport in Deutschland noch populärer zu machen, bezeichnet Bach, bzw. sein Papagei sarkastischerweise als "Wahnsinn", so dass jener Papagei nunmehr ganz "aus dem Käfig" sei.

 

"Trost für den Zitronenhändler", Glosse von SCN-Präsident und Sportredakeur Claus-Peter Bach aus der Rhein-Neckar-Zeitung vom 29.10.

"...Klaus Blank ist der füsorgliche Präsident des Deutschen Rugby-Verbandes. Der Wahl-Eppelheimer freut sich, dass seine Nationalteams in der abgelaufenen Saison ihre Ziele erreicht haben und hat deshalb einen Brief an die Vereine und Landesverbände geschrieben. "Das ist gelebte Volksnähe" behauptet mein Papagei und geriet ganz aus dem Käfig, als er las, dass Präsident Blank die Chance nutzen und den deutschen Rugbysport noch populärer machen wolle. "Noch populärer? Wahnsinn!" krächzte mein Papagei, der gerne Sport im Fernsehen guckt und bedauert hat, dass das deutsche Rugby 2015 mit 45 Sekunden im Öffentlich Rechtlichen und mit null Sekunden bei den Privatsendern zu sehen war. Damit die Popularität der Nationalteams gesteigert werde, müssten die Nationalteams, so der Präsident ganz logisch, weiter siegen. Und damit das vor allem dem von DOSB und BMI favorisierten Siebener-Rugby Team gelinge, dürften diese Nationalspieler im Frühjahr keinerlei Bundesliga- und Pokalspiele mehr bestreiten. So steht es da, schwarz auf weiß und es ist wohl kein verfrühter Aprilscherz. Was die Bundesliga-Vereine davon halten, wenn sie im Witzemonat, im Mai und im Juni die Halbfinals und die Endspiele ohne ihre Nationalspieler bestreiten müssen, wissen wir nicht. "Wir werden es erfahren" ist sich mein Papagei sicher und findet, sie sollten mit Herrn Blank nicht so streng sein. "Er meint es ja gut".

 

Weiterhin zielt Bach spöttisch auf das Anliegen den Sport hierzulande beliebter zu machen und versucht dieses ins Lächerliche zu ziehen. Seine Behauptung, dass im deutschen Fernsehen im Jahr 2015 nur 45 Sekunden Rugby auf den öffentlich rechtlichen Fernsehanstalten und genau gar nichts im Privatfernsehen zu sehen gewesen sei, verwundert dann aber doch schon ein wenig. Denn während der Weltmeisterschaft waren sowohl in Sportstudio, als auch in der Sportschau und der Sportschau-Reportage zahlreiche Beiträge über das Turnier in England gelaufen. Dabei sind auch wiederholt Nationaltrainer Potgieter sowie Präsident Blank selbst zu Wort gekommen und konnten Bezug auf die Entwicklungen in Deutschland nehmen. Auf den Spartensendern der Öffentlich-Rechtlichen waren darüber hinaus auch minutenlange Magazinbeiträge, zum Teil mit lokalem Bezug über das Turnier zu sehen. Die stundenlagen Live-Übertragungen von Eurosport ließ der SCN-Vorsitzende derweil ganz außer Acht, dem Anschein nach, da es ja nicht um das deutsche Rugby ging und die Sendezeit folglich nicht zur Popularität beigetragen könne. Die Heimspiele der deutschen Fünfzehner-Nationalmannschaft konnten waren 2015 über Sportdeutschland in voller Länge und umsonst im Internet zu sehen, genauso wie die GPS-Turniere der DRV VII. Auch das Bezugsjahr 2016 hätte seiner Kritik kein solideres Fundament verliehen. Live-Übertragungen auf ARD und ZDF des Siebener-Wettbewerbs aus Rio, mit bis zu vier Millionen Zuschauern, die Sport 1 Übertragungen der DRV XV Spiele aus dem Frühjahr und bald auch im November lassen die Zahl 45 Sekunden lächerlich klein erscheinen. Insgesamt war in Deutschland in den letzten beiden Jahren wohl noch nie so viel Rugby, wie momentan zu sehen und das ist eine positive Entwicklung, die es nicht kleinzureden gilt.

Doch damit war die Kritik am Vorgehen des DRV und namentlich seines Präsidenten noch nicht vorbei: Die Tatsache, dass nun ab dem "Witzemonat" April keiner der DRV VII Asse in der Bundesliga auflaufen werden, sei "leider kein verfrühter Aprilscherz", so Bach bzw. sein Papagei im weiteren Verlauf der Glosse. Warum diese beißende Kritik über das in Heidelberg häufig gelesene Sprachrohr RNZ öffentlich gemacht wurde, bleibt ebenso nebulös, wie die Frage nach konkreten Handlungsempfehlungen und Lösungsvorschlägen. Sollen die Spieler der DRV VII eher am 14. Bundesliga-Spieltag auf dem Rasen der Bundesliga-Plätze stehen, als in Lyon im Matmut-Stadion im Duell mit den besten Siebener-Spielern Europas? Ist die Integrität des Bundesliga-Wettbewerb wirklich wichtiger, als die zukünftige Entwicklung unserer momentan wohl erfolgreichsten Auswahlmannschaft?

Wir von TotalRugby begrüßen die schwierige Situation zum Saisonende genausowenig. Sehen aber zu einer anderen Termin-Gestaltung keinerlei Alternative. Die Umstellung der Saison auf das Kalenderjahr wäre eine Möglichkeit diese Problematik zu lösen. Dann hätten zum Saisonfinale hin alle Vereine ihre Topspieler zur Verfügung. Die Siebener-DM kann terminlich noch verschoben werden und wenn einige Vereine aufgrund der Sommerferien nicht in der Lage sind, eine Mannschaft zu stellen, ist dies bedauerlich. Aber immer noch eine bessere Option, als eine Siebener-Meisterschaft ohne die besten Siebener-Spieler zu veranstalten.

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Kommentare (6)add comment

Karl-Heinz Schmidt said:

3603
Bach blamiert das deutsche Rugby
Ein ehemaliger DRV-Präsident der seinen Verband kurz vor den Ruin getrieben hat, der sollte ganz ganz kleine Brötchen backen. Erneut kann man sich über das Verhalten von Claus-Peter Bach nur schämen. Die vermeintliche Kritik an DRV-Präsident Klaus Blank stinkt sehr nach persönlicher Rache.
Claus-Peter Bach tritt endlich ab! Du stehst der Entwicklung unseres Sports im Weg!
November 01, 2016

Andreas Hauer said:

2314
Oh man...
Der Atikel/die Glosse der RNZ ist so schlecht, dass es irgendwie fast schon wieder lustig ist.

Spaß bei Seite; diesen Mann muss doch endlich mal jemand stoppen.
Wie kann die RNZ denn überhaupt noch zulassen, dass Claus-Peter Bach ihr Medium nutzen darf und ständig Entgleisungen liefert...(ich erinnere nur an die "2 Simbas)

Einfach nur beschämend und peinlich...
November 02, 2016

Ingo Goessgen said:

3369
Umstellung der 15er Saison auf das Kalenderjahr
Ist auch im BL Ausschuß schon hinreichend diskutiert worden. Die Anzahl der spielbaren Wochendenden werden nicht mehr. Was bleibt, sind die Platzsperren der Kommunen zweckst Regenerierung und Sanierung der Rasenplätze. Darüber hinaus die Problematik der Ferien und der Gedanke, das DM Finale Anfang Dezember auszurichten. In Bezug auf Zuschauerzahlen und Sponsorenzuspruch ein richtig guter Ansatz.

Ich bin gespannt wie sich dieser gordische Knoten auflöst.
November 02, 2016

Nick Kunze said:

1606
Grautöne statt schwarz/weiß
Herr Bach kommuniziert in der Presse, dass er einen Vogel hat. Das finde ich bemerkenswert!

Aber zur Sache:
Eine deutsche 7er Meisterschaft ohne die Top-Spieler ist in der Tat eine Farce. Hier muss sich ein anderer Termin finden lassen. Und wenn es notfalls Anfang November ist.

Das Sperren von Spielern ist aus Sicht des DRV notwendig, muss aber gemildert werden. Es kann nicht sein, dass einem Team bis zu 6,7 oder gar 8 Spieler dauerhaft gesperrt werden. Zumal zu den wichtigen 7er Turnieren nur ein Bruchteil davon vom DRV eingesetzt wird. Meiner Meinung nach sollte das auf max. 2 Spieler pro Team und Bundesligaspiel begrenzt werden. Dieses Risiko sollte der DRV tragen können.

Warum ist dies so wichtig für die Vereine? Nicht nur wegen der Wettbewerbsverzerrung. Auch Sponsoren, die den Vereinen Geld geben, haben einen Anspruch darauf ein möglichst wettbewerbsfähiges Team zu sehen.
Die ausbildenden Vereine werden somit neben der sportlichen Benachteiligung auch eine wirtschaftliche Benachteiligung erfahren. Das wiederum schwächt das deutsche Rugby, so dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis nichts mehr aus dem Jugendbereich nachkommt. Somit fehlt mir hier die Nachhaltigkeit der handelnden Personen.

Zusätzlich kommen mir folgende Fragen auf:
Nutzt das den Spielern, wenn die Vereine Zuwendungen an die Spieler kürzen (müssen), weil sie nicht mehr spielen dürfen? Ist der DRV bereit das zu kompensieren?
Werden reichere Vereine (oder einzelne Sponsoren) Spieler „frei kaufen“, indem sie ihnen Geld bieten, wenn sie für den Verein statt für den DRV spielen?
Wann ist der Punkt erreicht, an dem Vereine juristisch gegen den DRV vorgehen?

Mit einer Deckelung der Sperrung auf max. 2 Spieler pro Verein pro Bundesligaspiel kann sich der DRV wahrscheinlich viel Ärger ersparen. Grautöne statt nur schwarz/weiß!
November 02, 2016

Christian Fischer said:

3424
...
"Die echte Satire ist blutreinigend: und wer gesundes Blut hat, der hat auch einen reinen Teint." (Tucholski)

Zur Sache, Schätzchens
Bestraft sind nur der TVP, HRK und die RGH. SO kann man die Bundesliga auch interessant machen.

Macht die Saison von 1.März bis 1. November. Dann greifen die DRV VII Players in der heißen Phase wieder ein.

November 03, 2016

Adrian Heber said:

194
...
Heusenstamm stellt auch immer 3 Spieler ab. Ist im Abstiegskampf auch nicht lustig, auf seinen Verbinder, Innen und Außen/Schluss zu verzichten
November 03, 2016

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