Der RK Heusenstamm lag lange gut im Spiel, ließ aber am Ende die nötige Cleverness vermissen. Foto (c) Kessler
Zwei Derbies und zwei Favoritensiege gab es in der Rugby Bundesliga am Wochenende zu vermelden. Doch weder das Duell um die Rugby-Krone in Berlin, als auch das Duell der beiden Bundesligisten aus dem Rhein-Main-Gebiet waren derart deutlch, wie das der eine oder andere Beobachter im Voraus vermutet hätte.
Nord/Ost
RK 03 Berlin 25 - 15 Berliner RC
Mit 46:5 auf heimischen Platz und 0:28 zu Gast beim Rivalen BRC hatte der RK 03 im letzten Jahr beide Derbies deutlich für sich entscheiden können und damit seinen Status als beste Mannschaft der Hauptstadt zementiert. An diesem Woche hatten die Schwarz-Gelben erneut das Duell um den Titel "Kings of Berlin" ausgerufen. Doch wer nun vermutete, dass auch dieses Derby ähnlich deutlich ausgehen würde und der BRC nach dem Verlust von Raphael Hackl an den Erzrivalen noch deutlicher verlieren würde, sah sich getäuscht. Der BRC zeigte früh in der Partie nicht gewillt zu sein, als einfacher Punktelieferant für den RK zu fungieren.
Die ersten Hits des Gastes saßen und trotz mehr Ballbesitz für den Favoriten sah dies nicht direkt nach einer klaren Sache aus. Als dann Kettels einen weiten Pass von Dobslaw abfing und zum vermeintlich ersten Versuch des Gastes abgelegt hatte rieben sich einige RK03 Anhänger verwundert die Augen. Doch der Schiedsrichter hatte einen langen Vorteil aufgrund eines späten Tackles laufen lassen und gab den Versuch dementsprechend nicht. So war es der Gastgeber, der per Straftritt von Schluss Bading in Führung ging.
Doch dem BRC gelang erst per Straftritt der Ausgleich, bevor man sich nach abgefangenem Pass tief in der Hälfte des RK wiederfand, wo Zimmermann auf links Außen den Weg über die Mallinie fand. Nur Minuten später gelang dem BRC nach gewonnener gegnerischer Gasse in der 22 des Gegners der zweite Versuch. Erneut war es Zimmermann, der dieses Mal mittiger durchbrach und Kaye damit die Erhöhung vereinfachte. Der krasse Außenseiter lag auf einmal mit 15:3 auf dem Feld des Gegners vorne.
Dem Favoriten gelang erst in der Folge sich über sein starkes Gedränge in die Partie zu kämpfen. Straftritte und schließlich eine gelbe Karte für den Gast aufgrund von wiederholter Regelverstöße waren das Signal zum Angriff. Nur Minuten nachdem der BRC in Unterzahl spielen muss und mit der letzten Aktion konnte RK 03 Stürmer Lukas Hinds-Johnson von der Achter-Position aufbrechend den Weg durch drei Tackles über die Mallinie finden. Somit hieß es zum Pausenpfiff nur noch 10:15 aus Sicht des Gastgebers.
Trotz des späten Nackenschlages durch den Gegenversuch gelang der Mannschaft von Danny Stephens ein guter Start in die zweite Hälfte, die fast mit einem Versuch belohnt wurde. Doch die nicht genutzte Chance zum Auftakt sollte sich postwendend rächen, denn in einer Kopie des ersten Versuchs war es erneut Hinds-Johnson, der sein Team mit seinem zweiten Versuch aus dem Gedränge ausbrechend in Führung brachte. Die Stärke des Ost-Berliner Sturms zeigte sich dann auch Minuten später als der RK per Paket seinen dritten Versuch legen konnte.
Nach einer langen Verletzungspause begann der BRC noch einmal richtig stark und wollte den 15:22 Rückstand wettmachen. Doch das Anrennen half nichts und Bading konnte per Straftritt den Schlusspunkt für den RK 03 setzen. Eine nickelige Schlussphase mit einigen Handgemengen beließ der Schiedsrichter ohne Karte und so war es am Ende nicht unerwartet der RK 03, der sich weiterhin Berlins beste Rugby-Mannschaft nennen darf. Doch der Auftritt des Gastes war ermutigend und im Rückspiel in der heimischen Jungfernheide wird man nicht chancenlos gegen diesen RK 03 sein.
Süd/West
SC Frankfurt 1880 21 – 12 RK Heusenstamm
"Es war ein richtiges Derby, uns wurde defensiv alles abverlangt" so der siegreiche Frankfurter Coach Karl Savimaki nach dem hart errungenen 21:12 Sieg seines Sport Clubs. Noch zur Halbzeit hatte der Gast aus dem Frankfurter Umland durch drei erfolgreiche Straftritte aus teils schwieriger Position von Verbinder Leon Hees mit 9:6 in Front gelegen. Frankfurts Kicker Sztyndera hatte einige Chancen ausgelassen und keines der beiden Teams hatte es über die Mallinie des Gegners geschafft.
Das Derby entsprach dann auch im ersten Durchgang eher einem Kampf, als einer hochklassigen Partie für Rugby-Feinschmecker. Frankfurts australischer Trainer sah aber dennoch die Früchte der vielen Arbeit, die an der Defensive gemacht wurde, denn immerhin gelang es dem RKH auch in der zweiten Hälfte nicht die Defensive des SC 80 entscheidend zu durchbrechen. Dafür zahlte sich Frankfurts zunehmender Mut machbare Straftritte auf die Stangen zu setzen und stattdessen die Gasse zu wählen schlussendlch aus.
Den ersten Frankfurter Versuch in der 45. Minute nach einer Gasse tief in der Heusenstammer 22 durch Mody Radashkovich konnte der Gast noch postwendend per Hees Straftritt zum 12:11 beantworten. Doch nach einem Straftritt durch Sztyndera war der Gastgeber wieder in Front. Mit noch 15 zu spielenden Minuten erzwang der in diesem Duell überlegene Frankfurter Sturm die Entscheidung mit der Brechstange. Frankfurts Neuzugang auf der ersten Reihe, der ehemalige Junioren-Nationalspieler Antonio Florio, tankte sich nach einer Gasse in kraftvoller Manier über die RKH-Linie. Sztyndera erhöhte den zweiten Frankfurter Versuch und auch der eingewechselte Siebener-Nationalspieler Sam Rainger konnte am Ergebnis nichts mehr ändern. Im Gegenteil, in der nickligen Endphase der Partie sah sowohl Rainger, als auch Frankfurts südafrikanischer Neuzugang Etienne du Plessis die gelbe Karte.
Heusenstamms letzte verzweifelte Angriffsversuche scheiterten, so dass die Mannschaft von Trainer Jens Steinweg den kurzen Heimweg mit leeren Händen antreten musste. Der Heusenstammer Trainer bemängelte vor allem die "individuellen Fehler, Abseitsstellungen und Undiszipliniertheiten" seiner Mannschaft, die ein sonst ausgeglichenes Spiel zu Gunsten des SC 80 entschieden hätten. In zwei Wochen wird der RKH dann gegen den SC Neuenheim die erneute Chance auf Punkte haben. Frankfurt wiederum wird gegen die RGH ein ungleich schwereres Spiel vor der Brust haben. Dessen ist sich auch Trainer Savimaki bewusst, der betont "derart viele Straftritte dürfen wir uns gegen die RGH nicht erlauben." Denn auch ihm wird nicht entgangen sein, dass sich Fabian Heimpel vom Tee in den letzten Wochen nur wenige Chancen hat entgehen lassen.
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