Physische Frankfurter konnten der RGH die Butter vom Brot nehmen. Foto (c) Seufert-Chang
Pforzheim dominiert, Frankfurt etabliert sich als Verfolger im Süden, Germania hält gegen den HRC schritt und der RK 03 kommt erst nach Pausenrückstand gegen selbstbewusste Leipziger zurück in die Partie. Das sind die wichtigsten Entwicklungen des Spieltages in der Rugby-Bundesliga, alles weitere wie gewohnt in unserer ausführlichen Review.
Süd/West
TV Pforzheim 37 - 24 Heidelberger RK
Der Meister zementiert mit dem Sieg über den Ruderklub seinen Status als momentan beste Rugby-Mannschaft der Republik. So lautet das Fazit des hochklassigen Rematch des Meisterschaftsfinales. Im Vorfeld zum Bundesliga-Spitzenspiel wollten einige schon den Abgesang auf die Chancen der dominantesten Mannschaft der letzten Jahre anstimmen. Doch die Mannschaft von Trainer Pieter Jordaan hatte anderes im Sinn.
Zwar konnte der amtierende Meister durch eine sehenswerte Kombination aus einem Cross-Kick von Verbinder Matthew Bressons auf den Außen Sita, der per unnachahmlichen Sprint punkten konnte, in Führung gehen, doch der HRK hielt sich gut im Spiel. Mit einem Versuch von Nationalspieler Anjo Buckman und einem Straftritt von Steffen Liebig aus der Distanz schien man nach ausgeglichenem Spiel mit 10:10 in die Pause zu gehen. Doch durch einen abgefangen Ball von Wakefield war es der Gastgeber, der sich quasi mit dem Pausenpfiff noch mal entscheidend absetzen konnte.
Zu Beginn der zweiten Hälfte drängte der Gast aus der Neckarstadt dann mit Nachdruck auf den Ausgleich. Speziell über den Sturm um den überragenden Rückkehrer Jarryd Els gelang es den Männern vom Klub immer wieder Druck aufzubauen und schon nach fünf gespielten Minuten im zweiten Durchgang war der Sturmlauf von Erfolg gekrönt. Zweite-Reihe-Hüne Rodriguez punktete nach einer ganzen Reihe von Angriffphasen durch den Sturm. Doch so schnell dem HRK der Ausgleich zum 17:17 gelang, so schnell schwang das Pendel wieder in die andere Richtung.
TVP-Verbinder Bressons machte seinem guten Ruf erneut alle Ehre und konnte einen Pass von seinem Gedrängehalb Paine zum Versuch verwerten, nachdem die Rhinos in Form von Kapitän May wichtige Meter gemacht hatten. Nun machte sich der Meister daran, das Spiel endültig zu entscheiden und wieder resultierte der entscheidenden Raumgewinn durch eine Reihe von Sturmphasen, bevor Außen und Simbabwe Nationalspieler Manasah Sita erneut zum Versuch und damit 31:17 ablegen konnte.
Ein weiterer HRK-Versuch durch Els nach gewonnenem Rhino-Gedränge etwa sieben Minuten vor dem Anpfiff schien das Geschehen beim Stand von 31:24 für Pforzheim noch einmal spannend gemacht zu haben, doch zwei weitere Straftritte durch den äußerst sicher aufgelegten Soteras-Merz besiegelten den Sieg des Meisters. Damit gewinnt der TVP erstmals seit 2010 daheim gegen den Ruderklub und hat nach fünf Spieltagen die perfekte Bilanz von fünf Siegen mit Offensiv-Bonus. Zu Gast beim RKH in zwei Wochen wird man sich beim Meister wohl nicht mit weniger zufrieden geben. Der HRK wiederum wird nach seinen Europacup spielen in zwei Wochen gegen ambitionierte Frankfurter zu kämpfen haben, um weiterhin erster Anwärter auf einen Platz im Halbfinale zu sein.
SC Frankfurt 1880 20 - 13 RG Heidelberg
Frankfurt ist wieder wer in der Rugby-Bundesliga, so viel ist sicher nach dem fünften Spieltag. Mit dem vierten Sieg schwingt sich der SC 1880 zum ärgsten Verfolger der Pforzheimer Rhinos auf. Dabei hatte das Duell gegen den anderen Anwärter auf das Bundesliga-Halbfinale und HRK-Bezwinger RGH nicht sonderlich gut begonnen. Die Siebener-Spezialisten vom Trainergespann Finsterer/Weselek konnten die ersten dreißig Minuten immer wieder ihr schnelles Reihespiel aufziehen. Doch erst als Frankfurts Sturm-Neuzugang aus Südafrika, Etienne du Plessis, aufgrund einer gelben Karte vorzeitig in die Halbzeit durfte, konnten die Gäste Kapital aus ihrem Speilvermögen machen. Verbinder Fabian Heimpel verwandelte einen Straftritt aus 40 Metern und nur kurz darauf war es sein Kollege von der DRV VII, Tim Lichtenberg, der seine Orange Hearts mit 10:0 in Front brachte.
Doch das physische Spiel der Frankfurter, die mit ihren schweren Jungs aus dem Sturm ein ums andere Mal den 10-12 Kanal ansteuerten begann sich schließlich auszuzahlen. Der rekonvaleszente Achter Uri Gail konnte nur Minuten nach dem Wiederanpfiff per Versuch für die Führung seines SC 1880 sorgen. Nun waren die Hausherren auch auf dem Feld am Drücker und variierten zunehmend ihre Angriffsbemühungen um auch die Dreiviertelreihe mehr in die Offensive einzubinden. Doch erneut waren es die Stürmer des SC 1880 die mit dem zweiten Versuch für die erstmalige Führung, die der neue Frankfurt-Verbinder Wynston Cameron-Dow dann per Straftritt zum 20:10 ausbauen konnte.
Ein weiterer Straftritt für die RGH läutete den Sturmlauf der Orange Hearts Richtung Abpfiff hin ein. Dieser sollte erst mit dem Schlusspfiff enden, als Tim Lichtenberg keinen zweiten Versuch zu seiner persönlichen Ausbeute hinzufügen konnte, sondern den Ball aus aussichtsreicher Position fallen ließ. Frankfurts australischer Trainer Karl Savimaki war nach dem Abpfiff erleichtert und lobte zu aller erst die Defensive seiner 1880er, die in den letzten Minuten den Sieg heroisch erkämpft habe. Beim Stande von 0:10 sei man "nicht in Panik verfallen und konnte mit den Einwechslungen in der zweiten Hälfte einiges an Wirkung erzielen." Mit dem Triumph im Verfolgerduell findet sich der Sport Club nun auf dem zweiten Tabellenrang wieder und wird auch im kommenden Spiel gegen den HRK nicht chancenlos sein. Sollte man auch dieses Duell gewinnen, wäre man in Frankfurt zweifelsohne der erste Anwärter auf den zweiten Semifinalplatz nach dem Meister Pforzheim. Bei der RGH hingegen heißt es nun Wunden lecken und im Heimspiel gegen den SCN wieder punkten, sofern man sich noch Chancen auf einen Einzug in die Finalphase macht.
SC Neuenheim 31 - 11 RK Heusenstamm
Die Füchse von Trainer Jens Steinweg fuhren nach Neuenheim, nicht ohne sich als völlig chancenlos anzusehen. Doch der durch Abgänge geschwächte SCN war für den Gast aus dem Rhein-Main-Gebiet schlussendlich doch eine Nummer zu groß. Das lag zum Teil auch daran, dass der RKH nur mit 17 Spielern angreist war und auf etlichen Positionen improvisieren musste. Zur Halbzeit lag der RKH dann sogar mit 8:7 in Front und konnte diese in der 60. Minute per Hees-Straftritt gar auf 11:7 ausbauen.
Eine gelbe Karte auf Seiten des Gastes leitete dann aber den Untergang der Füchse ein. In der Schlussphase gelangen dem königsblauen Gastgeber gleich vier Versuche und der Mangel an Alternativen auf der Bank des RKH wurde zum Bumerang. Neuenheim freut sich damit über den Bonuspunkt und steht mit 10 Punkten nun deutlich vor dem RKH, mit dem man zuvor punktgleich war. Auch Erzrivale Handschuhsheim ist somit weiterhin hinter der Mannschaft von Trainer Lars Eckert. Doch bevor es für den SCN zum Abschluss der Hinrunde zum großen Derby gegen eben jene Löwen geht, bleibt dem SCN noch die Chance auf der anderen Neckarseite zu Gast bei der RGH zu punkten. Für Heusenstamm wird das Punktesammeln derweil nicht einfacher, denn zum nächsten Spieltag empfängt man niemanden geringeres als Ligaprimus und Meister TVP.
RC Luxemburg 15 - 20 TSV Handschuhsheim
Für den TSV Handschuhsheim war der Sieg zu Gast in Luxemburg ein ganz wichtiger. Mit dem zweiten Saisonsieg gelingt den Löwen von Trainer Peter Ianusevici der wichtige Befreiungsschlag, mit dem man sich erst einmal vom RKH und den Luxemburgern absetzen kann. Die Partie auf dem Kunstrasen von Cessange war über weite Strecken ausgeglichen und wenn sich Vorteile ergaben, dann meist über die starken Stürmer des TSV. Die 5:0 Fürhung per nicht erhöhtem Versuch konnte der Gast noch vor der Pause durch einen Oluoch Straftritt und einen erhöhten Versuch on El-Chami in ein 10:5 drehen.
Die zweite Hälfte wurde dann zu einem Spiel auf Messers Schneide, der Straftritt des TSV zum Auftakt wurde vom RCL mit einem Versuch gekontert, so dass beim Stande von 13:12 nur ein winziges Pünktchen zwischen den Mannschaften lag. Als dann in einem immer ruppigeren Spiel der TSV durch eine Gelbe und der RCL durch eine rote Karte für einen ihrer Stürmer nur noch mit 14 Mann auf dem Feld standen fiel die Entscheidung per Gedränge. Einem kraftvollen Scrum der Gäste konnten die himmelblauen Luxemburger nur noch regelwidrig stoppen, so dass dem TSV per Strafversuch die 20:12 Führung errung.
Ein weiterer Straftritt der Luxemburger sicherte diesen den nunmehr dritten Defensiv-Bonuspunkt, doch den Gast vom Neckar noch einmal abzufangen wollten den Ruggern aus dem Großherzogtum nicht gelingen. In den beiden abschließenden Spielen der Hinrunden gegen den HRK und TVP wird dies sicherlich nicht einfacher. Beim TSV kann man mit dem Sieg im Rücken etwas gelassener in die beiden letzten Ligaspiele des Jahres gegen Frankfurt und den Erzrivalen Neuenheim gehen.
Süd/West
RK 03 Berlin 52 - 24 Rugby Club Leipzig
Manch ein interessierter Besucher traute seinen Augen nicht. Zur Halbzeit der Partie lag der sächsische Gast mit 21:12 in Front und schien ganz nah an der Sensation des Spieltages dran zu sein. Immerhin hatten es die Messestädter mit dem absoluten Liga Primus zu tun. Selbst die frühe Führung der Schwarz-Gelben aus der Hauptstadt vermochte der Mannschaft von Trainer Christian Lill wenig Sicherheit zu geben. Leipzigs Nummer acht Förtsch tankte sich nämlich quasi im Gegenzug durch mehrere Tackles zur erstmaligen Führung des RCL durch.
Ein Versuch per RK03 Paket zur erneuten Führung der Hausherren vermochte den Kampfgeist der Leipziger nicht zu bändigen. Vor der Pause gelangen dem Gast noch zwei schnelle Versuche, der erste davon Star-Gastspieler und Tonga-Olympionik Bruno Banani. Beim RK war man aber nicht gewillt die seit Jahren makellose Heimbilanz gerade gegen den RCL zu vermiesen und drehte in Hälfte zwei mächtig auf. Zwei ganz starke Gedränge der Ost-Berliner nutzten Nummer acht Duwe und Nummer neun Neumann einfache Versuche verzeichnen konnten.
Mit dem Offensiv-Bonus und der erneuten Führung im Rücken ließ man sich auch von einem Leipziger Straftritt zum 24:26 nicht aus dem Konzept bringen und spielte die eigenen Stärken weiter aus. Die zunehmende Leipziger Undiszipliniertheit resultierte in gleich drei gelben Karten in Hälfte zwei und der Gastgeber wusste daraus seinen Vorteil zu ziehen. Im Minutentakt liefen die Männer von Trainer Lill nun in das Gäste-Malfeld ein und kamen in der letzten halben Stunde auf ganze fünf weitere Versuche. Erst eine gelbe Karte für Falk Duwe gegen Ende der Partie für ein Tackle aus dem Abseits beschloss den Versuche-Reigen des RK03.
Das Ende der Partie, in der der RK03 erst in Hälfte zwei seinen hohen Ansprüchen gerecht wurde, war geprägt von vielen Nickligkeiten und am Ende war es auch der übermäßigen Nachsicht des Schiedsrichtergespanns zu verdanken, dass keine der Rangeleien mit einer roten Karte endete. Berlin bleibt damit an der Spitze der Tabelle in einem Kopf an Kopf Rennen mit Hannover 78, während die Leipziger gegen den BRC weiter Distanz zwischen sich und die beiden letzten Tabellenplätze schaffen wollen. Das Gastspiel des RK03 bei Victoria Linden müsste, der Papierform nach, eine deutlliche Angelegenheit werden.
SC Germania List 76 - 24 Hamburger Rugby Club
Der Hamburger RC ist nach dem Höhenflug mit Derbysieg und hervorragendem Saisonstart wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgekehrt. Im Duell mit dem Tabellennachbarn Germania List war der HRC zu keinem Zeitpunkt ebenbürtig. Das ausgeglichene Auftaktviertel mit zwei Germania Versuchen über die Dreiviertelreihe und einem Sturm-Versuch des HRC wog den Gast in trügerische Sicherheit. Ein wahrer Orkan wirbelte die HRC-Defensive in den kommenden Minuten auseinander und ein ums andere Mal konnte die an diesem Tag überragende Hintermannschaft um Daniel und Niklas Koch ins Hamburger Malfeld einlaufen. Schon zur Halbzeit hatte die Germania die 50 Punkte Marke übertroffen und war auf bestem Wege dem direkten Konkurrenten eine riesige Blamage zuzufügen.
Als es dann gute zehn Minuten vor dem Ende 76:7 für den Gastgeber stand, war eine dreistellige Punktzahl für die Männer um den wiedergenesenen Kapitän Stefan Mau nicht mehr außer Reichweite. Doch Hamburgs eigentlich starker Sturm fing sich noch einmal und konnte mit drei Versuchen in der Schlussphase der Partie gar dafür sorgen, dass sich der Ausflug des HRC gelohnt hat. Denn mit dem Bonuspunkt kann man auf Seiten der Mannschaft von Trainer Carsten Segert eine absolute nicht-Leistung zumindest ein wenig übertünchen. Zu allem Überfluss holte sich Germanias Melvin Treder noch Minuten vor dem Ende einen Platzverweis via zweiter gelber Karte ab. Damit dürfte das eigentlich überragende Fazit auf Seiten der Hannoveraner ein wenig getrübt sein.
In der nächsten Woche zu Gast bei den Kiez-Ruggern von Pauli wird Germania dann weiter punkten müssen um den Anschluss an das Top-Duo 78 und RK03 zu halten die den Germanen zwei Punkte enteilt sind. Der HRC wiederum wird sich gehörig steigern müssen um daheim gegen Hannover 78 erneut Punkte für die Tabelle sammeln zu können.
Hannover 78 83 - 0 TSV Victoria Linden
Für die jungen Zebras von ex-Nationaltrainer Rainer Kumm geht die schwierige Saison nahtlos weiter. Auch gegen den zweiten Hannoveraner Top-Klub muss sich der Aufsteiger deutlich geschlagen geben. Zu keinem Zeitpunkt fand der Gast beim großen Nachbarn ein Mittel gegen dessen wirbelnde Dreiviertelreihe um die überragend aufspielenden Kopp, Burgdorf und co. Selbst ohne den geschonten Siebener-Nationalspieler Phil Sczcesny hatte 78 wenig Mühe die Verteidigung von Victoria zu knacken.
Bereits mit dem Pausenpfiff war der Gastgeber mit 48:0 enteilt und nach drei weiteren Versuchen nach Wiederanpfiff war es erst eine gelbe Karte für Hannovers Körner wegen hohem Tackling, die den Punkteregen für 78 vorerst beendete. In den letzten zehn Minuten kamen dann noch zwei Versuche vom überragenden Nico Burgdorf hinzu, dem damit ein Hattrick gelang. Bei der Victoria wird man sich mit diesem gebrauchten Tag nicht allzu lange aufhalten wollen, doch mit dem RK 03 droht am nächsten Spieltag schon erneut Ungemach. 78 wiederum befindet sich weiter im Kopf an Kopf Rennen mit Berlin an der Spitze und wird dementsprechend auch in Hamburg versuchen müssen die vollen fünf Punkte zu sichern.
Berliner RC 54 - 7 FC St. Pauli
Schon zum Pausenpfiff war an der Berliner Jungfernheide alles klar. Der BRC hatte sich mit seinen vier Versuchen den Bonuspunkt gesichert und einzig ein an die Stange gesetzter Straftritt war auf Seiten den Paulianer bemerkenswert. Wie bereits im Derby in der Vorwoche war Paulis Leistung über weite Strecken seltsam lethargisch und durch mangelndes Selbstvertrauen geprägt.
Denn auch in Hälfte zwei war es einzig der BRC, der das Spiel machte. Weitere vier Versuche, darunter auch erneut einer des überragenden Neuzugangs Will Armitage, machten aus der Partie eine ganz klare Angelegenheit. Erst ganz spät waren die Paulianer in der Lage sich den Ehrenversuch zum 7:54 aus ihrer Sicht zu sichern.
Im kommenden Heimspiel gegen Germania List wird sich Pauli strecken müssen, um etwas zählbares mitzunehmen. Der BRC wiederum wird in Leipzig vor einer ganz engen Partie stehen, in der sich entscheiden wird, wer im gesicherten Mittelfeld überwintern darf.
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