Auch in diesem Jahr wieder favorisiert: Frankreichs Top-Klubs im Europacup. Foto (c) ECC Instagram
Am heutigen Donnerstag beginnt bereits der "kleine Bruder" des Champions Cup, der sogenannte Challenge Cup, für dessen nächstjährige Ausgabe sich der Heidelberger RK in den kommenden Wochen qualifizieren möchte. Die Auftaktpartie des französischen Meisters von 2015 Stade Français Paris gegen die Londoner Harlequins klingt dabei alles andere als zweitklassig. Am Freitag beginnt dann die Königsklasse des europäischen Vereinsrugbys. Das Beste ist, auf DAZN werden in den kommenden Wochen wieder zahlreiche Spiele mit deutschem Kommentar übertragen(Sendeplan). Wir wollen euch in diesem Artikel die Favoriten beider Wettbewerbe und deren Topsspieler vorstellen.
Champions Cup: Gelingt Saracens die Titelverteidigung oder macht ihnen Toulon einen Strich durch die Rechnung?
So oder so ähnlich könnte man auf den diesjährigen Champions Cup vorausschauen, denn die beiden dominanten Teams der letzten Jahr werden auch in diesem Jahr zum Kreise der absoluten Topfavoriten zählen. Englands Meister und Vorjahressieger Saracens hat nun mit Schalk Burger noch einen weiteren erfahrenen und extrem begabten ex-Springbok in seinen Reihen. Der Sturm der Sarazenen hat mit Maro Itoje bereits einen der besten Stürmer im Welt-Rugby in den eigenen Reihen. Owen Farrell auf der Verbinder-Position ist für die Nord-Londoner zudem ein im höchsten Maße zuverlässigen Punktelieferanten vom Tee, der auch weiß wie er ein Spiel auf diesem Niveau zu lenken hat. Wer den diesjährigen Champions Cup gewinnen will, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit die Saracens aus dem Norden Londons schlagen müssen.
Im Vorjahr ungeschlagen: Saracens um Sturm-Tank Maro Itoje
Sowohl Toulon, als auch Racing haben mit ihren beachtlichen Budgets einen wahrlichen Luxus-Kader und können sowohl mit ihren pfeilschnellen Außen - bei Toulon wäre da Fidschis Gold-Medaillengewinner Josua Tuisova und bei Racing Pumas-Speedster Juan Imhoff zu nennen - als auch mit ihren bockstarken Stürmern, wie der Georgier Mamaku Gorgodze, Springbok Achter Duane Vermeulen oder Fidschis Offload-König Leone Nakarawa punkten. Gerade für die mittleren Pro 12 Klubs mit weniger Budget und dementsprechend dünnerem Kader sind die Vergleiche mit den großen drei ein Duell David gegen Goliath. Ein kleines Fragezeichen bei Racing ergibt sich aus den aktuellen Enthüllungen um Dan Carter, Joe Rokocoko und Juan Imhoff, bei denen beim Top 14 Finale in einem Dopingtest Corticosteroide nachgewiesen wurden. Diese zählen zur Gruppe der Steroide, werden aber genauso als Entzündungshemmer nach Verletzungen eingesetzt, wofür allerdings beim Verband eine Ausnahmegenemigung eingeholt werden muss. Laut Racing lag diese in allen drei Fällen vor. Wie in diesem Fall entschieden wird steht noch nicht fest, aber selbst wenn alle drei im Sinne des Reglements unschuldig sein sollten, bleibt dennoch ein gewisses Geschmäckle.
Ebenso ganz heißer Kandidat auf die europäische Krone im Vereinsrugby wird der RC Toulon sein. Das südfranzösische Star-Ensemble von der Côte d'Azur hatte den Titel von 2013 bis 2015 drei Mal in Folge geholt und war im vergangenen Jahr, wie auch in der französischen Meisterschaft Top 14 an den Pariser Emporkömmlingen Racing 92 gescheitert. Der Verein aus dem mondänen Westen der Hauptstadt hat sich unter der Ägide von Präsident und Mäzen Jacky Lorenzetti vom Verein mit riesigem Budget und ebenso hoher Spieler- und Trainerfluktuation zu einem wahren Spitzenklub entwickelt. Die Meisterschaft und dem Einzug ins Finale des Champions Cups im Vorjahr hat man in Paris nicht zu unerheblichem Teil dem legendären All Blacks Verbinder Dan Carter zu verdanken, mit dessen Ankunft der über Jahre im Mittelfeld verharrende Verein direkt in die Erfolgsspur fand.
Racing und Toulon: Topstars auf allen Positionen
Zum weiteren Kreis der Favoriten zählen sicherlich die drei irischen Topklubs Leinster, Ulster und Munster, die allesamt bereits den Europacup für sich entscheiden konnten. Bei den extrem heimstarken Ruggern aus Belfast, Ulster Rugby, liegt dieser Triumph zwar bereits 17 Jahre zurück, doch die Männer vom Raven Hill Stadium haben sich in den letzten Jahren wieder zu einem echten europäischen Topklub entwickelt. Der Transfer von All Black Charles Piutau hat sie nur noch um so gefährlicher gemacht. Leinster drei europäische Titel sind zwar nicht allzu lange her, die Dubliner gewannen 2009, 2011 und 2012, doch selbst mit der Rückkehr von Star-Verbinder Jonathan Sexton sind die in blau spielenden Haupstädter noch nicht zu alter dominanter Form zurückgekehrt. Bei Munster liegen die Triumphe noch weiter zurück, doch im Südwesten der grünen Insel erinnert man sich gern an die glorreichen Zeiten. An 2006 und 2008, als man mit einer überragenden Mannschaft um Verbinder Ronan O'Gara und dem Turm in der Schlacht und Kapitän Paul O'Connel zweimal Europacupsieger wurde. Gleich 60.000 Munster Fans verwandelten das Millenium Stadium von Cardiff in ein Meer roter Fahnen. In diesem Jahr ist das aufstrebende Munster Team um die harten Dritte-Reihe-Stürmer Peter O'Mahoney und CJ Stander aber eher ein Außenseitertip. Auch wenn kaum ein Gegner den Auswärtstrip in die Festung Thomond Park gerne machen will. Doch zum ganz großen Wurf fehlt den Munster Men wohl endlich ein ordentlicher Verbinder. Seit dem Karriereende von O'Gara hat man bei Munster keinen adäquaten Ersatz gefunden und momentan darf sich der Neuseeländer Tyler Bleyendaal auf der Zehn versuchen. Der galt immerhin Mal lange als Kronprinz bei den Crusaders, schaffte aber beim besten Team Neuseelands nie so richtig den Durchbruch.
Ebenso muss man die englischen Topklubs Wasps, Leicester Tigers und die ewigen Zweiten Frankreichs Clermont zum weiteren Kreis zählen. Die beiden englischen Vertreter spielen regelmäßig vor weit mehr als 20.000 Zuschauern und sind vor eigenem Publikum besonders stark und zählen als ehemalige Europacupsieger nach mehreren dürftigen Jahren wieder zu den Besten Europas. Die ganz Großen um Toulon und Saracens könnten durchaus Mal an der Welford Road den Klauen der heimstarken Tigers aus Leicester zum Opfer fallen. Immerhin spielt mit Manu Tuilagi einer der destruktivsten Innendreiviertel der Welt bei der Mannschaft von Richard Cockerill. Wasps wiederum feiern im kommenden Jahr ihr 150-jähriges Bestehen und was wäre da besser als ein Titelgewinn? Der Transfer von Wallabies Verbinder Kurtley Beale dürfte da sicher helfen. Doch bis Beale sein trickreiches Spiel in schwarz und gelb bei den Wasps auspacken kann, bleibt abzusehen, denn noch befindet sich der ehemalige Waratah in der Reha. Clermont aus dem französischen Zentralmassiv hat wohl die leidenschaftlichsten Fans Europas und mit Wesley Fofana den besten Dreiviertelspieler Frankreichs in den Reihen. Doch Jahr für Jahr beweist auch Clermont, dass es den Ruf als ewiger Zweiter nicht zu Unrecht hat. Finalniederlagen in Europacup und Top 14, die Fans der "Jaundards" können vom späten Scheitern ein Lied singen.
An der Welford Road in Leicester mussten viele Gast-Teams bereits ihre Hoffnungen begraben
Challenge Cup: Europas Spitzenteams zu Gast in der Rugby-Provinz
Im Vorjahr war der Heidelberger RK nur knapp an den Timišoara Saracens in der Qualifikation für den diesjährigen Challenge Cup gescheitert. Wenn man nun auf den Spielplan des heute beginnenden Wettbewerbs schaut sieht man, der HRK wäre mit gleichem Los wie der damalige Gegner mit Stade Français Paris, den Harlequins und den Londoner Harlequins auf drei ganz Große der Branche getroffen. Zu Gast bei den Quins hätte sich DRV XV Kapitän Sean Armstrong etwas von seinem England Pendant Danny Care abschauen können. Kehoma Brenner hätte es in der Dritten Reihe mit ex-England Kapitän Chris Robshaw zu tun bekommen und England Prop Joe Marler wäre sicher für jeden deutschen Prop eine riesige Herausforderung gewesen. Doch diese hypothetischen Vergleiche sind müssig, da der HRK leider knapp gescheitert ist. Stattdessen sollte man sich am heutigen Abend das Duell des wohl besten Dritte-Reihe-Stürmers Europas und Italiens Nummer Acht und Stade Français Kapitän Sergio Parisse zu Gast in London im Twickenham Stoop live auf DAZN anschauen.
Zu den weiteren Favoriten auf den Challenge Cup Titel, dessen Sieger am 12. Mai im Murryfield in Edinburgh ermittelt wird, zählen die walisischen Ospreys um Star-Verbinder Dan Biggar und Englands Traditionsklub Gloucester, der mit John Afoa und Jeremy Thrush gleich zwei ehemalige All Blacks im Sturm hat. Bath mit England Verbinder George Ford hingegen würde man erst zum Titel-Kandidaten machen, wenn der Klub seinen Aufwärtstrend in der Premiership fortsetzen kann. Die letzte Saison war sowohl in Liga als auch Europacup eine desaströse und hatte Trainer Mike Ford, seines Zeichens Vater von Englands und Baths Zehner George, den Job gekostet. Der Kader hat ohne Zweifel die nötige Qualität, mit Wales-Star Taulupe Faletau und Englands wieselflinker Außen Anthony Watson könnten auch für die nötigen Highlights sorgen.
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