Über weite Teile der Partie hatte die RCR-Defensive den Neckarsulmer Gast unter Kontrolle. Foto (c) Fritz Rudolf
Auch im Rugby-Unterhaus gab es am vergangenen Wochenende nur einen abgespeckten Spielplan und insgesamt lediglich drei Partien. Im Osten waren es die Liga-Neulinge Grizzlies, die den Bundesliga-Absteiger Hohen Neuendorf erstaunlich deutlich bezwangen und damit die Tabellenführung konsolidierten. Der Sieg der Grizzlies wurde aber von einer Kontroverse gegen Ende des Spiels überschattet. Im Süden rang der RC Rotweil um Duell der bisher ungeschlagenen Vereine den Verfolger Neckarsulm nieder und steht damit als einziger Klub mit blütenweißer Weste an der Tabellenspitze.
Ost
Rugby Union Hohen Neuendorf 7 - 54 Berlin Grizzlies
Der mehr als deutliche Sieg im Ost-Spitzenspiel der Berliner Grizzlies, die sich unter tatkräftiger Mithilfe von Mick Schmidt zu einem Kandidaten für den direkten Durchmarsch aus der Regionalliga in die Bundesliga entwickelt haben, wurde leider schlussendlich von einer Kontroverse überschattet. Nur Minuten vor dem Abpfiff einer bis dahin einseitigen Partie hatte der Neuendorfer Außen Firas Hassani den einzigen Versuch der RU gelegt und war, laut Aussage des Gastgebers, nach dem Ablegen des Balles zum Versuch noch am Boden liegend von gleich zwei Spielern der Grizzlies attackiert worden. Diese haben, nach Darstellung der RU, diesem mit dem Knie eine Platzwunde zugefügt und ihn dabei so hart getroffen, dass Hassani bewusstlos im Malfeld liegen blieb. Der Schiedsrichter der Partie beließ es bei einer gelben Karte, was die Brandenburger wiederum für einen "Witz" halten.
Berlin Grizzlies Vizepräsident und Team-Manager Moritz Koburg dagegen zeigte sich völlig überrascht ob der Anschuldigungen des Brandenburger Gegners. Die Verletzung des RU-Außen sei vielmehr der Unerfahrenheit des Grizzlies-Spieler geschuldet, der sich etwas ungeschickt angestellt habe und den Neuendorfer getroffen habe. Beide Verfolger hätten völlig legitimerweise versucht, den durchgebrochenen Hassani am Versuch zu hindern und seien nur minimal zu spät gekommen, ohne jegliche Intention dem Gegenspieler zu schaden. Eigentlich habe man, so Koburg weiter, die Geschehnisse in Rugby-üblicher Manier nach dem Spiel mit einer Entschuldigung geklärt. Um so überraschender sei es nun, dass die RU dann so schwere Anschuldigungen auf ihrer Webseite äußere. Wir von TotalRugby waren leider nicht vor Ort und haben uns dazu entschlossen beide Seiten ohne jegliche Wertung zu Wort kommen zu lassen.
Abseits des kontroversen Endes hatte der Aufsteiger aus der Hauptstadt das Geschehen auf dem grünen Rasen über die gesamte Spielzeit dominiert. Schon früh sahen sich die Absteiger aus der Bundesliga in der Defensive festgenagelt. Drei Versuche innerhalb der ersten dreißig Minuten folgten weitere drei, als der Gastgeber sich zu allem Überfluss auch noch drei gelbe Karten einfing. Insgesamt war es für die RU ein gebrauchter Nachmittag, der zu allem Überfluss noch in der Verletzung des Außen Hassani gipfelte, der nun mehrere Wochen nach der erlittenen Platzwunde und Gehirnerschütterung ausfallen wird. Doch gerade für das nun anstehende Derby gegen den Lokalrivalen aus der Ofenstadt Velten wird man jeden Spieler gebrauchen können.
Die Grizzlies waren mit ihrem Auftritt rundum zufrieden nachdem man gegen den vermeintlichen Hauptkonkurrenten "Leidenschaft, Hingabe und Aggression" gezeigt habe. Der Neuling marschiert damit weiterhin unbeirrt in der zweiten Bundesliga Ost voran und wird auch bei ihrer nächsten Partie auswärts in Dresden Favorit sein. Drei Siege mit Offensiv-Bonuspunkt und ein Punkteverhältnis von +197 sprechen eine deutliche Sprache.
Berliner RC II 26 - 17 USV Potsdam
Für die Rugger aus der brandenburgischen Landeshauptstadt hagelte es bereits die zweite knappe Niederlage in dieser Saison. Doch der Pleite in Dresden hatte man einen überzeugenden Heimsieg gegen den Brandenburger Rivalen Velten folgen lassen. Nun aber wird der Blick des Vorjahreszweiten in der Tabelle trotz des dritten Platzes erst einmal eher nach unten gehen. Denn in der kommenden Woche könnten mit dem BRC II, den Dresdnern und der RU Hohen Neuendorf gleich drei Vereine an den Potsdamern vorbeiziehen, während diese an ihrem spielfreien Wochenende zum Zuschauen verdammt sind.
Ein nervöser Auftakt der Potsdamer Adler, schwache Standards und viele Fehler bedeuteten, dass der USV bereits zur Halbzeit mit 7:14 Rückstand in die Pause musste. Als dann noch einige Leistungsträger verletzungsbedingt ausfielen, tat sich Potsdam noch schwerer und konnte schlussendlich nicht einmal einen Defensiv-Bonus für den betriebenen Aufwand einheimsen. Im nächsten Spiel beim Schlusslicht sollte es für den USV also schon ein Sieg sein, will man es erneut in die Playoffs schaffen. Für den BRC II geht es ebenso auswärts weiter, wobei die zurückzulegende Strecke ungemein kürzer ist. Mit der RU Hohen Neuendorf erwartet die Zweitvertretung des BRC ein dicker Brocken.
Süd
RC Rottweil 20 - 15 Neckarsulmer SU
Die Ausganglage vor diesem Spiel war eindeutig, der Sieger dieses Duells der bis dahin noch ungeschlagenen Mannschaften würde der neue Tabellenführer der Südstaffel der zweiten Rugby-Bundesliga werden. Dementsprechend hart umkämpft war die Partie zwischen den beiden Spitzenklubs aus Baden-Würtemberg. Den besseren Start erwischte dabei der Gast aus Neckarsulm. Der gehörige Druck, den die NSU-Läufer nach einem eigenen Befreiungskick auf den Fänger des heimischen RCR machten zahlte sich aus. Tief in der eigenen Hälfte verlor die Heimmannschaft das Spielgerät und wurde prompt mit dem 0:5 durch den Gast bestraft.
Der Hausherr brauchte jedoch nur fünf Minuten um den nicht erhöhten Versuch des Gastes auszugleichen. Nach einem mittigen Gedränge an der NSU 22 spielten die Schwarzwälder schnell auf der kurzen Seite und konnten mit ihrem Außendreiviertel punkten. Die restlichen 15 Minuten der ersten Hälfte wurden mit offenem Visier geführt, ohne dass es einer Mannschaften gelungen wäre den Ball über die Mallinie zu bugsieren, so dass man beim Stand von 5:5 in die Pause ging. Der Start in die zweite Spielhälfte wollte den nun bissig auftretenden Rottweilern besser gelingen. Eine lange Drangphase tief in der Hälfte des Gastes resultierte in einer Gasse tief in der NSU 22, die der RCR per Paket in wertvolle Punkte ummünzen konnte.
Doch erneut schwang das Pendel in die andere Richtung, als das Heimteam den Ankick nicht unter Kontrolle bringen konnte und der in blau und weiß spielende Gast vom Neckar per Sturm wertvolle Meter machne konnte. Ein cleverer Kick auf den Außendreiviertel bedeutete dann der direkte Gegenschlag in Form eines Versuches und die daraus resultierende 12:10 Fürhung für die NSU. In der Folge musste der nun führende Gast wütende Angriffe seitens der schwarz-gelben Gastgeber verteidigen, wobei sich einige Spieler der Gäste alles andere als clever anstellten. In nur wenigen Minuten verloren die Unterländer Gäste zwei Spieler mit Gelb aufgrund eines jeweils zu hoch angesetzten Tackles, bevor dann das dritte "High Tackle" mit Rot geahndet wurde.
Die NSU hatte sich selbst in eine absolut prekäre Situation gebracht und per Straftritt konnte der RCR acht Minuten vor dem Abpfiff schließlich die Führung mit 13:12 wiederherstellen. Die deutliche Überzahl auf dem Feld konnten die Schwarz-Gelben dann zur Entscheidung nutzen. Ein Kick über die Verteidigung wurde zum Versuch und dem sicheren Sieg verwandelt. Doch mit dem Schlusspfiff konnten sich die heute stark auftretenden Gäst immerhin noch den Defensiv-Bonus per Straftritt sichern.
Der zweite relativ knappe Sieg des RCR beschert den Schwarzwäldern die unangefochtene Tabellenführung, die es daheim gegen den schlecht gestarteten Vorjahressieger München RFC zu verteidigen gilt. Die NSU hingegen wird gegen den Tabellenletzten aus Regensburg ein paar vermeintlich einfachere Punkte im Heimspiel anstreben.
|