Vor großer Kulisse immer einen Schritt voraus: Der HRC gewinnt das Hamburger Derby gegen Pauli. Foto (c) Holger Beck; HB-Fotographie
Die Rugby Bundesliga hat sich an diesem Wochenende mit einigen spektakulären Spielen zurückgemeldet. Allen voran der HRC beweist mit seinem dritten Saisonsieg, dass man sich von der Rolle des Abstiegskandidaten in der Vorsaison weiterentwickelt hat und das gegen niemanden geringeres als den Erzrivalen Pauli. Hannover 78 muss dagegen in Leipzig bis zuletzt um den Sieg zittern während sich der Aufsteiger Luxemburg die erste Klatsche der Saison eingefangen hat.
Nord/Ost
RC Leipzig 26 - 32 Hannover 78
Der Hannoveraner Gast war mit einer eindeutigen Zielsetzung nach Leipzig gereist: Ein klarer Sieg mit Bonuspunkt musste her. Denn nur mit der vollen Punktausbeute konnte der Klub aus der niedersächsischen Landeshauptstadt mit dem RK 03 Berlin Schritt halten im Kampf um die Tabellenspitze. Denn die Hauptstädter hatten bereits in der Vorwoche mit ihrem Derbysieg vorgelegt und führten die Tabelle mit 15 Punkten an.
Dass die 78er eine derart enge Partie erwarten würde, hätte sich das Trainerduo Schippe/Krause sicherlich nicht erträumt. Zumal der Auftakt nach 20 relativ ruhigen Minuten dann doch völlig nach Plan lief für den Gast. Nachdem 78 mit dem Sturm keinerlei Lücken fand, erledigte ein cleverer Cross-Kick den Job für 78, denn Außen Nico Burgdorf konnte die Murmel aufnehmen und zum ersten Versuch ablegen. Nur Minuten später war es erneut die pfeilschnelle Dreiviertelreihe das Gastes, die sich über eine schnelle Passstaffete eine Überzahl auf Außen erkämpfen konnte und zum Versuch ablegen konnte.
Wer nun aber glaubte, dass der Leipziger Widerstand durch das schnelle 0:15 gebrochen sei, sah sich getäuscht. Nach einer guten halben gespielten Stunde war auf einmal Leipzig am Drücker und kam mit seinem Sturm mehrmals in gefährliche Positionen, bevor schlussendlich RCL-Kapitän Benno Förtsch die entscheidende Lücke fand und den ersten Versuch für die Messestädter legen konnte. Ein zweiter Versuch von Verbinder Leroux van Zyl nur Minuten später mit dem Pausenpfiff brachte den RCL plötzlich wieder in die Partie, beim Stand von 12:15 trennte die beiden Mannschaften auf einmal nur noch ein Straftritt.
Der Gast aus der niedersächsischen Landehauptstadt hatte eine sichere Führung innerhalb von nur weniger Minuten verspielt und dementsprechend muss auch die Halbzeitansprache des Hannoveraner Trainerteams ausgefallen sein. 78 kam furios aus den Startblöcken und legte gleich zum Auftakt der zweiten Spielhälfte nach nur drei gespielten Minuten den dritten Versuch. Doch spiegelbildlich zur ersten Hälfte bedurfte es eines Hannoveraner Weckrufes, damit der Gastgeber Leipzig selbst wieder aktiv wurde. Dem Anschlussversuch nach 60. gespielten Minuten durch Kilian folgte ein weiterer kurioser Versuch der Leipziger. Hannover wollte sich eines zu kurz geratenen Straftritts der Leipziger entledigen, doch der Befreiungskick wurde vom Leipziger Xaver Remke geblockt, der dann selbst zum Versuch ablegen konnte. Plötzlich führte Leipzig in einer verrückten Partie mit 26:25 und stand kurz vor der riesigen Überraschung.
Doch Leipzigs Führung sollte nicht lange halten, denn praktisch im Gegenzug konnte Hannover erneut auf Außen seine Überlegenheit in Punkte ummünzen. Mit dem 32:26 ging es in die letzten zehn Minuten der Partie, die sich nun auf Messers Schneide befand. Doch das ständige Hin und Her in der Schlussphase resultierte nicht mehr in Punkte für eine der beiden Mannschaften. So konnte sich der RCL mit zwei Bonuspunkten über eine unerwartet hohe Ausbeute freuen, dürfte aber die verpasste Chance auf die ganz große Überraschung nachtrauern. Das Punktesammeln dürfte für die Sachsen in der nächsten Woche zu Gast beim Ligaprimus RK 03 sicher nicht einfacher werden. Für 78 hingegen heißt es Aufgabe erfüllt, auch wenn es deutlich knapper war als von den 78ern antizipiert. Gegen das Schlusslicht Victoria Linden werden die Männer von der Leine ihre Punktekonto weiter füllen wollen.
TSV Victoria Linden 3 - 81 SC Germania List
Germania hält im Kampf in der Spitzengruppe der Bundesliga Nord schritt. SCG-Coach Duiane Lindsay hatte von seinen Jungs eine konzentrierte Leistung über die gesamte Spielzeit hinweg gefordert und Koch und co. lieferten genau das ab. Von Anfang an machte die Germania klar, dass sie hier nur mit einem Bonuspunkt-Sieg zufrieden sein würde. Bereits nach einer halben gespielten Stunde hatte der Gast den Offensiv-Bonus für vier gelegte Versuche sicher und konnte bis zur Pause auf 36:3 davonziehen.
Nach der Kritik des Germania-Trainers unter der Woche, dass man bis dato noch kein Spiel über die gesamte Spielzeit auf hohem Niveau durchgezogen habe, war der Vorjahres-Zweite auch zu Beginn der zweiten Hälfte nicht gewillt den Fuß vom Gas zu nehmen. Den nie aufgebenden jungen Zebras von ex-Siebener Nationaltrainer Rainer Kumm mangelte es aber an Erfahrung und an der Physis, um im zweiten Durchgang weitere Durchbrüche und Versuche der Germania zu verhindern. Man war vor der Partie keinerlei Illusionien unterlegen und sich der Tatsache bewusst, dass die Germania eine andere Kragenweite sein würde.
So erzielte die Germania weitere 45 Punkte im zweiten Durchgang und setzte mit dem bisher höchsten Saisonsieg ein Ausrufezeichen im Kampf des Spitzentrios der Nordstaffel. In der kommenden Woche wird Germania dann daheim den HRC empfangen. Mit dem Derbysieg im Rücken und dem guten Saisonstart wird sich das Team von Carsten Segert sicherlich nicht als aussichtsloser Punktelieferant nach Hannover begeben wollen. Für die Victoria werden die Gegner indes nicht einfacher, denn in der kommenden Woche geht es im nächsten Hannover-Derby gegen 78. Bei der Victoria will man sich von der bisher sieglosen Saison nicht entmutigen lassen. Weiterhin stehe die Entwicklung der jungen Mannschaft an oberster Stelle.
Hamburger RC 15 - 5 FC St. Pauli
Mit ganz breiter Brust trat der Hamburger RC das erste Derby der Saison um die Rugby-Vorherrschaft in der Hansestadt an. Vom zuverlässigen Punktelieferanten für Pauli hatte sich der rot und schwarz spielende HRC zu einem Konkurrenten auf Augenhöhe entwickelt. Dem Gastgeber war nun in dieser Saison gar der deutlich bessere Start gelungen und dementsprechend war es nicht vermessen, den HRC als leichten Favoriten im Vorfeld auszumachen.
Vor Hamburger Rekordulisse von über 1000 Zuschauern legte der HRC dann auch entsprechend selbstbewusst los. Auf dem grünen Rasen der Rugby-Arena an der Saarlandstraße war es der HRC, der zuerst den Riegel vor dem Paulianer Malfeld per spektakulärem Solo knacken konnte. Die zusätzlichen Kick-Punkte ließ der HRC dann aber, wie so oft an diesem Nachmittag, liegen. Erst ein weitere Straftritt vor der Hälfte sorgte mit dem 8:0 erstmals für einen Abstand von mehr als einem verwandelten Versuch. Pauli war nun gefordert, konnte aber bis zur Halbzeit nicht mehr punkten.
Nach der Pause war es dann aber erneut der Gastgeber, der durch den Kapitän Matthias Abel höchstselbst zu Punkten kam. Nun war der Derbysieg in Reichweite und der HRC spielte seinen Stiefel bis in die Schlussphase souverän herunter, bis Pauli dann Minuten vor Schluss doch noch zum Anschluss per nicht erhöhtem Versuch kam. Doch der Sieg der Rot-Schwarzen geriet nicht mehr in Gefahr und so konnte man dem Rivalen selbst den Defensiv-Bonuspunkt verwehren. Als Tabellenvierter nur einen Punkt hinter der Lister Germania wird man nun in der kommenden Woche versuchen zu Gast bei eben jener Germania den Anschluss an das Spitzentrio zu verkleinern. Pauli wiederum hat zu Gast beim BRC eine schwere Aufgabe vor der Brust, hatte doch der HRC bereits sang- und klanglos in der Jungfernheide ohne eigene Punkte verloren.
Süd/West
TSV Handschuhsheim 17 - 49 Heidelberger RK
Der Heidelberger Ruderklub geht personell weiter auf dem Zahnfleisch. Auf dem Spielberichtsbogen fand der geneigte Beobachter erneut so illustre wie unerwartete Namen, wie die von Robert Mohr und Trainer Pieter Jordaan selbst. Einsätze der beiden Veteranen werden sicher nicht geplant gewesen sein, aber dennoch machte das prominent besetzte Klub-Lazarett diese Nominierungen nötig. Aber auch die Löwen vom TSV Handschuhsheim kämpfen derzeit mit Verletzungssorgen, konnten aber mit Marcus Bender einen erfahrenen Erste-Reihe-Stürmer zurück in der Mannschaft begrüßen.
Die Rückkehr von Bender bei gleichzeitigem Ausfall von Kleebauer auf Seiten des Ruderklub zeigte sich in einer eindeutigen TSV-Dominanz in den Gedrängen. Dennoch war es der HRK, der in der 20. und 23. Minute per Doppelschlag des Nationalmannschafts-Duos Hittel und Garner mit zwei Versuchen in Führung ging. DRV VII Ass Robert Hittel konnte dann noch mit spektakulärem Finish an der Eckfahne nachlegen. Erst nachdem Klub-Kapitän Kehoma Brenner nach einem Handgemenge für zehn Minuten auf die Sünderbank musste, gelang es dem TSV mehr Spielanteile zu erlangen. Und tatsächlich schob der stark mitspielende TSV Sturm ein Paket ins Malfeld des Lokalrivalen.
Doch das Spiel wurde dadurch nicht sonderlich offener. Noch vor dem Pausenpfiff kam der Gast zu seinem vierten Versuch und hatte dadurch bereits den Bonuspunkt sicher. Im zweiten Durchgang wollte Handschuhsheim sich dann auf seinem alten Platz spielend als Spielverderber präsentieren. Eine solide Defensive und nach 15 gespielten Minuten im zweiten Durchgang ein Versuch per Gedränge, das der TSV bis über die Mallinie schieben konnte, kreierten noch mal ein wenig Hoffnung bei den Löwen Fans. Doch HRK-Stürmer und Nationalspieler Timo Vollenkemper nahm dem Löwen-Anhang schnell wieder jegliche Hoffnungen, noch einmal in die Partie zu kommen. Ein weiterer HRK-Versuch nach einer Gasse läutete eine stürmische Schlussphase ein, in der dem Ruderklub noch drei weitere Versuche gelangen.
Erst mit der letzten Aktion konnte sich der Rückkehrer in Reihen der Löwen von Trainer Peter Ianusevici, Nationalspieler Markus Bender, über die gegnerische Linie tanken. Die schnelle Erhöhung per Dropkick, um noch die Chance auf einen vierten Versuch und den Bonuspunkt zu haben, nützte nichts mehr. Die Partie war beendet und Handschuhsheim wird erst in der kommenden Woche in Luxemburg die Chance auf die nächsten Punkte haben. Der HRK hingegen wird mit weiterhin dünnem Kader zum Spitzenspiel beim Meister und Tabellenführer Pforzheim antreten müssen.
SC Neuenheim 3 - 39 TV Pforzheim
Auch ohne den australischen Spielmacher Matthew Bressons, DRV XV und VII Ass Carlos Soteras Merz und den ehemaligen Neuenheimer Samj Harris marschiert der Meister weiter unbeirrt an der Spitze der Rugby-Bundesliga. Zu Gast bei den Königsblauen aus Neuenheim waren die Rhinos von der ersten Minute an überlegen und zeigten eine konzentrierte Leistung. Zur Pause führten die Männer von Coach Willis bereits mit 22:3 und hatten den Bonus für vier gelegte Versuche bereits in der Tasche.
Im Gegensatz zu den bisherigen Saisonspielen zeigte sich der Meister aufgrund der Umstellungen mit verstärktem Sturmspiel und dominierte vor allem bei den Standards. TVP-Neuzugang Ali Sürer vom TSV zeigte auf der Verbinder-Position eine solide Vorstellung, vermochte aber natürlich nicht an die Erfahrung des ehemaligen italienischen Nationalspielers Bressons heranreichen. Direkt zum Auftakt der zweiten Hälfte sorgte Simbabwe-Siebener-Blitz Manasah Sita seine ganze Klasse und sorgte mit dem fünften TVP-Versuch endgültig für die Entscheidung.
Drei weitere Versuche der Rhinos und eine von einem Platzregen gezeichnete Endphase des Spiels änderten nicht mehr viel an dem Charakter der Partie. Pforzheim steht nach vier Spieltagen als einziger ungeschlagener Klub mit der Maximalausbeute von 20 Punkten an der Spitze der Tabelle. Diese makellose Bilanz gegen den Ruderklub zu verteidigen wird die Zielsetzung am kommenden Wochenende sein. Der SCN hingegen wird am kommenden Wochenende gegen Heusenstamm im fünften Saisonspiel den zweiten Saisonsieg anstreben um im direkten Duell den RK Heusenstamm auf Abstand zu halten.
RG Heidelberg 94 - 5 RC Luxemburg
Für den Gast aus dem Großherzogtum sollte es kein einfacher Tag werden. Coach Alex van Zeeland hatte im Vorfeld schon einige verletzungsbedingte Änderungen vornehmen müssen und in der ersten Auswärtspartie des Aufsteigers ging es gegen niemanden geringeres, als die RGH. Der Siebener-Meister, nach dem Sieg gegen den HRK mit umso mehr Selbstbewusstsein ausgestattet, sollte dem RCL die erste dicke Klatsche der Saison verpassen.
Nach engen Heimspielen gegen den SCN und RKH, konnte der RCL nie mit der flinken Dreiviertelreihe der RGH mithalten. Die Männer vom Trainerduo Finsterer/Weselek spielten Katz und Maus mit ihrem Gegner, der zu keinem Zeitpunkt das Tempo der Orange Hearts mitgehen konnte. Im kommenden Heimspiel gegen den TSV dürfte man mit den sturmlastigen Löwen einen Gegner haben, der mehr der eigenen Spielanlage entspricht. Die RGH wird derweil beim SC 1880 Frankfurt auf ihre Chance lauern. Sollte der TVP gegen den HRK nicht gewinnen, könnten die Orange Hearts bis auf einen Punkt an die Tabellenspitze heranrücken.
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